Inhalt. Verwaltungsrecht BT 2 - Baurecht



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Transkript:

Inhalt Verwaltungsrecht BT 2 - Baurecht A. Grundbegriffe des Baurechts 7 I. Öffentliches Baurecht / privates Baurecht 7 II. Unterschiede Bauplanungs- / Bauordnungsrecht 7 III. Raumordnung und Landesplanung 9 B. Entwicklung und Rechtsquellen des Baurechts 10 I. Vom BBauG zum neuen BauGB 10 II. 16 verschiedene Landesbauordnungen 11 III. Baunutzungsverordnung 12 IV. Raumordnungsgesetz, Landesplanungsgesetz etc. 14 C. Die Bauleitplanung 16 I. Flächennutzungsplan 16 II. Bebauungsplan 17 III. Verfahrensablauf 19 IV. Mängel und deren Folgen 24 V. Prüfschema zum Bebauungsplan 29 VI. Gemeindliche Planungshoheit 32 VII. Das Abwägungsgebot 35 D. Die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit von Vorhaben 36 I. Innenbereich und Außenbereich 36 1. Vorh. im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, 30 BauGB 38 2. Vorh. innerh. der im Zusammenhang beb. Ortsteile, 34 BauGB 41 3. Vorh. im Außenbereich, 35 BauGB 44 II. Prüfschema: Bauplanungsrechtliche Zulässigkeit 45

E. Die bauordnungsrechtliche Zulässigkeit von Vorhaben 46 I. Genehmigungspflichtigkeit 46 1. Genehmigungspflichtige Vorhaben 47 2. Vereinfachtes Verfahren 48 3. Kenntnisgabeverfahren 49 4. Verfahrensfreie Vorhaben 52 II. Baugenehmigung und Bauvorbescheid 54 III. Bauordnungsrechtliche Verfügungen 68 1. Abbruchsanordnung 69 2. Nutzungsuntersagung 76 3. Baueinstellung 79 4. Verfügungen aufgrund der Generalermächtigung 80 F. Der Nachbarschutz im Baurecht 82 I. Das subjektiv-öffentliche Recht und nachbarschützende Normen 82 II. Das baurechtliche Gebot der Rücksichtnahme 84 G. Rechtsschutz im Baurecht 87 I. Rechtsschutz gegen Flächennutzugspläne 87 II. Rechtsschutz gegen Bebauungspläne 88 Schema: Normenkontrolle, 47 VwGO 88 III. Rechtsschutz bei Einzelvorhaben 89 1. Klage auf Erteilung einer Baugenehmigung 89 2. Klage gegen Bauordnungsverfügungen 89 IV. Nachbarklagen 89 Schema: Nachbarklage 90 V. Vorläufiger Rechtsschutz 91 VI. Schema: Klage gegen Nichterteilung einer Baugenehmigung 93 H. Baurechtliche Grundbegriffe 96 I. Begriffe aus dem BauGB 96 II. Begriffe aus der LBO 98 III. Begriffe aus der BauNVO 99 J. Wiederholungsfragen 103

A. Grundbegriffe des Baurechts I. Öffentliches Baurecht ziviles Baurecht Ausgangsfall: Ein Bauherr hat sich ein Grundstück gekauft und möchte darauf ein Haus bauen. Es soll im Gegensatz zur Umgebungsbebauung allerdings drei statt nur zwei Stockwerke haben und einen blauen Außenputz erhalten, nicht weiß wie die Nachbarhäuser. Außerdem möchte der Bauherr im Erdgeschoss des Hauses seine neue Kanzlei unterbringen. Ist das möglich (Lösung auf Seite 96)? Ob und wie man sein Grundstück bebauen und Grundstück und Gebäude nutzen darf, richtet sich nach den Vorschriften des öffentlichen Baurechts. Durfte man bauen und ist mit den Leistungen des Architekten oder der Baufirma unzufrieden, muss man auf zivilrechtlichem Wege vorgehen. Hier ist in erster Linie das Werkvertragsrecht mit VOB angesprochen. An dieser Stelle befindet man sich im zivilen Baurecht. Danach bestimmt sich auch, inwieweit einem Bauvorhaben die Privatrechte Dritter entgegenstehen. II. Unterschiede zwischen Bauplanungsrecht und Bauordnungsrecht Das öffentliche Baurecht teilt sich auf in das Bauplanungsrecht und das Bauordnungsrecht. Beim Bauplanungsrecht, auch als Städtebaurecht bezeichnet, geht es darum, ob und wie eine Fläche baulich genutzt werden darf. Außerdem regelt es die Verfahren zur Bauleitplanung.

