Konjunkturelle Entwicklung in Europa, insbesondere in Deutschland - Auswirkungen auf Ungarn -
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- Gerhard Beyer
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1 Konjunkturelle Entwicklung in Europa, insbesondere in Deutschland - Auswirkungen auf Ungarn -, CEO Central & Eastern Europe 22. November 2010
2 Agenda 1 Deutschland: Vom Export zur Binnenkonjunktur? 2 Globale Herausforderungen 3 Ungarn: Zurück in die Zukunft 4 Fazit: (Leider) mehr Fragen als Antworten 2
3 Deutsches Wachstum: Umschwung bei Nettoexporten Deutschland: Wachstumsbeiträge Deutschland als Ausrüster der Weltwirtschaft überdurchschnittlich stark von Weltkonjunktur abhängig 2009 und 2010 belegen das mit unterschiedlichem Vorzeichen bei den Wachstumsbeiträgen des Exports Export als Wachstumstreiber bis 2008 trug Nettoexport im Durchschnitt fast zwei Drittel zum Wachstum von 1,5% p.a. bei - In manchen Jahren (u.a. 1994/95) wurde Wachstum vollständig vom Außenbeitrag bestimmt Aber: Impulse vom Außenbeitrag werden schwächer, Suche nach (binnenwirtschaftlichen) Alternativen sinnvoll 3
4 Industrie schneller aus der Krise als früher Schnelle Erholung setzt sich verlangsamt fort 4
5 Deutschland profitiert von kräftiger globaler Erholung Exporte Deutschland: Auftragseingang Deutschland: Auftragseingang 2000= ,0 180,0 160,0 Insgesamt Ausland Inland Der Welthandel expandierte im ersten Halbjahr mit einer laufenden Rate von 1 ¼% pro Monat. Zur Jahresmitte lag er um 21% über Vorjahr. Deutsche Exporte knapp +20%, nach China sogar gut +50%. Mehr als nur zyklischer Effekt: - Regionale Diversifikation - Breite Produktpalette, die weltweite Trends wie Umwelt- und Ressourcenschonung aufnimmt - Moderater Anstieg Lohnstückkosten 140,0 120,0 100,0 80, Quelle: Statistisches Bundesamt 5
6 Investitionen und Arbeitsmarkt: Abhängig vom Export Exporte & Investitionen Exporte & Beschäftigung Exporte & Beschäftigung % gg. Vj Nominaler Export, gl. 3M Durchschnitt (links) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (rechts) Quellen: Statistisches Bundesamt, BA Die Exportdynamik bestimmt nicht nur das Investitionsklima in Deutschland, sondern zu einem erheblichen Teil auch die Beschäftigungsentwicklung Bei nachlassenden Exporten sollte sich die unerwartet starke Verbesserung am Arbeitsmarkt der letzten Monate in den kommenden Monaten abschwächen
7 Stärkere Binnennachfrage: Mehr als nur mehr privater Konsum Moderater Einkommensanstieg Moderater Einkommensanstieg bremst Konsum %, gg. Vj. 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,2 0, Privater Verbrauch Verfüg. Einkommen (real) Quellen: Statistisches Bundesamt, DB Research Konsum belebt sich 2011 nur moderat - Verhaltene Lohnentwicklung wegen langlaufender Tarifverträge - Negative Einkommenseffekte des Sparpaketes Arbeitsmarkt und Beschäftigung entscheidend für Konsumneigung - Perspektiven genauso wichtig wie aktuelle Situation - Arbeitsanreize steigern (Hartz IV Hinzuverdienstregeln) - Demografie treibt Entlohnung Öffentliche und private Investitionen in D deutlich schwächer als bei EU-Partnern OECD: Deutscher Dienstleistungssektor wächst seit Jahren unterdurchschnittlich 7
8 Deutschland 2010 der Wachstumsstar - und auch 2011 noch über Potenzial Deutschland: Prognosen auf einen Blick % gg.vj Reales BIP -4,7 3,4 1,7 Privater Konsum -0,2 0,0 1,0 Staatsausgaben 2,9 2,9 0,7 Anlageinvestitionen -10,1 5,2 2,0 Ausrüstungen -22,6 8,2 4,5 Bau -1,5 2,6-0,6 Exporte -14,3 15,5 7,3 Importe -9,4 13,9 6,3 Konsumentenpreise 0,3 1,1 1,5 Budgetsaldo, % BIP -3,1-3,9-3,0 Arbeitslosenquote, % 8,2 7,7 7,4 Quellen: Statistisches Bundesamt, DB Research Nach Anstieg um 2,2% in Q2 dürfte die deutsche Wirtschaft auch in Q3 noch einmal kräftig um etwa ¾% zulegen. Danach werden retardierende Effekte aus dem Ausland zu einem niedrigeren Wachstumstempo führen. Günstige Arbeitsmarktentwicklung stützt Wachstum in Binnenwirtschaft trägt 2011 fast 1¼%- Punkte bei. Wachstum dürfte in 2011 mit 1 ¾% wieder über dem langfristigen Wachstumstrend von etwa 1% liegen 8
