Alexander Frevel. München, 01. Februar 2013
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- Edith Bretz
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2 Eine Demografie-robuste Unternehmensentwicklung sollte 25 v. 45 v. 5 v. J. 25 J. 45 J. 65 v. J. 85 J. 85 v. den Zusammenhang zwischen Arbeit, Altern und Gesundheit kennen alterskritische Tätigkeiten identifizieren und Arbeit altersangemessen gestalten alternsgerechte Berufsverläufe verwirklichen und insgesamt einen Beitrag zur Arbeitsfähigkeit aller Generationen leisten Quelle: J. Ilmarinen
3 Lebenslauf oder Lebenszyklus 20 Alter 60 Lebenslauf Lebens- Zyklus 20 Alter 60
4 Individuen altern unterschiedlich Geburt Junge Erwachsene Adoleszenz Mittleres Erwachsenenalter Späteres Erwachsenenalter Persönlich keit und soziale Systeme Weisheit und Selbst erkenntnis Kognitive Systeme Wahrneh mungssysteme Biologische Systeme Quelle: Munnichs, 1989 zitiert nach Luczak, 1997, S. 220; Buck und Reif, 1996, S. 11 Tod Psychische und physiologische Leistungsfähigkeit Interindividuelle Unterschiede Einflussfaktoren Private Lebensführung Erfahrung, Übung Leistungsanforderungen Lernanregung Selbstkonzept/ Fremdkonzept Gesundheitszustand Lebensalter Es gibt keine wissenschaftlich haltbare einheitliche Klassifikation von alt, da sich Altern in einzelnen Fähigkeitskategorien unterschiedlich stark bemerkbar macht und zusätzlich erhebliche interindividuelle Streuungen vorliegen!
5 Wandel der funktionalen Kapazitäten beim Älterwerden / im Laufe des Arbeitslebens Physische und funktionelle Kapazitäten (Schnelligkeit, Kraft; Hören, Sehen), Lerngeschwindigkeit Begabung, Intelligenz, Fertigkeiten, Lernfähigkeit, Informationsaufnahme, Aufmerksamkeit Qualitäts- und Verantwortungsbewusstsein, Urteilsfähigkeit, soziale Kompetenz, selbstständiges Handeln Lebens- und Berufserfahrung, job performance (Aufgabenerfüllung) ø ó ö ö alt leistungsgemindert jung erfahren genug
6 Altern, funktionelle Kapazitäten und Arbeit Körperliche Kapazität Körperliche Kapazität Körperliche Arbeitsanforderungen Körperliche Arbeitsanforderungen Mentale und/oder soziale Arbeitsanforderungen
7 Problemfelder für älter werdende Besschäftigte lang dauernde physische Überforderung, kombiniert mit Haltearbeit und Monotonie chronischer Zeitdruck schlechtes Führungsverhalten / mangelnde Anerkennung geringe Handlungsautonomie / wenig Wahlmöglichkeiten Ausschluss von Weiterbildung zu starke Spezialisierung langjährige einseitige Tätigkeiten einseitigen körperlichen Belastungen (v. a. bei hoher Arbeitsteilung) und Abnutzungserscheinungen Lernentwöhnung
8 Work ability - Arbeits(bewältigungs)fähigkeit... mäßig kritisch gut Arbeitsanforderungen sehr gut Arbeitsfähigkeit gut mäßig Individuelle Kapazitäten kritisch... beschreibt das Potenzial eines Menschen, eine Anforderung zu einem gegebenen Zeitpunkt zu bewältigen. Dabei muss die Entwicklung der individuellen funktionellen Kapazität ins Verhältnis gesetzt werden zur Arbeitsanforderung. Beide Größen können sich verändern und müssen ggf. alters-/ alterns- und gesundheitsadäquat gestaltet werden. (Ilmarinen & Tempel, 2002)
9
10 Individuelle Differenzen der Arbeitsfähigkeit nach Alter in KMU Work ability index (WAI) WAI WAI Class excellent good moderate poor 15 Carrot project 1998, N= Age, yrs Prof.Ilmarinen/FIOH&JIC
