Konjunktur- und Wachstumspolitik WS 2012/13 Notizen zur letzten Vorlesung, IS-LM-FE und AS-AD
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- Franziska Voss
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1 Konjunktur- und Wachstumspolitik WS 2012/13 Notizen zur letzten Vorlesung, IS-LM-FE und AS-AD Thomas Domeratzki 7. Februar Vorbemerkung Dies ist lediglich eine kurze Zusammenfassung der letzten Vorlesung, für die es keine Folien gab. Diese Notizen ersetzen kein Lehrbuch sondern sie dokumentieren lediglich was wir gemacht haben. Die Grundlage bildet das IS-LM-Modell, das in jedem Lehrbuch zur Makroökonomik erklärt wird und hier nicht nochmal hergeleitet wird (siehe Literaturangaben weiter unten). Das IS-LM-FE-Modell wird im Buch von Abel, Bernanke und Croushore (2011) erläutert. Für das AS-AD-Modell verweise ich ebenfalls auf Abel, Bernanke und Croushore (2011) oder auf Dornbusch, Fischer und Startz (2008) oder Blanchard und Illing (2009). 2 Das IS-LM-FE-Modell Das IS-LM-Modell geht von einer Unterbeschäftigungssituation und starren Preisen und Löhnen aus, es ist insofern ein Modell keynesianischen Typs bzw. der kurzen Frist. Die Idee ist, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y d den gesamtwirtschaftlichen Output der Volkswirtschaft bestimmt. Dieser Output stellt das Güterangebot Y s dar und wird mit Hilfe der Produktionsfaktoren Kapital K und Arbeit L und der Produktionsfunktion F produziert: Y s = F (K d, L d ) (das 1
2 d kennzeichnet, dass Kapital und Arbeit vom Unternehmen nachgefragt werden). Im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht muss dann Y s = Y d gelten, wir schreiben dann nur noch Y. Nun ist es so, dass in der kurzen Frist die Preise fix sind, ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage kann also nicht über eine Preisanpassung geschehen. Vielmehr ist es so, dass Unternehmen kurzfristig mit Mengenanpassungen auf eine veränderte Nachfrage reagieren. Kurzfristig wird die Produktion also durch die Nachfrage bestimmt, und über die Produktionsfunkion ändert sich dann auch der Einsatz der Produktionsfaktoren. Wenn die Güternachfrage also z. B. einbricht, dann bedeutet dies, dass Unternehmen auch weniger produzieren und dann auch Arbeitskräfte entlassen werden und Kapital stilllegen. Umgekehrt führt eine erhöhte gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu einer Erhöhung des Outputs und über die Produktionsfunktion zu einem erhöhten Einsatz an Kapital und Arbeit, die Arbeitslosigkeit sinkt also. Es gilt also in der kurzen Frist dieser Wirkungszusammenhang: Y d Y s = F (K, L) K L Letztendlich bestimmt also die gesamtwirtschaftliche Nachfrage über diese Wirkungskette die Kapital- und Arbeitsnachfrage der Unternehmen. Aber dies nur in der kurzen Frist!! Langfristig produziert das Unternehmen gewinnoptimal und fragt die Mengen an Arbeit und Kapital nach, die seinen Gewinn maximieren. 2.1 IS-Kurve Die IS-Kurve gibt uns alle Kombinationen von Output oder Einkommen Y und Zinssatz r an, bei denen ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt herrscht, bei denen also Y s = Y d = Y gilt. Y ist neben dem Output auch das Einkommen der Volkswirtschaft 1, da die gesamte Produktion verkauft wird und damit ein gleichgroßes Einkommen erwirtschaftet wird, das dann den Haushalten zufließt. 1 Dies ist eine Vereinfachung, korrekterweise müsste noch eine Bereinigung um Steuern und Subventionen erfolgen. 2