9 Deutschlands Handelsorientierung und damit Wachstumsquelle zunehmend außerhalb der EWU/EU Deutschland sticht heraus Exportquote In % des BIP DE 47,8 56,5 FR 29,0 50,1 IT 27,1 54,2 ES 29,5 42,6 PT 34,8 36,0 GR 22,8 56,6 Quelle: Eurostat Extra-Euroland Exporte in % Gesamtexporte Wirtschaft hat sich wegen Strukturproblemen und Wettbewerbsverlusten in den 1990ern neu aufstellen müssen spiegelt sich bei globaler Positionierung wider Deutsche Ausfuhren stärker als EU-Partner auf Weltmärkte ausgerichtet auch bei Importen: Anteil EWU seit 1999 von rd. 47% auf unter 40% gefallen Folge: (preiswerterer) Importanteil durch global sourcing und global selling begünstigt deutsche Wirtschaft - Dynamik in Extra-Euroland Exporten seit Q1/ 2009 hat in Deutschland 2%-Punkte zum BIP Wachstum beigetragen, in EWU nur 0,8% 9
10 Agenda 1 Deutschland: Vom Export zur Binnenkonjunktur? 2 Globale Herausforderungen 3 Ungarn: Zurück in die Zukunft 4 Fazit: (Leider) mehr Fragen als Antworten 10
11 Globales Wachstum: Durch Emerging Markets getragen Globales Wachstum % gg.vj USA 0,0-2,6 2,7 2,3 Japan -1,2-5,2 2,7 0,1 Eurozone 0,4-4,1 1,5 1,0 Deutschland 1,0-4,7 3,4 1,7 Frankreich 0,1-2,5 1,5 1,0 Italien -1,3-5,1 1,1 0,9 Spanien 0,9-3,6-0,5 0,0 Niederlande 2,0-4,0 1,8 1,2 Griechenland 2,0-2,0-4,3-2,7 Portugal 0,0-2,6 1,6 0,0 Irland -3,0-7,6-0,5 1,2 Asien ex Japan 7,1 5,7 8,8 7,3 China 9,6 8,7 9,6 8,6 Indien 6,4 5,7 8,9 8,1 Osteuropa 4,4-5,4 4,1 4,2 Russland 5,6-7,9 4,0 4,5 Mittlerer Osten 5,2 1,1 3,3 4,0 Lateinamerika 4,0-2,6 5,5 4,1 Brasilien 5,1-0,2 7,6 4,5 EWU: Umkehr der Wachstumsperformance - Eurozone ohne Deutschland in 2010 und 2011 bei etwa ¾% p.a. - Privater Konsum bei +0,7 bzw. +0,3%; Investitionen bei -1,2% bzw. + 1% In den Industrieländern generell Verlangsamung des Wachstums in 2011 Globales Wachstum schwächt sich aber nur moderat ab Denn: Wachstum in den EM vorerst robust, da weniger von den Nachwirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen Risiken haben aber auch hier zugenommen Welt 2,7-0,9 4,5 3,6 Quellen: IWF, DB Research 11
12 Dauerhafte Verschiebung der ökonomischen Gewichte EM werden im Jahr 2020 die Hälfte des Weltsozialproduktes stellen - Asien trägt dazu mehr als 30%-Punkte bei - In Kaufkraftparitäten dürfte Asien dann zu den Industrieländern aufgeschlossen haben EM nicht mehr nur Ziel für Handel und Investitionen, sondern zunehmen auch Quelle: - Volumen der Auslandsinvestitionen der BRIC Staaten hat sich in der letzten Dekade verzehnfacht (Anteil von 9% weltweit) Aufholprozess spiegelt sich in wachsender Ressourcennachfrage wider - Auf China entfallen allein 40% des bis 2030 zusätzlich zu erwartenden Energiebedarfs - Sein Anteil am weltweiten Primärenergieverbrauch wird von jetzt 16% auf dann 23% springen. Demografie spielt entscheidende Rolle: - Bis 2030 wächst Bevölkerung in Asien +18% (Indien +22%, China +8%) und USA +16%, aber schrumpft in Europa 1% und Deutschland 6%% - Arbeitskräftepotential in Deutschland bis zu 20%, in Asien mehr als + 30%, USA +22% Wachstum und Demografie begünstigen Entstehung (asiatischer) Mittelschicht - Beim privaten Konsum wird China im nächsten Jahrzehnt Japan vom 2. Platz verdrängen 12
