Einführung in die Gesprächsführung und Gruppendynamik
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- Oskar Bayer
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Ausbildung zum/r Psycholog. Berater/in und Psychotherapeutische/r Heilpraktiker/in Einführung in die Gesprächsführung und Gruppendynamik Begleitskript zum Seminar
2 Inhalt Allgemeine Vorbemerkungen zu den Skripten Inhalt Einleitung und inhaltlicher Überblick 1. Einführung in die Gesprächsführung 1.1 Kommunikative Ausdrucksebenen 1.2 Die Beziehungs- und Sachebene in der Kommunikation 1.3 Das Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun 1.4 Arten von Botschaften Kongruente und inkongruente Botschaften Explizite und implizite Botschaften Man- Wir Botschaften Ich-Du Botschaften 1.5 Das Meta-Modell der Sprache 1.6 Kommunikationsstile und Kommunikationsmuster Kommunikationsstile nach Schulz von Thun Kommunikationsmuster nach Satir die Satir-Kategorien 1.7 Kommunikationsprobleme 1.8 Kommunikations- und Feedback-Regeln Feedbackregeln Kommunikationsregeln bei Konflikten 1.9 Gewaltfreie Kommunikation (GfK) nach Rosenberg 1.10 Therapeutische Gesprächsführung 2. Gruppenprozesse und Gruppendynamik 2.1. Wie entstehen Gruppen? 2.2 Was hält Gruppen zusammen? 2.3 Merkmale einer Gruppe 2.4 Grundbedürfnisse des Individuums in einer Gruppe 2.5 Ein konstruktives Gruppenmitglied werden 2.6 Rollen bzw. Positionen in der Gruppe 2.7 Rollenfunktionen in der Gruppe 2.8 Führungsstile in Gruppen 2.9 Das Vierkategorien-Modell nach Gibb 2.10 Analyse der Gruppendynamik 2.11 Phasenmodell der Gruppenentwicklung Literaturliste Impressum
3 1. Einführung in die Gesprächsführung Für die Gesprächsführung gibt es zunächst zwei grundlegende Begriffe: die Interaktion sowie die Kommunikation. Beide werden manchmal auch synonym verwendet. Die Interaktion soll hier aber als Oberbegriff gesehen werden, der das wechselseitige Zusammenspiel, die wechselseitige Beeinflussung von zwei oder mehr Personen/ Handelnden durch (aktive) Handlungen betrachtet. Die Kommunikation verbal und nonverbal ist also ein Teil von Interaktion. Zur Interaktion zählen jedoch hier auch Handlungen und Aktivitäten, die nicht zur Kommunikation zählen, jedoch eine verhaltensbeeinflussende Wirkung haben. (Bsp.: Eine Person A steht hinter einer Person B am Fahrkartenautomaten und wartet Ist Person B fertig, muss sie ausweichen, um nicht in Person A hineinzulaufen. Umgekehrt kann Person A erst an den Automaten, wenn Person B weg ist. Es findet in der Regel keine Kommunikation statt (es sei denn Person A stöhnt laut, weil Person B sehr langsam ist = nonverbale Kommunikation). Eine Interaktion, als wechselseitiges Handeln und Rücksichtnehmen, läuft dennoch ab. Bei der zwischenmenschlichen Kommunikation geht man zunächst von einem Sender und einem Empfänger aus. Der Sender sendet eine Nachricht, die der Empfänger dann entschlüsseln muss, d.h. er muss aus dem verbalen und dem nonverbalen Inhalt der Nachricht, den für ihn wichtigen Inhalt entschlüsseln. Hat der Empfänger die Nachricht entschlüsselt, so wird es in der Regel eine Rückmeldung (Feedback) geben. Störungen und Probleme in der Kommunikation können immer dann auftreten, wenn der Empfänger eine Botschaft anders interpretiert und entschlüsselt, als dies vom Sender beabsichtigt oder gewünscht war. Wie der Empfänger eine Nachricht interpretiert hängt von vielen Parametern ab. Kommunikation setzt sich zusammen aus: Sender Empfänger Botschaft (Information, die übertragen wird) Dieses Modell aus dem Jahr 1949 (Shannon & Weaver) war ursprünglich ein technisch orientiertes Modell. Daher stammen die eher unpersönlichen und abstrakten Begrifflichkeiten. Da es sich jedoch im Grunde auf die menschliche Kommunikation anwenden lässt, wurde es von vielen Psychologen und Soziologen aufgegriffen und modifiziert. Grundmerkmale der Kommunikation Nach der pragmatischen Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick (bedeutender Kommunikationswissenschaftler) gibt es drei Grundmerkmale der Kommunikation: 1. Man kann nicht nicht kommunizieren 2. Kommunikation ist immer auch nicht-sprachlich (nonverbal) 3. In Gesprächssituationen erleben wir unser eigenes Verhalten meistens als Reaktion auf das Verhalten des anderen Frage: Sehen Sie das ebenso, oder fallen Ihnen Ausnahmen zu diesen Grundregeln ein?
