Deutscher Bundestag Drucksache 16/8746 16. Wahlperiode 09. 04. 2008 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Cornelia Behm, Undine Kurth (Quedlinburg), Marieluise Beck (Bremen), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Drucksache 16/8624 Entwicklung der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft Vorbemerkung der Fragesteller ImMaiistdieBundesregierungGastgeberinder9.Vertragsstaatenkonferenz desübereinkommensüberdiebiologischevielfalt (CBD),aufderunteranderemdieNeufassungdesArbeitsprogrammszurlandwirtschaftlichenBiodiversitätdiskutiertwird.DieAgrobiodiversitätistvongrundlegenderBedeutung fürdaslebendesmenschen.sieumfasstsowohldiegesamtevielfaltannutztierenundnutzpflanzen,vonderzuchtüberdiehaltungoderdenanbaubis hinzuverarbeitung,vermarktungundverbrauchalsauchdienichtgenutzte biologische Vielfalt in Agrarlandschaften. Agrobiodiversitätexistiertnur,wennsiegelebtwird.Wasnichtverarbeitet,gekauft, gegessen oder anderweitig genutzt wird, ist vom Aussterben bedroht. Die9.VertragsstaatenkonferenzgibtderBundesregierungdieeinmaligeMöglichkeit,dasnationaleEngagementDeutschlandsfürdenSchutzderbiologischenVielfaltöffentlichzudokumentieren.GleichzeitigkanndieAnalyse deraktuellensituationzumanlassgenommenwerden,defiziteaufzudecken unddiemaßnahmenzumschutzderbiologischenvielfaltzuverbessernundzu intensivieren.imvorfelddieserkonferenzhatdasbundeskabinettimnovember2007dienationalestrategiezurbiologischenvielfaltbeschlossen.zum ThemaLandwirtschaftsindhierVisionenundAktionsfelderfestgelegtworden. DieMaßnahmen,umdieseZielezuerreichen,sindallerdingssehrvagegehaltenundwidersprechenteilweisederaktuellenPolitikdesBundesministeriums fürernährung,landwirtschaftundverbraucherschutz.konkretezeitpläne,verbindlichemaßnahmenkatalogeundsanktionsmöglichkeitenfehlen.andiesem PunktmussdieBundesregierungkonkreterwerden,wennsiedieEntwicklung nicht dem Selbstlauf überlassen will. Vorbemerkung der Bundesregierung Unter Agrobiodiversität wirddievielfaltderdurchaktiveshandelndes MenschenfürdieBereitstellungseinerLebensgrundlagenunmittelbargenutz- DieAntwortwurdenamensderBundesregierungmitSchreibendesBundesministeriumsfürErnährung,Landwirtschaftund Verbraucherschutz vom 7. April 2008 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich in kleinerer Schrifttype den Fragetext.
Drucksache 16/8746 2 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode tenundnutzbarenlebewesenverstanden.agrobiodiversitätumfasstzweibereiche: a)genetischeressourcenfürdieernährung,land-,forst-undfischereiwirtschaft: DazugehörenallekultiviertenunddomestiziertenArteneinschließlichihrer Sorten, Rassen bzw. Populationen und ihrer Wildformen. b)bestandteilederbiologischenvielfalt,diezuraufrechterhaltungderschlüsselfunktionenvonagrarökosystemenbeitragen,diealsosogenannteökologische Leistungen erbringen: Dassindz.B.Bestäuber,Nützlinge,dieSchädlingekontrollieren,Bodenorganismen,dieNährstoffefürNutzpflanzenaufbereiten,aberauchPflanzen,diezurErosionskontrollebeitragenoderdenWasserhaushaltderBöden stabilisieren. AufgrundderArtderaufgeführtenFragenkonzentriertsichdieBeantwortung aufdiepflanzen-undtiergenetischenressourcen.dieforst-undaquatischen genetischenressourcensowiediearten,diezuraufrechterhaltungderschlüsselfunktionenvonagrarökosystemenbeitragen,werdendahernichtvertieft behandelt. I. Biologische Vielfalt in der Landwirtschaft 1.VonwelchemLeitbildlässtsichdieBundesregierunghinsichtlicheiner lebendigen biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft leiten? DieBundesregierungistderAuffassung,dassdieVielfaltderinderLand-, Forst-,Fischerei-undErnährungswirtschaftgenutztenLebewesen