unter Zeitdruck Symposium CIPC 2012 Dr. Andres Pfister Dozent a.i. Führung und Kommunikation Militärakademie an der ETHZ Vorlesung Leadership I
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- Dorothea Zimmermann
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Transkript
1 Entscheidungsfindung bei Unsicherheit und unter Zeitdruck KOHS Tagung 2012 / Symposium CIPC 2012 Dozent a.i. Führung und Kommunikation Militärakademie an der ETHZ Vorlesung Leadership I
2 Inhalt 1) Automatische und kontrollierte Denkprozesse 2) Entscheidungsfindung 3) Naturalistische und Rationale Entscheidungsfindung 4) Einflussfaktoren auf Entscheidungsfindung 5) Der Militärischer Entscheidungsprozess im Vergleich 6) Conclusion 2 KOHS Tagung
3 Automatische ti & Kontrollierte t Denkprozesse Automatische, wenig bewusste Prozesse generieren den fortlaufenden Strom des Bewusstseins und Verhalten. Input / Wahrnehmung Automatische Prozesse (Reflektives System) Kontrollierte Prozesse (Reflexives System) Verhalten, Wahrnehmung, Denken, Bewusstsein (Lieberman, Gaunt, Gilbert, & Trope, 2003) 3 KOHS Tagung
4 Automatische ti & Kontrollierte t Denkprozesse Kontrollierte t Denkprozesse können eingreifen if und die automatischen ti Prozesse überlagern, wenn die kognitive Kapazität und die Motivation vorhanden sind. Input / Wahrnehmung Automatische Prozesse (Reflektives System) Kontrollierte Prozesse (Reflexives System) Verhalten, Wahrnehmung, Denken, Bewusstsein (Lieberman, Gaunt, Gilbert, & Trope, 2003) 4 KOHS Tagung
5 Entscheidungsfindung d Generell gibt es zwei Arten des Entscheidens: 1) Naturalistische Entscheidungsfindung (NE) 2) Rationale Entscheidungsfindung (RE) NE ist automatisch als auch bewusst gesteuert. (Schlangen nicht anfassen vs. Ich mag Schokolade). RE ist mehrheitlich bewusst gesteuert (Wenn X, dann Y). 5 KOHS Tagung
6 Naturalistische ti Entscheidungsfindung d In der NE wird die Entscheidung aufgrund von spezifischen Faktoren, Daumenregeln (Heuristiken) oder Eindrücken getroffen. Bsp.: Bigger is Better Der Chef entscheidet Bei rot anhalten, GABI Ab einer Regenmenge von X muss die Abflussmenge auf Y erhöht werden Entscheide sind schnell gemacht, aber können in komplexen Situationen falsch sein, da wichtige Faktoren nicht berücksichtig werden. Viele menschliche Entscheidungen basieren auf Daumenregeln! 6 KOHS Tagung
7 Rationale Entscheidungsfindung d In der RE werden die Entscheidungen aufgrund von Logik, Erfahrung und genau bestimmten t Entscheidungsverfahren h und regeln getroffen. Bsp.: Situationsanalyse Lösungsmöglichkeiten Lösung mit Begründung g SWOT-Analyse Experimente, Untersuchungen, Analysen, Entscheidung aufgrund der Daten Die Entscheidungsfindung dauer länger und können sehr komplex sein. Sie sind jedoch flexibler und besser auf die Situation ti abgestimmt. Es können auch falsche Entscheide getroffen werden, wenn zu viele oder unwichtige Faktoren berücksichtigt werden. 7 KOHS Tagung
8 Der Fall Marc K. war unterwegs zum Einkaufen in der Stadt, als die Einkaufstasche plötzlich seinen Händen entglitt. Er konnte sein Bein nicht mehr normal bewegen und musste sich auf einen Mauervorsprung setzen. Als er versuchte, einen Passanten anzusprechen, fehlten ihm die Worte, und aus seinem Mund kamen nur noch undeutliche Laute. Die Menschen dachten, er sei betrunken, und es ging viel Zeit verloren, bis jemand seinen wahren Zustand erkannte und die Ambulanz allarmierte. -> Marc hatte einen Hirnschlag! 8 KOHS Tagung
9 Die Heuristik (Daumenregel) Face Gesicht Arm Arm Speech Sprache Time Zeit 9 KOHS Tagung
10 Heuristiken auf der Intensivstation t ti Mann mit Schmerzen im Brustkorb ev. Herzinfarkt Defensive Strategie: 90% Intensivstation Überbelegung, g, verringerte Qualität der Pflege, Gesundheitsrisiko für Patienten, welche nicht dorthin gehören. Herzinfarkt-Heuristik (Green & Mehr, 1997): 1) EKG ST-Segment Anomalie vorhanden? sofort Intensivstation 2) Anomalie nicht vorhanden Schmerzen im Brustkorb? nein, Risiko sofort als niedrig eingestuft 3) Wenn Schmerzen Zusatzfrage zur genauen Einstufung 10 KOHS Tagung