Was versteht man unter Bauleitplanung? Nach 1 I BauGB ist es die Aufgabe der Bauleitplanung, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke in der Gemeinde nach Maßgabe des BauGB vorzubereiten und zu leiten. 1 II BauGB sieht dafür Flächennutzungspläne (vorbereitende Pläne) und Bebauungspläne (verbindliche Bauleitpläne) vor. Die Bauleitplanung ist also die konkrete Regelung, ob und wie eine Fläche bebaut und genutzt werden darf. Diese Planung unterliegt dabei den in 1 V BauGB genannten Zielen: Die Bauleitpläne sollen eine geordnete städtebauliche Entwicklung und eine dem Wohl der Allgemeinheit entsprechende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten und dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln ( 1 V BauGB). Welche Anforderungen, Bedürfnisse und Ziele insbesondere zu berücksichtigen sind, ist in 1 VI BauGB aufgezählt. Worum geht es beim Bauordnungsrecht? Hier hilft ein Blick auf die frühere Bezeichnung dieser Materie: Baupolizeirecht. Das deutet auf Gefahrenabwehr hin. Das Bauordnungsrecht dient also der Gefahrenabwehr. Klassisch sind hier die Regelungen zu Abstandsflächen, die unter anderem einer effektiven Brandbekämpfung dienen. Daneben geht es beim Bauordnungsrecht aber auch darum, Verunstaltungen zu vermeiden und die Bauvorhaben gestalterisch zu regeln. Zudem sollen ökologische und soziale Ziele verwirklicht werden. Nicht zuletzt wird auch im Bauordnungsrecht das Genehmigungsverfahren geregelt.

Wieso wird die Frage, ob ein Bauvorhaben zulässig ist, neben dem Bauplanungsrecht auch im Bauordnungsrecht geregelt? Weil sich die Trennung zwischen beiden Materien nicht strikt einhalten lässt. Ein Bauvorhaben muss nämlich bauplanungrechtlich und bauordnungsrechtlich zulässig und demnach insgesamt genehmigungsfähig sein. Außerdem sieht das Bauordnungsrecht vor, dass bestimmte Vorhaben überhaupt nicht genehmigt werden müssen oder in einem vereinfachten Verfahren durchgeführt werden können, dem sog. Kenntnisgabeverfahren. Das Bauordnungsrecht regelt demnach auch das formale Genehmigungsverfahren. Dazu gehören z.b. auch die Einholung einer Baugenehmigung oder eines Bauvorbescheids. Das Bauordnungsrecht gibt aber auch Antworten auf die formellen Fragen, z.b. welche Behörde zuständig ist, in welcher Form entschieden wird etc. Die Trennung zwischen Bauordnungs- und Bauplanungsrecht ist an einigen Stellen nicht strikt durchführbar. Beispielsweise verhält es sich bei den schon erwähnten Abstandsvorschriften auch so, dass diese einerseits zur Gefahrenabwehr geschaffen wurden (Brandschutz), aber auch im Bauplanungsrecht eine Rolle spielen. Beispiel 1: Bauer B möchte auf einem seiner Ackergelände neben einem Waldgebiet ein kleines Wochenendhäuschen errichten. Ob er dies darf, richtet sich nach den bauplanungsrechtlichen Vorschriften. Geht es hingegen um unzureichenden Feuerschutz einer Scheune des B und damit um eine baurechtliche Gefahrenabwehr, ist das Bauordnungsrecht angesprochen. III. Landesplanung, Raumordnung und Fachplanung Die Bauleitplanung obliegt nach 1 III BauGB den Gemeinden. Bei den vielen Städten und Gemeinden, die es bundesweit gibt, kann man die Schwierigkeiten schon erahnen, die entstehen würden, wenn man völlig losgelöst von einer übergeordneten Planung agieren könnte.