diesogenannteagrobiodiversität einenwesentlichenteilderbiologischenvielfalt aufdererdedarstellt.daherwirddienationalestrategiezurbiologischenvielfaltindiesemhandlungsbereichdurchdiesektorstrategiedesbundesministeriumsfürernährung,landwirtschaftundverbraucherschutz (BMELV)zur Agrobiodiversitätunterstütztundergänzt.DieAgrobiodiversitätistebensowie vieleanderebestandteilederbiologischenvielfaltausvielerleigründenvon Verlustenbedroht,z.B.durchÜbernutzung,durchAusdehnungvonSiedlungs-, undindustrie/gewerbeflächen.ebensokannaberauchderwegfalldernutzungz.b.wenigertragreicherkulturpflanzensortenzumverlustbeitragen.um einensignifikantenbeitragzurerhaltungderbiologischenvielfaltundderen nachhaltigennutzungdurchdieland-,forst-,fischerei-undernährungswirtschaftzuleisten,sollenu.a.folgendezielemitderagrobiodiversitätsstrategie erreicht werden: a)dielangfristigeerhaltungundnachhaltigenutzunggenetischerressourcen für den Ernährungsbereich und die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft. b)diebessereverbindungvonerhaltungundnachhaltigernutzungderbiologischenvielfalt;nachhaltigenutzungderagrobiodiversitätbeigleichzeitigererhaltungnatürlicherökosystemeundwildlebenderundbedrohter Arten. c)dievertiefungderinternationalenzusammenarbeitimhinblickaufein international abgestimmtes Management der globalen Ressourcenbasis.
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 3 Drucksache 16/8746 2.WelchePflanzenartenundwelcheNutztierestellenheutehauptsächlichdie NahrungsmittelversorgunginDeutschlandsicher,welchedavonwerden zumüberwiegendenteilindeutschlandangebautundgehalten,undwie hat sich diese Struktur in den letzten einhundert Jahren verändert? HeutzutagedominierenwenigePflanzenartendieLandschaft;mitWeizen, Gerste,Mais,RapsundRoggenstehenfünfArtenauf50ProzentderlandwirtschaftlichenNutzfläche.ImAnbaubefindensichvorwiegendmoderneZuchtsorten.Mitmehrals2600nationalundweiterenmehrerentausendEU-weitzugelassenenSortenstehtderdeutschenLandwirtschafteinegroßeSortenvielfalt fürdenanbauzurverfügung.inderpraxisdominierenaberbeiwichtigen KulturartenwieWinterweizen (3,1Mio.haAnbaufläche)oftnurwenigeSorten den Anbau. ImBereichdertierischenProduktionstellenMilchbzw.Milcherzeugnisseund SchweinefleischdiebedeutendstenKategorienmiteinemAnteilvonetwa 75 Prozent der Verkaufserlöse aller tierischen Erzeugnisse. 3.InwelchemMaßeistinDeutschlanddieAgrobiodiversitätseit1992zurückgegangen? 5.WelcheNutzpflanzenundNutztieresindnachKenntnisderBundesregierunginDeutschlandvomAussterbenbedroht,undwelchesindseit1992 ausgestorben? Die Fragen 3 und 5 werden gemeinsam beantwortet. FürdenRückgangderAgrobiodiversitätseit1992inDeutschlandliegenfürdie landwirtschaftlichennutzpflanzenundnutztierekeineverlässlichendatenvor. Veränderungen der Agrobiodiversität vollziehen sich in der Regel schleichend. Esistallerdingsdavonauszugehen,dassaufderArtenebenewederbeiden NutzpflanzennochbeidenNutztierenArtenausgestorbensind.Seit1997führt dasinformations-undkoordinationszentrumderbundesanstaltfürlandwirtschaftundernährungdasnationaleinventartiergenetischerressourcen TGRDEU (www.genres.de/tgrdeu),worausdeutlichwird,dassseit1997in DeutschlandkeineNutztierrasseausgestorbenist.JedochsindBestandsrückgängebei24vondenheute63registrierteneinheimischenRasseninden Berichtsjahren1997bis2006zuverzeichnen.Andersverhältessichdagegen auf der innerartlichen Ebene. DesWeiterenwurdefürDeutschlandimRahmendes NationalenFachprogrammszurErhaltungundnachhaltigenNutzungpflanzengenetischerRessourcenlandwirtschaftlicherundgartenbaulicherKulturen einumfassendesverzeichnisallerindeutschlandvorkommendenpflanzenarten (Wild-und