Algorithmen im Rettungsdienst Dortmund
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- Annegret Schulze
- vor 6 Jahren
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1 Algorithmen im Rettungsdienst Dortmund Gültig vom bis Änderung zur Vorversion: - Neuer Reanimationsalgorithmus - Anweisung zur Blutentnahme für die BZ Messung - Aufnahme der Kinder Reanimation nach Skript ERC 2010 V vom Nov 2012 Die Medizin ist ständig im Fluss, was gestern noch streng verboten war, ist heute möglicherweise überlegenswert und morgen schon Standard. Es ist deshalb auch für die Mitarbeiter im Rettungsdienst unverzichtbar sich stets über Neuerungen zu informieren. Der Besuch der 30 Pflichtfortbildungsstunden nach 5 RettG ist oft nur ein Schritt, um am Ball zu bleiben. Algorithmen bieten die Möglichkeit Änderungen in Standardabläufen übersichtlich und verständlich darzustellen und rasch im jeweiligen Rettungsdienstbereich zu verbreiten. Sie stellen einen roten Faden dar, an denen sich der Rettungsassistent im Einsatz orientieren kann und durch ein strukturiertes Arbeiten sicher sein kann wichtige Maßnahmen nicht übersehen zu haben. Trotzdem ist jeder Einsatz in der präklinischen Notfallmedizin anders und verlangt Improvisationsvermögen. Wenn man die Algorithmen beherrscht, fällt es leichter im individuellen Fall entlang des roten Fadens bei Notwendigkeit nach links und rechts etwas abzuweichen. Algorithmen stellen also einen wichtigen Beitrag zu Qualitätssicherung im Rettungsdienst dar und können gleichzeitig ein Instrument für den medizinisch Verantwortlichen sein, Änderungen des Standards schnell bekannt zu geben und anzuweisen. Wir freuen uns deshalb sehr über dieses Engagement und bedanken uns bei allen Aktiven im Rettungsdienst, die die Entwicklung der Algorithmen voran gebracht haben. Ergänzend sind die Lektüre der Schulungsskripte und der Besuch der 30 Stunden Fortbildung unerlässlich. Aussagen zur Notkompetenz beziehen sich teilweise auf regional abgestimmte und vom Rechtsamt der Stadt Dortmund abgesegnete Maßnahmen im Rettungsdienst Dortmund! Dr. U. Schniedermeier Stellv. ÄLRD uschniedermeier@stadtdo.de Dr. H. Lemke ÄLRD hlemke@stadtdo.de
2 Inhalt: - Hinweise zum Gebrauch des Algorithmus - Universalalgorithmus - Leitsymptom Brustschmerz - Reanimation - Apoplex - Hypoglykämie - Verbrennung - Cerebraler Krampfanfall - Traumamanagement - Anlage: Zuweisungskonzept Apoplex Hinweise zum Gebrauch der Algorithmen Grundsätzlich ist bei jeder Anlage eines peripher-venösen Zuganges die Durchlässigkeit mittels einer kristalloiden Infusionslösung zu prüfen. Diese Maßnahme ist besonders bei der der Applikation von Glukose 40% (stark gewebsschädigend) wichtig. Voraussetzung zur Durchführung von Maßnahmen der Notkompetenz die Maßnahmen sind zur unmittelbaren Abwehr von Gefahren für das Leben und die Gesundheit dringend erforderlich sind rechtzeitige ärztliche Hilfe ist nicht erreichbar das gleiche Ziel kann durch weniger eingreifende (invasive) Maßnahmen nicht erreicht werden (Verhältnismäßigkeit der Mittel) die Hilfeleistung ist zumutbar (Kenntnisse, Qualifikationen, Fortbildung) Medikamente der Notkompetenz kristalloide Infusionslösung Glucose 40 % (verdünnt oder zur laufenden Infusion!) Nitroglycerin-Spray ß 2 -Sympathomimetika (Dosier-Aerosol / Sultanol Inhalation) bei Asthma bronchiale Adrenalin (Suprarenin) und Amiodaron (Cordarex) im Rahmen der kardiopulmonalen Reanimation Diazepam rectiole Amiodaron nach Algorithmus Reanimation (Freigabe Rettungsdienst Dortmund) Maßnahmen der Notkompetenz Intubation ohne Relaxanzien Defibrillation manuell (Rettungsdienst Dortmund) oder mittels automatischer Analyse Venenpunktion Anwendung des Larynxtubus (Algorithmus Reanimation 2011) ausgewählte Medikamente (s. oben)
