Suchtprävention im Kleinkindalter
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- Meta Kohl
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Suchtprävention im Kleinkindalter Süchtig wird ein Mensch nach einem Stoff oder einem Verhalten, mit dem er die Erfahrung gemacht hat, dass es ihm mit dessen Hilfe gelungen ist, seine Gefühle des Unglücklichseins, der qualvollen Leere, seine Angst, Unruhe oder Schmerzen verschwinden lassen oder wenigstens erträglicher machen. Eine Suchtkarriere entsteht nicht zufällig oder ist Schicksal. Am Beginn steht der aktive Versuch, Belastungen, die überhand nehmen zu kompensieren und dann vermeintlich die Belastung auch als bewältigt zu erleben. Die treibende Kraft ist der Wunsch nach Befriedigung bislang ungestillter Bedürfnisse. Auch wenn die Gesundheit gefährdet wird, wird der Konsum zunächst als etwas Gutes und Lohnendes erlebt. Doch der Scheinfrieden kann in die Selbstzerstörung führen. Analysiert man Suchtverhalten - vor allem die Gründe für sein Entstehen - lässt sich kein direkter Zusammenhang zwischen Ursachen und Erscheinungsformen, Intensität und Auswirkungen benennen. Gesichert ist jedoch, dass sogenannte Risikofaktoren die kindliche Entwicklung beeinflussen. Dabei ist grundsätzlich folgender Zusammenhang zu erkennen: Je stabiler und stärker die individuelle Persönlichkeitsstruktur ausgeprägt ist, je intakter und tragfähiger das familiäre Umfeld und die sozialen Bindungen sind, umso weniger suchtgefährdet sind Heranwachsende. Grundsätzlich gilt auch: Es gibt Zeitabschnitte, Phasen, während derer Kinder und Jugendliche besonders anfällig sind. Vor allem in den ersten Lebensjahren sind Zuneigung und Liebe für sie (über)lebensnotwendig. Die Entwicklung des Urvertrauens ist unverzichtbar für die Entwicklung zum eigenständigen, selbstsicheren Menschen, der verantwortungsbewusst mit sich selbst und seiner Umwelt umgehen kann. Beispiele für Süchte?... Leider ist Aufklärung allein zuwenig Suchtprävention. Denn Abschreckung und Information sind zwar wichtig, verhindern aber keine Suchtkrankheit. Befriedigung existenzieller Bedürfnisse Erfahrung eigener Kompetenz, Eigenmacht durch Handeln Ein ausreichendes Maß an bestätigenden Annahmeerlebnissen Ist existentiell für einen gesunden Entwicklungsverlauf Unbefriedigte Bedürfnisse Inkompetenzerfahrungen Verlocken zum Ausgleichen mit ungesunden Substanzen oder ungesundem Verhalten
2 Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Bewältigungsstrategien von Konflikten Weiblich: Manipulation des Körpers Nahrungsverweigerung Fress-Sucht Medikamentenmissbrauch Typisch weibliche Verhaltensweise: leise sein, ja nicht auffallen Suchtprävention: Ansetzen am zu schwach entwickelten Selbstbewusstsein Am mangelnden Körpergefühl Dagegen ansteuern dass Frauen in Entscheidungsprozessen gerne passiv reagieren Frauen gerne Konflikten ausweichen Wie schaut es in der Kindergruppe/Kinderkrippe aus? Werden Mädchen eher dazu gebracht friedlich zu sein oder nachzugeben? Männlich: Exzessiver Alkohol-, Nikotin- und Drogenkonsum Körperliche Grenzerfahrungen Gründe: Spannungen und Widersprüche im Identitätsanspruch Schwierigkeiten im Senden und Empfangen emotionaler Botschaften Suchtprävention: Stärkung sozialer und emotionaler Kompetenz Erlernen der Fähigkeit Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken Emotionale Intelligenz Empathie In der Kindergruppe/Kinderkrippe sollten Buben ermuntert werden, über ihre Gefühle zu sprechen. Wenn Süchtige nach etwas suchen, ohne auf ihre Gesundheit und ihr Leben zu achten, muss das was ganz Wichtiges sein. Es ist die Suche nach Glücksgefühl und Wohlbefinden. Da macht es Sinn, zum passenden Entwicklungszeitpunkt das Original anzubieten. Kinder in der Kindergruppe/Kinderkrippe sind je nach Alter in der oralen und später in der analen Phase Was brauchen die Kinder in dieser Phase?...
