Positive und negative Krümmungen im Gaußschen Dreieck

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Positive und negative Krümmungen im Gaußschen Dreieck"

Transkript

1 Positive und negative Krümmungen im Gaußschen Dreieck Peter H. Richter Herrn Prof. Dr. Siegfried Großmann zum 70. Geburtstag gewidmet Bremen, 28. Februar 2000 überarbeitete Version: 20. Mai 2000 Zusammenfassung Auf der Grundlage der Schwarzschild-Metrik wird berechnet, welche Winkelsumme ein Dreieck hat, dessen Punkte auf der Oberfläche der Erde liegen und dessen Seiten durch Lichtstrahlen gebildet werden. Für ein gleichseitiges Dreieck von 80 km Seitenlänge ist sie ist knapp größer als π, was auf eine geringe positive Krümmung hindeutet. Aber was ist hier positiv gekrümmt? Es wird analysiert, in welcher Metrik die Lichtstrahlen, definiert als Projektionen von Nullgeodäten in der Einsteinschen Raumzeit auf den dreidimensionalen Raum, Geodäten sind. Dabei wird wesentlich Gebrauch gemacht vom Maupertuis-Prinzip der klassischen Mechanik. Stichworte: Gauß, Riemann, Einstein, Schwarzschild, Krümmungstensor, Geodäten, nicht- Euklidische Geometrie, Maupertuis-Prinzip

2 Einleitung Als Carl Friedrich Gauß die Winkelsumme im Dreieck Hoher Hagen Brocken Inselsberg vermaß, soll er die Möglichkeit in Erwägung gezogen haben, eine Abweichung von π festzustellen. Er hielt es nicht für selbstverständlich, daß Licht geraden Linien folgt, und hätte er entsprechende Hinweise gefunden, so wären seine Überlegungen zur nichteuklidischen Geometrie sicher nicht in der Schublade geblieben. Tatsächlich fand er im Rahmen seiner Messgenauigkeit keinen derartigen Effekt, so dass er die Sache auf sich beruhen ließ. Sein Schüler Bernhard Riemann entwickelte später die nach ihm benannte Differentialgeometrie gekrümmter Räume ohne Bezug zu Anwendungen in der physikalischen Realität. Albert Einstein konnte davon zehren, als er 95 die Allgemeine Relativitätstheorie formulierte. Ohne das Konzept des Krümmungstensors R abcd wäre es ihm vermutlich nicht möglich gewesen, die Äquivalenz von Raumzeit-Krümmung und Gravitation präzise auszudrücken: R ab 2 gab R = 8πG c 2 T ab. ( Das Tensorfeld auf der linken Seite charakterisiert die Krümmung der Raumzeit: R ab = R c acb ist der Ricci-Tensor, g ab der metrische Tensor und R = g ab R ab der Krümmungsskalar. Der Energie-Impuls-Tensor T ab auf der rechten Seite repräsentiert die Materie. Die Gravitationskonstante G spielt die Rolle einer Proportionalitätskonstanten zwischen den beiden vor Einstein nicht zusammen gesehenen Tensorfeldern. Karl Schwarzschild, der von 90 bis 909 Gauß Nachfolger in der Leitung der Göttinger Sternwarte gewesen war, fand als Soldat an der russischen Front noch 95 die nach ihm benannte Lösung der Einsteinschen Feldgleichung für den Fall einer Punktmasse m, ds 2 = g ab x a x b = c 2 dτ 2 ( = r s c 2 dt 2 + dr2 r r s /r + r2 dϑ 2 + r 2 sin 2 ϑ dϕ 2. (2 Dabei ist die Raumzeit durch Koordinaten (x 0, x, x 2, x 3 = (t, r = (t, r, ϑ, ϕ parametrisiert; s ist die Bogenlänge und τ die Eigenzeit. Der Schwarzschild- Radius r s = 2Gm/c 2 hat für die Erde den Wert 8,86 mm. Die Metrik ist indefinit, auf dem Lichtkegel ist ds = dτ = 0. Wenn wir in jedem Falle positive Abstände haben wollen, sollten wir für raumartige Lagen die Bogenlänge ds und für zeitartige die Eigenzeit dτ zur Grundlage metrischer Betrachtungen machen. Mit Hilfe der Metrik (2 lässt sich berechnen, wie groß der für Gauß unbeobachtbare Effekt sein sollte; er dürfte auch mit heutigen Methoden kaum messbar sein. Diese sicherlich wohlbekannte Rechnung wird hier noch einmal durchgeführt. Vor allem aber geht es in der vorliegenden Notiz um die Natur der Beziehung zwischen der Gaußschen Messung und Einsteins Gravitationstheorie. Die gängigen Lehrbücher [, 2, 6, 8] suggerieren anhand eines Bildes wie Abb. mehr Die Interpretation der Absichten, die Gauß mit seinem Experiment verfolgte, ist unter Historikern nicht unumstritten, siehe dazu [5, 4]. 2

3 oder weniger explizit, man solle sich die Lichtstrahlen als Trajektorien in einer negativ gekrümmten raumartigen Fläche vorstellen. Andererseits liefert die Rechnung (wie auch die unmittelbare Intuition für das Gauß-Experiment eine Winkelsumme größer als π, was man von geodätischen Dreiecken in positiv gekrümmten Flächen gewohnt ist. Da passt etwas nicht gut zusammen. Erstens verläuft ein Lichtstrahl nicht in Unterräumen t = const; zweitens liegt das Gaußsche Dreieck (näherungsweise in einer (ϑ, ϕ-ebene, die, wie wir sehen werden, positiv gekrümmt ist. Die Analyse muss davon ausgehen, dass die drei Strahlen, die das Gaußsche Dreieck im Raum bilden, selbst keine Geodäten in der (t, r-raumzeit nach Einstein und Schwarzschild sind, auch keine raumartigen. Sie sind zunächst lediglich Projektionen von Nullgeodäten auf den r-raum. Dieser kann allerdings mit einer Metrik versehen werden, in der die Lichtstrahlen Geodäten sind. Dazu werden wir das Maupertuis-Prinzip der klassischen Mechanik benutzen. Abbildung : Lichtablenkung durch negative Raumkrümmung im Gravitationsfeld, aus [2], Kapitel 5. Hier wird die negative innere Krümmung der (r, ϕ-ebene bei konstanten Werten von t und ϑ durch Einbettung in einen dreidimensionalen euklidischen Raum als äußere Krümmung illustriert. Die Raumzeit-Krümmung auf der Erde Die Schwarzschild-Metrik (2 soll im Folgenden mit der durch c = und G = gegebenen Skalierung versehen werden, so dass r s = 2m ist. Nach wohlbekannten Rechenvorschriften ergibt sich für den Riemannschen Krümmungstensor R abcd, dass nur die Komponenten R abab = R baab = R abba = R baba (3 mit den 6 Kombinationen a, b {0,, 2, 3}, a < b, von Null verschieden sind. Wie g ab hängen die R abab allein von den Koordinaten r und ϑ ab, und wenn man im (lokalen Tangentialraum die orthonormierte Basis ( dˆt, dˆr, d ˆϑ, d ˆϕ benutzt, 2m dr dt = dˆt, = dˆr, r dϑ = d r ˆϑ, r sin ϑ dϕ = d ˆϕ, (4 2m/r 3

4 verschwindet sogar die ϑ-abhängigkeit. Die nicht verschwindenden Elemente des Krümmungstensors haben in dieser Basis die einfache Gestalt [6] ˆR 00 = 2m r 3 ˆR0202 = m r 3 ˆR0303 = m r 3 (5 ˆR 22 = m r 3 ˆR33 = m r 3 ˆR2323 = 2m r 3 (6 und der metrische Tensor hat lokal die Standard-Form ĝ ab = ĝ ab = diag(,,,. (7 Der Ricci-Tensor R ab und der Krümmungsskalar R verschwinden, also auch der Einstein-Tensor R ab g 2 abr. Der Riemann-Tensor ist deshalb identisch mit dem Weyl-Tensor; bei r = 0 ist er singulär. Die Gleichungen (5 bis (7 gelten, solange man raumartige Abstände betrachtet und ds als Grundlage der Metrik benutzt. Innerhalb des Lichtkegels, also für zeitartige Abstände, ist ds 2 < 0, so dass man dτ betrachten sollte. Damit ändert der metrische Tensor sein Vorzeichen und mit ihm alle R abcd. Das lässt sich an deren Definition unmittelbar ablesen. (Es sei daran erinnert, dass die Christoffel-Symbole Γ a bc den metrischen Tensor quadratisch enthalten und daher gegenüber deren Vorzeichenänderung invariant sind; die R a bcd sind aus den Γ a bc gebildet und deshalb ebenfalls invariant; der Übergang zu R abcd wird aber durch g ab vermittelt. Wie sollen wir uns nun die so beschriebene gekrümmte Raumzeit vorstellen? Im Hinblick auf ausgedehnte kugelsymmetrische Himmelskörper ist zu bedenken, dass die Metrik (2 nur außerhalb der Massenverteilung gilt, im Falle der Erde also auf ihrer Oberfläche und darüber. 2 Dort ist die Massendichte Null, nach ( verschwinden daher auch R ab und R. In einem noch zu präzisierenden Sinn ist also die mittlere Krümmung der vierdimensionalen Raumzeit Null. Dagegen erkennen wir an (5 und (6, dass die Krümmung diverser zweidimensionaler Koordinaten-Flächen nicht verschwindet. Hierzu sei an folgenden Sachverhalt erinnert, der zum Beispiel in [0] bewiesen wird: Seien X a und Y a orthogonale Einheitsvektoren des Tangentialraums an einen Punkt (t, r und ɛ(x bzw. ɛ(y ihre Indikatoren (+ für raumartige und für zeitartige Vektoren. Dann ist die Schnittkrümmung der von X a und Y a aufgespannten Fläche K = ɛ(xɛ(y R abcd X a Y b X c Y d. (8 In der durch ( dˆt, dˆr, d ˆϑ, d ˆϕ gegebenen Basis sind aber die Einheitsvektoren in den jeweiligen Koordinaten-Richtungen ˆT a = (, 0, 0, 0 für die Zeit, ˆR a = (0,, 0, 0 für die radiale Koordinate, ˆΘ a = (0, 0,, 0 für den Polarwinkel und ˆΦ a = (0, 0, 0, für den Azimutwinkel. Wenn also mit K (t,r die lokale Schnittkrümmung der von dˆt und dˆr aufgespannten Fläche bezeichnet wird, dann finden wir K (t,r = ˆR 00. Analoges gilt für die anderen fünf Paarungen. Nun ist aber zu bedenken, dass die drei Paarungen 2 Auch für das Innere hat Schwarzschild eine Lösung der Feldgleichung angegeben, die uns hier aber nicht interessiert. 4