3
4 Hinweise zum Gebrauch der Algorithmen Aufgaben des Teamleiters Aufgaben des Teamhelfers Verweis auf anderen Algorithmus ggf. Algorithmusangabe bzw. festgestellter Messwert Invasive Maßnahme im Rahmen der Notkompetenz Warnhinweis zu invasiver Maßnahme Erste Maßnahmen und Vorkehrungen bei Eintreffen am Einsatzort bzw. Patienten Bemerkungen und Besonderheiten zu Maßnahmen und Situationen
5 Universalalgorithmus Eigen- und Fremdschutz beachten!!! ggf. Nachalarmierung weiterer Kräfte Patient ansprechbar? nein ja Atemwege freimachen ggf.seitenlage? CAVE Trauma! Atmung suffizient??? ja ja Anamnese / Fremdanamnese Bodycheck Lagerung des Patienten Beatmung* zentraler Puls tastbar? CPR beginnen ja weiteres Vorgehen gem. entsprechendem Algorithmus weiteres Vorgehen gem. Algorithmus CPR Überwachung des Patienten ggf. Übergabe an Notarzt ggf. Transport in geeignete Klinik Dauermedikation mitnehmen starke Blutung / Schock? Anamnese / Fremdanamnese ja reversible Ursachen ausschließen Festlegung der Leitsymptomatik durch Teamleiter * Beatmung: Bodycheck masch. Beatm. unter CPR auf notärztliche Weisung Version 1.0_2013 Gültig: PEEP Freigegeben: 5 cm H , ÄLRD erwäge Maßnahmen im Rahmen der Notkompetenz
6 Leitsymptom Brustschmerz Teamleiter Anamnese (Fremdanamnese)* gem. Alg. 1.1 Lagerung: OK wenn RR > 120mmHg: (0,8 mg Nitro s.l. (2 Hub)) Cave: Kontraindikation vorherige Einnahme potenzsteigernder Mittel Teamhelfer Monitoring (12-Kanal-EKG ableiten) und Beruhigung des Patienten, (Sauerstoff) Vorbereitung des peripheren i.v. -Zugang Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v. -Zugangs Legen des peripheren i.v. - Zugangs Vorbereiten von Medis: 500mg ASS (ggf. weitere) kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen NA ständige Reanimationbereitschaft!!! * Ursachen für Thoraxschmerz können auch sein: - ACS / Embolie / Aortenaneurysma etc. - abdominelle / orthopädische Erkrankung - Trauma / Pneu- / Hämatothorax - Milzruptur!! Anlage des 12-Kanal-EKG Bei ST-Hebungsinfarkt Transport in Klinik mit Herzkatheter (K1, K4) mit Voranmeldung Ggf. präklinische Lyse durch Notarzt bei Reanimation gem. Algorithmus CPR
7 CPR / Reanimation Bitte das gültige Skript beachten! (Erwachsene Juni 2011, Kinder ERC 2010 V Nov 2012) Eigen- und Fremdschutz beachten!!! Nachalarmierung Notarzt
8 Apoplektischer Insult / cerebrale Ischämie Teamleiter Anamnese (Fremdanamnese) Bodycheck einschließlich neurologischer Untersuchung* Lagerung: OK Teamhelfer Erhebung Vitalparameter HF / SpO 2 / RR O 2 - Gabe 6-15l /min BZ-Messung!!! * s. Algo. Hypoglykämie BZ nicht i. O.? weiteres Vorgehen gem. Algorithmus Hypoglykämie Legen des peripheren i.v. - Zugangs Cave: venöser Zugang nur auf gesunder Körperseite Vorbereitung des peripheren i.v. -Zugang Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v. -Zugangs kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen NA Transport in Klinik mit CT bzw. Stroke Unit n. Zuweisungskonzept Angehörige in die Klinik mitnehmen (direkte Infoquelle f. Neurologen) *Besonderheiten bei Untersuchung Hypoglykämie bedenken Pupillen: klein / mittel / weit / Isokorie / Anisokorie / lichtreagibel? Kreuzgriff / Armvorhalteversuch lächeln lassen Version 1.0_2013 Satz sprechen lassen Gültig: Freigegeben: 2-3, ÄLRD
