Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen unter Verwendung des Verfahrens BAAM. BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 1
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- Reiner Schreiber
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1 Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen unter Verwendung des Verfahrens BAAM BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 1
2 Was ist BAAM? BAAM - ein mehrstufiges, beteiligungsorientiertes Verfahren zur Ermittlung und Beurteilung von Arbeitsinhalten Arbeitsorganisation Mitarbeiterführung und Sozialen Beziehungen Sonstigen tätigkeitsbezogenen Belastungen, z.b. Arbeit mit Kunden Softwareergonomie Arbeit als Führungskraft Einsatzzwecke Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen nach Arbeitsschutzgesetz umsetzen Arbeitsbedingungen, Arbeitsabläufe und Zusammenarbeit verbessern Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit erhalten und steigern BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 2
3 Beurteilung psychischer Belastungen: Ziele Arbeitsbedingungen ermitteln, die psychisch belastend wirken und die Arbeit erschweren: Was führt zu Stress, Ermüdung, Verärgerung oder Monotonie? Maßnahmen zum Abbau belastender und störender Arbeitsbedingungen entwickeln und umsetzen arbeitsbedingte gesundheitsförderliche Ressourcen stärken Was regt an, macht Freude, motiviert? Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess einleiten Ziel der Gefährdungsbeurteilung ist es nicht, gesundheitliche Probleme einzelner Beschäftigter zu identifizieren! BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 3
4 Beurteilung psychischer Belastungen: Themen Arbeitsinhalte: Vollständigkeit, Handlungsspielraum, Abwechslungsreichtum, Informationen, Kompetenzen & Verantwortungen, Qualifikation, emotionale Inanspruchnahme Arbeitsorganisation: Arbeitszeit, Zeitdruck, Störungen/Unterbrechungen, Kommunikation/Kooperation, neue Arbeitsformen Soziale Beziehungen: Unterstützung durch Kollegen/innen und Vorgesetzten, Führung Arbeitsumgebung, Arbeitsmittel, Ergonomie: Arbeitsplatzgestaltung, Umgebungsfaktoren Quelle: angelehnt an gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse - Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie, 2012 BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 4
5 BAAM - Verfahrensschritte Projektorganisation/Steuerkreis: Terminplan, Verfahrensregeln, Rahmenbedingungen, Fragebogen abstimmen Information der Mitarbeiter/innen & Führungskräfte: Transparenz und Akzeptanz schaffen Mitarbeiterbefragung (Online, Papier oder gemischt) Auswertung der Ergebnisse (Belastungsschwerpunkte) Präsentation Befragungsergebnisse im Steuerkreis: Entscheidung über weiteres Vorgehen Information der Mitarbeiter/innen & Führungskräfte: Ergebnisse der Befragung und weiteres Vorgehen, Werbung um Mitarbeit Gruppenanalysen: Detailanalyse und Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen durch Mitarbeiter Steuerkreissitzung: Ergebnispräsentation, Entscheidung über verbindlichen Maßnahmenplan Information der Mitarbeiter/innen & Führungskräfte: Ergebnisse der Maßnahmenplanung Dokumentation gem. 6 ArbSchG Umsetzung der Maßnahmen Wirksamkeitsüberprüfung und Nachhaltigkeitsplanung BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 5
6 Orientierung: Mitarbeiterbefragung Die BAAM - Fragebögen im Überblick Basisbögen für alle Beschäftigten: 1. Angaben zu Arbeitsplatz, Tätigkeit, Person (z.b. Altersgruppe, Geschlecht) Mindestanzahl pro Gruppe: 5 Personen (Datenschutz/ anonyme Auswertung) 2. Arbeitsinhalte, Arbeitsumgebung, Arbeitsmittel 3. Arbeitsorganisation 4. Mitarbeiterführung und soziale Beziehungen 5. Gesundheitliche Beschwerden 6. Besonders belastende und entlastende Aspekte (offene Fragen) Optionale Zusatzbögen je nach Tätigkeit/Situation: 7. Arbeit als Führungskraft 8. Arbeit mit Kunden 9. Beurteilung der Softwareergonomie 10. Zielvereinbarungen 11. Unternehmenskultur und Veränderungsprozesse BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 6