5 ( dr, dϑ, ( dr, dϕ und ( dϑ, dϕ wegen t = const raumartige Flächen erzeugen; es sind daher auf jeden Fall die Krümmungen von (6 zu nehmen. Dagegen schneiden die drei von ( dt, dr, ( dt, dϑ und ( dt, dϕ aufgespannten Flächen den Lichtkegel; in ihrem raumartigen Teil gelten daher die Krümmungen (5, während im zeitartigen Teil jeweils das andere Vorzeichen zu nehmen ist. Das führt auf K (t,r = ± 2m r 3 K (t,ϑ = m r 3 K (t,ϕ = m r 3 (9 K (r,ϑ = m r 3 K (r,ϕ = m r 3 K (ϑ,ϕ = 2m r 3 (0 Dabei gilt in (9 das obere Vorzeichen im raumartigen, das untere im zeitartigen Teil der jeweiligen Fläche. Auf dem Lichtkegel ist die Krümmung nicht definiert. Auf diese Weise lassen sich die Komponenten des Riemann-Tensors ˆR abab als die lokalen Krümmungen der durch die Koordinaten-Indizes a, b bezeichneten zweidimensionalen Schnittflächen interpretieren. Zu jeder Koordinatenrichtung a gibt es zwei andere, mit denen je eine negativ gekrümmte Fläche aufgespannt wird, und eine, mit denen eine doppelt so stark positiv gekrümmte Fläche gebildet wird. Das Verschwinden des Ricci-Tensors bedeutet, dass die Summe dieser drei lokalen Schnittkrümmungen Null ist. Der durch t = const definierte Raum in der Umgebung eines Punktes (t, r auf der Erde ist also in den vertikalen Ebenen negativ gekrümmt, während die horizontale Ebene r = const positive Krümmung hat. Da aber alle diese Ebenen raumartig sind, kann in ihnen kein Lichtstrahl verlaufen. Schon darum ist Abb. irreführend. Es kommt hinzu, dass die Krümmungen dieser Flächen selbstverständlich nicht berechnet werden können, indem man schon in der Metrik (2 die entsprechenden Einschränkungen vornimmt. So ergibt sich zum Beispiel aus der Metrik ds 2 = r 2 dϑ 2 + r 2 sin 2 ϑ dϕ 2, die man mit t = const und r = const erhielte, die Krümmung der (ϑ, ϕ-kugel vom Radius r, nämlich /r 2, aber das hat nichts zu tun mit der Schnittkrümmung K (ϑ,ϕ auf derselben Kugel, aufgefasst als Fläche in der Schwarzschild-Raumzeit. Ebenso wenig erhält man das K (r,ϕ aus (0, indem man die durch t = const und ϑ = π/2 definierte (r, ϕ-ebene mit Hilfe der Metrik ds 2 = ( 2m/r dr 2 + r 2 dϕ 2 diskutiert, denn deren Krümmung ist 3m/r 3 (Übung!. Genau das aber wird im Zusammenhang mit Abb. getan, vgl. z. B in [6]. Geodäten und Lichtstrahlen Warum oder in welchem Sinne gelten Lichtstrahlen als kürzeste Verbindungen zwischen zwei Punkten? Der naive Betrachter eines Gaußschen Experiments mit gebogenen Lichtstrahlen mag einwenden: Man sieht doch, dass das Licht auf gekrümmten Bahnen verläuft. Lege ich stattdessen einen geraden Maßstab zwischen die Punkte und lese ab, so finde ich ohne weiteres einen kürzeren Abstand. Das Argument ist so abwegig nicht, wie wir Enkel oder Urenkel Einsteins als Besserwisser manchmal glauben machen wollen. Noch Poincaré, der zwar die Geburt der Allgemeinen Relativitätstheorie nicht mehr erlebte, die Spezielle aber gründlich kannte, vertrat vehement den Standpunkt, dass es eine Frage der Konvention sei, ob man zwischen zwei Punkten r und r 2 auf der Erde 5

6 den euklidischen, den geodätischen oder den durch Lichtstrahlen hergestellten Abstand als wahren Abstand ansehen wolle [7]. Es hat etwas von Taschenspieler-Trick an sich, wenn man dagegen hält, es komme eben nicht auf die räumliche Distanz zwischen Punkten r an, sondern auf den Abstand zwischen Punkten (t, r in der Raumzeit, welcher für lichtartige Verbindungen verschwindet und damit nicht unterboten werden kann. Aber genau das ist das Wesentliche. Raum und Zeit bilden metrisch eine Einheit; weder dt noch dr sind vom Koordinatensystem des Betrachters unabhängige Abstandsmaße, wohl aber dτ oder ds. Das ist ein Gedanke, der Gauß sicher ganz fremd war. Für ihn war eine Trajektorie des Lichtstrahls im R 3 (r noch die triviale Projektion aus der Newtonschen Raumzeit R 4 (t, r = R(t R 3 (r. Vor Maxwell gab es keinen Anlass, das anders zu sehen. Man mag die gebogenen Lichtstrahlen in einem mit Massen versehenen R 3 (r zur Grundlage einer Metrik wählen, wie das im nächsten Abschnitt geschieht. Doch wäre das im Sinne Poincarés eine Konvention, neben der die Euklidische ohne weiteres bestehen kann. Eine solche Lichtstrahlen-Metrik enthielte nicht den Witz der Relativitätstheorie, die im R 4 (t, r lebt. Sie wäre übrigens auch nicht mit dt = 0 aus (2 ableitbar. Das physikalisch Zwingende an der Einstein-Schwarzschild-Metrik, das den konventionalistischen Standpunkt aushebelt, ist zum Einen die Universalität der Lichtgeschwindigkeit (durch die Raum und Zeit miteinander verknüpft werden, zum Andern die Gültigkeit des Äquivalenzprinzips in der Form (. Zunächst soll von Geodäten deshalb nur auf der Basis von (2 die Rede sein. Dann sind Lichtstrahlen genau die Nullgeodäten; sie verbinden Punkte (t, r, deren Abstand verschwindet. Im R 4 (t, r bilden sie den Lichtkegel, also eine dreidimensionale Untermenge. Er trennt den Bereich der zeitartigen Abstände, dτ > 0, in dem die Geodäten Trajektorien frei fallender Körper sind, vom Bereich der raumartigen Abstände, ds > 0, in dem es keine physikalische Realisierung der Geodäten gibt. In jedem Fall sind abseits des Lichtkegels die Abstände zwischen Raumzeit-Punkten positiv. So hätten also der Hohe Hagen r H und der Brocken r B den Abstand Null? Natürlich nur dann, wenn man sie als Punkte (0, r H bzw. (t HB, r B in der Raumzeit betrachtet, wobei t HB die Zeit ist, die das Licht für den Weg von r H nach r B benötigt. Nun lassen sich aber Lichtstrahlen, die zwischen den drei Bergen r H, r B und r I laufen, nicht zu einem Dreieck im (t, r-raum kombinieren. Nur in der Projektion auf den r-raum ist das möglich. Aber diese raumartigen Projektionen sind als Linien in der Raumzeit im allgemeinen keine Geodäten. Es sei denn, wir konstruieren eine Metrik, die das erzwingt. Eine Lichtstrahlen-Metrik Wir stellen uns die Aufgabe, eine Metrik für den R 3 zu finden, deren Geodäten die Projektionen der Lichtstrahlen aus dem Einstein-Schwarzschild-Raum sind. Dazu erinnern wir uns zunächst, wie man die Bahnen des Lichts aus (2 erhält. Da für Licht dτ = 0 gilt, benutzt man einen Bahnparameter σ und schreibt, wenn das Symbol jetzt d/ dσ bedeutet, ( 2m r ṫ2 + 2m/r ṙ2 + r 2 ϑ2 + r 2 sin 2 ϑ ϕ 2 = 0. ( 6

