Diabetesbetreuung in der Geriatrie. Statistisches. Wer alt ist, wird älter... Quelle: Statistisches Bundesamt 2011
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- Hennie Beutel
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1 Diabetesbetreuung in der Geriatrie zwischen Lebensqualität und therapeutischem Nihilismus Statistisches! Der typische Durchschnitts-Diabetiker ist heute 75 Jahre alt! Jeder 4. Deutsche zwischen 75 und 80 Jahren leidet an Diabetes mellitus Diabetesprävalenz 2000 Wer alt ist, wird älter... Quelle: Statistisches Bundesamt 2011 Durchschnittliche (Rest-)Lebenserwartung in Deutschland Alter /Jahre Männer Frauen 0 77,3 82, ,9 62, ,6 43, ,0 24, ,2 20, ,6 16,4 80 7,7 9,0 90 3,9 4, ,0 2,2 1
2 Geriatrische Syndrome die 5 geriatrischen I evtl. ergänzt durch: Für den Alltag: Einteilung diabetischer Alterspatienten! Immobilität! Instabilität und Sturzgefahr! Inkontinenz! intellektueller Abbau! iatrogene Schädigungen! Fehl- und Mangelernährung! Gebrechlichkeit und Sarkopenie! chronische Schmerzprobleme Gruppe Go-Go s Slow-Go s No-Go s Charakteristik gute funktionelle Fähigkeiten eingeschränkter funktioneller Status extrem reduzierte funktionelle Leistungsbreite kalendarisch ältere, nicht geriatrische Patienten Hilfsbedürftige, geriatrische Patienten mit leichten Handicaps Hilflose geriatrische Patienten mit schwersten Handicaps Interaktionen: Diabetes - geriatrische Syndrome Syndrom Wirkung auf den Diabetes Diabetes bewirkt Demenz HbA1c! Schulung und Selbstmanagement! Kontrollen erschwert (Augen, RR, Füße, Bz) Depression HbA1c! Compliance " Pseudodemenz Inkontinenz Immobilität Flüssigkeitszufuhr wird reduziert Exsiccose Harnwegsinfekte -> Stoffwechsel Basistherapie erschwert Fußpflege erschwert Selbstmanagement " mehr Demenzen erhöhte kognitive Defizite mehr Depressionen Dranginkontinenz Überlaufblase reduzierte musk. Aktivitäten Sturzneigung! Lindner,J;Diabetes aktuell 2001:16 2
3 Folgen der Sarkopenie Risikofaktoren für Mangelernährung! Muskelkraft "#! Grundumsatz "! Reserven an Glykogen und Aminosäuren "! Mobilität "! Behinderung!! Sturzrisiko!! Energiebedarf "! Risiko: Nährstoffdefizite! Stressbewältigung "! Anfälligkeit für Mangelernährung!! Appetitlosigkeit! Kaubeschwerden! Schluckstörungen! Schwierigkeiten beim Schneiden! Immobilität! Demenz! Depressionen! Einsamkeit! keine regelmäßigen gekochten Mahlzeiten! schlechte Finanzielle Situation Häufigkeit von Ernährungsproblemen Volkert 1996, Heseker 2008 Mittlere tägliche Energieaufnahme unterernährter geriatrischer Patienten Gesunde Senioren Altenheimbewohner schlechter Appetit 14% 32% 26% Kaubeschwerden 20% 20% 46% Schluckstörungen 10% 8% 18% Schneideprobleme 16% 55% 45% Immobilität 36% 49% Schwere Verwirrtheit 60% 20% Depression 8% 31% 13% Geriatrische Patienten! Energie 1081 ± 377 kcal! Protein 37 ± 15 gr! Fett 43 ± 20 gr.! Ballaststoffe 10 ± 4 gr! DGEM-Studie: 55% aller geriatrischen Patienten in der Klinik sind mangelernährt! 3
4 Mangelernährung in Deutschland? The German Hospital Malnutrition Study Pirlich et al Clin Nutrition 2006! 1886 Patienten in 13 Krankenhäusern! Erfassung Ernährungszustand (SGA, anthropometr. Messung)! 27% aller Patienten mangelernährt! davon 43% > 70 Jahre! Höchste Prävalenz:! 56% aller geriatrischen Patienten! 38% aller onkologischen Patienten! 33% aller gastroent. Patienten Gründe für Blutzuckersenkung! Verminderung von Polyurie / Polydipsie! Sturzgefahr! Inkontinenz! Exsiccose, Schwindel! Verminderung des kognitiven Abbaus! Senkung der Mortalität durch Normoglykämie bei critically ill patients N Engl J Med Nov 8;345(19): Mangelernährung 43%ige Verlängerung Klinikaufenthalt Therapieziele nach biologischem Alter!"#$$%& '(%)%& *+%",$(%&!"#!"$%& J)"N#!"$%& Z"#!"$%& '()*+,(-.%/0& 1)2*-*3&+./02& 4*-.(2-.%/0*& 5(6*+2*+& 9.)O%:*,P-Q.4*& 4*-.(2-.%/0*& 5(6*+2*+&D.2& )*./02*+& 9(+,./(C%& 9.)["%*& 4*-.(2-.%/0*& 5(6*+2*+&D.2& %/0N*-%2*+& 9(+,./(C%& 7-.*+6*-8+4&(+&+./02# (8/0&'"DC)*F*-*& 4*-.(2-.%/0*+&5(6*+2*+& G0*-(C.*+&DH4)./0& 9:;</&=>?#@A& IJKG3&LLGM& 9BC"4)B'1D.*+& E*-D*.,*+& R-%2&,*-&L)82,-8/'3&,(++&,*-&L)82S8/'*-& '*.+*&9BC"4)B'1D.*+& \*:*+%]8().212&8+,& JBDC2"D'"+2-"))*& 9:;</&8+2*-4*"-,+*23& LS&^&<VU&D4_,)& W",.XS.*-2*&YG&",*-& JKG& J/08)8+4%C-"4-(DD& J!J& `**%'()(6"+&,*-& G0*-(C.*& Therapieziele bei Diabetes mellitus HbA1c (%) Blutglukose (mg/dl) Hyperglykämie- Symptome Individueller geriatrischer Bereich Prävention 5 90 Mikroangiopathie, erhöhtes 4 60 Hypoglykämierisiko 4