13 Langfristige Inflationsrisiken gestiegen Politikfehler Ausstieg zu spät, zu wenig. Unsicherheiten hinsichtlich der Wirkung der Exitstrategien sowohl im monetären als auch fiskalischen Bereich. Vermeintlich leichter Weg für die Politik. Problem der Zeitinkonsistenz und der Attribution (Wer ist schuld an höherer Inflation?). Politischer Druck auf Zentralbanken wenn höhere Zinsen zu weniger Wachstum und steigenden Defiziten führen. Ökonomisches Dilemma für Länder mit Fiskal- und Wettbewerbsproblemen. Einerseits würde höhere Inflation Schuldenquote senken, andererseits aber Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Risiko abhängig von institutionellen Rahmen Notenbanken mit eigener Politik (Bsp. Fed, BoE) vs. Notenbanken im Eurosystem. Mögliche Zielkonflikte, wenn Notenbank auch für Finanzmarktstabilität verantwortlich ist (bei anämischem Bankensektor). 13
14 Agenda 1 Deutschland: Vom Export zur Binnenkonjunktur? 2 Globale Herausforderungen 3 Ungarn: Zurück in die Zukunft 4 Fazit: (Leider) mehr Fragen als Antworten 14
15 Starker Export stabilisiert Ungarns Wirtschaft Wachstum gewinnt an Dynamik in 2011 Ungarn: Prognosen auf einen Blick % gg. Vj Reales BIP Industrieproduktion Privater Konsum Exporte Importe Konsumentenpreise Budgetsaldo, % BIP Arbeitslosenquote, % Quellen: Thomson Reuters, Erste Group Research, DB Research, Die Ungarische Exportwirtschaft wuchs 2010 immer schneller Mit 5% des BIP kann der Handelüberschuss das Haushaltsdefizit gut kompensieren 2010 hielt sich der Privatverbraucher zurück, soll aber 2011 seinen Beitrag zum Wachstum tragen Die weiterhin hohe Arbeitslosenquote wirkt als grösste Wachstumsbremse 15
16 Ungarns starker Export = Exportabhängigkeit BIP, Mrd Exporte, Mrd Exportquote, % vom BIP 66% 68% 69% 64% 72% 70% Quelle: Deutsch-Ungarische AHK Ungarn konnte über Jahre eine stetig hohe Exportquote, verbunden mit hohem Handelsüberschuss (5 Mrd in 2010) nachweisen 80% der Exporte gehen in die EU, 60% in die EU15 und 25% nach Deutschland Damit ist Ungarn mit der EU in guten wie in schlechten Zeiten stark verbunden Manche zyklische Industriezweige haben sogar höhere Exportquoten, wie z.b. der Automobilbau mit 90% Die Binnenwirtschaft trägt nur einen verhältnismässig geringen Anteil am BIP 16
17 Herausforderungen auf dem Weg zum gesunden Wachstum Die Exportwirtschaft bleibt auch 2011 der Haupmotor der Konjunktur. Die Binnenkonjunktur kann eine Abkühlung der EU-Konjunktur nur tlw. kompensieren. Nur 55% der Ungarn sind erwerbstätig, 10%-Punkte unter dem EU-Durchschnitt. Zusätzlich hat Ungarn mit 11% eine relativ hohe Arbeitslosigkeit. Diese Situation lastet auf dem Konsum. Die Einführung der 16% Flat Tax wird den privaten Konsum stärken, kann aber gleichzeitig der Inflation einen neuen Schub geben. Auch aus diesem Grund wird die Nationalbank 2011 den Basiszins nicht senken. Die für CEE-Standards hohe Staatsverschuldung engt den Spielraum der Regierung Investitionen durchzuführen. Abbau der Ungleichgewichte im öffentlichen Sektor notwendig Mit 4,6 Jahren ist die durchschnittliche Laufzeit der Staatsschulden recht kurz. Die Inflationsrisiken bedeuten für Ungarn auch das Risiko steigender Finanzierungskosten. 17
18 Agenda 1 Deutschland: Vom Export zur Binnenkonjunktur? 2 Globale Herausforderungen 3 Ungarn: Zurück in die Zukunft 4 Fazit: (Leider) mehr Fragen als Antworten 18
19 Fazit Wirtschaftliche Erholung wird sich in Ungarn fortsetzen, trotz verlangsamter Entwicklung in der EU Schwellenländer bleiben Wachstumstreiber, in den anderen Regionen bremst bis auf Weiteres der notwendige Abbau der Ungleichgewichte im öffentlichen und privaten Sektor Deutschland strukturell gut aufgestellt, um in den nächsten Jahren über Potenzial und stärker als andere Industrieländer zu wachsen Risiken v.a. hinsichtlich der Frage, ob der Exit aus der expansiven Geldpolitik unfallfrei gelingt Angesichts der Unsicherheiten dürfte Volatilität an den Märkten weiter hoch bleiben, auch hier muss sich erst ein neues Gleichgewicht bilden Krisenanfälligkeit wird wegen internationaler Vernetzung hoch bleiben 19
20 Beim Lösen komplexer Probleme kommt es auf den richtigen Dreh an! 20
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