Kulturpflanzen)mitihrenjeweiligenNutzungsformenerstellt.DarinsindnebendendirektgenutztenundallgemeinbekanntenKulturartenauchweiterein DeutschlandwildvorkommendenutzbareArten (pflanzengenetischeressourcen)aufgelistet.inersterliniesindhierdiesogenanntenverwandtenwildarten (CWR:CropWildRelative)unsererKulturartenzunennen,dienebeneiner direktennutzungvorallemalsausgangsmaterialfürdiezüchterischeverbesserungihrerkulturartengenutztwerdenkönnen.vondenfast2900artensind nachdernationalenrotenlisteca.540artenalsgefährdetanzusehen.im LaufedesJahres2008istdieVeröffentlichungeineraktualisiertenRotenListe vorgesehen;danachkönnensichausdemvergleichderdatenhinweiseüber die Entwicklung ableiten lassen.
Drucksache 16/8746 4 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 4.AbwanngilteineNutzpflanzeresp.einNutztieralsvomAussterbenbedroht bzw. als ausgestorben? FürNutzpflanzengibtesimGegensatzzuden RotenListen derwildpflanzen derzeitnochkeinenentsprechendenkriterienkatalog.generellistaberfestzuhalten,dasseine Gefährdung aufgenetischerebeneimmerdanneintritt, wenndiepopulationsgrößeuntereinenkritischenwertfälltunddiegenetische IntegritätderPopulationdurchDriftbeeinflusstwirdbzw.diePopulationdurch Inzuchtzuerlöschendroht.FestlegungenaufGefährdungskategorienwiebei dennutztierrassen,dienachfolgendbeschriebensind,bestehenbeidennutzpflanzen bisher nicht. AusgestorbenisteineNutztierrasseindemMoment,indeminnerhalbderselben RassekeineReproduktionmehrstattfindenkann.Allerdingsistdergenetische BestandeinerRassebereitsdanninFragegestellt,wenneineMindestgröße unterschrittenist.dasnationalefachprogrammfürtiergenetischeressourcen bezeichneteinepopulationmiteinereffektivenpopulationsgrößevon <50als eine PhänotypischeErhaltungsrasse,dienachtierzüchterischemErmessen aus sich heraus nicht weiter überlebensfähig ist. 6.WelcheKonsequenzenfürdieLandwirtschaftergebensichauseinergeringenArtenvielfaltbeiPflanzenartenunddomestiziertenLandtierartenhinsichtlichderAbsicherunggegenMisserntenundSchädlings-undKrankheitsanfälligkeit? GeringeKulturartenvielfaltunddamiteinhergehendengeFruchtfolgeninder LandwirtschaftstelleneinzentralesProblemimHinblickaufeinenachhaltige GestaltungderlandwirtschaftlichenProduktiondar.EngeFruchtfolgenkönnen phytosanitäreproblemebedingen,dasheißtverstärktesauftretenvonschaderregernundschädlingenundproblemeimhinblickaufdieerhaltungderbodenfruchtbarkeitmitihreneinzelaspektennährstoffversorgung,humusbilanz und Bodenstruktur bereiten. Alsweitere,längerfristigwirksameKonsequenzderVerengungderlandwirtschaftlichenProduktionaufwenigeHauptfruchtartenergibtsich,dassdiekommerziellezüchterischeBearbeitungwenigerbedeutenderFruchtartenwieder KörnerleguminosenangesichtsderlangenVorlaufinvestitioneninderPflanzenzüchtungwirtschaftlichimmerwenigerlohnenswerterscheint.KleinereFruchtartenwerdendamitvomZüchtungsfortschrittabgekoppeltundverlierenin zunehmendemmaßeanrelativervorzüglichkeitgegenüberdenzüchterischintensiv bearbeiteten Hauptfruchtarten. EinweitererAspektbetrifftdieinnerartliche,dasheißtdiegenetischeVielfalt vonfruchtarten.imhinblickaufdieregionalsehrunterschiedlichzuerwartendenausprägungendesklimawandelsdürfteregionalangepasstenkulturpflanzensortenkünftigeinegrößerebedeutungzukommen.einbeispielfürdie BedeutungregionalergenetischerAnpassungvonKulturpflanzenartenistder Mais,dermitsortenspezifischabgestuftenReifezahlendenAnbauinverschiedenenklimatischenRegionenDeutschlandsundEuropaserlaubt.Nebender AnpassungderAnbaueignungundErtragsstabilitätistauchdieResistenzzüchtunglaufendaufdieNutzungneuergenetischerResistenzressourcenangewiesen,umimSinneeinesResistenzmanagementsderhohenAnpassungsfähigkeit vieler Schaderreger begegnen zu können. AufgrunddesZusammenhangszwischeneinergeringenArten-bzw.SortenvielfaltundderAbsicherunggegenüberMisserntenundSchädlings-und KrankheitsbefallistdieAgrarforschunginDeutschlanddaraufausgerichtet,die Arten-undinsbesonderedieSortenvielfaltinderdeutschenLandwirtschaftund demgartenbauaufeinemhohemniveauzustabilisierenunddamitdienach-
