Personalisierung und Benutzermodellierung. Aspekte der Mensch-Computer-Interaktion II Interaktive Systeme
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- Johanna Brauer
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1 Personalisierung und Benutzermodellierung Aspekte der Mensch-Computer-Interaktion II Interaktive Systeme Prof. Dr. N. Henze 17. Juli 2006
2 Inhaltsverzeichnis 7.2 Kriterien Interaktiver Systeme Effektivität ISO Effizienz ISO Zufriedenstellung ISO Kriterien, die ihren Ausgangspunkt in der Funktionalität von Systemen haben Aufgabenangemessenheit ISO Selbstbeschreibungsfähigkeit ISO Steuerbarkeit ISO Erwartungskonformität ISO Fehlerrobustheit ISO Individualisierbarkeit ISO Lernförderlichkeit ISO
3 7.2 Kriterien Interaktiver Systeme Quellenangabe: Beruht auf M. Herczeg, Softwareergonomie, 2. vollständig überarbeitete Auflage, Oldenbourg Verlag, 2005, Kap. 7 Wie können wir interaktive Systeme, und insbesondere personalisierte Systeme bewerten? Gibt es Bewertungskriterien, die es uns erlauben, Wirkungsweise von System und Personalisierung zu beschreiben? Die Software-Ergonomie stellt solche Kriterien zur Verfügung 1. nicht direkt auf Personalisierung bezogen, aber Personalisierung kann eingesetzt werden, um die dort genannten Anforderungen zu erfüllen / zu unterstützen 2. ein personalisiertes System muß diese Grundsätze berücksichtigen!
4 Definition 1 (Software-Ergonomie) Die Software-Ergonomie stellt Theorien und Methoden für die Analyse, Modellierung, Gestaltung und Evaluation zur Verfügung, die dabei unterstützen sollen, computerbasierte Werkzeuge Anwendungssysteme in anwendungs-und benutzergerechter Weise zu konzipieren, zu realisieren und zu testen. wichtige Aufgabe der Software-Ergonomie: die Bereitstellung von Kriterien zur Beurteilung und Bewertung von Benutzungsschnittstellen Kriteriensysteme: zunächst das IFIP-Modell, später darauf aufbauend ISO 9241, insbesondere ISO (Grundsätze der Dialoggestaltung) und ISO (Leitsätze an die Gebrauchstauglichkeit) Wozu Kriterien? Diese Kriterien wurden mit einem Anspruch auf praktische Anwendbarkeit entwickelt. Sie erlauben es, die unspezifische Forderung nach Benutzerfreundlichkeit oder Bedienfreundlichkeit durch konkrete Fragestellungen zu ersetzen.
5 7.2.1 Effektivität ISO das erste von drei Leitkriterien die vorliegenden Aufgaben sind mit einem System möglichst vollständig und korrekt zu erfüllen. ISO definiert Effektivität als: Die Genauigkeit und Vollständigkeit, mit der Benutzer ein bestimmtes Ziel erreichen.
6 7.2.2 Effizienz ISO das zweite der drei Leitkriterien Der Benutzer muß mit der vorhandenen Systemfunktionalität die anstehenden Aufgaben zuverlässig mit möglichst wenig Aufwand lösen können. ISO definiert Effizienz als: Der im Verhältnis zur Genauigkeit und Vollständigkeit eingesetzte Aufwand, mit dem Benutzer ein bestimmtes Ziel erreichen.
7 7.2.3 Zufriedenstellung ISO das dritte der drei Leitkriterien Zufriedenheit der Benutzer bei der Nutzung eines interaktiven Systems Zufriedenheit als subjektive Reaktion der Benutzer auf die Interaktion mit dem Produkt ISO definiert Zufriedenheit als: Freiheit von Beeinträchtigungen und positive Einstellungen gegenüber der Nutzung des Produkts.
8 7.2.4 Kriterien, die ihren Ausgangspunkt in der Funktionalität von Systemen haben Verfügbarkeit der Benutzer soll das Anwendungssystem kontext- und modusfrei anwenden können Was kann dagegen sprechen? z.b. kann das Anwendungssystem erst in einem bestimmten Systemzustand gestartet werden Einschränkungen in der Verfügbarkeit (Tages- oder Wochenzeit, max. Benutzerzahlen überschritten, etc.) Zuverlässigkeit nach Aktivierung des Systems muß zuverlässig ein der Funktion entsprechender neuer Systemzustand entstehen ist es nicht möglich, den erwarteten Zustand herzustellen, muß der Benutzer mit Begründung darüber informiert werden (siehe Zufriedenheit!) Wiederverwendbarkeit Benutzer soll einmal angeeignetes Wissen möglichst vielfältig wiedereinsetzen können z.b. Copy & Paste in anderen Kontexten einsetzbar, Rechtecke in Zeichenprogrammen können skaliert werden, Piktogramme haben die gleiche Bedeutung, etc.