7 Aus der Euler-Lagrange-Gleichung für die Koordinate t erhält man die Integrationskonstante ( 2m/rṫ = k, so dass als Ausgangspunkt zur Berechnung der Bahn im Raum der r = (r, ϑ, ϕ (x, x 2, x 3 die Energiegleichung 2m/r ṙ2 + r 2 ϑ2 + r 2 sin 2 ϑ ϕ 2 k 2 2m/r = 0 (2 dienen kann. Wir interpretieren sie als Summe aus einer in den Geschwindigkeiten quadratischen kinetischen Energie T ijẋ i ẋ j und der potentiellen Energie V (r = k 2 /( 2m/r. Der Wert der Gesamtenergie E ist 0. Selbstverständlich benutzen wir die Gleichung nur für r > 2m. Uns interessiert nicht der Zeitverlauf der Bahn, sondern nur ihre Form. Daher können wir auf das Variationsprinzip von Maupertuis zurückgreifen [9], das die Bahnen als Geodäten in der Metrik g ij = (E V T ij beschreibt. Wegen E = 0 ist deswegen ( g ij = diag ( 2m/r, r 2 2 2m/r, r 2 sin 2 ϑ (3 2m/r eine adäquate Metrik für die Lichtstrahlen im R 3. (Die Konstante k 2 spielt für die Bahnform und die Raumkrümmung keine Rolle. Die nicht verschwindenden Christoffel-Symbole dieser Metrik sind Γ 2m = r 2 ( 2m/r Γ 2 r 3m 2 = r 2 ( 2m/r Γ 22 = 3m r Γ 33 = Γ 22 sin 2 ϑ (4 Γ 2 2 = Γ 2 2 Γ 2 22 = sin ϑ cos ϑ (5 Γ 3 3 = Γ 2 2 Γ 3 3 = Γ 2 2 Γ 3 23 = cot ϑ = Γ 3 32 (6 woraus sich der Krümmungstensor berechnen lässt. Benutzen wir die lokale orthonormale Basis von Differentialen ( ( dˆr, d ˆϑ, dr d ˆϕ = 2m/r, r dϑ r sin ϑ dϕ,, (7 2m/r 2m/r so erhalten wir (bis auf die üblichen Symmetrien den Krümmungstensor ˆR 22 = ˆR 33 = 2m r 3 ( 3m 2r, ˆR2323 = 4m r 3 ( 9m 4r, (8 was sich direkt als lokale Schnittkrümmung der von den jeweiligen Differentialen aufgespannten Flächen interpretieren lässt. Der Vergleich mit (0 zeigt, dass diese Krümmungen bis auf Korrekturen der relativen Ordnung m/r doppelt so groß sind wie im Fall der Schwarzschild-Metrik. Für den Ricci-Tensor erhalten wir ˆR = 4m r 3 ( 3m 2r und für den Krümmungsskalar, ˆR22 = ˆR 33 = 2m r 3 ( 3m r, (9 R = 6m2 r 4, (20 also eine sehr kleine mittlere Raumkrümmung, die negativ ist. 7

8 Die Winkelsumme im Gauß-Dreieck Was folgt hieraus nun für die Winkelsumme in einem aus Lichtstrahlen gebildeten Dreieck? Die Rechnung soll hier nur bis zur Ordnung m/r vorgenommen werden und nur für Dreiecke, deren Punkte wie im Falle der Gaußschen Messungen auf der Erdoberfläche liegen. Der Einfachheit halber sei angenommen, dass es sich um ein gleichseitiges Dreieck handelt. Wir betrachten zuerst einen einzelnen Lichtstrahl, der zwei Punkte r und r 2 auf der Erde verbindet. Zusammen mit dem Mittelpunkt der Erde spannen sie eine Ebene auf, in der der Strahl verläuft. In dieser Ebene führen wir Polarkoordinaten (r, φ ein, wobei φ = 0 die Richtung nach r + r 2 bezeichne. Dann mögen die beiden Punkte bei r = (R, α und r 2 = (R, α liegen. Die bekannte Darstellung des Strahlverlaufs ist [2] r = cos φ D + m D ( + 2 sin2 φ. (2 Für m = 0 ergibt das in niedrigster Näherung eine Gerade, wobei der Paramter D den Wert D 0 = R cos α annimmt. Setzen wir das in den Korrekturterm von (2 ein, so erhalten wir D D 0( + δ mit δ = m R + sin 2 α cos 2 α. (22 Für die Tangente an den Strahl im Punkt r berechnen wir daraus mit (x, y = (r cos φ, r sin φ ( dx, dy = R ( γ sin α cos α, γ sin 2 α dφ, (23 cos α wobei γ = δ + 2m R = m 3 sin 2 α R sin 2 α. (24 Damit lässt sich der Einheitsvektor in Tangentenrichtung wie folgt koordinatenunabhängig schreiben: t = r 2 r r 2 r + γ sin α cos α r 2 + r r 2 + r. (25 Dies wenden wir nun auf ein gleichseitiges Dreieck an, welches in geeigneten Kugelkoordinaten die folgenden Punkte hat: r = R(sin θ, 0, cos θ r 2 = R( sin θ, sin θ, cos θ (26 r 3 = R( sin θ, sin θ, cos θ. Die Fläche dieses Dreiecks, sofern man es als ebenes Dreieck mit Winkelsumme π auffasst, ist F e = 3 4 3R 2 sin 2 θ; (27 fasst man es dagegen als Dreieck auf der Kugel von Radius R auf, so ist die Fläche F k = (3β πr 2 cos β = 3 cos2 θ 3 cos 2 θ +, (28 8

9 und die Winkelsumme ist 3β = π + F k /R 2. Für θ 0 stimmen die beiden Flächen überein. Betrachten wir nun den Lichtstrahl, der r mit r 2 verbindet. Für den Winkel α zwischen den Richtungen von r und r + r 2 finden wir sin α = 3 4 sin2 θ, cos α = cos 2 θ + 4 sin2 θ. (29 Der Krümmungsparameter γ wird dann γ = 3m R 3 6 sin4 θ 9 6 sin4 θ. (30 Für den Einheitsvektor t 2 in Richtung der Tangente an den Lichtstrahl bei r finden wir mit (25, (26 und (29 t 2 = ( 2 3,, 0 + γ 3 sin θ ( sin θ, sin θ, cos θ, (3 und analog für den entsprechenden Vektor t 3 = ( 2 3,, 0 + γ 3 sin θ ( sin θ, sin θ, cos θ. (32 Der Winkel zwischen diesen beiden Vektoren ergibt sich aus deren Skalarprodukt, Entwicklung bis zur ersten Ordnung in γ gibt Die Winkelsumme ist daher cos = γ sin2 θ. (33 = π γ 3 sin 2 θ. (34 3 = π + 2γ F e R π + 6m 6m 2 Fe π + R3 R F k. (35 3 Die letzten beiden Näherungen gelten für Dreiecke, die klein sind im Vergleich zur Erde. Man beachte, dass dieses Ergebnis für den Winkelexzess 3 π um einen Faktor 3/2 größer ist, als man es nach Gauß-Bonnet für eine zweidimensionale Fläche mit der Krümmung ˆR 2323 und r = R gemäß (8 erwarten würde. Der Grund dafür dürfte in der Tatsache liegen, dass Lichtstrahlen eben nicht in einer Fläche r = const verlaufen. Nehmen wir für die Basislänge des Gaußschen Dreiecks 80 km an, so erhalten wir als Winkelsumme π Man müsste also über 80 km eine Position mit 0 Nanometern Genauigkeit bestimmen können. Das charakterisiert die sehr schwache positive Krümmung der horizontalen Flächen, in qualitativem Einklang mit dem Wert für ˆR 2323 in (8. Für Messungen an vertikalen Dreiecken sollte man eine vergleichbar kleine negative Abweichung von π erwarten (Übung!. Der Winkelexzess F k /R 2 des entsprechenden sphärischen Dreiecks, das aus Großkreisen längs der Erdoberfläche gebildet wird, beträgt in dem Beispiel übrigens oder etwa 4 Bogensekunden. Was hat nun Gauss tatsächlich gemessen? Ich beziehe mich im Folgenden auf persönliche Mitteilungen von A. Wittmann, der die Gaußschen Werke [3] in dieser Angelegenheit konsultiert hat. Danach behandelt Gauss das Dreieck aus Hohem Hagen (HH, Höhe 505 m, Brocken (BR, Höhe 50 m und Inselsberg (IB, 9