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 5 Drucksache 16/8746 haltigkeitderpflanzlichenproduktionzusichern.indeutschlandexistierteine breitezüchtungsbasisbeilandwirtschaftlichenundgartenbaulichenkulturen. ZieldieserArbeitenistes,neueSortenzuentwickeln,diebesondersfürden AnbauinDeutschlandadaptiertsindunddengestiegenenQualitätsansprüchen derproduktion,verarbeitungunddesverbrauchersrechnungtragen.alsbasis dieserzüchtungsarbeitendienenumfangreichesammlungenvonsortenund Wildarten.DeutschlandverfügtüberumfangreicheSortimenteanlandwirtschaftlichenundgartenbaulichenKultureninderDeutschenGenbankin Gatersleben und der Genbank Obst in Dresden-Pillnitz. 7.LassensichdieRisikenundKostenschwindenderAgrobiodiversitätqualitativ und quantitativ darstellen? Der direktegebrauchswert vonagrobiodiversitätbestehtinderernährungssicherungsowieinderminderungvonlandwirtschaftlichenproduktionsrisiken.fürletztereswerdenüblicherweisediebeispielekartoffelfäuleinirland um1845sowiediemangelndegenetischediversitätvonhybridmaissorten 1970indenUSAangeführt.InfolgevongroßflächigenMonokulturenvon wenigenkartoffelsortenkonntesichdiekartoffelfäuleinirlandschnellausbreiten.beimaiswurdendurchdiepilzkrankheit,southerncornleafblight rund15prozent,stellenweisesogar50prozentdermaiserntevernichtetundein ökonomischer Schaden in Höhe von über einer Mrd. US-Dollar verursacht. Der indirektegebrauchswert vonagrobiodiversitätentstehtbeieinerstandortangepassten,vielfältigenlandwirtschaftlichenwirtschaftsweiseu.a.inder Erzeugung/AufrechterhaltungvonAgroökosystemleistungenundüberdasEinsparenvonBetriebsmittelnmitpositivenEffektenfürdenUmweltschutz.Der Bundesregierung liegen hierzu keine konkreten Daten vor. AmschwierigstenzuquantifizierenistderOptionswert,derdarausresultiert, dieressourceagrobiodiversitätauchkünftigdirektoderindirektnutzenzu können.derzentraleoptionswertvonagrobiodiversitätbestehtdarin,dasssie diegrundlagefürkünftigezüchtungdarstellt.mitdemverlustgenetischer VielfaltinnerhalbderRassenundSortengehensomitOptionenfürkünftige Züchtungsarbeit verloren. (Quelle: www.agrobiodiversitaet.net) 8.WirdDeutschlanddasimJahr1992vonderEUerklärteZiel,denVerlustan Artenbis2010zustoppen,imBereichderAgrobiodiversitäterreichen,und wenn nein, warum nicht? WiebeidergemeinsamenBeantwortungzudenFragen3und5ausgeführt,bestehtdiebesondereSchwierigkeitdarin,dassderzeitnochkeinabgestimmtes Messsystem vorliegt.insofernistdergradderzielerreichungbishernicht verlässlich abzuschätzen. Beidendirektgenutzten (Kultur-)Pflanzenartenistnichtdavonauszugehen, dassderzeitartenverlorengehen.selbstwenninfolgevonmarkt-oder StrukturänderungenbestimmteArtennichtmehrangebautwerden,sinddiese Artendeswegennicht verlorengegangen,sondernnur (zeitweise)ausdem Anbauverschwunden,wiez.B.Linsen,LeinundHanf,derenAnbauin Deutschlandzeitweisevollständigerloschenwarunddieinzwischen,wenn auch in geringem Umfang, wieder angebaut werden. NebendendirektgenutztenPflanzenartensindvondeninDeutschlandverwandtenWildartenderNutzpflanzen (CWR)nachdenEinstufungenderderzeitigenNationalenRotenListeca.540Artenalsgefährdetanzusehen.Fürdiese ArtengruppewirdimLaufedesJahres2008eineVeröffentlichungderneuen Roten Listen mit einer aktuellen Gefährdungseinstufung angestrebt.