3 Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (in einer geschlossenen Volkswirtschaft) ist gegeben durch Y d = C(Y Eink ) + I(r) + G (1) Da im Gleichgewicht Y d = Y s = Y Eink gilt, schreibe ich nur noch Y : Y = C(Y ) + I(r) + G (2) C(Y ) ist der Konsum, der vom Einkommen Y abhängt. Mit steigendem Einkommen steigt auch der Konsum, aber da ein Teil des zusätzlichen Einkommens auch gespart wird, steigt der Konsum geringer an als das Einkommen. Mathematisch ausgedrückt ist die erste Ableitung des Konsums nach dem Einkommen zischen null und eins: 0 < C (Y ) < 1. Die Investitionen I(r) sind negativ vom Zins abhängig, also I (r) < 0. Die IS-Kurve ist nun ein Zusammenhang zwischen Y und r, so dass die Formel (2) immer erfüllt ist. Man kann hier keine explizite Form angeben, aber man kann eine Aussage über den Verlauf der Kurve machen. Dazu bildet man das totale Differential: dy = C (Y )dy + I (r)dr + dg (3) dg ist (exogene) Veränderung der Staatsausgaben. Da uns die Staatsausgaben hier nicht weiter interessieren, nehmen wir an, dass sich diese nicht verändern, d. h. dg = 0. Wir formen dann um: dy = C (Y )dy + I (r)dr (1 C (Y ))dy = I (r)dr (1 C (Y )) I (r) = dr dy (4) Da C (Y ) zwischen null und eins, also positiv, ist, I (r) aber negativ, gilt dy dr < 0. Die IS-Kurve ist also fallend im Y -r-raum. Was wir gerade gemacht haben ist ein Herstellen eines Zusammenhangs zwischen Y und r, wobei wir Y als eine Funktion von r interpretiert haben, deren Ableitung dy/dr wir bestimmen können. Alternative Herleitungen der IS-Kurve finden sich in den angegebenen Makro-Lehrbüchern. 3
4 2.2 LM-Kurve Die LM-Kurve gibt alle Kombinationen von Y und r an, bei denen auf dem Geldmarkt Geldangebot und Geldnachfrage ausgeglichen sind, also ein Gleichgewicht herrscht. Auch hier werde ich nur sehr knapp den Verlauf der LM-Kurve ableiten. Für weitere Interpretationen oder anschauliche Herleitungen verweise ich auf die angegebene Literatur. Die LM-Kurve ist gegeben durch: L(Y, r) = M p (5) Die linke Seite dieser Gleichung stellt die Geldnachfrage dar. Sie ist positiv vom Einkommen und negativ vom Zins abhängig, also L L > 0 und < 0. Y r Auch hier gibt es mehrere Arten, den Verlauf der LM-Kurve abzuleiten (siehe Literatur). Hier ist kurz der Weg über das totale Differential: Da L L dy + Y r dr = d Mp Mdp (6) p 2 M und p konstant sein sollen, sind d M = 0 und dp = 0, es ergibt sich also L L dy + dr = 0. Nun versuchen wir, wieder einen Zusammenhang zwischen Y Y r und r herzustellen: L L dy + Y r dr = 0 L dy = L Y r dr L Y L r = dr dy (7) Nun gilt, dass L Y L > 0 und r < 0 ist, und damit ist der Bruch auf der linken Seite wegen des Minuszeichens davor insgesamt positiv, es gilt also dr dy bedeutet, dass die LM-Kurve im Y -r-raum steigend ist. > 0. Dies 4
5 2.3 IS-LM Siehe Abbildung 1 für die grafische Abbildung des IS-LM-Modells. r LM-Kurve r IS-Kurve Y Y Abbildung 1: Das IS-LM-Modell 2.4 FE-Kurve FE steht für Full Employment und meint den Output der Volkswirtschaft, wenn der Arbeitsmarkt im Gleichgewicht ist, es also keine Arbeitslosigkeit gibt. Das Arbeitsangebot kommt von den Haushalten und ergibt sich aus einem Nutzenoptimierungsproblem. Wir gehen hier von einem im Lohn steigendem Arbeitsangebot aus. Die Arbeitsnachfrage kommt von den Unternehmen und ergibt sich aus dem Gewinnoptimierungsproblem max π = pf (L d ) wl d. (8) L d Hierbei stellt F die Produktionsfunktion dar, die hier zur Vereinfachung nur vom Arbeitseinsatz abhängt (man kann sich einfach vorstellen, dass der Kapitalstock fix ist und nicht verändert werden kann, nur der Arbeitseinsatz kann verändert werden). L d ist die Arbeitsnachfrage des Unternehmens (hier stellt man sich vor, 5
6 dass die gesamte Volkswirtschaft aus identischen Unternehmen besteht, deswegen der Singular). Für die Produktionsfunktion F sollen die üblichen Annahmen gelten, also erste Ableitung nach L sei positiv, die zweite Ableitung sei negativ (also positives und abnehmendes Grenzprodukt der Arbeit). Die Bedingung erster Ordnung ist, die erste Ableitung der Gewinnfunktion π nach L d gleich null zu setzen (als notwendige Bedingung für ein Extremum): dπ dl d =pf (L d ) w! = 0 (9) F (L d ) = w p Im Optimum muss also das Grenzprodukt der Arbeit dem Reallohn entsprechen. Das Unternehmen ist hier ein