10 Höhe 920 m von vornherein als sphärisches Dreieck. Er gibt die Entfernungen zwischen den drei Punkten nicht in euklidischer Luftlinie an, sondern entlang Großkreisen auf der Erdkugel in Höhe Null: HH-BR = km, BR-IB = km und IB-HH = km. Das Dreieck hat einen sphärischen Exzess von 4.9 Bogensekunden, und genau diesen enthält die Winkelsumme der ausgeglichenen Azimutdifferenzen: (bei HH, (bei BR und (bei IB. Wittmann hat die Gaußschen Angaben auf das ebene Dreieck zwischen den drei Messpunkten zurückgerechnet und gefunden, dass die euklidischen Entfernungen km, km und km betragen, die direkt gemessenen Azimutdifferenzen (die Gauß aber nicht angibt (bei HH, (bei BR und (bei IB. Der Winkelexzess ist dann Null. Als damals typischerweise erreichbare Messgenauigkeit gibt Wittmann einige wenige Bogensekunden an, wobei die Begrenzung in erster Linie nicht von der Optik der Fernrohre, sondern von der Refraktion und atmosphärischer Turbulenz herrühre. Gauß war natürlich mit der nicht-euklidischen Natur der sphärischen Geometrie vertraut. Er sah aber keinen Anlass, den dreidimensionalen Raum, in dem wir leben, als nicht-euklidisch anzusehen. Denn seine Messungen waren konsistent mit der Annahme, dass Lichtstrahlen euklidischen Geraden folgen. Acht Größenordnungen trennten ihn von den Befunden, die die Relativitätstheorie vorhersagt. Danksagung Von Herrn Großmann habe ich den Umgang mit Christoffel-Symbolen und das Maupertuis-Prinzip der klassischen Mechanik gelernt. Für dies und unendlich Vieles mehr möchte ich ihm an seinem 70. Geburtstag danken. Den Herren Prof. H. Goenner, Göttingen, und Dr. V. Kastens, Hannover, danke ich für Verbesserungsvorschläge zur ersten Version dieser Studie. Herr Dr. A. Wittmann, Göttingen, schickte mir die erwähnten Daten zu den Gaußschen Messungen, und Frau Prof. K. Reich, Hamburg, machte mich auf die Diskussion zwischen Miller, Goe und van der Waerden aufmerksam. Literatur [] M. V. Berry. Principles of Cosmology and Gravitation. Adam Hilger, Bristol, 989. [2] R. A. d Inverno. Einfürung in die Relativitätstheorie. VCH, Weinheim, 995. [3] C. F. Gauß. Werke, Bd. I - XII. Königl. Ges. d. Wissenschaften, Göttingen, 870 ff. In Commission bei Teubner, Leipzig. [4] G. Goe, B. L. van der Waerden, and A. I. Miller. Comments on [5]. Isis, 65:83 87, 974. [5] A. I. Miller. The myth of Gauss experiment on the Euclidean nature of physical space. Isis, 63: , 972. [6] C. W. Misner, K. S. Thorne, and J. A. Wheeler. Gravitation. Freeman, New York,

11 [7] H. Poincaré. Wissenschaft und Hypothese. Teubner, Leipzig, 904. [8] H. Stephani. Allgemeine Relativitätstheorie. Deutscher Verlag d. Wissenschaften, Berlin, 99. [9] J. L. Synge. On the geometry of dynamics. Phil. Trans. A, 226:3 06, 926. [0] J. L. Synge and A. Schild. Tensor Calculus. Univ. of Toronto Press, Toronto, 949.

Gravitation und Krümmung der Raum-Zeit - Teil 1

Gravitation und Krümmung der Raum-Zeit - Teil 1 Gravitation und Krümmung der Raum-Zeit - Teil 1 Gauß hat gezeigt, daß es Möglichkeiten gibt, die Krümmung von Flächen durch inhärente Messungen auf der Fläche selbst zu bestimmen Gauß sches Krümmungsmaß

Mehr

Das Konzept der Raumzeit-Krümmung

Das Konzept der Raumzeit-Krümmung Das Konzept der Raumzeit-Krümmung Franz Embacher Fakultät für Physik der Universität Wien Vortrag auf der Jahrestagung der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie Wien, 14. November 2015 Das Konzept

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie

Allgemeine Relativitätstheorie Kontrollfragen Allgemeine Relativitätstheorie Stephan Mertens Wintersemester 2009 UE R ICKE UNI VERSITÄT MAG G N VO D O TT O EBURG 1 Einführung und Motivation 1. Warum kann das Newton sche Gravitationsgesetz

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie

Allgemeine Relativitätstheorie Allgemeine Relativitätstheorie Ein konzeptioneller Einblick Von Jan Kaprolat Gliederung Einleitung Übergang SRT -> ART Grundlegende Fragestellungen der ART Kurzer Einblick: Tensoralgebra Einsteinsche Feldgleichungen

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie, was ist das?

Allgemeine Relativitätstheorie, was ist das? , was ist das? 1905 stellte Albert Einstein die Spezielle Relativitätstheorie auf Beim Versuch die Gravitation im Rahmen der Speziellen Relativitätstheorie zu beschreiben stieß er allerdings schnell auf

Mehr

Inhaltsverzeichnis. Vorwort. Liste der verw endeten Sym bole. 1 N ew ton sche Mechanik 1. 2 Spezielle R elativitätstheorie 15 CM CO ^

Inhaltsverzeichnis. Vorwort. Liste der verw endeten Sym bole. 1 N ew ton sche Mechanik 1. 2 Spezielle R elativitätstheorie 15 CM CO ^ Inhaltsverzeichnis Vorwort Liste der verw endeten Sym bole V X V 1 N ew ton sche Mechanik 1 1.1 Die Grundgleichungen der Newton schen Mechanik... 1 1.1.1 Gravitationspotential und K raft... 1 1.1.2 Bewegungsgleichung

Mehr

Hauptseminar: Kosmologie

Hauptseminar: Kosmologie Hauptseminar: Kosmologie Metrik des homogenen und isotropen Raumes Steffen Keßler Universität Stuttgart Hauptseminar: Kosmologie p. 1/41 Das kosmologische Prinzip Kosmologisches Prinzip: Hauptseminar:

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie. Schwarzschildlösung und Anwendung

Allgemeine Relativitätstheorie. Schwarzschildlösung und Anwendung Allgemeine Relativitätstheorie Schwarzschildlösung und Anwendung Previously, on... Letztes Mal: Einsteingleichung und die Geodätengleichung Wir werden die Schwarzschild-Lösung der Einsteingleichung im

Mehr

Simulation zur Periheldrehung

Simulation zur Periheldrehung Simulation zur Periheldrehung Sebastian Hähnel 30.03.2015 Inhaltsverzeichnis 1 Lösung der Einstein-Gleichung 1 2 Lösung der Bewegungsgleichungen 2 3 Dimensionslose Gleichung 4 4 Einige Beispiele 4 1 Lösung

Mehr

Übungen zu Theoretische Physik I - Mechanik im Sommersemester 2013 Blatt 7 vom Abgabe:

Übungen zu Theoretische Physik I - Mechanik im Sommersemester 2013 Blatt 7 vom Abgabe: Übungen zu Theoretische Physik I - Mechanik im Sommersemester 03 Blatt 7 vom 0.06.3 Abgabe: 7.06.3 Aufgabe 9 3 Punkte Keplers 3. Gesetz Das 3. Keplersche Gesetz für die Planetenbewegung besagt, dass das

Mehr

Zu den Atommassen. Dr. sc. Petra Schopf. 15. Dezember 2015

Zu den Atommassen. Dr. sc. Petra Schopf. 15. Dezember 2015 Zu den Atommassen Dr. sc. Petra Schopf 15. Dezember 2015 1 1 Einleitung In [1] hatten wir ein auf der Schwarzschild-Raumzeit beruhendes Atommodell entwickelt. In dieser kurzen Notiz entwickeln wir ein

Mehr

Einführung in die Astronomie und Astrophysik II

Einführung in die Astronomie und Astrophysik II Einführung in die Astronomie und Astrophysik II Teil 8 Jochen Liske Hamburger Sternwarte jochen.liske@uni-hamburg.de Quiz: Wo und was in aller Welt ist das? Themen Sternentstehung Sternentwicklung Das

Mehr

Kapitel 3. Minkowski-Raum. 3.1 Raumzeitlicher Abstand

Kapitel 3. Minkowski-Raum. 3.1 Raumzeitlicher Abstand Kapitel 3 Minkowski-Raum Die Galilei-Transformation lässt zeitliche Abstände und Längen unverändert. Als Länge wird dabei der räumliche Abstand zwischen zwei gleichzeitigen Ereignissen verstanden. Solche

Mehr

2. Vorlesung Wintersemester

2. Vorlesung Wintersemester 2. Vorlesung Wintersemester 1 Mechanik von Punktteilchen Ein Punktteilchen ist eine Abstraktion. In der Natur gibt es zwar Elementarteilchen (Elektronen, Neutrinos, usw.), von denen bisher keine Ausdehnung

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie und Schwarze Löcher

Allgemeine Relativitätstheorie und Schwarze Löcher 1 Allgemeine Relativitätstheorie und Schwarze Löcher Christian Haderer 13.01.2010 2 KAPITEL 1 GRUNDLAGEN DER ALLGEMEINEN RELATIVITÄTSTHEORIE Die allgemeine Relativitätstheorie (kurz ART) ist immer noch

Mehr

Wir werden folgende Feststellungen erläutern und begründen: 2. Gravitationskräfte sind äquivalent zu Trägheitskräften. 1 m s. z.t/ D. g t 2 (10.