Drucksache 16/8746 6 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 9.WelchessindnachKenntnisderBundesregierungdieUrsachenfürden Verlust an Agrobiodiversität in Deutschland? 10.InwelchemMaßeträgtnachAuffassungderBundesregierungdieIntensivierungderLandwirtschaftzumVerlustanlandwirtschaftlicherBiodiversität bei? 11.WelcheRollespieltdabeiderEinsatzvonPestizidenundanderenChemikalien? DieFragen9bis11werdenwegendesSachzusammenhangszusammenbeantwortet. DiewesentlichenUrsachenfürdenRückgangbiologischerVielfaltsindu.a. diezerstörungvonlebensräumen (z.b.durchausdehnungvonsiedlungs-, Verkehrs-undIndustrie-/Gewerbeflächen),ÄnderungeninArtundIntensität derlandwirtschaftlichennutzung,wiedieaufgabevonextensivenlandwirtschaftlichenbewirtschaftungsformen,insbesondereinertragsschwachenlandwirtschaftlichenregionen.desweiterensindauchbevölkerungswachstum, dasveränderteernährungs-undnachfrageverhaltenderverbraucherundder wirtschaftlichestrukturwandelindererzeugungundimhandelvongroßer BedeutungfürdenRückgangderAgrobiodiversität.Ebensoverdrängenhäufig dieertragsstärkerenzuchtsortendieoftertragsschwächerenlandsortenimanbau vor Ort. InderTierhaltungbefördertenvorallemeinezunehmendeZusammenführung vonteilpopulationenundbislangselbstständigenrassen/populationen,fusionenvonzüchtervereinigungenbzw.zuchtunternehmen,diekonzentrationvon ZuchtprogrammenundeineIntensivierungderZuchtwertschätzungmitErhöhung der Selektionsintensitäten den Verlust an genetischer Vielfalt. InBezugaufdieLandwirtschaftkanndasAusmaßdesEinflussesnichtquantifiziert werden. II. Tier- und pflanzengenetische Ressourcen in der Landwirtschaft 12.WelcheBedeutungschreibtdieBundesregierungangesichtsglobalerHerausforderungenwieKlimawandel,ZunahmevonKrankheitenundSchädlingensowiewachsenderWeltbevölkerungdergenetischenVielfaltvon NutztierenundNutzpflanzenfürdieErnährungssicherungzu,undwarum? DieErfassungundnachhaltigeNutzungdergenetischenVielfalt,dieinpflanzengenetischenRessourcenvorhandenist,bildetdieGrundlagedafür,dassdie KulturpflanzensichanklimatischeVeränderungenunddasAuftretenneuer Schaderregerbzw.virulentererRassenanpassenunddamitlangfristighoheund sichereerträgemitdergefordertenqualitätderernteproduktegewährleistet werden.diegenetischevielfaltunserernutzpflanzenistdamiteinevoraussetzung für die Sicherung der Ernährung der Bevölkerung. Pflanzen-undtiergenetischeRessourcenfürErnährungundLandwirtschaft dienennichtnurderzüchtungundderwissenschaftalsausgangsmaterial, sondernderagrarwirtschafteinschließlichderbäuerlichenlandwirtschaftinsgesamt;siesinddiebiologischegrundlagefürdiewelternährungssicherheit