9 Teamleiter BZ-Messung!!! kapillär oder venös Lanzette oder erster Blutstropfen aus der Viggo (Tupfer drunter) Achtung: Niemals aus dem Mandrin der Venenverweilkanüle! Kontaminationsrisiko nach TRBA 250 Hypoglykämie Teamhelfer NA Alarmierung nach Patientenzustand und Kreislaufparametern Monitoring des Patienten O 2 - Gabe 6-15l /min BZ < 50 mg/dl wenn Patient ansprechbar: orale Glukosezufuhr möglich? Vorbereitung des peripheren i.v. Zugang und kristalloide Infusion Legen des peripheren i.v. Zugangs** Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v. -Zugangs Gabe von Glukose 40% zur laufenden Infusion 10 max. 50 ml kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen NA BZ Kontrolle nach Erwachen, bzw Minuten nach Gabe *Besonderheiten bei Untersuchung bekannter Diabetes mellitus Typ I oder II? Intoxikation? Insulin-Überdosierung? Diätfehler? **venöse Lage des Zugangs muss vor Gabe von Glukose 40% verifiziert sein Einspülen mit zügig laufender kristalloiden Infusionslösung
10 Verbrennung Teamleiter Anamnese (Fremdanamnese) kompletter Bodycheck* Feststellung der Kreislaufsituation Legen von 2 x peripheren i.v. - Zugang Richtwert: 1 2 l präklinisch kristalloide Infusionen Teamhelfer Erhebung Vitalparameter HF / SpO 2 / RR / BZ O 2 - Gabe 6-15l /min Kühlung der vkof** Vorbereitung 2 x peripherer i.v. Zugang und kristalloide Infusion Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v. -Zugangs Steriles Abdecken der verbrannten Körperoberfläche kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen NA Transport in Trauma-Zentrum bzw. Verbrennungszentrum * Besonderheiten bei Untersuchung: an Inhalationstrauma denken! ** Patient darf nicht unterkühlen! bis 30% vkof max. 10 min moderate Kühlung (handwarmes Wasser) ab 30% vkof / Bewusstlosigkeit / Beatmung keine Kühlung!!! Angestrebte Flüssigkeitssubstitution bei Erwachsenen : 1 2 l Ionosteril / h Kinder: ab 10% vkof = Volumentherapie ml Ringer x kgkg x vkof / h
11 Teamleiter Cerebraler Krampfanfall Teamhelfer Patientenschutz!!! / NA-Alarmierung Anamnese (Fremdanamnese) Bodycheck einschließlich Suche nach Ursachen & Begleitverletzungen* Erhebung Vitalparameter HF / SpO 2 / RR O 2 - Gabe 8-15l /min BZ-Messung!!! * s. Algo. Hypoglykämie anhaltender Krampf Diazepam rectal 10mg Legen des peripheren i.v. - Zugangs Vorbereitung des peripheren i.v. -Zugangs Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v. -Zugangs Aufziehen von 1mg Clonazepam kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen NA ggf. erneute Suche nach vital bedrohlichen Veränderungen *Besonderheiten bei Untersuchung Hypoxie / Hypoglykämie bedenken bekanntes cerebrales Krampfleiden (Epilepsie)? Andere Ursachen ( Tumor / Blutung / Apoplexie / Entzug / SHT)? Intoxikationen (CO, Drogen, etc.)? Nach dem Krampfanfall: Vitalzeichenkontrolle und bewusstseinsabhängige Lagerung bei Verletzung u./o. Begleiterkrankung weiteres Vorgehen gem. entsprechendem Algorithmus
12 Teamleiter Airway Atemprobleme: Schnarchen? Gurgeln? Stridor? Apnoe? Fremdkörper? Traumamechanismus Gefahren an der Einsatzstelle Unfallmechanismus Patientenzahl Sofort-Rettung? Teamhelfer HWS-stabilisieren Freimachen der Atemwege: Esmarch-Handgriff Absaugung O 2 -Gabe Guedel, Wendel, Notfallintubation P H A Breathing Circulation Beatmungsprobleme Atmung? Frequenz< 10 o. >30 Atemzugvolumen? Atemmechanik? Kreislaufprobleme: Puls? (A. radialis) Frequenz? Qualität? Hautfarbe? Körpertemperatur? starke Blutung? Notfallintubation Larynxtubus Entlastungspunktion? - einseitig aufgehobenes Atemgeräusch - fehlender Radialispuls (RR < 80 mmhg syst.) - Halsvenenstau Beatmen: Maskenbeatmung Larynxtubus Entlastungspunktion? (Entscheidung nach Indikationen und Auskultation) Blutung stillen mit TL Stifnec vorbereiten Beginn Reanimation S E 1