11 Das Eisenhower-Prinzip (Entscheidungsheuristik) Worauf kann ich nicht verzichten? Das Eisenhower Prinzip: Dringlichkeit der Aufgabe + delegieren sofort erledigen - + Wichtigkeit der Aufgabe Papierkorb in Planung aufnehmen - Wichtige Ergänzung: Berücksichtigung der Mitarbeiterkompetenzen Das Eisenhower Prinzip trifft nicht immer zu 11 KOHS Tagung
12 Einflussfaktoren auf Führungsverhalten & Entscheidungen Individuelle Kompetenz Situation Führungsverhalten h / Entscheidung Gruppe / Team Kontext Organisation (Seiler & Pfister, 2009) 12 KOHS Tagung
13 Zeitdruck und Entscheidungen Hoher Zeitdruck führt zu: Selektiver Wahrnehmung und mehr automatischem, intuitivem Verhalten (Zajonc, 1965) Stärkeren Gruppenprozessen (Janis, 1983; Janis & Mann, 1977) Zentralisierterer und autokratischerer Entscheidungsfindung (Bass, 1960, 2008; Hermann, 1972; Seiler & Pfister, under review) Kommunikativere Personen werden einflussreicher (Isenberg, 1981) 13 KOHS Tagung
14 Gefahr und Entscheidungen Hohe Gefahr führt zu: Grösserem Einfluss von Führungspersonen auf die Entscheidung (Hamblin, 1958) und auf die Gruppe (Gal & Jones, 1985) Stärkeren Gruppenprozessen (Janis, 1983, Janis & Mann, 1977) Autoritativen Entscheidungen, weniger Gruppenentscheidungen, weniger Delegation (Seiler & Pfister, under review) Zeitdruck, Gefahr, Müdigkeit, Lärm, Stress, Gruppendruck reduzieren die Möglichkeiten Informationen bewusst zu sammeln, zu verarbeiten und Entscheide zu fällen! 14 KOHS Tagung
15 Zeitdruck, Gefahr & Entscheiden Führungsverhalten Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente own decision consultation joint decision delegation Gesamt KOHS Tagung
16 Rationale Entscheidungen: Führungstätigkeiten g in der Armee Stab Koordination Kommandant 1. Problemerfassung Informationsbeschaffung Problemanalyse Orientierungsrapport 2. Beurteilung der Lage Sof Beurteilung der Lage Beurteilung der Lage Zeitplan 3. Entschlussfassung fortmassnahm men Entwicklung von Alternativen Konzept Präsentationen Zwischenent- schlüsse 4. Planentwicklung Präsentationen Entscheid 5. Befehlsgebung / Revision der Pläne Entschlussfassungsrapport 16 KOHS Tagung
17 Entscheidung im Militär und Zivil (Seiler et al., 2008) Militär Zivil Stab Koordination Kommandant Gruppe Manager Informationsbeschaffung Problemanalys e Dokumente aufteilen Lagebeurteilung Orientierungsrapport Lagebeurteilung Informationsbeschaffung Entwickeln von Alternativen Präsentation der Gruppenmitglieder Entschlussfassungsrapport Entscheid 1 Definition der Kerngebiete Präsentation an den CEO vorbereiten Diskussion Entscheid 2 Vorbereitung der Präsentation für CEO Präsentation Präsentation Militär geht strukturierter vor und generiert mehr Zwischenresultate. 17 KOHS Tagung
18 Conclusion Zwei Verarbeitungssysteme generieren unser Erleben, Denken und Verhalten. Externe Einflüsse reduzieren die Möglichkeiten bewusst zu verarbeiten und zu entscheiden. Daumenregeln (Heuristiken) helfen schnelle und gute Entscheide zu treffen, wenn die richtigen Indikatoren gewählt werden. Rationale Entscheidungsfindung d ermöglicht es in komplexen Situationen gute Entscheide zu treffen, wobei jedoch Zeit in Anspruch genommen werden muss. Strukturierte Entscheidungsprozesse ermöglichen es, sowohl naturalistische als auch rationale Entscheidungsfindung zu vereinen und die Vorteile beider Wege zu nützen. Strukturierte Entscheidungsprozesse generieren mehr Zwischenergebnisse, auf die zurückgegriffen werden kann, falls sich die primäre Entscheidung als falsch heraus stellt. 18 KOHS Tagung
19 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! In den Transferkurse für zivile il Führungskräfte der MIKA können Sie den militärischen Entscheidungsprozess erlernen. Höhere Kaderausbildung der Armee (HKA) Zentralschule l (ZS) Kommando MIKA Guisan Kaserne 3000 Bern 22 Tel.: +41 (0) Fax: +41 (0) mika.info@vtg.admin.ch 19 KOHS Tagung
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