Aktuelle Einschätzungen zur Lage in Japan von Volksbank Investments Asien-Experte Ulrich Baumann
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- Brigitte Geier
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1 Aktuelle Einschätzungen zur Lage in Japan von Volksbank Investments Asien-Experte Ulrich Baumann (Anmerkung: Unterlage dient ausschließlich zur internen Verwendung) Wie werden die drei japanischen Katastrophen die Weltwirtschaft, Europa und die Zukunft Japans beeinflussen? Zunächst die gute Nachricht: Im Vergleich zum Erdbeben 1994 in Kobe war die Stellung Japans in der Welt und der Region Asien noch viel dominanter. Damals betrug Japans BIP rund 18% der Welt dieser Anteil ist auf rund 7-8% gesunken, also um mehr als die Hälfte geringer. Dadurch waren auch damals die Auswirkungen in Asien viel stärker, da China damals nur 8% der asiatischen Wirtschaftsleistung erwirtschaftete. Japans Beitrag in der asiatischen Wirtschaft war damals bei 67%, aber betrug 2009 immerhin noch 36%. Die vier Distrikte, die durch das Erdbeben und den Tsunami betroffen wurden, machen nach Schätzungen zwischen 4-6% des japanischen BIPs aus. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind generell nicht substantiell, d.h. wir rechnen nicht mit einer internationalen Rezession oder Nachfrageschwäche auf globaler Basis. Die Weltwirtschaft wird eventuell unter einer Beschleunigung der Inflation zu leiden haben. Für diesen Effekt ist jedoch nicht die Katastrophe in Japan hauptverantwortlich, sondern die Zerstörung von rund 30% der Raffineriekapazitäten Japans. Da im gesamten asiatischen Bereich Raffinerien unter hohen Kapazitätsauslastungen leiden, werden höhere Preise bei Diesel, Benzin u.a. unvermeidbar sein. Auch muss der Ausfall der Kraftwerke durch stärkere Importe von Kohle und Flüssiggas kompensiert werden. Bei unsubstituierbaren Produkten kann es teilweise zu kurzfristigen Produktionsengpässen weltweit kommen. Dies betrifft vor allem den Automobil- wie den Technologiesektor. In Mitleidenschaft gezogen wurden bis dato GM und einige taiwanesische Hersteller. Weltweit sind nach dem Erdbeben auch die Preise für diverse Speicherkarten angezogen. In manchen Bereichen ist Japan uneingeschränkter Weltmarktführer dies betrifft vor allem spezielle Teile in der Automobilindustrie (immerhin besteht ein Auto aus Einzelteilen) und in der LED Technologie. Die Auswirkungen auf Japan selbst sind vielschichtig und werden separat beantwortet.
2 Welche Auswirkungen werden direkt Einfluss auf die Wirtschaft Japans haben? Während der Aufarbeitung der Lage und der Schätzung der Schäden können wir kurzfristig so etwas wie einen Demand Shock in Japan erleben. Ausgaben werden gestrichen oder auf die lange Bank geschoben. Dieser Effekt sollte kurzfristig die deflationären Tendenzen in Japan verstärken, jedoch rechnen wir aufgrund der stark eintretenden Nachfrage aufgrund des Wiederaufbaus sowie diversen Konsumanreizen mit einem Anziehen der Inlandsnachfrage und im Idealfall mit inflationären Tendenzen, welche wir als sehr positiv für die japanische Wirtschaft erachten.
3 Quelle: Macquarie Research Wie wird sich die Währung entwickeln? Tage nach dem Erbeben notierte die japanische Währung auf einem historischen Höchststand zum amerikanischen Dollar seit dem Zweiten Weltkrieg. Dies wurde mit dem Verkauf von Versicherungen begründet, die ausländische Assets verkauft haben um Liquidität für die Schaden im Inland bereitzustellen. In einer konzertierten Aktion der G7 wurden gemeinsame Deviseninterventionen zur Schwächung des Yens beschlossen. Der Anstieg der japanischen Währung wurde auch durch spekulative Kräfte mitverursacht. Die Bank of Japan wird unseres Erachtens keine ausländischen Assets (z.b. amerikanische Schuldverschreibungen) veräußern, da dadurch der Yen noch stärker wird und dies absolut kontraproduktiv ist. Als Exportnation ist Japan naturgemäß an einer schwächeren Währung interessiert - gerade im Automobilbereich konnten südkoreanische Hersteller Marktanteile gewinnen.