13 Bodycheck Teamleiter Delegieren Durchführen Teamhelfer Kopf Verletzung? Blutung / Hämatome? Instabilität? Druckschmerz? Pupillen? HWS-stabilisieren Teamleiter assistieren Hals Schwellung? Prellung? Stauung Halsvenen? Trachealverschiebung? Deformität? Druckschmerz? Puls? Anlage Stifneck S ymptome? A llergien? M edikamente? P atientengeschichte? L etzte Mahlzeit? E reignis? Thorax Symmetrisch? Instabil? Prellmarken? Krepitation? penetrierende Verletzungen? paradoxe Atembewegung? Atemgeräusche? SAMPLE Assistenz Teamleiter Wunden versorgen
14 Abdomen Abwehrspannung? Hautbeschaffenheit? Prellmarken? Druckschmerz? Verletzungen? SAMPLE Assistenz Teamleiter Becken Instabilität? Krepitation? Achtung! bei Instabilität keine 2. Kontrolle SAMPLE Assistenz Teamleiter Beckenschlinge vorbereiten Oberschenkel Hautbeschaffenheit? Schwellungen? Verletzungen? DIK = Druckschmerz Instabilität Krepitation Assistenz Teamleiter Anlage Beckenschlinge Wärmeerhalt Überblick obere und untere Extremitäten Verletzungen DMS Blutungen Schwellungen DIK Assistenz Teamleiter Anlage Beckenschlinge Wärmeerhalt Diagnose Rückmeldung Transportlogistik Bodycheck
15 P Arbeitsdiagnose/ Rückmeldung Polytrauma Beginn Transportlogistik RTH/Zielklinik H O 2 Gabe/Wärmeerhalt RR-Kontrolle (Manschette verbleibt am Patienten) Rettungsdecken Scheinwerfer.. A grosslumiger Zugang 2 x i.v. Versuche, danach i.o. in Erwägung ziehen Volumenmanagement S Monitoring weitere Volumentherapie EKG/Pulsoxymetrie! zweiter i.v. Zugang Blutkonserven BZ Messung! E Schmerztherapie Lagerung Immobilisation Beckenschlinge Kompletierung Bodycheck Verlaufskontrolle 3 weitere Maßnahmen Transport Wärmeerhalt Thoraxdrainage Versorgung von Einzelverletzungen
16 Der Algorithmus Traumamanagement umfasst die Phase 1 und 2 als schnelle Einschätzung des Traumas und Festlegung der medizinischen Dringlichkeit. Die Phase 3 ist ergänzend als Checkliste gedacht. Um den Algorithmus in der Praxis anwenden zu können ist neben der Lektüre des Schulungsskriptes auch der Besuch einer entsprechenden Schulung / Fortbildung sinnvoll. Das Schulungsskript Traumamanagement kann auf der Datenbank Rettungsdienst der Feuerwehr Dortmund oder auf der Homepage heruntergeladen werden. Mitgeltende Dokumente: - Skript Traumamanagement vom Skript Reanimation Erwachsene vom Juni Skript Kinderreanimation vom Nov Empfehlung der präklinischen Versorgung von Verbrennungspatienten der DGV und des BV ÄLRD Deutschland e.v. vom Juni 2006 Anhang: - Zuweisungskonzept Apoplex:
17 Zuweisungskonzept SCHLAGANFALL - Rettungsdienst der Stadt Dortmund - Notruf 112 => RTW + NEF eingeschränkte Behandlungsoption Symptome > 72h und keinrisiko oder - im Vordergrund stehende schwere internistische Erkrankung - Länger vorbestehende schwere Demenz - dauerhaft schwere Pflegebedürftigkeit - konsumierende Krankheit (nicht saniert) nächstes Krankenhaus Innere Medizin West Süd Ischämischer Insult Mitte Volle Behandlungsoption [immer mit Voranmeldung (Symptomzeit)] Symptombeginn < 4,5h mit Option zur systemischen Lyse Ost > 4,5h 72h oder > 72h und Risiko: - fluktuierendem Verlauf - progredientem Verlauf - sehr schwer betroffen -Bewusstseinstrübung - Monitoringpflicht Neurologie Symptombeginn 4,5 6h mit Option zur intraarteriellen Lyse oder V.a. Basilaristhrombose nur Neurologie Klinikum Mitte Verdacht auf ICB, SAB Kath. Khs. Kirchlinde Bethanien Hüttenhosp. Josefs-Hosp Marienhosp...Klinikum DO Mitte Ev. Khs Lütgendortmund Johannes- Hosp Knappschaft St. Elisabeth- Khs. Kurl Klinikum DO Mitte K 1 Knappschaft K 9 (nächst gelegene Neurologie) nicht traumabedingt OP-bedürftige Blutung traumabedingt Neurochirurg. Klinik Klinikum DO Nord Verlegung in weiterbehandelndes Krankenhaus Risikopatient Verlegung zur Behandlung Stand 06/2012
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