Wettbewerbsunternehmen, d. h. ein Preisnehmer, das Unternehmen nimmt den Reallohn w/p also als gegeben hin. Dieser entsteht auf dem Markt. Damit für das Unternehmen die Optimalitätsbedingung Grenzprodukt = Reallohn gilt, kann es also nur die Arbeitsnachfrage verändern (da F, w und p für das Unternehmen gegeben sind). Das Unternehmen passt die Arbeitsnachfrage L d dann so an, dass die Bedingung F (L d ) = w p Y erfüllt ist. Tangente mit der Steigung w/p F L d L Abbildung 2: Bestimmung der Arbeitsnachfrage Grafisch bedeutet dies, dass wir an die Produktionsfunktion eine Tangente mit der Steigung w/p legen, und der Berührpunkt von Tangente und Produktionsfunk- 6
7 tion gibt dann die optimale Arbeitsnachfrage an (siehe Abbildung 2.4). Y Steigung (w/p) 2 > (w/p) 1 Steigung (w/p) 1 F L d 2 L d 1 L Abbildung 3: Eine Erhöhung des Reallohns auf (w/p) 2 ((w/p) 2 > (w/p) 1 ) führt zu einem Rückgang der Arbeitsnachfrage. Erhöht sich der Reallohn von (w/p) 1 auf (w/p) 2, dann verschiebt sich der Tangentialpunkt nach links und die Arbeitsnachfrage sinkt. Mathematisch ergibt sich dieser Zusammenhang aus dem Verlauf der Produktionsfunktion. Je näher man dem Nullpunkt kommt, umso größer ist die Steigung (siehe Abbildung 2.4). Wir sehen also, dass mit steigendem Reallohn ein gewinnoptimierendes Unternehmen weniger Arbeit nachfragt, die Arbeitsnachfrage ist somit fallend im Reallohn (siehe Abbildung 4). Das Arbeitsangebot ist steigend, dies kann man aus dem Nutzenoptimierungsproblem der Haushalte ableiten, was hier aber nicht gemacht wird. Der Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve bestimmt das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt mit einer beschäftigten Arbeitsmenge von ˆL. Da wir nun das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt kennen, können wir den damit verbundenen Output bestimmen. Laut Produktionsfunktion gilt Y = F (L), den zu dem Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt korrespondierenden Output wollen wir mit Ŷ bezeichnen, so dass gilt: Ŷ = F (ˆL). Um nun zu dem Y -r-diagramm zurückzukehren, wollen wir den Output Ŷ in dieses Diagramm einzeichnen. Ŷ ist einzig durch das Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt (und damit der Lage der Arbeitsangebots- und -nachfragekurven) und 7
8 w p L s ˆ ( w p ) L d ˆL L Abbildung 4: Der Arbeitsmarkt mit steigender Angebotskurve und fallender Nachfragekurve der Produktionsfunktion bestimmt, es hängt nicht vom Zinssatz ab! Damit ergibt sich, dass wir den Output Ŷ als vertikale Kurve in das Y -r-diagramm einzeichnen (siehe Abbildung 5). Die Interpretation ist einfach, dass egal welcher Zinssatz existiert, wir immer denselben arbeitsmarktgleichgewichtigen Output erhalten. Die Begründung ist, dass das Arbeitsmarktgleichgewicht, so wie wir es hier bestimmt haben, unabhängig vom Zinssatz ist. Die FE-Kurve kann verstanden werden als ein natürlicher Output, in dem Sinne, dass es der Output ist, der aus dem optimalen Verhalten der Haushalte und Unternehmen resultiert. Jede Änderung dieses Outputs würde zu einer Verschlechterung einer der beiden Seiten auf dem Arbeitsmarkt führen. Dies ist die Gleichgewichtslösung, von der man ausgeht, dass sie sich langfristig einstellt. 2.5 IS-LM-FE: Gesamtgleichgewicht Bringen wir nun das IS-LM-Modell mit der FE-Kurve zusammen, dann erhalten wir das IS-LM-FE-Modell oder -Diagramm, siehe Abbildung 6. Dieses Diagramm kann man wie folgt interpretieren: Der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve definiert das nachfrageinduzierte, kurzfristige Gleichgewicht Y einer Volkswirtschaft, 8
