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Transkript:

Elemente der Analysis II Informationen zur Vorlesung: http://www.mathematik.uni-trier.de/ wengenroth/ J. Wengenroth () 8. Mai 2009 1 / 29

Bemerkung In der Vorlesung Elemente der Analysis I wurden Funktionen f : R R untersucht (Stetigkeit, Ableitungen, Konvexität,...). Mit solchen Funktionen kann man aber nur sehr einfache Phänomene angemessen beschreiben, zum Beispiel stetige Verzinsung: f(x) = K 0 e px (x Zeit) Nachfrage f(x), die NUR vom Preis abhängt (x Preis) Produktions-Output bei nur einem Input-Faktor (x= Menge des Inputs) Fast alle physikalischen oder ökonomischen Vorgänge hängen aber von vielen Faktoren oder Variablen ab und für deren Beschreibung taugen solche Funktionen R R nicht! J. Wengenroth () 8. Mai 2009 2 / 29

1.1 Beispiel 1.1 Beispiel (a) Für die Produktion von Pfannkuchen benötigt man als Zutaten Eier, Milch und Mehl. Zur Beschreibung der Produktion muss man also (mindestens kennen) x = Anzahl Eier, y = l Milch und z = g Mehl Beschreibt f den Vorgang des Verrührens und Backens, so erhält man etwa f(3, 1/4, 80) = 3 Pfannkuchen oder f(3, 1/4, 500) = 4 ungenießbarer Klumpen. (b) Man muss die Zutaten einkaufen und hat dabei Kosten k(x, y, z) = 30x + 80y + 0.05z Eurocent. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 3 / 29

1.2 Beobachtungen 1.2 Beobachtungen Das f in (a) lässt sich nicht leicht beschreiben und diese Modellbildung ist nicht Teil der Analysis (siehe aber 1.11). Die Zuordnung k in (b) ist viel einfacher. Bei mehr als drei Faktoren könnte man statt x, y, z auch α, β, γ, δ, ε,... zur Bezeichnung der Stückzahlen, Mengen und Gewichte benutzen, aber irgendwann gehen die Buchstaben aus. Trick zur Vermeidung dieses Problems: Schreibe x 1, x 2, x 3 statt x, y, z oder x 1, x 2,..., x 117, falls es 117 Faktoren gibt. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 4 / 29

1.2 Beobachtungen So wie Folgen (x n ) n N aus 2.1.1 der Vorlesung EA I Abbildungen N R sind, hat man auch hier eine Abbildung, die der Nummer k {1,..., 177} eines Faktors die zugehörige Stückzahl oder Menge zuordnet. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 5 / 29

1.3 Definition 1.3 Definition Ein (reeller) n-dimensionaler Vektor x ist eine Abbildung {1,..., n} R, die also jeder Koordinatennummer k {1,..., n} eine Zahl x k R zuordnet (die k-te Koordinate). Schreibweisen: x = (x 1,..., x n ) = [x 1,..., x n ] Zeilenvektor und x = x 1. x n Spaltenvektor. Mit R n bezeichnen wir die Menge aller n-dimensionalen Vektoren. Auch wenn das aus der Definition folgt, lohnt es sich anzumerken, dass zwei Vektoren x = [x 1,..., x n ] R n und y = [y 1,..., y m ] R m genau dann gleich sind, wenn n = m und x 1 = y 1, x 2 = y 2,..., x n = y n. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 6 / 29

1.3 Definition Veranschaulichung des R 2 : J. Wengenroth () 8. Mai 2009 7 / 29

1.3 Definition des R 3 J. Wengenroth () 8. Mai 2009 8 / 29

1.3 Definition des R 4 : Jeder Punkt des R 3 bekommt eine Farbe (rot = warm, schwarz = kalt). des R 5 : Wärmefilm (x 1, x 2, x 3 Raumkoordinaten x 4 : Temperatur, x 5 : Zeit) J. Wengenroth () 8. Mai 2009 9 / 29

Kr2afte und Pfeile 1.3 Definition Eine etwas andere Veranschaulichung: Fasse einen Vektor x = [x 1,..., x n ] als Kraft aus, die am Ursprung O = [0,..., 0] zieht. Bei dieser Vorstellung ist es günstig, den Punkt x als Pfeil aufzufassen ( mit einer Richtung und einer Länge, siehe unten). Hat man nun zwei Kräfte x und y, die am Ursprung ziehen, so ist er einer Gesamtkraft z ausgesetzt: J. Wengenroth () 8. Mai 2009 10 / 29

1.3 Definition Die Komponenten von z ergeben sich durch Addition der Komponenten von x und y. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 11 / 29

