Aline Veauthier und Hans-Wilhelm Windhorst
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- Irmela Käthe Simen
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1 Aline Veauthier und Hans-Wilhelm Windhorst Organisationsformen in der Erzeugung tierischer Nahrungsmittel - Eine vergleichende Analyse zwischen Niedersachsen und seinen bedeutendsten nationalen und internationalen Wettbewerbern - Weiße Reihe Band
2 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort Inhaltsverzeichnis.... Abbildungsverzeichnis. Tabellenverzeichnis..... Abkürzungsverzeichnis III V VII VIII IX Einleitung 1 Vorgehensweise und Methodik Theoretische Darstellung der verschiedenen Organisationsformen in der Erzeugung tierischer Nahrungsmittel Koordination über den freien Markt Theoretische Grundlagen und Ziele Vor- und Nachteile von Spot-Märkten Vertikale Integration Theoretische Grundlagen und Ziele Ausgestaltung und Formen von Verträgen Vor- und Nachteile der Vertragslandwirtschaft Vor- und Nachteile der vollständigen vertikalen Integration Die Bedeutung der vertikalen Integration aus Expertensicht Horizontale Kooperation Zusammenfassung und Fazit Organisationsformen in der Schweinefleischerzeugung Organisationsformen in der Schweinefleischerzeugung Deutschlands und Niedersachsens Organisationsformen in der Schweinefleischerzeugung Dänemarks Organisationsformen in der Schweinefleischerzeugung Frankreichs Organisationsformen in der Schweinefleischerzeugung der Niederlande Organisationsformen in der Schweinefleischerzeugung Spaniens Organisationsformen in der Schweinefleischerzeugung der USA Organisationsformen in der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung Organisationsformen in der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung Deutschlands und Niedersachsens Organisationsformen in der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung der Niederlande.. 77 V
3 3.3 Organisationsformen in der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung Frankreichs Organisationsformen in der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung Brasiliens Organisationsformen in der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung der USA Organisationsformen in der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung Thailands Zusammenfassung und Ausblick Übersicht der durchgeführten Experteninterviews. XI Gesprächsleitfaden der Experteninterviews... XIII Literaturverzeichnis.. XV VI
4 Zusammenfassung In der Erzeugung tierischer Nahrungsmittel unterscheidet man grundsätzlich horizontale und vertikale Organisationsformen, wobei letztere von der freien Vermarktung über die Vertragslandwirtschaft bis hin zu vollständig vertikal integrierten Produktionssystemen reichen, die sämtliche Stufen der Wertschöpfungskette unter einem Unternehmensdach vereinen. Theoretisch liegt die optimale Organisationsform im Minimum der Summe aus Produktionsund Transaktionskosten, in der Praxis wird sie jedoch von zahlreichen Rahmenbedingungen und individuellen Voraussetzungen beeinflusst. Während in der Geflügelwirtschaft weltweit vertikale integrierte Systeme dominieren, erfolgt die Tierhaltung im Schweinefleischsektor in den meisten Ländern in unabhängigen Familienbetrieben, die ihre Schweine über Verträge an die Schlachtunternehmen absetzen. Eine Sonderstellung nimmt jedoch Dänemark ein und auch in den USA kommen integrierten Produktionssystemen eine höhere Bedeutung zu. Verträge, die Liefermenge und Qualität der Schweine garantieren, sind meist ausreichend und eine vollständige vertikale Integration findet seltener statt, da bei Schweinen der Zeitraum, in dem geschlachtet werden kann, größer als bei Geflügel ist. Außerdem lohnt sich ein Transport über weitere Entfernungen, da Schweine einen höheren Wert besitzen. Des Weiteren haben die technologischen