11 Basis-Modell für die Karriereplanung Einstiegs-AP (nach Ausbildung) Umstiegs- oder Aufstieg-AP (Entwicklungs-AP) zum Belastungswechsel (L bei belastungsbedingt begrenzter Tätigkeitsdauer) und/oder J zur beruflichen Weiterentwicklung (mit systematischem Training und gezielter Unterstützung durch ältere/ erfahrene KollegInnen) Verweil-AP mit alternsgerechter Anpassbarkeit der Tätigkeit, abwechslungsreichen Aufgaben - bis Regelpensionsalter bewältigbar Ausstiegs-AP mit erfahrungsgeleiteten Arbeitsaufgaben und alternsgerechten Arbeitsbedingungen - als Wahlangebot Gruber, Brigitta / Frevel, Alexander & Geißler, Heinrich: Alter(n)sgerechte Arbeitswelt. Modell zur Erhaltung der Arbeitsbewältigungsfähigkeit. In: Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (Hrsg.): Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft, Bd. 4, 5. Aufl., Wien 2010
12 Ablauf Pilotprojekt Vorbereitung: Dokumente (Tätigkeitsbeschreibungen, Gefährdungsbeurteilungen) & Altersstruktur Durchführung im Betrieb ( ) Steuerkreis (GF + BR + AGS-Experten + Personalleitung) Leitfadengestützte Experten-Gespräche mit 6 operativen Führungskräften und 10 Mitarbeitern verschiedener Altersgruppen (<30, 30-50, >50) Workshop mit den interviewten MA und FK Kurzpräsentation im Steuerkreis Schriftlicher Bericht
13 Projektvorbereitung Dokumente und Analysen Altersstruktur ESE heute und in 10 Jahren (n=175) 21% 21% 18% 18% 15% 16% 15% 16% 11% 11% 8% 8% 5% 5% 4% 5% 1% 0% 0% 0% bis B edarf heute (%) in 10 Jahren (%) Daten zur Gefährdungsbeurteilung
14 Leitfaden für Expertengespräche und Checkliste für alterskritische Tätigkeiten Arbeitsstelle: Arbeitsaufgaben a) d) : Zeitanteil (% von Gesamt) Was ist körperlich anstrengend? Was ist geistig anstrengend? Was sind die besonders guten Seiten dieser Arbeitstätigkeit? Wie viel Ausbildung/Übung/Erfahrung braucht man für die Erfüllung der Aufgaben? Tätigkeiten, die Folgendes erfordern bzw. beinhalten: o Länger dauernde ungewöhnliche Körperhaltungen o Tätigkeit mit der Anforderung des übermäßigen Beugens, Bückens oder Verdrehens der Wirbelsäule o Arbeitsphasen mit körperlichen Arbeitsanforderungen ohne die Möglichkeit, selbstregulativ gesundheitsbezogene Arbeitsunterbrechungen machen zu können o Schweres Heben oder langes Stehen o o o o Heben, Senken, Schieben, Ziehen und Tragen von Lasten in unergonomischen Arbeitshaltungen Tätigkeiten mit Daueraufmerksamkeit und Zeitdruck Wechsel- bzw. Nachtschicht Checkliste nach Spirduso (von Geißler/Gruber/Frevel überarbeitet nach Ilmarinen & Tempel, 2002, 239 ff.)
15 Alternsgerechte Berufsverläufe im Stahlwerk Nacht-/Schichtarbeit körperliche Anforderungen: schwer heben/tragen, gehen; Lärm, Hitze, Staub geistige Anforderungen (z.b. Anlagenführung): hohe Konzentration, mehrere Anlagen im Blick haben, vorbedenken, Prozesse beherrschen (viele Interventions- Parameter), Gefahren beachten
16 Alterskritisches Langzyklisches Nachtschichtsystem Nachtarbeit NSchG 12er-Schichten Überstunden für Ältere Pfannenmacher Grubenarbeit des Gießers Arbeit auf den heißen Platten Legierungsverwalter Stahlwerk Baggerfahrer Stripphalle
17 Arbeitsplatz-Landkarte Hier ist eigentlich ein Abbild der räumlichen Verteilung von Arbeitsplätzen, die entsprechend der Typologie von Einstiegs-, Entwicklungs-, Verweil- und Ausstiegsarbeitsplätzen sowie mit Hinweisen zu alternskritischen Aspekten versehen sind. Aus Gründen der Vertraulichkeit kann es nicht veröffentlicht werden.
