Bedingungen der Personalität
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- Gerd Krämer
- vor 6 Jahren
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1 Bedingungen der Personalität Hauptfrage: Auf Grund welcher Eigenschaften und Fähigkeiten ist eine Entität als Person anzusehen? Deskriptiv-sortale Verwendung des Begriffs Person : (i) (ii) Zuordnung einer Entität zur Klasse (Art) der Personen Anzeige bestimmter Eigenschaften und Fähigkeiten Person ist ein komplexer Begriff, der aus einem Bündel von Eigenschaften und Fähigkeiten besteht (Person-making characteristics). Indirekte Verbindungen zur Ethik Exkurs: Bioethische Guillotine = Kopplung der ethischen Relevanz an den Personenbegriff (und an die Menschlichkeit) Entweder: Ein Individuum ist eine Person und besitzt dadurch einen ausgezeichneten ethischen Status. Oder: Ein Individuum ist keine Person und besitzt deswegen auch keinen ethischen Status. Wachkoma-Patienten sind Personen und haben sämtliche Rechte wie gesunde Menschen. Wachkoma-Patienten sind keine Personen und haben deswegen auch keine Rechte. 1. Verbindung: Einzelne Eigenschaften aus dem Bündel Person können schon ausreichen um ausgezeichneten ethischen Status zu erreichen. (Zerschlagen der bioethischen Guillotine) Es ist nicht nötig eine vollständige Person zu sein um einen bestimmten ethischen Status zu erhalten. Bsp: Auch wenn ein Wachkoma-Patient keine vollständige Person ist, kann er bestimmte Rechte haben. Diese müssen allerdings nicht die selben sein, wie die eines gesunden Menschen. 2. Verbindung: Die Eigenschaften und Fähigkeiten die das Personsein konstituieren können zugleich konstitutiv für weitere Eigenschaften/Fähigkeiten sein. Diese Weiteren können ethisch Relevant sein. Bsp: Zum Personsein gehört Selbst- und Zeitbewusst sein. (keine ethische Relevanz). ABER: Selbstund Zeitbewusstsein ermöglicht es einen eigenen Lebensentwurf zu konzipieren. Die Fähigkeit zum Lebensentwurf kann ethisch Relevant sein. Quante versucht den Personenbegriff den wir im Alltag haben explizit zu machen. 1
2 Eine Person ist... 1) Subjekt propositionaler Einstellung 2) Rational Interdependent & notwendig 3) Objekt spezifischer Einstellungen 4) gleichzeitig Objekt und Subjekt propositionaler Einstellungen (Reziprozität) 5) fähig zur Kommunikation Interdependent & hinreichend 6) selbstbewusst und verfügt über ein aktivisches und evaluatives Selbstverhältnis 1. Subjekt propositionaler Einstellungen Besitz von kognitiven Gehalten die Versprachlicht werden können und dann Bezüge ausdrücken. Bsp: Julia glaubt, dass Japaner fleißig sind. D.h. Julia bezieht die Eigenschaft Fleiß auf Japaner. 2. Rationalität Propositionale Einstellungen sind begrifflich-logisch. Wer propositionale Einstellungen hat, der ist notwendig auch rational: Widerspruchsfreie, Zusammenhängende Überzeugungen, Begründungen sollen logisch Schlüssig sein etc. Bsp: Julia begegnet einem fauler Japaner. a) Julia wird das Vorurteil bewusst. b) Julia versucht den Widerspruch aufzuheben um wieder ein rationales Überzeugungssystem zu entwickeln. 3. Objekt spezifischer Einstellungen Ein Subjekt ist der Ansicht, dass ein Objekt propositionale Einstellungen hat. D.h. dieses Objekt wird für ein anderes Subjekt gehalten. (Alter Ego) Ein Subjekt das tun kann muss es über eine hermeneutische Grundhaltung verfügen (auch: Teilnehmerperspektive ) Bsp: Propositionale Einstellung zweiten Grades: Paul glaubt, Julia hält Japaner für fleißig. 2
3 4. Reziprozität 1. Grad Julia glaubt, Japaner sind fleißig 2. Grad Paul glaubt, Julia glaubt Japaner sind fleißig Julia Paul 4. Grad Julia glaubt, Paul glaubt, Julia glaubt Japaner sind fleißig 4. Grad... etc. 5. Kommunikation Man eröffnet Anderen mit Hilfe von Kommunikation, dass man höherstufige propositionale Einstellungen besitzt. Kommunikation zielt darauf ab das Überzeugungssystem eines Anderen zu verändern. Bsp: Paul glaubt, Julia glaubt, Japaner seien Fleißig. (Propositionale Einstellung dritten Grades) Paul sagt: Der Japaner hier ist faul und darum können ja wohl nicht alle Japaner fleißig sein. Paul möchte durch seinen kommunikativen Akt bewirken, dass Julia ihre Überzeugung ändert. Rekapitulation Paul ist rational. Paul hat die propositionale Einstellung Nicht alle Japaner sind Fleißig Paul schreibt dem Objekt Julia die Einstellung Alle Japaner sind Fleißig zu. Paul erfüllt alle notwendigen Bedingungen und ist damit eine Person. 3
4 Was Paul implizit sagt (nicht disjunkt): a) Ich bin eine Person b) Ich halte dich für eine Person c) Ich möchte dass du anerkennst, dass ich eine Person bin d) Ich stehe unter dem Ideal der Rationalität (P und non-p können nicht gleichzeitig der Fall sein) e) Ich glaube du glaubst Alle Japaner sind fleißig f) Ich halte das für falsch, weil der Japaner hier faul ist und deswegen nicht alle Japaner fleißig sein können. (Es liegt ein Widerspruch vor bei dem non-p und P gleichzeitig wahr sein müssten. Ergo hat Paul die propositionale Einstellung Nicht alle Japaner sind Fleißig. Bedingung 1) g) Du stehst auch unter dem Ideal der Rationalität (Als Person musst du rational sein Bedingung 2) h) Dein Überzeugungssystem ist nicht rational. i) Dir ist nicht bewusst, dass dein Überzeugungssystem nicht rational ist. j) Ich werde versuchen dir bewusst zu machen dass dein Überzeugungssystem nicht rational ist. k) Ich möchte, dann dass du den Widerspruch aufhebst und ein rationales Überzeugungssystem herstellst indem du die propositionale Einstellung Alle Japaner sind Fleißig aufgibst. Deswegen: l) Vollziehe ich den Sprechakt Der Japaner hier... m) Weil ich dich für eine Person halte glaube ich (oder hoffe zumindest), dass du auf Grund meines Handelns all dies begreifen wirst und einsiehst, dass erstens bei dir ein Widerspruch vorliegt und zweitens dass meine Handlung ein kommunikativer Akt ist mit dem ich intendiere dass du dein Überzeugungssystem auf eine bestimmte Weise änderst. 4
5 6. Selbstbewusstsein und Selbstverhältnis Selbstbewusstsein ist eine erstpersönliche propositionale Einstellung dritten Grades: Man macht sich selbst zum Objekt. Dieses Selbst-Objekt kann dann bewertet werden. 2. Grad: Julia glaubt, dass Julia glaubt, Japaner sind fleißig Julia Ich glaube Japaner sind fleißig. Bsp: Julia sagt nachdem sie einen den faulen Japaner kennengelernt hat: Ich habe immer geglaubt alle Japaner wären fleißig. War ganz schön naiv von mir. 5
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