Wir werden folgende Feststellungen erläutern und begründen: 2. Gravitationskräfte sind äquivalent zu Trägheitskräften. 1 m s. z.t/ D. g t 2 (10. 10 Äquivalenzprinzip Die physikalische Grundlage der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) ist das von Einstein postulierte Äquivalenzprinzip 1. Dieses Prinzip besagt, dass Gravitationskräfte äquivalent

Mehr

I.2.3 Minkowski-Raum. ~r x 3 benutzt.

I.2.3 Minkowski-Raum. ~r x 3 benutzt. I.2 Lorentz-Transformationen 9 I.2.3 Minkowski-Raum Wegen der Absolutheit von Zeit und Raum in der klassischen Mechanik faktorisiert sich die zugehörige nicht-relativistische Raumzeit in das Produkt einer

Mehr

Krümmung in der Mathematik und Physik. Relativitätstheorie im Alltag

Krümmung in der Mathematik und Physik. Relativitätstheorie im Alltag Krümmung in der Mathematik und Physik Relativitätstheorie im Alltag Justus-Liebig-Universität Giessen Dr. Frank Morherr Was ist Krümmung? Gerade soll Krümmung Null haben. Prototyp Kreis - großer Radius,

Mehr

Proseminar: Kosmologie und Astroteilchen Wintersemester 2011/12 Tobias Behrendt. Kosmologisches Standardmodell

Proseminar: Kosmologie und Astroteilchen Wintersemester 2011/12 Tobias Behrendt. Kosmologisches Standardmodell Proseminar: Kosmologie und Astroteilchen Wintersemester 2011/12 Tobias Behrendt Kosmologisches Standardmodell Übersicht Einführung und kosmologisches Prinzip ART und Metriken Robertson-Walker-Metrik und

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie

Allgemeine Relativitätstheorie Allgemeine Relativitätstheorie Eine anschauliche Einführung in die Grundlagen Wegelemente euklidischer Raum: Minkowski-Raum: y c t ds dy ds 2 =dx 2 dy 2 ds c d t ds 2 =c 2 dt 2 dx 2 dx x invariant bei

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie Ausarbeitung. Von Jan Kaprolat

Allgemeine Relativitätstheorie Ausarbeitung. Von Jan Kaprolat Allgemeine Relativitätstheorie Ausarbeitung Von Jan Kaprolat Grundlegende Motivation zur ART Die Allgemeine Relativitätstheorie (ART) ist die Erweiterung der speziellen Relativitätstheorie (SRT). Sie bezieht

Mehr

Gravitation und Raumzeitkrümmung

Gravitation und Raumzeitkrümmung Roland Steinbauer Fakultät für Mathematik, Universität Wien ÖAW, Gravitation 2015, Oktober 2015 1 / 36 Die Einsteingleichungen (1) November 1915 Albert Einstein, Zur allgemeinen Relativitätstheorie Die

Mehr

24 Minkowskis vierdimensionale Raumzeit

24 Minkowskis vierdimensionale Raumzeit 24 Minkowskis vierdimensionale Raumzeit Der deutsche Mathematiker Hermann Minkowski (1864 1909) erkannte, daß sich die von Albert Einstein 1905 entwickelte spezielle Relativitätstheorie am elegantesten

Mehr

Fallender Stein auf rotierender Erde

Fallender Stein auf rotierender Erde Übungen zu Theoretische Physik I - Mechanik im Sommersemester 2013 Blatt 4 vom 13.05.13 Abgabe: 27. Mai Aufgabe 16 4 Punkte allender Stein auf rotierender Erde Wir lassen einen Stein der Masse m in einen

Mehr

Riemann Geometrie. Basis für die allgemeine Relativitätstheorie. Huber Stefan Rathgeb Christian Walkner Stefan

Riemann Geometrie. Basis für die allgemeine Relativitätstheorie. Huber Stefan Rathgeb Christian Walkner Stefan Basis für die allgemeine Huber Stefan Rathgeb Christian Walkner Stefan Universität Salzburg Angewandte Informatik 10. Jänner 2005 Inhalt 1 2 Euklidische Geometrie Nichteuklidische Geometrie Krümmung und

Mehr

Blatt 10. Hamilton-Formalismus- Lösungsvorschlag

Blatt 10. Hamilton-Formalismus- Lösungsvorschlag Fakultät für Physik der LMU München Lehrstuhl für Kosmologie, Prof. Dr. V. Mukhanov Übungen zu Klassischer Mechanik T) im SoSe 20 Blatt 0. Hamilton-Formalismus- Lösungsvorschlag Aufgabe 0.. Hamilton-Formalismus

Mehr

Die Einsteinsche Feldgleichung

Die Einsteinsche Feldgleichung Die Einsteinsche Feldgleichung Volker Perlick ZARM, Univ. Bremen, Germany Eisenbahnfriedhof Uyuni, Bolivien Heraeus-Seminar 100 Jahre Allgemeine Relativitätstheorie Potsdam, 11 März 2015 Newton Einstein

Mehr

Übungen zur Ingenieur-Mathematik III WS 2011/12 Blatt N dl. y 3

Übungen zur Ingenieur-Mathematik III WS 2011/12 Blatt N dl. y 3 Übungen zur Ingenieur-Mathematik III WS / Blatt 9.. Aufgabe 5: Berechnen Sie das Integral K ( x y N dl über den Rand des Kreises K {(x, y x + y } einmal direkt mit Hilfe einer geeigneten Parametrisierung

Mehr

Triangulierungen und Kartographie

Triangulierungen und Kartographie Triangulierungen und Kartographie Ein Einblick in geometrische und topologische Methoden Stefan Krauss, Clara Löh Fakultät für Mathematik, Universität Regensburg, 93040 Regensburg 23. Juli 2014 Was verraten

Mehr

1. und 2. Fundamentalform

1. und 2. Fundamentalform 1. und 2. Fundamentalform regulärer Flächen Proseminar Differentialgeometrie Von Daniel Schliebner Herausgabe: 05. Dezember 2007 Daniel Schliebner 1. und 2. Fundamentalform regulärer Flächen Seite 1 6.1

Mehr

Theoretische Physik I Mechanik Blatt 1

Theoretische Physik I Mechanik Blatt 1 PD Dr. S. Mertens S. Falkner, S. Mingramm Theoretische Physik I Mechanik Blatt 1 WS 27/28 8. 1. 27 1. Parabelbahn. Ein Punkt bewege sich auf der Kurve, die durch die Gleichung y 2 = 4ax + 4a 2 a > beschrieben

Mehr

Die Einsteinsche Feldgleichung. Seminararbeit

Die Einsteinsche Feldgleichung. Seminararbeit Die Einsteinsche Feldgleichung Seminararbeit David Eiber Oktober 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Probleme der Verallgemeinerung des Newtonschen Potentials 3 2 Einsteinsche Feldgleichung 4 2.1 Einsteins Annahmen..............................

Mehr

Übungen zur Theoretischen Physik 2 Lösungen zu Blatt 13

Übungen zur Theoretischen Physik 2 Lösungen zu Blatt 13 Prof. C. Greiner, Dr. H. van Hees Sommersemester 014 Übungen zur Theoretischen Physik Lösungen zu Blatt 13 Aufgabe 51: Massenpunkt auf Kugel (a) Als generalisierte Koordinaten bieten sich Standard-Kugelkoordinaten

Mehr

1 = z = y + e. Nabla ist ein Vektor, der als Komponenten keine Zahlen sondern Differentiationsbefehle

1 = z = y + e. Nabla ist ein Vektor, der als Komponenten keine Zahlen sondern Differentiationsbefehle Anmerkung zur Notation Im folgenden werden folgende Ausdrücke äquivalent benutzt: r = x y = x 1 x 2 z x 3 1 Der Vektoroperator Definition: := e x x + e y y + e z z = x y z. Nabla ist ein Vektor, der als

Mehr

Kreis - Tangente. 2. Vorbemerkung: Satz des Thales Eine Möglichkeit zur Bestimmung der Tangente benutzt den Satz des Thales.

Kreis - Tangente. 2. Vorbemerkung: Satz des Thales Eine Möglichkeit zur Bestimmung der Tangente benutzt den Satz des Thales. Kreis - Tangente 1. Allgemeines 2. Satz des Thales 3. Tangente an einem Punkt auf dem Kreis 4. Tangente über Analysis (an einem Punkt eines Ursprungkreises) 5. Tangente von einem Punkt (Pol) an den Kreis

Mehr

Plan für diese Woche: 1. Geschlossene Flächen 2. Satz von (Gauß-)Bonnet.