9 r FE-Kurve Ŷ = F (ˆL) Y Abbildung 5: Die FE-Kurve als Güterangebot bei Arbeitsmarktgleichgewicht während die FE-Kurve die Lage des langfristigen Gleichgewichtsoutputs Ŷ bestimmt. Nun ist es so, dass der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve, als kurzfristiges Gleichgewicht, links oder rechts von der FE-Kurve liegen kann. Es ist also zu klären, wie der Anpassungsprozess von dem kurzfristigen Gleichgewicht zu dem langfristigen erfolgt. Dazu muss man sich erst klarmachen was es bedeutet, wenn der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve links bzw. rechts von der FE-Kurve liegt. Die FE-Kurve stellt, wie schon erläutert, das langfristige, natürliche, gesamtwirtschaftliche Güterangebot dar. Der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve stellt dagegen die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage dar. Liegt nun der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve links von der FE-Kurve, dann bedeutet dies, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage kleiner ist als das gesamtwirtschaftliche Angebot. Es gibt also ein Überschussangebot. Die Unternehmen würden aus Gewinnoptimalitätsgründen gerne mehr produzieren (nämlich den Output der FE-Kurve), die Nachfrage ist aber geringer, so dass die Unternehmen ihren gewinnoptimalen Output gar nicht absetzen können. Umgekehrt, wenn der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve rechts von der FE-Kurve liegt, dann gibt es eine Überschussnachfrage: die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ist größer als der optimale Output. Da in der kurzen Frist Preise und Löhne fix sind, bleibt den Unternehmen in beiden Fäl- 9
10 r FE-Kurve LM-Kurve r IS-Kurve Y Y Abbildung 6: Alle drei Kurven zusammen: das IS-LM-FE-Diagramm. len nur, ihr Güterangebot der Nachfrage anzupassen. Damit ist der Output der Volkswirtschaft nachfragebestimmt. Wir sind bis hier von konstanten Preisen ausgegangen. Nun ist es aber so, dass auf längere Sicht Preise flexibel werden und sich den Marktverhältnissen anpassen. Dies funktioniert wie in dem üblichen Angebots- und Nachfragediagramm: Wenn das Angebot dauerhaft größer als die Nachfrage ist, dann wird der Marktpreis sinken. Wenn umgekehrt die Nachfrage größer als das Angebot ist, dann wird der Preis steigen. Solch eine Preisbewegung wird sich auch gesamtwirtschaftlich einstellen, das bisher als konstant angenommene Preisniveau wird sich nach und nach den Marktgegebenheiten anpassen und für einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage sorgen, so wie wir das aus dem üblichen Angebots- und Nachfragediagramm kennen. Hier ist nun aber wichtig zu verstehen, wie genau der Prozess funktioniert, der zu einem Ausgleich von gesamtwirtschaftlichem Angebot und gesamtwirtschaftlicher Nachfrage führt. Hier haben wir es schließlich nicht mit den üblichen Angebots- und Nachfragekurven zu tun, sondern wir betrachten hier gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge. Fangen wir mit der Situation an, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage links vom gewinnoptimalen Output liegt, der durch die FE-Kurve repräsentiert wird (Abbildung 7). In dieser Situation wird das kurzfris- 10
11 r FE LM r IS Y Ŷ Y Abbildung 7: Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Schnittpunkt von IS- und LM- Kurve) liegt links vom gewinnoptimalen, langfristigen Output Ŷ. tige Gleichgewicht durch den Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve bestimmt, und kurzfristig passen die Unternehmen ihre Produktion an, so dass der kurzfristige, nachfragebestimmte Output bei Y liegt. Da man diese Situation als einen Angebotsüberschuss verstehen kann, kommt es zu Anpassungen des Preisniveaus: die Preise werden fallen. Da von den drei Kurven Preise nur bei der LM-Kurve eine Rolle spielen (LM: L(Y, r) = M/p, siehe oben), bedeutet eine Preisänderung eine Änderung der Lage der LM-Kurve. Wenn sich die Preise erhöhen, kommt dies einer Verringerung der realen Geldmenge M/p gleich; wenn sie sich verringern, dann erhöht sich die reale Geldmenge. Ohne dies nun hier zeigen zu wollen (siehe angegebene Literatur), führt