9 Kombinierbarkeit Für erfahrene Benutzer Benutzer sollen in der Lage sein, einfachere Funktionen zu Verfahren, Objekte zu komplexeren Objekten und Objekthierarchien (z.b. Gruppierung), etc. zusammenzusetzen dies ermöglicht Problemlösungs und Spezialisierungspotenzial für Benutzer Erweiterbarkeit über die Kombinierbarkeit hinausgehende Möglichkeit für den Benutzer, neue Anwendungssysteme, Dialogstrukturen, Piktogramme oder sensomotorische Muster zu definieren und zu erzeugen. Beispiel für ein sensomotorisches Muster: Ziehen von Objekten durch Anklicken mit der linken Maustaste und Verschieben mitgedrückter Maustaste Komplexität Die in der Aufgabenstellung und dem Anwendungsfeld vorhandene Komplexität muß in einem interaktiven Anwendungssystem mit geeigneten Mitteln bewältigt werden. Beispiele für komplexe Systeme: 3D - CAD Systeme Unterscheide Komplexität und Kompliziertheit: Komplizierte Systeme sind z.b. mit unwichtigen Funktionen überfrachtete Systeme, deren komplette Funktionalität dem Benutzer ständig
10 präsentiert wird, ohne das diese Funktionalität für die Aufgabe / Zielgruppe von Bedeutung ist Transparenz Wenn Benutzer sagen, daß ein System transparent ist, drücken sie auch aus, daß sie das System verstanden haben und sich prinzipiell in der Lage sehen, sein Verhalten vorherzusehen und es erfolgreich zu benutzen. Funktionsweise, genauer die Reaktionen des Systems auf Handlungen der Benutzer oder andere Ereignisse soll offenbar und vorhersehbar für den Benutzer sein
11 Eine Reihe weiterer Kriterien beschreibt vor allem die Qualität von Systemen hinsichtlich der Interaktivität (Dialogfähigkeit). Diese Kriterien werden in der ISO als Grundsätze der Dialoggestaltungen beschrieben Aufgabenangemessenheit ISO In der ISO wird Aufgabenangemessenheit definiert als: Ein Dialog ist aufgabenangemessen, wenn er den Benutzer unterstützt, seine Arbeitsaufgabe effektiv und effizient zu erledigen. Anmerkungen, die in dieser Norm vermerkt sind: Alle Aufgaben, die sinnvollerweise dem Dialogsystem zur automatischen Ausführung übertragen werden können, sollten durch das Dialogsystem ausgeführt werden, ohne den Benutzer zu belasten. z.b. die Positionsmarke wird automatisch auf das erste Eingabefeld positioniert, das für die Arbeitsaufgabe relevant ist Startprozeduren des Systems laufen automatisch ab.
12 Ein Dialogsystem sollte keine unnötigen Arbeitsschritte erforderlich machen. z.b. kann der Benutzer mit einem einzigen Dialogschritt ein Dokument sichern und schließen Bei der Gestaltung des Dialoges sollte der Komplexität der Arbeitsaufgabe unter Berücksichtigung der Fertigkeiten und Fähigkeiten des Benutzers Rechnung getragen werden. Die Form der Eingabe und Ausgabe sollte der jeweiligen Arbeitsaufgabe und den Benutzerbelangen angepaßt sein. z.b. sind Eingabemasken so strukturiert, daß alle Daten, die von einer einzelnen Quelle gewonnen werden, zusammengefaßt sind und sie wie in der Quelle angeordnet und formatiert werden unabhängig davon, ob das eingesetzte Dialogsystem sie entsprechend diesem Schema verarbeiten wird oder nicht die Dateneingabe erfolgt mit der Genauigkeit, wie sie für die Arbeitsaufgabe erforderlich ist Gibt es für eine Arbeitsaufgabe Standardwerte, sollten diese dem Benutzer als Vorgabe angeboten werden, so daß er sie nicht selber eingeben muß. Vorgabewerte sollten auch durch andere Werte oder durch andere aufgabenangemessene Vorgabewerte ersetzt werden können. z.b. wenn für eine Arbeitsaufgabe das aktuelle Tagesdatum erforderlich ist, braucht es nicht eingegeben zu werden, kann aber vom Benutzer geändert werden Der Dialog sollte den Benutzer bei der Erledigung wiederkehrender Aufgaben unterstützen. z.b. soll das Dialogsystem die Speicherung von aufeinanderfolgenden Dialogschritten ermöglichen und diese wiederzuverwenden (Makros)
13 Während der Erledigung einer Arbeitsaufgabe, bei der Daten geändert werden, sollten die ursprünglichen Daten wieder abrufbar sein, falls dies die Arbeitsaufgabe erfordert z.b. erhält der Inhalt eines Dateneingabefeldes durch Drücken der ESC-Taste wieder den Zustand, den er vor dem Editieren hatte
14 7.2.6 Selbstbeschreibungsfähigkeit ISO In der ISO wird Selbstbeschreibungsfähigkeit definiert als Ein Dialog ist selbstbeschreibungsfähig, wenn jeder einzelne Dialogschritt durch Rückmeldung des Dialogsystems unmittelbar verständlich ist oder dem Benutzer auf Anfrage erklärt wird Steuerbarkeit ISO In der ISO wird Steuerbarkeit definiert als Ein Dialog ist steuerbar, wenn der Benutzer in der Lage ist, den Dialogablauf zu starten sowie seine Richtung und Geschwindigkeit zu beeinflussen, bis das Ziel erreicht ist.