Plan für diese Woche: 1. Geschlossene Flächen 2. Satz von (Gauß-)Bonnet. Plan für diese Woche: 1. Geschlossene Flächen 2. Satz von (Gauß-)Bonnet. Eine globale eingebettete Fläche nicht-standarde Definition: Def. Eine (globale eingebettete) Fläche ist eine Teilmenge M von R

Mehr

1 Mathematische Hilfsmittel

1 Mathematische Hilfsmittel Mathematische Hilfsmittel. Vektoranalysis Wiederholung Vektor: Länge und Richtung Vektoraddition: A + B = B + A (A + B) + C = A + (B + C) kartesische Koordinaten: B A + B = i (a i + b i )e i A+B Multiplikation

Mehr

entspricht der Länge des Vektorpfeils. Im R 2 : x =

entspricht der Länge des Vektorpfeils. Im R 2 : x = Norm (oder Betrag) eines Vektors im R n entspricht der Länge des Vektorpfeils. ( ) Im R : x = x = x + x nach Pythagoras. Allgemein im R n : x x = x + x +... + x n. Beispiele ( ) =, ( 4 ) = 5, =, 4 = 0.

Mehr

Serie 6. x 2 + y 2, 0 z 4.

Serie 6. x 2 + y 2, 0 z 4. Analysis D-BAUG Dr. Cornelia Busch FS 6 Serie 6. Wir betrachten drei verschiedene Flaschen in der Form eines Paraboloids P, eines Hyperboloids H und eines Kegels K. Diese sind wie folgt gegeben: P = {

Mehr

2.3 Gekrümmte Oberflächen

2.3 Gekrümmte Oberflächen 2.3 Gekrümmte Oberflächen Jede Fläche im R 3 besitzt eine zweidimensionale Parameterdarstellung, so dass die Punkte der Fläche durch r(u, u 2 ) = x(u, u 2 )ê x + y(u, u 2 )ê y + z(u, u 2 )ê z beschrieben

Mehr

14.3 Berechnung gekrümmter Flächen

14.3 Berechnung gekrümmter Flächen 4.3 Berechnung gekrümmter Flächen Gekrümmte Flächen werden berechnet, indem sie als Graph einer Funktion zweier Veränderlicher aufgefasst werden. Fläche des Graphen einer Funktion zweier Veränderlicher

Mehr

2.3.4 Drehungen in drei Dimensionen

2.3.4 Drehungen in drei Dimensionen 2.3.4 Drehungen in drei Dimensionen Wir verallgemeinern die bisherigen Betrachtungen nun auf den dreidimensionalen Fall. Für Drehungen des Koordinatensystems um die Koordinatenachsen ergibt sich 1 x 1

Mehr

Die Einsteinschen Feldgleichungen

Die Einsteinschen Feldgleichungen Die Einsteinschen Feldgleichungen 1 Forderungen an die Feldgleichungen 2 2 Forderungen an die Feldgleichungen Es ist nicht möglich die Einsteinschen Feldgleichungen strikt aus bekannten Tatsachen abzuleiten.

Mehr

Karlsruher Institut für Technologie Institut für Analysis Dr. Andreas Müller-Rettkowski Dr. Vu Hoang. Sommersemester

Karlsruher Institut für Technologie Institut für Analysis Dr. Andreas Müller-Rettkowski Dr. Vu Hoang. Sommersemester Karlsruher Institut für Technologie Institut für Analysis Dr. Andreas Müller-Rettkowski Dr. Vu Hoang Sommersemester 3 8.6.3 Höhere Mathematik II für die Fachrichtungen Elektrotechnik und Informationstechnik

Mehr

Gauß und Riemann die Vordenker Einsteins. Max Camenzind Senioren Uni Würzburg 2015

Gauß und Riemann die Vordenker Einsteins. Max Camenzind Senioren Uni Würzburg 2015 Gauß und Riemann die Vordenker Einsteins Max Camenzind Senioren Uni Würzburg 015 Hermann Minkowski Mathematiker 1864 1909 war Einsteins Lehrer ETH 1907 nach Göttingen 1908 Zur SR:»Ach, der Einstein? Der

Mehr

Gravitation und Krümmung der Raum-Zeit - Teil 2

Gravitation und Krümmung der Raum-Zeit - Teil 2 Gravitation und Krümmung der Raum-Zeit - Teil 2 Einsteinsche Gravitationsfeldgleichungen Krümmung der Raumzeit = universelle Konstante x Energie- und Impulsdichte Die Raumzeit wirkt auf die Masse (Energie),

Mehr

Definition: Euklidischer Raum mit Skalarprodukt. Die kanonische Basis von Einheitsvektoren sind paarweise orthogonal zueinander:

Definition: Euklidischer Raum mit Skalarprodukt. Die kanonische Basis von Einheitsvektoren sind paarweise orthogonal zueinander: Definition: Euklidischer Raum mit Skalarprodukt Einsteinsche Summenkonvention (ES): über doppelt vorkommende Indizes wird summiert. Die kanonische Basis von Einheitsvektoren sind paarweise orthogonal zueinander:

Mehr

Lineare Algebra und Numerische Mathematik für D-BAUG

Lineare Algebra und Numerische Mathematik für D-BAUG P. Grohs T. Welti F. Weber Herbstsemester 5 Lineare Algebra und Numerische Mathematik für D-BAUG ETH Zürich D-MATH Beispiellösung für Serie Aufgabe. Skalarprodukt und Orthogonalität.a) Bezüglich des euklidischen

Mehr

Penrose-Diagramme. Seminararbeit - Gekrümmter Raum und gedehnte Zeit. Aris Stefanov aus Regensburg

Penrose-Diagramme. Seminararbeit - Gekrümmter Raum und gedehnte Zeit. Aris Stefanov aus Regensburg Penrose-Diagramme Seminararbeit - Gekrümmter Raum und gedehnte Zeit Aris Stefanov aus Regensburg unter Anleitung von Prof. em. Dr. Wolfgang Gebhardt und Prof. Dr. Gunnar Bali 18. November 2015 Inhaltsverzeichnis

Mehr

2.2. Skalarprodukt. Geschwindigkeitsvektoren ergeben sich bei allen Bewegungen. Sie zeigen jeweils in Richtung der Bahnkurve.

2.2. Skalarprodukt. Geschwindigkeitsvektoren ergeben sich bei allen Bewegungen. Sie zeigen jeweils in Richtung der Bahnkurve. .. Skalarprodukt Kraftvektoren treten bei vielen physikalisch-technischen Problemen auf; sie greifen an einem Punkt in verschiedenen Richtungen an. Die bekannte Formel Arbeit = Kraft mal Weg muß man dann

Mehr

Klassische Theoretische Physik I WS 2013/ Kronecker und Levi-Civita Symbole ( = 50 Punkte)

Klassische Theoretische Physik I WS 2013/ Kronecker und Levi-Civita Symbole ( = 50 Punkte) Karlsruher Institut für Technologie www.tkm.kit.edu/lehre/ Klassische Theoretische Physik I WS 2013/2014 Prof. Dr. J. Schmalian Blatt 4 Dr. P. P. Orth Abgabe und Besprechung 22.11.2013 1. Kronecker und

Mehr

Ferienkurs Elektrodynamik WS11/12 - Elektrodynamik und spezielle Relativitätstheorie

Ferienkurs Elektrodynamik WS11/12 - Elektrodynamik und spezielle Relativitätstheorie Ferienkurs Elektrodynamik WS11/1 - Elektrodynamik und spezielle Relativitätstheorie Isabell Groß, Martin Ibrügger, Markus Krottenmüller. März 01 TU München Inhaltsverzeichnis 1 Minkowski-Raum und Lorentz-Transformation

Mehr

I.1.3 b. (I.7a) I.1 Grundbegriffe der Newton schen Mechanik 9

I.1.3 b. (I.7a) I.1 Grundbegriffe der Newton schen Mechanik 9 I. Grundbegriffe der Newton schen Mechanik 9 I..3 b Arbeit einer Kraft Wird die Wirkung einer Kraft über ein Zeitintervall oder genauer über die Strecke, welche das mechanische System in diesem Zeitintervall

Mehr

Blatt 1. Kinematik- Lösungsvorschlag

Blatt 1. Kinematik- Lösungsvorschlag Fakultät für Physik der LMU München Lehrstuhl für Kosmologie, Prof. Dr. V. Mukhanov Übungen zu Klassischer Mechanik (T1) im SoSe 011 Blatt 1. Kinematik- Lösungsvorschlag Aufgabe 1.1. Schraubenlinie Die

Mehr

ein geeignetes Koordinatensystem zu verwenden.

ein geeignetes Koordinatensystem zu verwenden. 1.13 Koordinatensysteme (Anwendungen) Man ist immer bemüht, für die mathematische Beschreibung einer wissenschaftlichen Aufgabe ( Chemie, Biologie,Physik ) ein geeignetes Koordinatensystem zu verwenden.

