26. JAHRESTAGUNG DER IG SPITEX SG, TG, AR, AI ALS SPITEX MITARBEITENDE MIT PSYCHISCH KRANKEN MENSCHEN ARBEITEN UMGANG MIT DEESKALIERENDEN SITUATIONEN
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- Dominic Schräder
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1 26. JAHRESTAGUNG DER IG SPITEX SG, TG, AR, AI ALS SPITEX MITARBEITENDE MIT PSYCHISCH KRANKEN MENSCHEN ARBEITEN UMGANG MIT DEESKALIERENDEN SITUATIONEN Regula Lüthi, Direktorin Pflege, MTD, Soziale Arbeit 1
2 ANGABEN ZUR PERSON REGULA LÜTHI, DIREKTORIN PFLEGE, MTD UND SOZIALE ARBEIT Master of Public Health, MPH (2006) Pflegeexpertin HöFa II (1996) Höhere Fachausbildung HöFa I, Schwerpunkt Psychiatrie (1988) Diplom Pflege Psychiatrie (1970) Präsidentin Swiss Nurse Leaders (früher Schweizerische Vereinigung Pflegedienstleitungen) Verwaltungsratsmitglied St. Galler Psychiatrieverbunde Mitglied Geschäftsleitung UPK 2
3 DIE UNIVERSITÄREN PSYCHIATRISCHEN KLINIKEN BASEL WER ARBEITET DA? Ca Mitarbeitende 490 Pflegende und Sozialpädagogik 115 Sozialdienst, Medizinisch Therapeutische Dienste 106 Ökonomie 118 Verwaltung 110 restliche Berufsgruppen Die UPK bestehen aus: Klinik für Erwachsenenpsychiatrie Klinik für Forensik Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie Privatklinik Wohnheim und Werkstätte 3
4 ALLGEMEINE URSACHEN FÜR AGGRESSIVES VERHALTEN Reaktion auf Angst und Bedrohung Kommunikationsversuch und Beziehungsstörung Folge von Ärger und Wut Folge von Stress, Überforderung, Frustration Folge von Konflikten Reaktion auf Aggression: Eskalationsspirale Reaktion auf Verlust von Autonomie, Kontrolle Reaktion auf erlittene Kränkungen, Selbstwertverlust, Minderwertigkeitsgefühle, Schmerz, Verlust, Trauer etc. (Wesuls et al., 2005) 4
5 PSYCHISCHE KRANKHEIT UND SPITEX HÄUFIGKEIT Mindestens ein Drittel der Spitex Klientinnen haben auch eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung Ein Teil dieser erkrankten Menschen sind nicht diagnostiziert und nicht behandelt Ein Teil dieser erkrankten Menschen ist diagnostiziert aber weder therapeutisch noch pharmakologisch richtig behandelt Ein Teil der erkrankten Menschen lehnt eine psychiatrische Behandlung ab Ein Teil der erkrankten Menschen ist zeitgleich zur Spitex auch in einer psychiatrischen Behandlung Ein Teil der erkrankten Menschen ist nur einmal psychisch erkrankt, wieder andere sind IV berentet Alle psychisch kranken Menschen können gut entscheiden und mitteilen, welche Behandlung ihnen gut tut. 5
6 MYTHOS PSYCHISCH KRANKE SIND GEFÄHRLICH Grundsätzlich stimmt diese Behauptung nicht Psychisch Kranke erleben aber mehr Gewalt auch durch die Institutionen und durch Pflegefachpersonen Sie sind auch deutlich suizidgefährderter als der Durchschnitt der Bevölkerung Gewalttätig können sie sein, wenn sie Situationen verkennen oder in grosser Angst sind dies ist aber auf Krisen ausgerichtet und nie ein Dauerzustand Es braucht die Unterscheidung, ob ein aggressives Verhalten im Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung steht oder auch im gesunden Zustand vorkommt Besondere Sorgfalt brauchen auch betroffene Angehörige und dort speziell die Kinder 6
7 REGELN ZUR DEESKALATION, 1 DIRK RICHTER, BFH BERN Zeigen Sie Empathie, Respekt, Ehrlichkeit und seien Sie fair Schätzen Sie die Situation realistisch ein Versuchen Sie nicht die Patientin, sondern die Situation zu kontrollieren Teilen Sie Ihre Einschätzungen und Handlungen mit Kolleginnen und Kollegen Deeskalation wirkt am besten, wenn sie früh ansetzt Versuchen Sie, Zeit zu gewinnen Halten Sie eine Armlänge Distanz Versuchen Sie mit möglichst hohem Selbstbewusstsein, aber nicht Provokation zu reagieren Vermeiden Sie ein Kräftemessen 7