4 1.1 Kommunikative Ausdrucksebenen In der zwischenmenschlichen Kommunikation unterscheiden wir verbale (sprachlicher Ausdruck in Wort und Schrift), nonverbale (nicht-sprachliche Informationsvermittlung) und paraverbale (Informationen, die durch die Art und Weise des Sprechens vermittelt werden) Kommunikation. Jede dieser Ausdrucksebenen beinhaltet bedeutsame Informationen. Diese können eine Mitteilung ergänzen, verstärken oder auch mehrdeutig bzw. unklar machen. Prinzipiell können all diese Ebenen auch der Gesprächsführung genutzt werden. Der englische Sozialpsychologe Michael Argyle hat in einer Studie herausgefunden, dass wir unsere Informationen zu etwa 7% über den Sprachinhalt vermitteln. Die restlichen 93% verteilen sich auf Körpersprache und Stimme. Die Anteile der verbalen und nonverbalen Kanäle bei der Informationsübertragung verteilen sich demnach wie folgt: Kommunikationskanäle Sprache (verbal) 7 % Körpersprache (nonverbal) 55 % Stimme (paraverbal) 38 % Verbale Kommunikation: Aspekte auf der Inhaltsebene: Sprachinhalt an sich (Zitat) Semantik (Bedeutungsgehalt des Inhalts: böse = mutwillig schädigend, sozial feindlich, moralisch und ethisch verwerflich) Aspekte auf der Strukturebene: Wortwahl o einfach oder elaboriert o geringe bis große Varianz der verwendeten Worte o Szenensprache : Nomenklatur, Dialekt, Slang,... Satzbau (in)korrekte Grammatik Aussagetypen: Situationsbeschreibung, Frage oder Befehl / Aufforderung Wiederholungen direkte oder indirekte Kommunikation
5 Nonverbale Kommunikation: Mimik (Gesichtsausdruck) Gestik (Bewegung und Haltung von Armen und Händen) Kopf- und Körperhaltung Accessoires (z.b. Orden, Fan-Artikel, Punk-Frisuren, Tätowierungen etc.) Minimal-Bewegungen (Fingertrommeln, Fußwippen etc.) Atmung (Atemrhythmus, Lage der Atmung: Brust/Bauch) Paraverbale Kommunikation: Sprechlautstärke Sprechgeschwindigkeit Betonung von Begriffen Sprachmelodie Sprechrhythmus Sprechpausen / Schweigen Laute ( ehm, mh, Oh, Schnalzen etc.) Stimmlage und Klang (voll tönend, näselnd, klangvoll, heiser) Das heißt, dass bei einem Gespräch oder bei einem Vortrag der gesamte Sachinhalt bei der Informationsübertragung nur etwa 7 % ausmacht. Der Rest erstreckt sich auf die nonverbale und paraverbale Kommunikation, also darauf, wie jemand gestikuliert, sich gebärdet oder wie er spricht. Gestik, Mimik, Tonfall, aber auch Husten, Räuspern sowie Schmuck und Kleidung all das spielt bei der zwischenmenschlichen Kommunikation eine entscheidende Rolle, eine größere Rolle, als wir gemeinhin denken. Oder anders formuliert: Es kommt nicht nur darauf an, was jemand sagt, sondern wie er es sagt. Beispiel: Stellen Sie sich vor, ein Klient, den Sie schon kennen, kommt zu Ihnen. Nach kurzer Begrüßung wird Ihnen schnell klar, wie es ihm geht, ob er gut oder schlecht gelaunt ist, ob ihn z.b. etwas bedrückt, und das alles ohne irgend ein Wort zu verlieren. Das sieht man beispielsweise durch eine bestimmte Körperhaltung oder einen bestimmten Blick. Frage: Woran können Sie das noch erkennen? Finden Sie weitere Anhaltspunkte. Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass wir permanent Signale an unsere Umwelt senden, bewusst oder unbewusst, auch wenn wir nicht miteinander sprechen, also verbal nicht kommunizieren. Darauf beruhen die Grundregeln von Watzlawik oben: Wir können nicht nicht kommunizieren und Kommunikation enthält immer einen nonverbalen Anteil". Merke: Nonverbale Kommunikation findet immer statt! Die unbewussten Signale des Körpers sind viel unmittelbarer und aufrichtiger. Weil die Körpersignale ehrlicher und entwicklungsgeschichtlich älter sind, trauen wir unbewusst diesen Signalen mehr als den Worten.
6 Merke: Unsere Körpersprache ist demnach der authentischste und ehrlichste Ausdruck unserer Persönlichkeit. Übung Beobachten Sie in einem Cafe, in der Fußgängerzone oder im Park auf einer Bank, wie Menschen miteinander umgehen und versuchen Sie herauszufinden, in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Versuchen Sie zu erkennen, in welcher Stimmung sich die Personen befinden. Wer ist gut drauf, wer griesgrämig, wer flirtet gerade mit wem, etc.?
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