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5 Wie wird sich die japanische Verschuldung entwickeln? Im Vergleich zum Erdbeben in Kobe befindet sich Japan in einer beengten Lage, da es damals viel leichter war die Zinsen zu senken (höheres Zinsniveau) und die Verschuldung noch geringer war. Die Schulden Japans sind jedoch zu 95% in Japan selbst und Japan ist weiterhin der größte Gläubiger der Welt. Durch das niedrige Zinsniveau und der Selbstfinanzierung der Schulden ist jedoch die Zinsbelastung (siehe Grafik) - trotz höherer Verschuldung im Vergleich z.b. zu Griechenland - viel geringer. Wir rechnen damit, dass geplante Steuerreformen kurzfristig verschoben werden (Erhöhung der Umsatzsteuer und Reduktion der Steuerlast von Unternehmen) und somit der Verschuldungsgrad in Relation zum BIP natürlich ansteigen wird. Eine denkbare Maßnahme wäre die Emission von Wiederaufbauanleihen, die wohl trotz der abnehmenden Sparquote in Japan zu Abnehmern führen sollte. Das nationale ganbarimasu ( Ich gebe mein Bestes ) ist hierbei ein nicht zu unterschätzender Faktor. Quelle : Reuters EcoWin OECD
6 Quelle: OECD Wie wird sich der Aktienmarkt entwickeln? Wie bei jeder Naturkatastrophe kommt es zu einer Riskioaversion (ungewisse Zukunftsaussichten) und somit zu einer Panikreaktion mit einem starken Sell-off. Ungeachtet jeder Bewertungen ist dieses Verhaltensmuster typisch und nicht unerwartet. Was spricht für den japanischen Markt? Vor allem die Katastrophenhistorie. Untersuchungen zeigen, dass Naturkatastrophen den herrschenden Trend eines Marktes nur kurzfristig stören. So war vor dem Erdbeben in Kobe 1995 der Markt in einem Abwärtstrend, der durch das Beben verstärkt wurde. Der Topix befindet sich jedoch heuer in einem Aufwärtstrend, der bei minimalradioaktiven Folgen wieder aufgenommen werden sollte. Zur Zeit des Kobe Bebens war der Markt mit einem KGV von mindestens 35 und einem Preis/Buchverhältnis von über 2 auch sehr teuer. Aufgrund der starken Gewinne von Unternehmen und der hohen Cashpositionen liegt das KGV zur Zeit in etwa bei 14 und das Preis/Buchverhältnis hat sich mehr als halbiert und notiert bei eins, im Vergleich dazu muss man z.b. bei indonesischen Unternehmen in etwas das 3,5 fache des Buchpreises investieren. Durch die mediale Berichterstattung sind natürlich Sentimentindikatoren kurzfristig viel wichtiger, es sollte aber nicht lange dauern bis fundamentale Bewertungsmaßstäbe wieder die Oberhand gewinnen. Interessant zu erwähnen ist hierbei, dass die Abflüsse von japanischen Aktien zum Großteil selber aus Japan kommen, während internationale Fonds Japan weiter auf der Einkaufsliste führen.
7 Wie stark ist das Engagement in japanischen Aktien in Japan und weltweit? Wie man an den Grafiken sieht sind Japaner extrem in japanischen Aktien untergewichtet. Zum einen wird dies mit einer Übergewichtung an japanischen Anleihen begründet, teils sind carry trades dafür mitverantwortlich d.h. oft werden höherverzinste Investments z.b. australische Anleihen von Japanern gekauft. Weltweit sind die Fondsmanager - wie seit Jahren schon - unterinvestiert. Bei einer Stabilisierung der atomaren Gefahr sollte sich daher ein weiterer potentieller Abgabedruck in japanischen Aktien als gering erweisen.
8 Ihr Ansprechpartner bei Volksbank Investments: Asien & Edelmetalle: Ulrich BAUMANN Tel. +43(0) Die vorliegenden Angaben dienen ausschließlich der unverbindlichen Information. Bei den darin enthaltenen Informationen handelt es sich nicht um eine Empfehlung für den An- und Verkauf von Finanzinstrumenten. Das Informationsblatt ersetzt nicht die fachgerechte Beratung für die in diesem Informationsblatt beschriebenen Finanzinstrumente und dient insbesondere nicht als Ersatz für eine umfassende Risikoaufklärung. Die Information stellt weder ein Anbot, noch eine Einladung zur Anbotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Die hier dargestellten Informationen wurden mit größter Sorgfalt recherchiert. Volksbank Invest Kapitalanlagegesellschaft m.b.h. und die Österreichische Volksbanken-AG übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität oder Genauigkeit. Druckfehler vorbehalten.
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