undbildendielebensgrundlagejedesmenschenaufdererde (vgl.globaler Aktionsplan,4.InternationaleTechnischeKonferenzderFAOüberPflanzengenetische Ressourcen, Leipzig, 1996). AusderumfassendenBedeutungderpflanzen-undtiergenetischenVielfaltfür dasmenschlichedaseinleitetsicheinewesentlichemitverantwortungdes StaatesfürdieBewahrung,Evaluierung,ErschließungundnachhaltigeNut-
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 7 Drucksache 16/8746 zungvonpflanzen-undtiergenetischenressourcenab.dieressortforschung desbmelvhältdenzuganginsbesonderezupflanzengenetischenressourcen offenundübtsomiteineschlüsselfunktionfürdiegewährleistungderöffentlichenverfügbarkeitderbiologischenvielfaltaus.dieserverantwortunghat sichdiedeutschebundesregierungdurchdieunterzeichnungdes InternationalTreatyonPlantGeneticResourcesforFoodandAgriculture unddurchdie AuflagederNationalenFachprogrammezurErhaltungundnachhaltigenNutzung pflanzengenetischer bzw. tiergenetischer Ressourcen gestellt. 13.AbwelcherkritischenPopulationsgrößebestehtbeidenHauptnutzungsrassen die Gefahr der Inzuchtdepression? EinemöglicherweiseauftretendeInzuchtdepressionineinerPopulationist nicht alleine von der Populationsgröße abhängig. IneinergeschlossenenPopulation (undalssolchewerdenheimischegefährdete RasseninallerRegelgeführt)nimmtdieInzuchtproGenerationzu.DieHöhe dieseszuwachsesistabhängigvompaarungsverhältnisbzw.demmanagement deranpaarungenunterberücksichtigungdesmerkmals Inzuchtzuwachs. EineInzuchtdepressiontrittdannauf,wenneinfürdieExpressioneinesMerkmals,welchesnegativbewertetwird,verantwortlichesGeninderPopulation vorkommt.wenndiesesgendasbetreffendeindividuumtatsächlichodervermeintlichnegativbeeinflusst,kommtesinabhängigkeitdeserbgangsundder Frequenz des Merkmals zu Inzuchtdepressionen. DasNationaleFachprogrammtiergenetischerRessourcendefinierteineeffektivePopulationsgrößevon <50 (entspricht2prozentinzuchtzuwachsprogeneration)alsphänotypischeerhaltungspopulation,50bis200alserhaltungspopulation und 200 bis 1000 als Beobachtungspopulation. 14.WelchessinddieHauptnutzungsrassenbeidenuntenangeführtenTierarten,welchenAnteilhabendieseHauptnutzungsrassenanderGesamtzahl derindeutschlandgehaltenentierederjeweiligenart,undwiehatsich diegenetischevielfaltderjeweiligenartindenletzteneinhundertjahren entwickelt: a)schweine, b)rinder, c)kaninchen, d)enten, e)hühner, f)gänse, g)puten, h)ziegen, i)schafe, j)pferde, k)esel?