eine Erhöhung der realen Geldmenge zu einer Rechtsverschiebung der LM-Kurve und eine Verringerung der realen Geldmenge zu einer Linksverschiebung der LM-Kurve. Im obigen Falle eines Angebotsüberschusses (also der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve und damit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage liegt links von der FE- Kurve, Y < Ŷ ) kommt es längerfristig zu einer Preisanpassung, hier also zu einer Verringerung des Preisniveaus, was einer Erhöhung der realen Geldmenge gleichkommt und eine Rechtsverschiebung der LM-Kurve impliziert (siehe Abbildung 8). 11
12 r FE LM 1 LM 2 r IS Y Ŷ Y Abbildung 8: Die LM-Kurve verschiebt sich aufgrund der Preisanpassung (hier Preisrückgang aufgrund des Angebotsüberschusses in der Ausgangssituation.) Wenn der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve rechts von der FE-Kurve liegt, also die gesamtwirtschaftliche Nachfrage größer als das Angebot ist, dann kommt es zu einer Erhöhung des Preisniveaus und damit zu einer Verringerung der realen Geldmenge und damit zu einer Linksverschiebung der LM-Kurve bis sich alle drei Kurven in einen Punkt schneiden. Damit hätten wir die Bewegung gezeigt, die dazu führt, dass sich alle drei Kurven in einen Punkt schneiden. An diesem Punkt kann man die verschiedenen Fristen deutlich machen. Kurzfristig bedeutet, dass Preise fix sind und der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve als gesamtwirtschaftliche Nachfrage den gesamtwirtschaftlichen Output determinieren (Unternehmen müssen sich aufgrund der Preisstarrheit der nachgefragten Menge anpassen). Langfristig sind Preise flexibel und der Output wird durch das optimale Verhalten von Unternehmen (und Haushalten) festgelegt. Hier spielen nur noch reale Größen eine Rolle. Letztendlich bestimmt dann das Arbeitsmarktgleichgewicht einen natürlichen Output Ŷ, und das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht wird durch den Schnittpunkt von ISund FE-Kurve festgelegt. Die LM-Kurve passt sich über die Preisanpassung an. Die mittlere Frist wird üblicherweise als die Frist verstanden, in der die Preisanpassung vonstatten geht, das langfristige Gleichgewicht aber noch nicht erreicht 12
13 ist. 3 Konjunktur im IS-LM-FE-Modell Das IS-LM-FE-Modell kennt im wesentlichen zwei Wege, konjunkturelle Schwankungen zu erklären, und diese zeigen die Unterschiedlichkeit der neoklassischen und keynesianischen Sichtweise. 3.1 Die neoklassische Sicht Aus neoklassischer Sicht sind Preisstarrheiten ein eher recht kurzfristiges Problem, und die Neoklassik betont eher den Gleichgewichtscharakter einer Volkswirtschaft. Aus neoklassischer Sicht, insbesondere im Rahmen der Real-Business- Cycles-Theorie (RBC-Theorie), beruhen konjunkturelle Schwankungen primär auf Veränderungen der Angebotsbedingungen in einer Volkswirtschaft. Man kann dies an einem Angebotsschock demonstrieren. Y F 1 Technologieschock F 2 L d 1 L L d 2 Abbildung 9: Ein negativer Technologieschock drückt die Produktionsfunktion nach unten, der Tangentialpunkt, der die Arbeitsnachfrage bestimmt (siehe oben) verschiebt sich nach links, und damit sinkt die Arbeitsnachfrage. 13
14 w p L s ˆ ( w p ) L d 1 ˆL L d 2 L Abbildung 10: Arbeitsmarkt nach einem negativen Technologieschock. Die Arbeitsnachfrage verschiebt sich nach links, und das Arbeitsmarktgleichgewicht liegt bei einer geringeren Menge an Arbeit. Nehmen wir an, die Produktionsbedingungen ändern sich aufgrund technischer Innovationen, Rohstoffkrisen etc., dann hat dies Einfluss auf die Produktionsbedingungen. Hier betrachten wir den Fall eines negativen Angebotsschocks wie er z. B. bei einer Ölkrise auftreten könnte. Ein solcher Angebotsschock bedeutet, dass mit dem gleichen Arbeitseinsatz weniger Output produziert werden kann, die Produktionsfunktion schrumpft zusammen oder verschiebt sich nach unten (siehe