Innovationen der letzten Jahre einen Teil der bestehenden Unsicherheiten abgebaut. Obwohl eine stärkere vertikale Integration des Schweinefleischsektors seit Jahren von Experten gefordert wird, fehlen geschlossene Produktionssysteme bisher in zahlreichen Ländern. Daraus entstehende Wettbewerbsnachteile könnten den Strukturwandel in der Agrarund Lebensmittelindustrie weiter beschleunigen. Prognosen zu Folge wird die Konzentration in der Schlacht- und Verarbeitungsindustrie sowie im Einzelhandel weiter zunehmen, so dass in Zukunft wenige Großkonzerne den europäischen Markt dominieren werden (WIND- HORST 2005b: 24). Eine stärkere vertikale Integration ist momentan im Schweinefleischsektor von den deutschen, niederländischen und französischen Mästern allerdings nicht gewünscht. Darüber hinaus herrschen in diesem Bereich differenziertere Strukturen als im Geflügelsektor vor, da es besonders in Deutschland noch eine Vielzahl kleiner Betriebe gibt, deren Besitzer ihre unternehmerische Entscheidungsfreiheit nicht einschränken möchten (OLTMANN 2008). Da die Binnennachfrage in den Hauptproduzentenländern der EU in Zukunft eher abnehmen wird, wächst die Bedeutung von Drittlandsmärkten und die Konkurrenz innerhalb Europas nimmt zu. Exporte setzen jedoch eine umfassende Kettenorganisation voraus, so dass Dänemark und die USA aufgrund der hohen vertikalen Integration der Schweinefleischerzeugung global gesehen Wettbewerbsvorteile besitzen. Auch die Erzeugergemeinschaften und andere horizontale Zusammenschlüsse sollten verstärkt Kooperationen eingehen und gemeinsam ihre Verhandlungsposition gegenüber der Verarbeitungsindustrie festigen. Darüber hinaus sollten sie sich an den internationalen Märkten orientieren und ihre Exportfähigkeit stärken. Insbesondere im deutschen Schweine- 1
5 fleischsektor sollte die Beziehung zwischen der Landwirtschaft und den nachgelagerten Produktionsstufen verbessert werden. Im Geflügelsektor ist die vertikale Integration das weltweit vorherrschende Organisationsmodell. Nur in den Niederlanden, in Belgien und Polen sind die Geflügelhalter weitgehend unabhängig. In der Eiererzeugung ist die vollständige vertikale Integration noch stärker verbreitet als in der Geflügelmast. Besonders beim Vertrieb von Schaleneiern ist die Marktunsicherheit groß, da starke Preisschwankungen vorkommen. Eine zunehmende Weiterverarbeitung zu Produkten mit einer höheren Wertschöpfung wie Flüssigei und Fertigomeletts reduzieren die Unsicherheiten. Eine vollständige vertikale Integration ist zudem effizienter, da Verpackung und Weiterverarbeitung direkt auf der Farm oder zumindest in unmittelbarer Nähe erfolgen müssen und daher eine extreme ortsgebundene Spezifität besteht. Darüber hinaus liegt bei Eiern eine besonders schnelle Verderblichkeit der Produkte vor (MARTINEZ 2002b: 3). All diese Faktoren lassen eine vollständige Integration der Erzeugung als vorteilhafter gegenüber einer vertraglichen Absicherung erscheinen. Die vertikale Integration hat im Geflügelsektor allgemein enorm dazu beigetragen, technische Innovationen zu entwickeln und zu verbreiten. Auch im Hinblick auf Produktsicherheit und Seuchenkontrolle bietet die vertikale Integration erhebliche Vorteile. Um Nahrungsmittelsicherheit zu garantieren und die Ausbreitung von Seuchen wie Schweine- oder Geflügelpest zu verhindern, stellen integrierte Produktionssysteme eine gute Lösungsmöglichkeit dar, denn sie ermöglichen eine lückenlose Kontrolle und Dokumentation des Produktionsprozesses (WINDHORST 2004: 68). Weder der freie Markt, noch die Vertragslandwirtschaft oder die vollständige vertikale Integration erheben einen Anspruch darauf, als optimale Organisationsform zu gelten. Stattdessen müssen Vorteile und Kosten der vertikalen Integration individuell abgewogen werden, um die beste Organisationsform