Drucksache 16/8746 8 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode Tierart Hauptnutzungsrassen und prozentualer Anteil (ermittelt über den Herdbuchanteil) Schweine Deutsche Landrasse, Deutsches Edelschwein und Hybridlinien > 95 % Rinder Schwarzbunt/Holstein, Rotbunt, Fleckvieh, Braunvieh > 97 % Schafe Merinolandschaf, Schwarzköpfiges Fleischschaf > 30 % Ziegen Bunte Deutsche Edelziege, Weiße Deutsche Edelziege, Thüringer Waldziege > 75 % Hühner wenige kommerzielle Hybridlinien, über 200 Hühnerrassen in Hobbyzuchten Entenk.A. Gänsek.A. Putenk.A. Pferde Gruppe Deutsches Reitpferd/Sportpferd (>15 genetisch sehr ähnliche Rassen) Esel es existiert keine organisierte Zucht Kaninchen wenige kommerzielle Hybridlinien, über 70 Rassen in Hobbyzuchten Tabelle: Prozentuale Verteilung der Herdbuch-Rinderbestände in Deutschland (1951 bis 2006) 1 RasseJahr Angaben in % 195119601970198019892006 Schwarzbunt/Holstein52,153,147,545,942,0659,85 Rotbunt14,115,815,012,09,815,80 Angler2,72,21,91,30,730,53 Deutsches Rotvieh0,70,40,20,16 Shorthorn0,20,01 Fleckvieh21,722,124,229,034,4526,06 Braunvieh4,83,18,110,010,195,84 Murnau-Werdenfelser0,20,10,10,00,010,01 Gelbvieh2,31,91,51,11,420,19 Rotes Höhenvieh0,80,03 Pinzgauer0,50,20,20,00,020,03 Vorderwälder0,40,60,40,30,360,16 Hinterwälder0,10,10,10,00,040,03 Jersey0,160,08 Charolais0,270,35 Galloway0,120,19 Deutsch Angus0,100,33 Limousin0,060,39 Highland0,050,13 Andere0,10,70,1 Gesamt100,0100,0100,0100,0100,0100,0 1DieBestandsentwicklungenzeigennicht,dassbeieinigenRassenzwischenzeitlicherheblicheEinkreuzungenstattgefundenhaben,z.B.nordamerikanische Holsteins und Brown Swiss in Schwarzbunte und Rotbunte bzw. Braunvieh, Holstein in Angler etc.
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 9 Drucksache 16/8746 Tabelle: Entwicklung der Zuchtschweinebestände Entwicklung der Zuchtschweinebestände in Deutschland (1950 bis 1990) eingetragene Herdbuch-Tiere in % 195019601970198019902006 veredelte Landschweine/Deutsche 68,186,593,875,051,166,4 Landrasse Angler Sattelschweine12,55,10,50,20,10,2 Schwäbisch Hällische Schweine8,04,80,10,50,5 Edelschweine/Large White7,12,51,72,09,619,2 Weideschweine1,70,50,1 Cornwall1,5 Berkshire1,1 Pietrain3,612,834,712,7 Rotbunte Schweine0,10,20,1 Deutsche Landrasse B10,02,5 Hampshire0,9 Duroc0,30,3 Bunte Bentheimer0,30,6 Gesamt100,099,5100,0100,0100,0100,0 15.AbwelcherkritischenGrößebestehtbeidenHauptnutzungspflanzendie Gefahr der Inzuchtdepression? DieHauptnutzungspflanzensindFruchtartenvonGetreide,Gräsern,LeguminosenundHackfrüchten.SielassensichnachihrerBefruchtungsbiologiebzw. Vermehrungsweisegrobinvorwiegendfremdbefruchtende,vorwiegendselbstbefruchtendesowievegetativvermehrteFruchtarteneinteilen.ZurBeantwortungdervorliegendenFragewerdenFremdbefruchterundSelbstbefruchter berücksichtigt,wobeiaufdieerfordernissedererhaltungpflanzengenetischer Ressourcenfokussiertwird.FürdenKonsumanbauerscheintdieFragekritischerPopulationsgrößenschonwegenderdorttypischengroßenAnbauflächen als weniger relevant. GesammelteundexsitugehalteneAkzessionenmüssenvonZeitzuZeitdurch NachbauinihremSamenbestandregeneriertwerden,gelagerteSamenhaben imhinblickaufihrekeimfähigkeiteinebegrenzteüberdauerungsfähigkeit. WerdenbeiderRegenerationvonAkzessionenvonFremdbefruchtern bestimmtemaßgaben,insbesonderepanmixie (zufallsgemäßepaarung),weitergabevongenauzweiallelenjeindividuumandienächstegenerationund VermeidungvonMigration (Einkreuzungvonaußen),erfüllt,solässtsich zeigen,dassdanndiepopulationsgenetischrelevante