7 BAAM - Fragebogen: Beispiele für Bewertungsmerkmale Bewertungsmerkmal (Beispiele aus verschiedenen Fragebogenmodulen) Trifft überwiegend zu... Trifft überwiegend nicht zu... Dieser Umstand belastet mich. Dieser Umstand erschwert die Erledigung der Aufgaben. ja nein ja nein Meine Arbeit ist abwechslungsreich. O O O O O O Die organisatorischen Abstimmungen zwischen meinem und anderen Arbeitsbereichen funktionieren. O O O O O O Mein direkter Vorgesetzter erkennt gute Arbeit an. O O O O O O Mir ist klar, was seitens des Unternehmens von mir als Führungskraft erwartet wird. O O O O O O Die Verständigung mit den Kunden funktioniert in der Regel problemlos. O O O O O O Die vereinbarten Ziele kann ich ohne ständigen Druck erreichen. O O O O O O Im Unternehmen werden neue Ideen gerne gesehen. O O O O O O Fragebögen werden an die Kundenanforderungen angepasst! BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 7
8 BAAM - Fragebogen: Auswertung (Auszug) Anteil Antworten: Arbeitsorganisation (I) Arbeitsbereich A, N = 93 Anteil "trifft nicht zu" Anteil "Dieser Umstand belastet mich" Anteil "Dieser Umstand erschwert die Erledigung der Aufgaben" 100% 90% 80% 70% 60% Werte ab 40%: Thema für Detailanalyse 59% 50% 46% 43% 49% 40% 32% 30% 20% 25% 14% 23% 21% 24% 12% 24% 10% 0% 3% 2% 1% Ich habe während meiner Arbeit regelmäßig direkten Kontakt zu anderen Personen. Bei Bedarf erhalte ich Unterstützung für meine Arbeit. Ich erhalte die erforderlichen Rückmeldungen über meine Arbeitsergebnisse. Die organisatorischen Abstimmungen innerhalb meines Arbeitsbereichs funktionieren. Die organisatorischen Abstimmungen zwischen meinem und anderen Arbeitsbereichen funktionieren. BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 8
9 Detailanalyse: Moderierte Gruppenanalysen moderierte Gruppenanalysen mit ausgewählten Mitarbeitern (ca Personen) Befragungsergebnisse des jeweiligen Arbeitsbereichs Detailanalyse der Belastungsschwerpunkte: Ermittlung konkreter Belastungen des jeweiligen Arbeitsbereichs Belastungsschwerpunkte bereichsspezifische Belastungen Ursachen bestimmen und Lösungen erarbeiten bereichsspezifische Lösungsvorschläge BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 9
10 Moderierte Gruppenanalysen: Ablauf Vorgespräch mit Führungskraft des Arbeitsbereichs (1-1,5 Std.) Zusammensetzung: ca Beschäftigte, die den Arbeitsbereich repräsentieren Teilnehmende werden von den Kollegen/innen ausgewählt oder melden sich freiwillig. Dauer: ca. 4 Stunden - Belastungsschwerpunkte aus der Fragebogenerhebung werden im Detail bearbeitet: Was genau belastet oder stört die Beschäftigten? Wie wirkt sich dies aus? Welche Belastung hat welche Priorität? Lösungsideen zur Vermeidung oder Verringerung von Belastungen werden entwickelt Ergebnisprotokoll ist Grundlage für die Maßnahmenentscheidung Führungsthemen werden gesondert bearbeitet (Dialogphase) BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 10
11 Dialogphase zum Thema Führung Die Dialogphase mit Führungskräften/moderierter Gruppe findet nur statt wenn im Analysebereich ein Bedarf erkennbar ist, die Führungskräfte zustimmen, die Teilnehmenden der moderierten Gruppe zustimmen. Dialogphase Teil 1: Gespräch mit Führungskräften um Wahrnehmungen aus der Leitungssicht aufzuarbeiten um Voraussetzungen für einen Dialog mit den Beschäftigten zu schaffen Dialogphase Teil 2: Moderiertes Gespräch Führungskräfte/ Beschäftigte in einer moderierten Sitzung erarbeiten Führungskräfte und Beschäftigte gemeinsam Maßnahmen zur Verbesserung der Führungssituation unter Umständen kann ein länger angelegter Mediations- oder Teambildungsprozess sinnvoll sein BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 11