Abbildung 9). Der Tangentialpunkt, also der Punkt, bei dem das Grenzprodukt der Arbeit dem gegebenen Reallohn entspricht, und damit die Arbeitsnachfrage, verschiebt sich nach links. Auf dem Arbeitsmarkt wird dies in einer nach links verschobenen Arbeitsnachfragekurve deutlich und das Arbeitsmarktgleichgewicht liegt auch bei einer geringeren Arbeitsmenge. Diese Arbeitsmenge eingesetzt in die Produktionsfunktion ergibt einen geringeren Output und bedeutet im IS-LM- FE-Diagramm eine Linksverschiebung der F E-Kurve. Wenn die Wirtschaft vorher in einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht war, befindet sie sich nun in einer Situation einer Überschussnachfrage (Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve rechts von der FE-Kurve), und es kommt wieder zu einem Preisanpassungsprozess mit steigenden Preisen und einer Linksverschiebung der LM-Kurve bis ein neues ge- 14
15 samtwirtschaftliches Gleichgewicht auf der FE-Kurve liegt. Genau umgekehrt verläuft die Argumentation im Fall eines positiven Technologieschocks. Hier verschiebt sich die Produktionsfunktion nach oben und ein Prozess setzt ein, der dem gerade beschriebenen genau entgegensetzt verläuft. Dadurch dass die Neoklassiker den Gleichgewichtscharakter und damit die Preisflexibilität betonen, sind aus ihrer Sicht primär (positive oder negative) Angebotsschocks für konjunkturelle Schwankungen verantwortlich. Die Neoklassiker lehnen die Sicht nicht ab, dass es kurzfristige Preisstarrheiten gibt, aus ihrer Sicht sind diese aber nur vorübergehend und nicht hauptsächlich für Schwankungen des Outputs verantwortlich. 3.2 Die keynesianische Sicht Die Keynesianer betonen im Gegensatz zu den Neoklassikern den Ungleichgewichtscharakter der Volkswirtschaft. Sie beschäftigen sich mit Fragen von Preis- und Lohnstarrheiten und deren Auswirkungen. Die Quintessenz ist dann das IS-LM- Modell, das die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bestimmt, der sich die Angebotsseite anpassen muss. Konjunkturelle Schwankungen entstehen aus keynesianischer Sicht aus Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, was in unserem Modellrahmen Änderungen von IS- oder LM-Kurve bzw. deren Bestimmungsfaktoren bedeutet. 4 Das AS-AD-Modell Das AS-AD-Modell hatten wir schon in der Vorlesung behandelt. Ich möchte kurz den Weg beschreiben, wie man vom IS-LM-Modell zur AD-Kurve kommt. Die AD-Kurve beschreibt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (aggregate demand) in Abhängigkeit vom Preis. Man versucht also, einen Zusammenhang zwischen Y und Preisniveau p herzustellen. Das IS-LM-Modell stellt einen Zusammenhang zwischen Y und Zinssatz r her. Das Preisniveau taucht hier nur implizit bei der Bestimmung der LM-Kurve auf. Wie oben schon einmal erläutert bestimmt der Schnittpunkt von IS- und LM- Kurve die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Wir sind dabei von einem fixen Preis- 15
16 niveau ausgegangen. Um nun zur AD-Kurve zu gelangen, kann man nun zwei verschiedene Preisniveaus p 1 und p 2 annehmen. Und wir nehmen an, dass p 1 < p 2 ist. Wie oben schon gezeigt wurde führt eine Änderung des Preisniveaus über die veränderte reale Geldmenge zu einer Verschiebung der LM-Kurve. Also, wenn wir im Preisniveau p 1 starten und dieses dann (hypothetisch) auf p 2 erhöhen, dann bedeutet dies eine Abnahme der realen Geldmenge ( M soll sich nicht ändern!), und die LM-Kurve verschiebt sich nach links. Es gibt dann einen neuen Schnittpunkt mit der IS-Kurve, der links von dem ursprünglichen liegt, was bedeutet, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt (Y wird kleiner). Hiermit haben wir dann schon den Verlauf der AD-Kurve bestimmt, denn diese gibt einfach die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (also Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve, Y ) in Abhängigkeit vom Preisniveau an. Eine