3 orale Phase - Erikson Ich bin, was man mir gibt. Das Gefühl des Ur-Vertrauens bezeichnet Erikson (1973) als ein Gefühl des Sich-Verlassen- Dürfens. Hierzu ist das Kind auf die Verlässlichkeit der Bezugspersonen angewiesen. Die Bindung zur Hauptbezugsperson und die damit verbundene Nahrungsaufnahme spielt eine bedeutende Rolle, da die erste Bezugsperson die Welt repräsentiert. Werden dem Kind Forderungen nach körperlicher Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Nahrung etc. verweigert, entwickelt es Bedrohungsgefühle und Ängste, da eine weitgehende Erfüllung dieser Bedürfnisse lebenswichtig ist. Außerdem verinnerlicht es das Gefühl, seine Umwelt nicht beeinflussen zu können und ihr hilflos ausgeliefert zu sein. Hier entsteht die Gefahr der Etablierung eines Ur-Misstrauens. Es können infantile Ängste des Leergelassenseins und Verlassenwerdens entstehen. Fixierung durch zu starke orale Frustration zeigt sich in oralen Charakterzügen wie Reizhunger, Gier, Leere-Gefühle, Depression, Ur-Misstrauen, starken Abhängigkeitswünschen. Anale Phase - Erikson Ich bin, was ich will. Erikson bezeichnet dieses Stadium als entscheidend für das Verhältnis zwischen Liebe und Hass, Bereitwilligkeit und Trotz, freier Selbstäußerung und Gedrücktheit. Beschrieben wird die zunehmende Autonomieentwicklung des Kindes und ihre Bedeutung für die Manifestierung eines positiven Selbstkonzeptes bzw. einer Identität. Die Bedingung für Autonomie wurzelt in einem festen Vertrauen in die Bezugspersonen und sich selbst, setzt also die Bewältigung der Phase Vertrauen versus Misstrauen voraus. Das Kind muss das Gefühl haben, explorieren oder seinen Willen durchsetzen zu dürfen, ohne dass dadurch der erworbene Schatz des Vertrauenkönnens und Geborgen-Seins in Gefahr gerät. Das Kind beginnt selbst etwas zu schaffen und sieht sich als Schöpfer. Dies ist das eigene Ausscheiden, da dies das Erste ist, was das Kind selbst produzieren bzw. kontrollieren kann. Er sieht es als Geschenk an die Eltern, als Dankesgeste für die Hilfe und Versorgung, da es in den ersten Lebensjahren von Ihnen abhängig ist. Hier spielt Erikson zufolge die Emotion Scham eine wichtige Rolle. Die weitgehende oder permanente Einschränkung der explorativen Verhaltensweisen des Kindes führt dazu, dass es seine Bedürfnisse und Wünsche als schmutzig und nicht akzeptabel wahrnimmt. Was sich beim Kind etabliert, ist schließlich Scham und der Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Fixierungen ergeben sich durch strenge Erziehung und zeigen sich in zwanghaften Charakterzügen: kleinlich oder geizig in Bezug auf Liebe, Zeit und Geld; Betonung von Recht und Ordnung, Pünktlichkeit und Fleiß; perfektionistische Ansprüche; frühreifes strenges Gewissen, sehr selbstkritisch; Unsicherheit und Zweifel an sich selbst; Putzzwang oder Waschzwang.