1.4 Definition (R n also Vektorraum) 1.4 Definition (R n also Vektorraum) (a) Für x = [x 1,..., x n ] und y = [y 1,..., y n ] definieren wir die Summe x + y = [x 1 + y 1,..., x n + y n ]. (b) Für x = [x 1,..., x n ] und a R ist das a-fache von x definiert als ax = [ax 1, ax 2,..., ax n ] (a 1 Streckung, 0 a < 1 Stauchung, a < 0 Spiegelung) J. Wengenroth () 8. Mai 2009 12 / 29

1.5 Rechenregeln 1.5 Rechenregeln Für x, y, z R n und a, b R gelten (a) x + y = y + x Kommutativität (b) (x + y) + z = x + (y + z) Assoziativität (c) x + y = O x = ( 1)y (d) (a + b)x = ax + bx und a(x + y) = ax + ay Distributivität (e) a(bx) = (ab)x (f) 1x = x Bemerkung: Die sechs Aussagen sind die Axiome eines allgemeinen (reellen) Vektorraums. Statt ( 1)y schreibt man y und statt x + ( y) auch x y. Wie in EA I schreibt man m x j = x 1 +... + x m für Vektoren x 1,..., x m R n. j=1 J. Wengenroth () 8. Mai 2009 13 / 29

1.6 Basen in R n (a) Für k {1,..., n} heißt der Vektor e k = [0,..., 0, 1, 0... 0], dessen k-te Komponente 1 und alle übrigen 0 sind, der k-te Einheitsvektor in R n. Für jedes x = [x 1,..., x n ] gilt dann x = n x k e k. k=1 Jedes x R n ist also auf eindeutige Weise als Linearkombination der Einheitsvektoren darstellbar. Die Menge {e 1,..., e n } heißt deshalb Standardbasis des R n. Jede Kraft ist Überlagerung der Einheitskräfte. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 14 / 29

1.6 Basen in R n (b) Allgemeiner heißt {z 1,..., z n } eine Basis des R n, wenn jedes x R n auf eindeutige Weise als Linearkombination x = a 1 z 1 +... + a n z n darstellbar ist (siehe Vorlesung Elemente der Linearen Algebra). (c) Beispiel: z 1 = [1, 1] und z 2 = [2, 1] bilden eine Basis des R 2 : Sind nämlich x = [x 1, x 2 ] R 2 und a 1, a 2 R, so gilt x = a 1 z 1 + a 2 z 2 [x { 1, x 2 ] = [a 1, a 1 ] + } [2a 2, a 2 ] { = x1 = a [a 1 + 2a 2, q 1 + a 2 ] 1 + 2a 2 a2 = x 1 x 2 x 2 = a 1 + a 2 a 1 = 2x 2 x 1 J. Wengenroth () 8. Mai 2009 15 / 29

1.7 Beispiel 1.7 Beispiel Die Komponenten von y = [y 1,..., y n ] seien die Preise von Gütern g 1,..., g n und die Komponenten von x = [x 1,..., x n ] seien die n Stückzahlen des Ein- oder Verkaufs. Dann ist x k y k = x 1 y 1 +... + x n y n k=1 die Bilanz (die also ausgeglichen ist, falls die Summe Null ergibt). J. Wengenroth () 8. Mai 2009 16 / 29

1.8 Definition (R n als euklidischer Raum) 1.8 Definition (R n als euklidischer Raum) (a) Für x, y R n heißt x, y = x 1 y 1 + x 2 y 2 +... + x n y n Skalarprodukt von x, y. Die Vektoren x, y heißen orthogonal oder senkrecht zueinander, falls x, y = 0. Schreibweise x y. (b) Für x R n heißt x = x, x = x 2 1 +... + x2 n (euklidische) Länge oder Norm von x. (c) Für x, y R n heißt x y euklidischer Abstand zwischen x und y. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 17 / 29

1.8 Definition (R n als euklidischer Raum) x, y > 0, y, z = 0, x, z < 0 J. Wengenroth () 8. Mai 2009 18 / 29

1.8 Definition (R n als euklidischer Raum) Bemerkung: Ist die Dimension nicht durch den Kontext klar, so schreibt man gelegentlich x, y n und x n. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 19 / 29

1.9 Satz 1.9 Satz Für x, y, z R n und a, b R gelten (a) x, y = y, x Symmetrie (b) x, ay + bz = a x, y + b x, z Bilinearität (c) x + y 2 = x 2 + 2 x, y + y 2 Binomische Formel (d) x y x + y 2 = x 2 + y 2 Pythagoras (e) ax = a x positive Homogenität (f) x, y x y Ungleichung von Cauchy-Schwarz (g) x + y x + y Dreiecksungleichung (h) x y x y untere Dreiecksungleichung. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 20 / 29