18 Verweilen Dank NSchG können im Prinzip alle Tätigkeiten bis zum Renteneintritt mit 57 Jahren ausgeübt werden. Bei (v. a.) körperlichen Einschränkungen gibt es nur wenige à Ausstiegsarbeitsplätze!
19 Berufsverläufe Früher gab es einen klaren Verlauf. Jetzt gibt es keinen Unterschied mehr; Du hast keine Freude mehr, wenn Du einen Aufstieg machst. Das Punktsystem ist nicht mehr überschaubar. Der Reserveschmelzer wird nie Schmelzer werden; mit dem Alter/Altersunterschied passt es nicht. Auch bei Vorarbeitern nicht.
20 Entlastung/Ausstieg Körperliche Anforderungen beachten (z. B. Kran als Entlastung für Ältere) Arbeitsteilung im Team 2. Anlagenführer (XY/Material) Ausstiegsarbeitsplatz für Ältere: Springer in der Umschmelzhalle (pro Schicht) è Qualitätssicherung, Einhaltung Pausen, Anlernen, Sauberkeit/Ordnung, Sicherheit, Krankheit Anlagenführer als fester Arbeitsplatz als Ausstieg (Vorbild Z) Unterstützung für Sicherheitsfachkraft
21 VERKEHRSBETRIEBE HAMBURG-HOLSTEIN Mit 104 Millionen Passagieren im Jahr ist die VHH die zweitgrößte Busgesellschaft (Stadt- und Landverkehr) in Norddeutschland und ein wichtiger Partner im Hamburger Verkehrsverbund Von den gut Beschäftigten aus 28 Nationen sind Busfahrer
22 Tarifvertrag zum demografischen Wandel und der Generationengerechtigkeit bei der VHH Ø Anpassung der Arbeit an die Menschen Ø Maßnahmen zur Stabilisierung der Balance von Arbeitsanforderungen und individuellen Kapazitäten auf allen Ebenen vom Haus der Arbeitsfähigkeit a) Gestaltung der Arbeitsbedingungen der Busfahrer nach arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen: Pausen, Schichtarbeit, Reduktion von Nachtarbeit b) Verringerung der Arbeitszeit durch Entlastungstage: b1) bei Bedarf über BEM b2) vom 56. Lebensjahr 4 Tage/Jahr, 59 J. à 6, 62 J. à 8, 64+ J. à 10 Tage/Jahr
23 Tarifvertrag zum demografischen Wandel und der Generationengerechtigkeit bei der VHH c) Wertschätzende Dialoge mit jeder/m Beschäftigten c1) Anerkennender Erfahrungsaustausch (ca. 90% Aller jährlich) c2) Achtsame Arbeitsbewältigungsgespräche / Integration Langzeiterkrankter und Behinderter (10% und bei Bedarf) d) Förderung professioneller und persönlicher Fähigkeiten (z. B. Kundendienstleister/in im Fahrdienst) e) Gesundheitsförderung (Prävention, Kuration, Rehabilitation) f) Vorbereitung auf die Zeit nach dem Arbeitsleben
24 Der Blick durch die demografische Brille Aktive Förderung der Arbeitsbewältigungsfähigkeit ist Aufgabe von jeder/m Beschäftigten und vom Betrieb Achtsame Personalpolitik bedeutet Ø Alterns-, Gesundheits-, -gerechte Berufsverläufe Ø Betriebliche Gesundheitsförderung Ø Aufgabenangemessene Kompetenzen Ø Ø Wertschätzende Führung Ø Generationen- und Work Ability Management
25 Der Blick durch die demografische Brille Mit zunehmendem Alter nimmt die Unterschiedlichkeit zwischen Individuen zu In Gruppen (Abteilungen, Betrieben) unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Ø ist das Risiko einer `Diskriminierung durch Gleichbehandlung zu prüfen Ø sind die Wahlmöglichkeiten zu vergrößern Der demografische Wandel benötigt Ø alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung Ø attraktive Perspektiven für Nachwuchskräfte Ø die Chance, in einem sicheren Arbeitsverhältnis gut, gerne und gesund arbeiten zu können
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