Mehr

Das Universum als RaumZeit

Das Universum als RaumZeit Das Universum als RaumZeit Max Camenzind Würzburg - 2017 Das ist eine der ältesten Aufnahmen von Andromeda "nebula, photographiert am Yerkes Observatorium um 1900. Für unsere modernen Augen ist dies wirklich

Mehr

Lösungen zu den Hausaufgaben zur Analysis II

Lösungen zu den Hausaufgaben zur Analysis II Christian Fenske Lösungen zu den Hausaufgaben zur Analysis II Blatt 6 1. Seien 0 < b < a und (a) M = {(x, y, z) R 3 x 2 + y 4 + z 4 = 1}. (b) M = {(x, y, z) R 3 x 3 + y 3 + z 3 = 3}. (c) M = {((a+b sin

Mehr

Übung 1 - Musterlösung

Übung 1 - Musterlösung Experimentalphysik für Lehramtskandidaten und Meteorologen 8. April 00 Übungsgruppenleiter: Heiko Dumlich Übung - Musterlösung Aufgabe Wir beginnen die Aufgabe mit der Auflistung der benötigten Formeln

Mehr

Parametrisierung und Integralsätze

Parametrisierung und Integralsätze Parametrisierung und Integralsätze 2. März 2 Integration in der Ebene. Defintion: eien w,..., w n stückweise reguläre, einfach geschlossene Kurven in R 2, seien W,..., W n die von diesen Wegen umschlossene

Mehr

Blatt 4. Stoß und Streuung - Lösungsvorschlag

Blatt 4. Stoß und Streuung - Lösungsvorschlag Fakultät für Physik der LMU München Lehrstuhl für Kosmologie, Prof. Dr. V. Mukhanov Übungen zu Klassischer Mechanik (T1) im SoSe 211 Blatt 4. Stoß und Streuung - Lösungsvorschlag Aufgabe 4.1. Stoß Zwei

Mehr

Mathematische Grundlagen für die Vorlesung. Differentialgeometrie

Mathematische Grundlagen für die Vorlesung. Differentialgeometrie Mathematische Grundlagen für die Vorlesung Differentialgeometrie Dr. Gabriele Link 13.10.2010 In diesem Text sammeln wir die nötigen mathematischen Grundlagen, die wir in der Vorlesung Differentialgeometrie

Mehr

3. Vorlesung Wintersemester

3. Vorlesung Wintersemester 3. Vorlesung Wintersemester 1 Parameterdarstellung von Kurven Wir haben gesehen, dass man die Bewegung von Punktteilchen durch einen zeitabhängigen Ortsvektor darstellen kann. Genauso kann man aber auch

Mehr

beschrieben wird. B' sei ein IS das derjenigen Weltlinie folgt, die P und Q in gleichförmiger Bewegung verbindet. Aus Sicht von A folgt B' Bahn mit

beschrieben wird. B' sei ein IS das derjenigen Weltlinie folgt, die P und Q in gleichförmiger Bewegung verbindet. Aus Sicht von A folgt B' Bahn mit Minkowski-Wegelement und Eigenzeit Invariantes Wegelement entlang einer Bahnkurve einesteilchens im IS A: immer "Instantan mitlaufendes" Inertialsystem B' sei so gewählt, dass es zum Zeitpunkt t dieselbe

Mehr

1 Vektoralgebra (3D euklidischer Raum R 3 )

1 Vektoralgebra (3D euklidischer Raum R 3 ) Institut für Physik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg WS 202/203 Vorlesung Elektrodynamik LAG PD Dr. Angelika Chassé) Vektoralgebra 3D euklidischer Raum R 3 ). Grundbegriffe = Vektordefinition

Mehr

Koordinatensysteme der Erde

Koordinatensysteme der Erde Koordinatensysteme der Erde Es gibt verschiedene Arten, die Position eines Punktes auf der Oberfläche einer Kugel (manchmal auch Sphäre genannt) darzustellen, jede hat ihre Vor-und Nachteile und ist für

Mehr

Abbildung 10.1: Das Bild zu Beispiel 10.1

Abbildung 10.1: Das Bild zu Beispiel 10.1 Analysis 3, Woche Mannigfaltigkeiten I. Definition einer Mannigfaltigkeit Die Definition einer Mannigfaltigkeit braucht den Begriff Diffeomorphismus, den wir in Definition 9.5 festgelegt haben. Seien U,

Mehr

VIII.1.4 Magnetisches Feld induziert durch einfache Ladungsströme

VIII.1.4 Magnetisches Feld induziert durch einfache Ladungsströme V. Grundbegriffe und -ergebnisse der Magnetostatik 5 V..4 Magnetisches Feld induziert durch einfache Ladungsströme m Fall eines Ladungsstroms durch einen dünnen Draht vereinfacht sich das ntegral im Biot

Mehr

Klassische Theoretische Physik I WS 2013/2014

Klassische Theoretische Physik I WS 2013/2014 Karlsruher Institut für Technologie www.tkm.kit.edu/lehre/ Klassische Theoretische Physik I WS 213/214 Prof. Dr. J. Schmalian Blatt 6 Dr. P. P. Orth bgabe und Besprechung 6.12.213 1. Vektoranalysis I (2

Mehr

1 Fraktale Eigenschaften der Koch-Kurve

1 Fraktale Eigenschaften der Koch-Kurve Anhang Inhaltsverzeichnis Fraktale Eigenschaften der Koch-Kurve iii. Einführung.................................. iii.2 Defintion.................................... iii.3 Gesamtlänge der Koch-Kurve........................

Mehr

3. Erhaltungsgrößen und die Newton schen Axiome

3. Erhaltungsgrößen und die Newton schen Axiome Übungen zur T1: Theoretische Mechanik, SoSe13 Prof. Dr. Dieter Lüst Theresienstr. 37, Zi. 45 Dr. James Gray James.Gray@physik.uni-muenchen.de 3. Erhaltungsgrößen und die Newton schen Axiome Übung 3.1:

Mehr

beschrieben wird. B' sei ein IS das derjenigen Weltlinie folgt, die P und Q in gleichförmiger Bewegung verbindet. Aus Sicht von A folgt B' Bahn mit

beschrieben wird. B' sei ein IS das derjenigen Weltlinie folgt, die P und Q in gleichförmiger Bewegung verbindet. Aus Sicht von A folgt B' Bahn mit Minkowski-Wegelement und Eigenzeit Invariantes Wegelement entlang einer Bahnkurve einesteilchens im IS A: immer "Instantan mitlaufendes" Inertialsystem B' sei so gewählt, dass es zum Zeitpunkt t dieselbe

Mehr

2. Räumliche Bewegung

2. Räumliche Bewegung 2. Räumliche Bewegung Prof. Dr. Wandinger 1. Kinematik des Punktes TM 3 1.2-1 2. Räumliche Bewegung Wenn die Bahn des Punkts nicht bekannt ist, reicht die Angabe einer Koordinate nicht aus, um seinen Ort

Mehr

Ferienkurs Elektrodynamik WS 11/12 Übungsblatt 1

Ferienkurs Elektrodynamik WS 11/12 Übungsblatt 1 Ferienkurs Elektrodynamik WS / Übungsblatt Tutoren: Isabell Groß, Markus Krottenmüller, Martin Ibrügger 9.3. Aufgabe - Geladene Hohlkugel In einer Hohlkugel befindet sich zwischen den Radien r und r eine

Mehr

Probeklausur zur T1 (Klassische Mechanik)

Probeklausur zur T1 (Klassische Mechanik) Probeklausur zur T1 (Klassische Mechanik) WS 006/07 Bearbeitungsdauer: 10 Minuten Prof. Stefan Kehrein Name: Matrikelnummer: Gruppe: Diese Klausur besteht aus vier Aufgaben. In jeder Aufgabe sind 10 Punkte

Mehr

Lineare Algebra - Übungen 1 WS 2017/18

Lineare Algebra - Übungen 1 WS 2017/18 Prof. Dr. A. Maas Institut für Physik N A W I G R A Z Lineare Algebra - Übungen 1 WS 017/18 Aufgabe P1: Vektoren Präsenzaufgaben 19. Oktober 017 a) Zeichnen Sie die folgenden Vektoren: (0,0) T, (1,0) T,

Mehr

Das Standardmodell der Kosmologie Die Friedmann-Gleichung

Das Standardmodell der Kosmologie Die Friedmann-Gleichung Seminar: Theorie der Teilchen und Felder Das Standardmodell der Kosmologie Die Friedmann-Gleichung Bastian Brandt 1 1 bastianbrandt@uni-muenster.de Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung

Mehr

Übungsblatt 1: Lösungswege und Lösungen

Übungsblatt 1: Lösungswege und Lösungen Übungsblatt : Lösungswege und Lösungen 5..6 ) Hier geht es weniger um mathematisch-strenge Beweise als darum, mit abstrakten Vektoren ohne Komponenten) zu hantieren und damit die Behauptungen plausibel

Mehr

(a) Transformation auf die generalisierten Koordinaten (= Kugelkoordinaten): ẏ = l cos(θ) θ sin(ϕ) + l sin(θ) cos(ϕ) ϕ.

(a) Transformation auf die generalisierten Koordinaten (= Kugelkoordinaten): ẏ = l cos(θ) θ sin(ϕ) + l sin(θ) cos(ϕ) ϕ. Karlsruher Institut für Technologie Institut für Theorie der Kondensierten Materie Theoretische Physik B - Lösungen SS 10 Prof. Dr. Aleander Shnirman Blatt 5 Dr. Boris Narozhny, Dr. Holger Schmidt 11.05.010

Mehr

Mathematische Methoden

Mathematische Methoden Institut für Theoretische Physik der Universität zu Köln http://www.thp.uni-koeln.de/~berg/so/ http://www.thp.uni-koeln.de/~af/ Johannes Berg Andrej Fischer Abgabe: Montag,. Juni Mathematische Methoden.