Erhöhung des Preisniveaus führt zu einer Verringerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, die AD-Kurve verläuft also fallend im Y -p-raum. Auch an diesem Modell kann man den Unterschied zwischen neoklassischer und keynesianischer Sicht deutlich machen, indem man neben der AD-Kurve noch eine kurzfristige und eine langfristige Angebotskurve (aggregate supply) in das Diagramm einzeichnet. Die kurzfristige AS-Kurve gilt bei fixen Preisen und erklärt die Mengenanpassung, die langfristige ist mit der FE-Kurve vergleichbar, da sie nur von den Produktions- und Optimalitätsbedingungen abhängt. Die keynesianische Sicht ist hier, dass Änderungen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, also eine Verschiebung der AD-Kurve, als entscheidend für konjunkturelle Schwankungen betont werden, auf die Unternehmen nur durch Mengenanpassungen (also einer Bewegung auf der kurzfristigen Angebotskurve) reagieren können. Die Neoklassik betont dagegen Änderungen der langfristigen Angebotskurve und möchte damit konjunkturelle Schwankungen erklären, also sozusagen das Konzept der Wachstumstheorie auch auf kurzfristigere Zusammenhänge anwenden. Letztendlich sind das IS-LM-FE- und das AS-AD-Modell in ihren Aussagen und ihrer Funktionsweise also äquivalent zueinander. 16
17 5 Konjunkturpolitik Im Rahmen der beiden vorgestellten Modelle kann man nun verschiedene Politikmaßnahmen oder Auswirkungen von Schocks analysieren (siehe auch den Übungszettel). Ein Ölpreisschock ist z. B. ein negativer Angebotsschock, da Öl für viele Industriebereiche ein elementarer Rohstoff ist und eine Verteuerung zu erschwerten Produktionsverhältnissen führen würde. Nachfrageschocks ergeben sich z. B. bei Verschiebungen der IS- oder der LM- Kurve. Eine Senkung der Staatsausgaben G im Rahmen einer Austeritätspolitik bedeutet einen Nachfrageeinbruch und eine Verschiebung der IS-Kurve nach links (warum?). Dies ist dann ein negativer Nachfrageschock, den man im IS-LM-FE- Modell oder durch eine Linksverschiebung der AD-Kurve im AS-AD-Modell darstellen kann. Diesem Nachfrageschock folgend setzt dann wieder allmählich eine Preisdynamik ein, die für ein allgemeines Gleichgewicht sorgt. So ist im Rahmen dieses Modells zu erwarten, dass die Austeritätspoltik und Sparbemühungen und damit verbundenen Ausgabenkürzugen in den Euro-Krisenländern dazu führen, dass diese einen starken Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Aktivität verzeichnen und dann allmählich eine Senkung des allgemeinen Preisniveaus aufweisen (die Herleitung an den Diagrammen lasse ich als Übungsaufgabe ). Im Rahmen der aktuellen Krise kann man auch danach fragen was der Aufkauf von Staatsanleihen durch eine Zentralbank für Effekte hat. Abgesehen von dem Einfluss auf das Zinsniveau der Staatsanleihen bedeutet eine solche Intervention eine massive Ausweitung der Geldmenge. Die LM-Kurve und auch die AD-Kurve verschieben sich nach rechts, und in beiden Modellen kommt es zu einer kurzfristigen Erhöhung der wirtschaftlichen Aktivität. Längerfristig können wir im Rahmen dieser Modelle aber auch Inflation erwarten (auch diese Herleitung möge als wichtige Übungsaufgabe verstanden werden ). 6 Schluss Dies ist nur eine kurze Übersicht, die in knapper Form die wesentliche Zusammenhänge erläutern sollte. Sie ist weit davon entfernt vollständig zu sein. Ich kann insbesondere das Buch von Abel, Bernanke und Croushore (2011) und hier Kapitel 17
18 9 zum Lesen empfehlen. Literatur Abel, Andrew B., Ben S. Bernanke, and Dean Croushore (2011). Macroeconomics. 7th ed. Princeton: Princeton University Press. Blanchard, Olivier und Gerhard Illing (2009). Makroökonomie. 5. Aufl. München: Pearson. Dornbusch, Rüdiger, Stanley Fischer und Richard Startz (2008). Macroeconomics. 10. Aufl. Boston: McGraw-Hill Irwin. 18
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