15 7.2.8 Erwartungskonformität ISO In der ISO wird Erwartungskonformität definiert als: Ein Dialog ist erwartungskonform, wenn er konsistent ist und den Merkmalen des Benutzers entspricht, z.b. seinen Kenntnissen aus dem Arbeitsgebiet, seiner Ausbildung und seiner Erfahrung sowie den allgemeinen anerkannten Konventionen Fehlerrobustheit ISO ISO definiert Fehlerrobustheit als: Ein Dialog ist fehlertolerant, wenn das beabsichtigte Arbeitsergebnis trotz erkennbarer fehlerhafter Eingaben entweder mit keinem oder mit minimalen Korrekturaufwand seitens des Benutzers erreicht werden kann.
16 Individualisierbarkeit ISO ISO definiert Individualisierbarkeit als: Ein Dialog ist individualisierbar, wenn das Dialogsystem Anpassungen an die Erfordernisse der Arbeitsaufgabe, individuelle Vorlieben des Benutzers und Benutzerfähigkeiten zuläßt. Anmerkungen, die in dieser Norm vermerkt sind: Obwohl es in vielen Fällen sehr wünschenswert ist, dem Benutzer anpaßbare Dialogfunktionen zur Verfügung zu stellen, ist dies kein Ersatz für ergonomisch gestaltete Dialoge. Außerdem soll das Anpassen von Dialogfunktionen nur innerhalb bestimmter Grenzen möglich sein, so daß Änderungen keine Beeinträchtigungen des Benutzers hervorrufen können (z.b. unannehmbare Lautstärken durch vom Benutzer eingestellte akustische Rückmeldungen). Das Dialogsystem sollte Techniken bereitstellen zur Anpassung an Sprache und an kulturelle Eigenheiten des Benutzers sowie an individuelles Wissen und Erfahrung auf dem Gebiet der Arbeitsaufgabe und an das Wahrnehmungsvermögen sowie die sensomotorischen und geistigen Fähigkeiten. Beispiele: Für sehbehinderte Benutzer stehen größere Schriftzeichen zur Verfügung, für unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Tastenbelegungen, und für farbenfehlsichtige Benutzer werden Farben nur angepaßt verwendet. Die Maus kann an die Benutzung mit der linken oder der rechten Hand angepaßt werden.
17 Das Dialogsystem sollte dem Benutzer die Möglichkeit bieten, zwischen alternativen Formen der Darstellung nach individuellen Vorlieben oder der Komplexität der zu verarbeitenden Informationen zu wählen. Beispiel: Der Benutzer kann die Darstellung und/oder das Format von Ausgaben entsprechend seinen Vorlieben zu verändern. Der Umfang von Erläuterungen (z.b. Details in Fehlermeldungen, Hilfeinformationen) sollte entsprechend dem individuellen Kenntnisstand des Benutzers veränderbar sein. Der Benutzer sollte die Möglichkeit haben, sein eigenes Vokabular zu benutzen, um eigene Bezeichnungen für Objekte und Handlungen festzulegen, falls dies für den Arbeitskontext und die Arbeitsaufgaben vorteilhaft ist. Zusätzlich sollte der Benutzer die Möglichkeit haben, eigene Kommandos hinzuzufügen.
18 Lernförderlichkeit ISO Ein Dialog ist lernförderlich, wenn er den Benutzer beim Erlernen des Dialogsystems unterstützt und anleitet.
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