Mehr

Theoretische Physik 1, Mechanik

Theoretische Physik 1, Mechanik Theoretische Physik 1, Mechanik Harald Friedrich, Technische Universität München Sommersemester 2009 Mathematische Ergänzungen Vektoren und Tensoren Partielle Ableitungen, Nabla-Operator Physikalische

Mehr

Krummlinige Koordinaten

Krummlinige Koordinaten Krummlinige Koordinaten Einige Koordinatensysteme im R 3 haben wir bereits kennengelernt : x, x 2, x 3... kartesische Koordinaten r, φ, x 3... Zylinderkoordinaten r, φ, ϑ... Kugelkoordinaten Sind andere

Mehr

(u, v) z(u, v) u Φ(u, v) (v = const.) Parameterlinie v = const. v Φ(u, v) (u = const.) Parameterlinie u = const.

(u, v) z(u, v) u Φ(u, v) (v = const.) Parameterlinie v = const. v Φ(u, v) (u = const.) Parameterlinie u = const. 13 Flächenintegrale 64 13 Flächenintegrale Im letzten Abschnitt haben wir Integrale über Kurven betrachtet. Wir wollen uns nun mit Integralen über Flächen beschäftigen. Wir haben bisher zwei verschiedene

Mehr

Kapitel 4. Lorentz-Tensoren

Kapitel 4. Lorentz-Tensoren Kapitel 4 Lorentz-Tensoren Nach Möglichkeit versucht man, die Gesetze der Physik so aufzustellen, dass sie in allen Inertialsystemen die gleiche Form haben, also forminvariant unter Translationen und Rotationen

Mehr

Theorie der Gravitationswellen

Theorie der Gravitationswellen 28. Januar 2008 1 Historisches 2 Theoretische Grundlagen 3 Die Feldgleichungen 4 Eigenschaften von Gravitationswellen 5 Ausblick Historisches Historisches 1905 H. Poincaré : Gravitationswechselwirkung

Mehr

Übungen zu Physik 1 für Maschinenwesen

Übungen zu Physik 1 für Maschinenwesen Physikdepartment E13 WS 2011/12 Übungen zu Physik 1 für Maschinenwesen Prof. Dr. Peter Müller-Buschbaum, Dr. Eva M. Herzig, Dr. Volker Körstgens, David Magerl, Markus Schindler, Moritz v. Sivers Vorlesung

Mehr

Geometrie der Maxwell-Theorie. Max Camenzind Senioren Uni Würzburg

Geometrie der Maxwell-Theorie. Max Camenzind Senioren Uni Würzburg Geometrie der Maxwell-Theorie Max Camenzind Senioren Uni Würzburg Die Themen Die Geometrisierung der Speziellen Relativität durch Hermann Minkowski im Jahre 1908. Die kausale Struktur der RaumZeit. Die

Mehr

Kapitel VI. Euklidische Geometrie

Kapitel VI. Euklidische Geometrie Kapitel VI. Euklidische Geometrie 1 Abstände und Lote Wiederholung aus Kapitel IV. Wir versehen R n mit dem Standard Skalarprodukt x 1 y 1.,. := x 1 y 1 +... + x n y n x n y n Es gilt für u, v, w R n und

Mehr

Theoretische Physik I bei Prof. A. Rosch

Theoretische Physik I bei Prof. A. Rosch Vorlesungsmitschrift Theoretische Physik I bei Prof. A. Rosch von M. & O. Filla 8. November 206 Zur Erinnerung: Das Zweikörperproblem wurde auf zwei Differenzialgleichungen heruntergebrochen. Diese können

Mehr

2 Koordinatentransformationen

2 Koordinatentransformationen Mathematik für Ingenieure III, WS 9/ Mittwoch 8. $Id: transform.tex,v.8 //4 :9: hk Exp $ Koordinatentransformationen. Lineare Koordinatentransformationen Wir überlegen uns dies zunächst im Spezialfall

Mehr

Übungsblatt 1 Geometrische und Technische Optik WS 2012/2013

Übungsblatt 1 Geometrische und Technische Optik WS 2012/2013 Übungsblatt 1 Geometrische und Technische Optik WS 2012/2013 Gegeben ist eine GRIN-Linse oder Glasaser) mit olgender Brechzahlverteilung: 2 2 n x, y, z n0 n1 x y Die Einheiten der Konstanten bzw. n 1 sind

Mehr

Elektrisches Potenzial Kapitel 25

Elektrisches Potenzial Kapitel 25 Elektrisches Potenzial Kapitel 25 Zusammenfassung Coulomb (22) gleiche Ladungen stoßen sich ab ungleiche Ladungen ziehen sich an Das elektrische Feld (23) Ein geladener Körper beeinflusst einen anderen

Mehr

Klassische Theoretische Physik II (Theorie B) Sommersemester 2016

Klassische Theoretische Physik II (Theorie B) Sommersemester 2016 Karlsruher Institut für Technologie Institut für Theorie der Kondensierten Materie Klassische Theoretische Physik II (Theorie B) Sommersemester 2016 Prof. Dr. Alexander Mirlin Musterlösung: Blatt 12. PD

Mehr

x + y + z = 6, x = 0, z = 0, x + 2y = 4, indem Sie das Volumen als Dreifachintegral schreiben.

x + y + z = 6, x = 0, z = 0, x + 2y = 4, indem Sie das Volumen als Dreifachintegral schreiben. Übungen (Aufg. u. Lösungen) zur Ingenieur-Mathematik II SS 8 Blatt 1 3.7.8 Aufgabe 47: Berechnen Sie das Volumen des von den folgenden Flächen begrenzten Körpers x + y + z 6, x, z, x + y 4, indem Sie das

Mehr

12 Integralrechnung, Schwerpunkt

12 Integralrechnung, Schwerpunkt Dr. Dirk Windelberg Leibniz Universität Hannover Mathematik für Ingenieure Mathematik http://www.windelberg.de/agq Integralrechnung, Schwerpunkt Schwerpunkt Es sei ϱ die Dichte innerhalb der zu untersuchenden

Mehr

Allgemeine Relativitätstheorie (ART): Eine Übersicht

Allgemeine Relativitätstheorie (ART): Eine Übersicht Allgemeine Relativitätstheorie (ART): Eine Übersicht Springer Fachmedien Wiesbaden 017 Mark Popenco, Allgemeine Relativitätstheorie und Gravitomagnetismus Jonas Pohl, Allgemeine Relativitätstheorie und

Mehr

Kaluza Klein Theorie. Forschungsseminar Quantenfeldtheorie Montag, Jens Langelage

Kaluza Klein Theorie. Forschungsseminar Quantenfeldtheorie Montag, Jens Langelage Kaluza Klein Theorie Forschungsseminar Quantenfeldtheorie Montag, 22.05.2006 Jens Langelage Inhalt 1.) Gravitation und Elektromagnetismus in höheren Dimensionen 2.) Kaluza Klein Miracle 1.) Elektromagnetismus

Mehr

1. Integrieren Sie die Funktion f(x, y, z) := xyz über die Kugel mit Zentrum im Ursprung und Radius 1. (2 Punkte) Hinweis: Verwenden Sie Symmetrien.

1. Integrieren Sie die Funktion f(x, y, z) := xyz über die Kugel mit Zentrum im Ursprung und Radius 1. (2 Punkte) Hinweis: Verwenden Sie Symmetrien. 1. Integrieren Sie die Funktion f(x, y, z) : xyz über die Kugel mit Zentrum im Ursprung und Radius 1. (2 Punkte) inweis: Verwenden Sie Symmetrien. Lösung: Betrachte den Diffeomorphismus j : B 1 () B 1

Mehr

Wir erinnern zunächst an die verschiedenen Arten von Funktionen, die uns bisher begegnet sind: V : r 0 3 V ( r) 0 3

Wir erinnern zunächst an die verschiedenen Arten von Funktionen, die uns bisher begegnet sind: V : r 0 3 V ( r) 0 3 3 1. Mathematische Grundlagen Zur Vorbereitung fassen wir in diesem ersten Kapitel die wichtigsten mathematischen Konzepte zusammen, mit denen wir in der Elektrodynamik immer wieder umgehen werden. 1.1.

Mehr

Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie

Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie Matthias Hagner 19. Mai 2003 Zusammenfassung Dieser Vortrag soll eine Einführen in die Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie geben. Dabei sollen

Mehr

1 Ableitungen. Definition: Eine Kurve ist eine Abbildung γ : I R R n, γ besteht also aus seinen Komponentenfunktionen. a 1 + tx 1. eine Kurve.

1 Ableitungen. Definition: Eine Kurve ist eine Abbildung γ : I R R n, γ besteht also aus seinen Komponentenfunktionen. a 1 + tx 1. eine Kurve. 1 Ableitungen Definition: Eine Kurve ist eine Abbildung γ : I R R n, γ besteht also aus seinen Komponentenfunktionen γ 1 (t) γ(t) = γ n (t) Bild(γ) = {γ(t) t I} heißt auch die Spur der Kurve Beispiel:1)

Mehr