Referat für Gesundheit und Umwelt Institut für Pflegeberufe Koordinationsstelle Pflege

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1 Telefon Telefax Rainer Ammende Birgit Thomas Referat für Gesundheit und Umwelt Institut für Pflegeberufe Koordinationsstelle Pflege Lehrplangestaltung durch die bayerische Lehrplankommission für Krankenpflege Antrag Nr / A der Stadtratsfraktion Bündnis90/Die Grünen/RL vom Anlagen Beschluss des Gesundheits- und Krankenhausausschusses vom (SB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag des Referenten Im Antrag Nr / A der Stadtratsfraktion Bündnis90/Die Grünen/RL wird folgendes ausgeführt: Das Referat für Umwelt und Gesundheit wird aufgefordert, im Rahmen der Lehrplangestaltung durch die bayerische Lehrplankommission für Krankenpflege Ihre Vertreterinnen und Vertreter damit zu beauftragen, dass folgende Themen in die künftige Lehrplangestaltung aufgenommen werden: - Migrantinnen und Migranten in der Krankenhausversorgung - Lesben und Schwule in der Krankenhausversorgung. Nach Ablauf der Verhandlungen über die künftige Lehrplangestaltung berichtet das Referat für Gesundheit und Umwelt dem Stadtrat über die Ergebnisse (Anlage 1). 1. Lehrplankommission Zur Erstellung von Lehrplänen beruft das Staatsministerium für Unterricht und Kultus Lehrplankommissionen (Art. 24 Abs. 3 Satz 1 des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes - BayEUG) ein. Sie haben insbesondere die Aufgabe, Lehrplanentwürfe zu erarbeiten und Vorschläge für ihre Umsetzung zu unterbreiten. Die zu erarbeitenden Lehrpläne richten sich nach den besonderen Bildungszielen, den Ausbildungsordnungen und Aufgaben der jeweiligen Schulart, und sie haben die angestrebte Vermittlung von Wissen und Können zu berücksichtigen.

2 Seite 2 Die Lehrplankommission zur Erarbeitung der Lehrpläne für die Gesundheits- und Krankenpflege bzw. die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege hat im Februar 2004 ihre Arbeit aufgenommen. Derzeit werden die Lehrpläne entsprechend des neuen Krankenpflegegesetzes und der zugehörigen Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Ausbildungsbeginn zum Schuljahr 2004/05 erstellt. Die Koordinationsstelle Pflege der Landeshauptstadt München ist zum Mitglied dieser Lehrplankommission berufen worden. Der pädagogische Leiter des Instituts für Pflegeberufe ist als Berater der Kommission in die Lehrplanentwicklung eingebunden. 2. Themenaufnahme in den Lehrplan Die neue Ausbildungsgesetzgebung für die Gesundheits- und Krankenpflege und die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege bietet gute Verknüpfungspunkte für die Aufnahme der im Antrag formulierten Themenbereiche. Diese Verknüpfungsmöglichkeiten werden in den folgenden Abschnitten aufgezeigt Ausbildungsziel: 3 Krankenpflegegesetz vom Das Krankenpflegegesetz von 2003 definiert als Ausbildungsziel der Gesundheits- und Krankenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege: Die Ausbildung soll entsprechend dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse fachliche, personale, soziale und methodische Kompetenzen zur verantwortlichen Mitwirkung insbesondere bei der Heilung, Erkennung und Verhütung von Krankheiten vermitteln. Die Pflege im Sinne von Satz 1 ist dabei unter Einbeziehung präventiver, rehabilitativer und palliativer Maßnahmen auf die Wiedererlangung, Verbesserung, Erhaltung und Förderung der physischen und psychischen Gesundheit der zu pflegenden Menschen auszurichten. Dabei sind die unterschiedlichen Pflege- und Lebenssituationen sowie Lebensphasen und die Selbständigkeit und Selbstbestimmung der Menschen zu berücksichtigen. In diesem übergreifenden Ausbildungsziel wird die Situation von Migrantinnen, Migranten, Lesben und Schwulen im Krankenhaus indirekt bedacht, indem im Pflegeprozeß die Beachtung unterschiedlicher Lebenssituationen und das Selbstbestimmungsrecht der Pflegeempfänger explizit erfolgen muss. Diese Ausbildungszielvorgabe wird in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege ausdifferenziert.