8 REGELN ZUR DEESKALATION, 2 DIRK RICHTER, BFH BERN Behalten Sie Ruhe, auch in schwierigen Situationen Achten Sie auf Ihre Wörter, aber auch auf ihre Körpersprache Seien Sie kurz und klar in Ihren Aussagen Deeskalation zielt darauf, schwierige Situationen zu vermeiden und Gründe für eine eskalierende Situation zu finden Sprechen Sie solche Situationen immer an, besprechen Sie Ihre eigenen Gefühle, Ihre Angst, Ihre Wut, Ihre Unsicherheit, Ihre Scham, Ihre Verletzung, Ihre Vorurteile Holen Sie sich bei Bedarf Hilfe 8
9 SCHULUNGSUNTERLAGEN AGGRESSION- DEESKALATIONSPROGRAMM UPK VERBALE DEESKALATION 1. Kontaktaufnahme 2. Kontakt- und Beziehungsaufbau (Wahrnehmung, Wiederspiegelung und Fragen) 3. Ursachen und Beweggründe konkretisieren 4. Lösungsphase: Situative Lösung für das «Hier und Jetzt» finden (Interesse zeigen, Angebote machen, Lösungen erarbeiten) 4-Stufen-Modell nach Ralf Wesuls, ProDeMa 9
10 VERBALE DEESKALATION 1. KONTAKTAUFNAHME Ziel: Die Aufmerksamkeit agierender Personen zu erzeugen bzw. zu gewinnen. Kommen Patientinnen und Patienten heftig auf einen zu: Lautes Aussprechen der Worte «Halt, Stop, bleiben Sie jetzt stehen» mit deutlicher Gestik und Ausweichschritt durchführen. Ohne Herstellung des Kontakts sind keine weiteren Deeskalationsbemühungen sinnvoll! 10
11 VERBALE DEESKALATION 2. KONTAKT- BZW. BEZIEHUNGSAUFBAU Ziel: Die Personen sollen spüren, dass man sie wahrnimmt, annimmt und versteht. Die Widerspiegelung muss so formuliert werden, dass die Patientinnen/Patienten sie als ihre Zustandsbeschreibung annehmen können, wertende Beschreibungen wie aggressiv, beleidigend, unverschämt etc. dürfen nicht widergespiegelt werden! Wertfreie Widerspiegelungen sind in dieser Phase unverzichtbar, um den Personen deutlich zu machen, dass man sie versteht. 11
12 VERBALE DEESKALATION 3. URSACHEN UND BEWEGGRÜNDE KONKRETISIEREN Ziel: Mit wenigen, einfachen und präzisen Fragen Ursachen, Beweggründe oder Backgroundemotionen der aggressiven Verhaltensweise eruieren. Aktualität der Gegenwart Wörter wie jetzt, im Augenblick, gerade, im Moment, wie genau, am meisten etc. helfen beim Fokussieren. Superlativfragen Und was macht am meisten Angst? Was ist gerade das Schlimmste? Was hat Sie jetzt am meisten geärgert? Konkretisierungsfragen sind Warum-, Wieso- und Weshalb-Fragen eindeutig vorzuziehen, da sie nicht das Gefühl vermitteln, sich rechtfertigen zu müssen oder in Frage gestellt zu werden. 12
13 VERBALE DEESKALATION 4. LÖSUNGSPHASE: SITUATIVE LÖSUNG FÜR DAS HIER UND JETZT FINDEN Ziel: Die Deeskalation mit einer gefundenen Lösung, einem kathartischen Gespräch oder erfüllbaren Wünschen bzw. Bedürfnissen abschliessen können. Beispiele: Was würde Ihnen jetzt wirklich gut tun? Was müsste geschehen, dass Sie ruhiger werden könnten? Was könnte Ihnen in Ihrer Not gerade am meisten helfen? Was hindert Sie im Moment noch daran, sich zu beruhigen? 13
14 RADAR-STUFE 0 ASSERTIVES VERHALTEN 14
15 RADAR-STUFE 3 PHYSISCH GEWALTTÄTIGES VERHALTEN 15
16 FALLBEISPIEL 1 HERR MÜLLER, 76 JAHRE, ALKOHOLABHÄNGIGKEIT Probleme für die Spitex Mitarbeitenden: Anzügliche Witze Grapschen Bierdosen überall in der Wohnung Sturzgefahr Was tun? 16
17 FALLBEISPIEL 2 FRAU MEIER, 45 JAHRE, WAHNHAFTE STÖRUNG Probleme für die Spitex Mitarbeitenden: Plötzliche Verkennung der Mitarbeitenden Bedrohliche Äusserungen Wegwerfen der Medikamente Was tun? 17
18 FALLBEISPIEL 3 FRAU DIETRICH, 82 JAHRE, DEPRESSION Probleme für die Spitex Mitarbeitende: Verweigerung aller Aktivitäten Andeutung Sterbewunsch Entwertung aller Angebote Was tun? 18
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