5 Diabetestherapie bei geriatrischen Patienten - Ernährung! Der Nutzen einer spezifischen Diabeteskost bei Heimbewohnern ist nicht gesichert Coulston AM, Am J Clin Nutr Jan;51(1):67-71.! gesunde Vollkost ohne Zucker! Ausreichend Flüssigkeit! Gewichtsabnahme nur zur Erhöhung der Lebensqualität! Alkohol: in Maßen erlaubt Schulung bei Diabetespatienten : SGS! möglich nur für GoGo s und bedingt für slowgo s!! kostengünstig! gute Bz-senkende Potenz! Hypoglykämie! regelm. Nahrungsaufnahme erforderlich! GFR < 50 ml/min! mahlzeitengebundene Einnahme möglich! geringere Hypo-Gefahr! Repaglinid: bis GFR 30 einsetzbar! nur Repaglinid zugelassen! Kosten! kurze, schwächere Wirkdauer 5
6 ! keine Hypoglykämiegefahr! hohe Kosten! GI-Nebenwirkungen! gastrointestinale Erkrankungen! kostengünstig! besonders gut bei Übergewicht! GI-Nebenwirkungen! GFR < 60 (50) ml/min! Leberfunktionsstörungen Tablettenverpackung - ein zusätzlicher Aspekt! gute Ergänzung zum Metformin! keine Hypoglykämiegefahr! Kosten! Bz-Senkung nicht so gut wie SH! Monotherapie: nur Sitagliptin Verpackung Sicherheitslasche am 63,9% Deckel Drück- und Dreh - 44,5% Flasche Dosette 16,8% Blister 10,1% Anzahl der Personen, die die Verpackung nicht öffnen konnten Nikolaus T; Eur J Clin Pharm 1996:225 6
7 Motorisch-kognitive Voraussetzungen zur Insulintherapie Geldzähltest nach Nikolaus:! 9,80! aus Geldbörse zählen! Visus,! Feinmotorik,! kognitive Leistungsfähigkeit,! Umgang mit Zahlen Insulintherapie des Diabetes mellitus im Alter BOT = Basalinsulingabe + Fortführung der OAD-Therapie! Nur 1 Injektion! Bei Lantus Applikationszeitpunkt unerheblich! Gut vom Pflegedienst oder Angehörigen durchführbar! Ziel: Vermeidung von Entgleisungen '*.+*&a)*f.:.).212& b*.+&r.+[8%%&(8o& C"%2C-(+,.()*&JC.2S*+& \.D.2(6"+&,8-/0&*E2)>& b"+2-(.+,.'(6"+*+&,*-&7;`& Insulintherapie des Diabetes mellitus im Alter Konventionelle Insulintherapie (2x täglich Mischinsulin in Fixdosis oder nach Dosisanpassungsplan)! Wenig Injektionen! Notfalls vom Pflegedienst oder Angehörigen durchführbar! Bei Fixdosis: geringere intellektuelle Anforderung!*-.+4*&a)*F.:.).212& ;+C(%%8+4%DH4)./0'*.2& *.+4*%/0-1+'2& c*4*)d1d.4*& Z(0-8+4%(8O+(0D*& 8+E*-S./02:(-& 9BC"4*O(0-& :*%%*-e&;z;\7!wkfg& Insulintherapie des Diabetes mellitus im Alter SIT /BBT = Prandiale Insulintherapie oder zusätzlich Basalgabe abends! Steuerungsmöglichkeit optimal! Flexibilität der Nahrungsaufnahme wird berücksichtigt! Gute Therapiemöglichkeit der pp Spitzen! Vereinzelt auch in Fixdosis möglich 9"0*-&;8ON(+,& Z8-&OP-&h!"!"$%i& 7
8 Hypoglykämie bei geriatrischen Patienten! schwere Hypoglykämien bei Glibenclamid: 1,4 % pro Jahr,! leichte Hypoglykämien über 6 Jahre 45 % [UK Prospective Diabetes Study (UKPDS) Group, 1998, EK Ib! Renale Funktionsstörung als zusätzlicher Risikofaktor! Demenz als Risikofaktor für schwere Hypoglykämien Bruce DG Diabetologia Sep;52(9): ! eingeschränkte kognitive Funktion schwächt Hypoglykämie- Symptomatik ab DFS in der Geriatrie! Mobilität "! Kognition "! Sehfähigkeit "! Amputationsrisiko 10-fach erhöht! Mortalität 25-fach erhöht! Pflegebedürftigkeit 30-40% Greitemann B, Orthopädie 1993:80 DFS in der Geriatrie! Ulcerationen: jeder 7. Patient über 65 Jahre mit Diabetes mellitus! Mortalität nach Amputation:! 50% in 3 Jahren nach Amputation! bei Patienten > 70: 50% in 2 Jahren nach Amputation Larsson J; Diabet Med 1995:770 8
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