Beweis Beweis (a), (b) und (c) durch Ausrechnen. (d) folgt sofort aus (c). (e) folgt aus a 2 = a. (f) Für alle t R ist wegen (c) und (e) 0 x + ty 2 = x 2 + 2 x, y t + y 2 t 2 =: f(t). Minimieren: f (t) = ( 2 x, y + 2 y ) 2 t = 0 falls t = x, y / y 2. Also 0 f x, y / y 2 = x 2 x, y 2 / y 2 und daher x, y 2 x 2 y 2 (der Fall y = 0 ist klar). (g) x+y 2 = x 2 +2 x, y + y 2 x 2 +2 x y + y 2 = ( x + y ) 2. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 21 / 29

Beweis Beweis (h) x = x y + y x + y + y, also x y x y und damit y x y x = x y wegen (e) für a = 1. Warum ist der Satz von Pythagoras so banal? Bei der Interpretation von x als Länge wird er schon benutzt! J. Wengenroth () 8. Mai 2009 22 / 29

1.10 Bemerkung 1.10 Bemerkung e 1,..., e n Einheitsvektoren im R n. Dann gilt für jedes x R n x = n x, e j e j. j=1 Dies folgt aus x, e j = n { x k e j k = x k, weil e j 0 k j k = k=1 1 k = j. Die Skalarprodukte x, e j sind also gerade die Koeffizienten in der eindeutigen Darstellung als Linearkombination der Standard-Basis. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 23 / 29

1.11 Ausgleichsgerade 1.11 Ausgleichsgerade (a) Für zwei Merkmale (zum Beispiel Nachfrage und Preis) wird ein sehr schlichtes Modell der Form f(t) = at + b angenommen. Hat man tatsächliche Daten (x 1, y 1 ), (x 2, y 2 ),..., (x n, y n ) ermittelt (also zum Beispiel Absätze y 1,..., y n bei Preisen x 1,..., x n, so will man die Modellparameter a, b R so bestimmen, dass die Geradengleichung möglichst gut zu den Daten passt (und hofft dann, dass f(t) eine gute Prognose für die Fachfrage bei Preis t ist). J. Wengenroth () 8. Mai 2009 24 / 29

1.11 Ausgleichsgerade J. Wengenroth () 8. Mai 2009 25 / 29

1.11 Ausgleichsgerade 1.11 Ausgleichsgerade (b) Eine Möglichkeit, den Abstand zwischen den Daten (x 1, y 1 ),..., (x n, y n ) und den Funktionswerten (x 1, f(x 1 )),..., (x n, f(x n )) zu minimieren, geht auf Gauß zurück: Minimiere die Summe der Residuenquadrate, das heißt d(a, b) = n (f(x k ) y k ) 2 = k=1 n (ax k + b y k ) 2 = ax + bu y 2 k=1 wobei x = [x 1,..., x n ], y = [y 1,..., y n ] und u = [1,..., 1]. Dann heißt f(t) = at + b Ausgleichsgerade der Daten. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 26 / 29

1.11 Ausgleichsgerade 1.11 Ausgleichsgerade (c) Mit Satz 1.9 (b) und (c) berechnen wir d(a, b) = b 2 u 2 + 2b ax y, u + ax y 2 Für festes a R ist dies die Gleichung einer nach oben geöffneten Parabel in der Variablen b und die ist minimal für b min = ax y,u = ax + y, wobei x = x,u n = 1 u 2 u 2 n x k und k=1 n y = 1 n y k die arithmetischen Mittelwerte sind. Also gilt k=1 d(a, b) d(a, b min ) = ax y,u 2 u 2 + ax y 2 = a 2 ( x 2 nx 2 ) 2a x, y + 2an x y + y 2 ny 2. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 27 / 29

1.11 Ausgleichsgerade Dies ist wieder eine Parabel in der Variablen a und daher minimal für a min = x,y n x y x 2 nx 2. Wir haben damit gezeigt: J. Wengenroth () 8. Mai 2009 28 / 29

1.12 Satz 1.12 Satz über Ausgleichsgeraden Für Daten (x 1, y 1 ),..., (x n, y n ) mit mindestens zwei verschiedenen x 1,..., x n ist die Ausgleichsgerade f(t) = at + b gegeben durch a = x, y nx y x 2 nx 2 und b = y ax. J. Wengenroth () 8. Mai 2009 29 / 29