auszuwählen. Mit einem Spot-Markt-Anteil von 30 % bis 40 % der Produktion steht die niedersächsische Schweinefleischerzeugung zwischen den nahezu vollständig integrierten Systemen Dänemarks, Spaniens und der USA auf der einen Seite sowie den kaum integrierten Modellen der französischen und niederländischen Schweinefleischerzeugung andererseits. Defizite Niedersachsens bestehen dabei hauptsächlich in einem von starkem Misstrauen geprägten Verhältnis zwischen Mästern und Schlachtunternehmen, das u.a. durch eine Vielzahl verschiedener Abrechnungsmasken und Klassifizierungssysteme hervorgerufen wird. Eine verstärkte Hinwendung zur vertikalen Integration könnte das Verhältnis der Hauptakteure in der Wertschöpfungskette verbessern, da Unternehmen wie Westfleisch, die ihre Schlachttiere überwiegend mittels Verträge beziehen, nachweislich ein höheres Vertrauen bei den Landwirten genießen (BAHLMANN u.a. 2008: 138 ff.). Darüber hinaus kann eine umfassende Qualitätssicherung, die insbesondere im Hinblick auf den zukünftig immer wichtiger werdenden Exportmarkt eine bedeutende Rolle spielt, einfacher umgesetzt und garantiert werden als momentan über QS. 2
6 Zudem nehmen Erzeugergemeinschaften in Niedersachsen im internationalen Kontext eine Sonderstellung ein. Sie sind von den Landwirten als Interessenvertreter weitgehend akzeptiert und sind Vermittler zwischen Primärsektor und Schlachtstufe. Nachteilig ist jedoch, dass es gegenwärtig noch eine Vielzahl kleinerer Erzeugergemeinschaften gibt, so dass eine stark fragmentierte Struktur vorherrscht. Angesichts des verschärften Wettbewerbs auf dem Weltmarkt sollte das bestehende Potenzial zur Steigerung der Effizienz in der gesamten Wertschöpfungskette der niedersächsischen Schweinefleischerzeugung genutzt werden. Daher sollte unbedingt eine Konzentration der Erzeugergemeinschaften erfolgen, um den Absatz zu bündeln und neue Märkte zu erschließen. Die niedersächsische Schlachtbranche ist ebenfalls vergleichsweise gering konzentriert, so dass auch hier noch weitere Zusammenschlüsse erfolgen werden. Vor allem sollten die Beziehungen zwischen den einzelnen Stufen verbessert werden, wobei sich dies am effizientesten über eine Intensivierung der vertikalen Integration realisieren ließe. In der Geflügelfleisch- und Eiererzeugung dominieren weltweit vertikal integrierte Produktionssysteme, so auch in Niedersachsen. Der Anteil des Spot-Marktes ist in Niedersachsen mit rund 20 % etwas höher als in den übrigen hier betrachteten Ländern, die Niederlande einmal ausgenommen, wo mehr als 90 % der Hähnchen- und Putenmäster in freien Systemen produzieren. In der Legehennenhaltung ist die Anzahl der ungebundenen Landwirte höher als in der Geflügelmast, wobei sich im Eiersektor meist sämtliche Produktionsstufen unter einem Unternehmensdach befinden, während die Vertragslandwirtschaft eine eher untergeordnete Rolle spielt. Der niedersächsische Geflügelsektor ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Insgesamt liegt eine effiziente Organisation der Wertschöpfungsketten vor und die einzelnen Produktionsstufen arbeiten eng zusammen und sind gut aufeinander abgestimmt, was sicherlich auch auf den hohen Grad der vertikalen Integration zurückzuführen ist. Insgesamt ist die Zufriedenheit unter den niedersächsischen Geflügelhaltern deutlich höher als unter den Schweinemästern und Sauenhaltern. Hierzu tragen generell geringere Preisschwankungen und größere Absatzsicherheiten bei, die ebenfalls durch die vertikal integrierten Strukturen begünstigt werden. Gegenüber stark exportorientierten Ländern wie Brasilien und Thailand sind die Wettbewerbsnachteile eher in den dort vorliegenden günstigeren Produktionskosten zu sehen als in der Organisation der Wertschöpfungskette. 3
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