3 Seite Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege (KrPflAPrV) vom Der Gesetzgeber legt in der Anlage zur KrPflAPrV fest, dass der praktische und theoretische Unterricht sich auf das Erkennen, Erfassen und Bewerten von Pflegesituationen unter Berücksichtigung personenbezogener und situativer Erfordernisse zu ermitteln und zu begründen ist. Die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege gibt darüber hinaus vor: Die Schülerinnen und Schüler sind zu befähigen in ihrem Pflegehandeln insbesondere das Selbstbestimmungsrecht und die individuelle Situation der zu pflegenden Person zu berücksichtigen, in ihr Pflegehandeln das soziale Umfeld von zu pflegenden Personen einzubeziehen, ethnische, interkulturelle, religiöse und andere gruppenspezifische Aspekte sowie ethische Grundfragen zu beachten Migrantinnen und Migranten in der Krankenhausversorgung Seitens des Gesetzgebers sind im Ausbildungsziel und in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung im Hinblick auf die multikulturelle Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland und die Entwicklung der Europäischen Union (an deren Rahmenvorgaben sich das Gesetz ausrichtet) klare Vorgaben an die ausführenden Organe (Lehrplankommissionen der Länder, Schulen) gemacht worden, die Ausbildung von Pflegekräften auf die Bedürfnisse der Bevölkerung auszurichten. Diese Vorgaben beziehen sich nicht nur auf das Krankenhaus, sondern auf jegliche Einrichtung, in der berufliche Pflege stattfindet. Das Thema interkulturelle oder kultursensible Pflege hat in der Pflegeforschung hohe Beachtung gefunden. Zahlreiche Arbeiten sind zwischenzeitlich veröffentlicht worden und den Lehrkräften an den Berufsfachschulen zugänglich. Eine Umfrage in den Schulen und der Fort- und Weiterbildungsabteilung des Instituts für Pflegeberufe zeigt, dass der Themenbereich einer kultursensiblen Pflege in allen Bereichen Eingang gefunden hat Lesben und Schwule in der Krankenhausversorgung Analog der Ausführungen bezüglich Migrantinnen und Migranten in der Krankenhausversorgung ist auch der professionelle pflegerische Umgang mit Lesben und Schwulen im Gesundheitswesen seitens des Gesetzgebers gefordert, indem auf die individuelle Situation der zu pflegenden Person einzugehen ist. Ferner ist das soziale Umfeld der zu pflegenden Person in das Pflegehandeln einzubeziehen. Im Rahmen der Pflegeforschung wurde der Umgang mit Aids-Patienten bearbeitet, die Lebenssituation von Lesben und Schwulen sowie deren Berücksichtigung in der Pflege ist bis heute jedoch so gut wie nicht bearbeitet worden. Eine Umfrage an den Schulen und in der Fort- und Weiterbildungsabteilung des Instituts für Pflegeberufe ergab, dass im Rahmen des Unterrichts über Aids die Pflege Schwuler thematisiert wird. Die Pflege von Schwulen und Lesben hat in andere Themenbereiche noch keinen Eingang gefunden Konkretisierung der geforderten Lehrplaninhalte im bayerischen Lehrplan Aufgrund einer Empfehlung der Kultusministerkonferenz der Länder wird seit einigen Jah-

4 Seite 4 ren in die Lehrplankonstruktion beruflicher Schulen das Lernfeldkonzept aufgenommen. Dieses Konzept ermöglicht die Darstellung und Bearbeitung komplexer Arbeitssituationen im Unterricht. Diese Entwicklung wird nun seitens des Kultusministeriums des Freistaats Bayern aufgenommen und auf den bayerischen Lehrplan für die Pflegeberufe angewandt. Daraus resultiert eine recht abstrakt gehaltene, nach übergreifenden Themen geordnete Umschreibung von Ausbildungsinhalten, deren Konkretisierung durch die Lehrkraft an der Schule erfolgt. Eine konkrete, detaillierte Vorgabe für den Unterricht ist dadurch ausgeschlossen, eine spezifische Benennung von Migrantinnen, Migranten, Lesben und Schwulen im Bezug auf deren Versorgung im Krankheitsfall jedoch möglich Umsetzung von Lehrplanvorgaben im theoretischen und praktischen Unterricht Aufgrund der Ausbildungszielvorgabe des Gesetzgebers ist der Unterricht nach dem allgemein anerkannten Stand pflegewissenschaftlicher, medizinischer und weiterer bezugswissenschaftlicher Erkenntnisse inhaltlich zu gestalten. Damit Unterricht sich auf Befunde aus der Forschung bezieht, wird es die Aufgabe der Lehrenden an den Berufsfachschulen für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und Gesundheits- und Krankenpflege sein, entsprechende Literaturrecherchen durchzuführen und die Ergebnisse für die Unterrichtsplanung anzuwenden. Bezüglich der Pflege von Migrantinnen und Migranten hat die Pflegeforschung zwischenzeitlich eine nicht unerhebliche Anzahl an Studien durchgeführt. Bezüglich der Pflege von Schwulen und Lesben jedoch ist dies nicht der Fall. Daher sind die Befunde der Befragung die durch die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen bei Schwulen und Lesben durchgeführt wurde von großer Bedeutung. Eine Handreichung für den Unterricht mit Befunden aus dieser Befragung sowie Hinweisen auf weitere Befunde aus anderen Forschungen für die Lehrenden an den Schulen wäre überaus hilfreich. Die Beschlussvorlage ist mit der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen und dem Ausländerbeirat abgestimmt. Die Korreferentin des Referates für Gesundheit und Umwelt, Frau Stadträtin Dr. Ingrid Anker, der zuständige Verwaltungsbeirat, Herr Stadtrat Klaus Peter Rupp, sowie die Stadtkämmerei haben einen Abdruck der Vorlage erhalten. II. Antrag des Referenten 1. Das RGU wird beauftragt, sich für die Aufnahme des Themenbereichs der Pflege von Migrantinnen und Migranten, Lesben und Schwulen in die neuen Lehrplanrichtlinien der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege einzusetzen. 2. Der Antrag Nr / A der Stadtratsfraktion Bündnis90/Die Grünen/RL vom ist damit geschäftsordnungsgemäß erledigt.

5 Seite 5 III. Beschluss nach Antrag. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Der/Die Vorsitzende Der Referent Ober/Bürgermeister/in Joachim Lorenz Berufsmäßiger Stadtrat

6 IV. Abdruck von I mit III. über den stenographischen Sitzungsdienst an das Revisionsamt an die Stadtkämmerei an das Direktorium - Dokumentationsstelle an das Institut für Pflegeberufe IfP-L an das Referat für Gesundheit und Umwelt RGU-GLS-SB an das Referat für Gesundheit und Umwelt RGU-GLS an das Referat für Gesundheit und Umwelt RGU-K an die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen an den Ausländerbeirat V. Wv Institut für Pflegeberufe IfP-L