4 Genitale Phase Erikson Ich bin, was ich mir vorstellen kann zu werden. Findet das Kind mit vier oder fünf Jahren zu einer bleibenden Lösung seiner Autonomieprobleme, steht es Erikson zufolge bereits vor der nächsten Krise. Er legt hier seinen Fokus stark auf die Bewältigung oder Nichtbewältigung des Ödipuskomlexes. Die symbiotische Beziehung zwischen Bezugsperson und Kind öffnet sich und das Kind erkennt die Bedeutung anderer Personen im Leben der Hauptbezugsperson. Weiter geht es in erster Linie um eine gesunde Meisterung der kindlichen Moralentwicklung. Die Grundlage für die Entwicklung des Gewissens ist gelegt, das Kind fühlt sich unabhängig vom Entdecktwerden seiner Missetaten beschämt und unwohl. Aber vom Standpunkt der seelischen Gesundheit müssen wir darauf hinweisen, dass diese große Errungenschaft nicht von übereifrigen Erwachsenen überlastet werden darf; dies könnte sich sowohl für den Geist als auch für die Moral selbst übel auswirken. Denn das Gewissen des Kindes kann primitiv, grausam und starr werden, wie sich gerade am Beispiel von Kindern beobachten lässt, die sich mit einer Abschnürung ihrer Triebe durch Verbote abfinden mussten. Gegebenenfalls verinnerlicht das Kind die Überzeugung, dass es selbst und seine Bedürfnisse dem Wesen nach schlecht seien. Im Gegenzug dazu beschreibt Erikson das Kind, welches diese Krise bewältigen kann, als begleitet vom Gefühl ungebrochener Initiative als Grundlage eines hochgespannten und doch realistischen Strebens nach Leistung und Unabhängigkeit. Fixierungen können durch Angst und Schuldgefühle entstehen, die dann zu einer Selbsteinschränkung führen, gemäß den eigenen Fähigkeiten, Gefühlen, Wünschen zu leben. Es kann auch zu einer Überkompensation kommen, ständig initiativ sein zu müssen als bestehe ihr Wert nur in der eigenen Leistung. Schuldkomplexe, Übergewissenhaftigkeit sowie hysterische Symptome können hier ebenso entstehen. Bewusstsein der eigenen Aktivität ist ein wesentlicher Schutzfaktor gegen Ohnmachtsgefühle.
5 Kinder in sucht belasteten Familien Grundsätzlich nehmen Kinder in ihrer Lebenswelt verschiedenen Rollen ein. Kinder sucht kranker Eltern haben innerhalb ihrer Familie häufig eine der im folgenden beschriebenen Rollen (unbewusst) inne. Der Held gibt den Eltern Anlass zu Freude, Stolz und Hoffnung. Er zeigt sich über-verantwortlich, kümmert sich um alles und ist meist das erstgeborene Kind. Der Sündenbock lenkt von der Suchtproblematik ab, indem er negative Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das verlorene Kind ist unauffällig, pflegeleicht und kann sich gut allein beschäftigen. Der Preis dafür sind häufig Einsamkeit und Isolation. Das Maskottchen ist meist das jüngste Kind der Familie und lenkt als Clown vom eigentlichen Problem ab. Charakteristisch für die Rollenverteilung von Kindern suchtkranker Eltern ist die Verfestigung der Rollen. Sie können weniger flexibel zwischen den verschiedenen Rollenmustern variieren. Ihr Handlungsrepertoire ist deutlich eingeschränkt. Die (unbewusste) Einnahme der Rolle gewährleistet die Aufrechterhaltung des gesamten Familiensystems. Mit der Rollenübernahme finden die Kinder einen Platz. Kinder, deren Eltern Suchtprobleme haben, schämen sich häufig dafür. Sie fühlen sich schuldig und wollen das Familiengeheimnis Sucht wahren. Die Kinder sind ihren Eltern gegenüber loyal und erfahren wenig Stabilität und Sicherheit. Das einzig Zuverlässige ist die Unzuverlässigkeit.
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