12 Maßnahmen erarbeiten und umsetzen Steuerkreis, bestehend aus Vertretern der Leitung, der Arbeitnehmervertretung, beratenden hausinternen Experten bearbeitet und bewertet alle Verbesserungsvorschläge aus den moderierten Gruppen und entwickelt die Maßnahmenplanung: welche Maßnahmen können in den Abteilungen/Teams entschieden und umgesetzt werden? welche Maßnahmen sind struktureller Natur und müssen zentral entschieden und umgesetzt werden? Entscheidet über die Art und Weise der Wirksamkeitsüberprüfung von Maßnahmen begründet die Ablehnung von Vorschlägen aus den moderierten Gruppen organisiert die Information von Führungskräften und Mitarbeitern BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 12
13 Wirksamkeitsüberprüfung psychischer Belastungen Je nach Maßnahme können verschiedene Methoden zur Wirksamkeitsüberprüfung eingesetzt werden: Messungen zu normierten Schutzzielen (z.b. Beleuchtung, Lärm, Klima) Sinnvoll bei nicht direkt messbaren Belastungen: Qualitative Bewertung durch Mitarbeiter und Führungskräfte Maßnahme nicht umgesetzt oder unwirksam: andere Maßnahme erforderlich Maßnahme teilweise wirksam: Nachbesserung möglich? Maßnahme wirksam, beibehalten, verstetigen, Übertragbarkeit prüfen BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 13
14 Maßnahmen und Ergebnisse Thema Führung : Dialog- bzw. Mediationsprozess Führungskraft Mitarbeiter Ergebnis: gute sachliche Zusammenarbeit, besseres Arbeitsklima Thema Organisation : Bessere bereichsübergreifende Absprachen und Informationsflüsse Ergebnis: Störungen, Unklarheiten, Doppelarbeit werden vermieden Thema Unterforderung : Anreicherung von Arbeitstätigkeiten, Ergebnis: abwechslungsreichere Arbeit, bessere Motivation Thema Störungen/Unterbrechungen : feste Zeiten für konzentriertes Arbeiten ohne Störungen Ergebnis: Arbeitszufriedenheit und Produktivität steigen Thema Unternehmenskultur : Aufbau eines systematischen Gesundheitsmanagements, Integration des Themas psychische Gesundheit in Teamgespräche Ergebnis: kontinuierliche Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Stärkung von Gesundheit, Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 14
15 Referenzen Über 100 Einsätze (Stand: Dezember 2015), u.a. in folgenden Sektoren/ Tätigkeitsbereichen: Metallverarbeitung, Stahlindustrie, Maschinenbau Automobilzulieferer Finanzdienstleistung IT Unternehmensberatung Vertrieb, Handel Elektrotechnik Kunststoffverarbeitung Bau Nahrung und Genussmittel Versorger Pflege Öffentlicher Nahverkehr BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 15
16 BAAM - Basisinformationen BAAM ist eine eingetragene Marke des BIT e.v., Anwendung nur durch BIT e.v. oder autorisierte BAAM -Berater entwickelt 1998 (Ursprungsversion) von BIT e.v., in Zusammenarbeit mit Perry Jordan Büro für Arbeitsgestaltung & Betriebsorganisation, Dresden unterstützt aus Mitteln der Europäischen Gemeinschaftsinitiative ADAPT und des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Qualifikation und Technologie NRW Autoren : Robert Schleicher, Dr. Andreas Blume, Karin Jürgen, Dr. Petra Abele, Ralf Bellmann, Kerstin Pasucha, Jürgen Voß Fotos: INFINITY, VRD, Goosman/ alle fotolia.com BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 16
17 Das BAAM -Team bei BIT e.v. - Kontakt BIT e.v. Berufsforschungs- und Beratungsinstitut für interdisziplinäre Technikgestaltung Max-Greve-Straße 30, Bochum baam@bit-bochum.de Robert Schleicher Kerstin Pasucha Jürgen Voß BIT e.v., Max-Greve-Straße 30, Bochum 17
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