effektivepopulationsgröße, N e,annähernddemdoppeltenderoperativenpopulationsgröße Nentspricht: N e 2N.UnterbestimmtenVoraussetzungennimmtderInzuchtkoeffizient FineinerPopulationmitdereffektivenPopulationsgröße N e umden Betrag F=1/(2N e )jegenerationzu.inwieweiteinezunahmedesinzuchtkoeffizientenauchmiteinerinzuchtdepressionverbundenist,hängtvonder ArtdesZusammenwirkensderanderAusprägungderbetrachtetenquantitativen Eigenschaft mitwirkenden Polygene ab. UnterBerücksichtigung,dassimBereichderTierzüchtungeineZunahmedes Inzuchtkoeffizientenvon2bis3ProzentjeGenerationnochalshinnehmbaran-
Drucksache 16/8746 10 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode gesehenwird,umeinebeimilchviehstörendeinzuchtdepressionvermeidenzu können,ließesichineinemfiktivenbeispielfüreinekulturpflanzeein intuitiverundrechtkonservativer Schwellenwertvonbeispielsweise1ProzentInzuchtzunahmejeGenerationfestlegen,umbezüglichderVermeidungvoninzuchtbedingtenProblemenaufdersicherenSeitezusein.Einsolcher SchwellenwertkönnteunterZugrundelegungderobengenanntenÜberlegungenabeineroperativenPopulationsgrößevon N =25 (N e 50)eingehalten werden.für N =12wäremiteinerZunahmederInzuchtvonca.2Prozentje Generationzurechnen.InderwissenschaftlichenLiteraturwirdfürdieSammlungvonAkzessioneneinunterBeachtungdesZufallsprinzipsgezogener Stichprobenumfangvon172PflanzenauseinerPopulationalsausreichendangesehen,umnahezualleinderPopulationsegregierendenGenvarianten,deren Frequenz 0,05ist,zuerfassen.BestehtdasZielinderEx-situ-Erhaltung einerseparatenpopulation (z.b.einerlandrasse)einerspecies,müsstenalso ausgründendergenetischenrepräsentativitätmindestens172individuenje PopulationgesammeltundspäteringeeigneterWeiseregeneriertwerden.Bei derregenerationeinerpopulationdiesergrößewürdediezuerwartende Inzuchtzunahme nur noch ca. 0,1 Prozent je Regenerationsrunde betragen. BeiSelbstbefruchtern,diebereitsaufgrundihrerBefruchtungsbiologieperse wesentlichgeringereheterozygotiegradealsfremdbefruchteraufweisen,wird InzuchtunddamitverbundeneInzuchtdepressionindenmeistenFällennur eineuntergeordneterollespielen.dieregenerationvonex-situ-mustern erfolgthierzweckmäßigerweiseeinfachdurcheinekontrollierteselbstbefruchtungjederausgangspflanzeundihrerweiterführungalslinievongeneration zu Generation. NebenderobenzugrundegelegtenEx-situ-ErhaltungsindauchIn-situ-bzw. On-farm-ErhaltungsmaßnahmenbeiKulturpflanzendenkbar.Dahiereinerseits menschlicheeingriffe,z.b.informvonelternauswahlundmanuellgelenkter BefruchtungzurSicherstellungvonPanmixieundgleichergenetischerBeiträgederIndividuenzurnächstenGeneration,wenigerintensivbzw.garnicht erfolgenundandererseitsdievermehrungsflächeninüblicherlandwirtschaftlicherpraxisbewirtschaftetwerdenmüssen,sinddievermehrtenpopulationen imallgemeinenwesentlichgrößer.beiselbstbefruchternsindhiereinigehundertquadratmeterbismaximal1haon-farm-anbauflächezuavisieren,bei Fremdbefruchtern (z.b.beimselbstinkompatiblenwindbestäubendenroggen) sindjeon-farm-populationflächengrößenimniedrigeneinstelligenha-bereich anzusetzen. Auch hier ist keine nennenswerte Inzucht mehr zu erwarten. 16.WelchessinddieHauptnutzungssortenbeidenuntengenanntenPflanzenarten,welchenAnteilbesitzensieamAnbauderjeweiligenArtin Deutschland,undwiehatsichdiegenetischeVielfaltderjeweiligenArtin den letzten einhundert Jahren entwickelt: a)kartoffeln, b)mais, c)roggen, d)weizen, e)gerste, f)hafer, g)dinkel? DiewichtigstenSortenderobenaufgeführtenPflanzenartensowieihrjeweiligerAnteilamAnbausindunterderinAnlage1beigefügtenTabellebzw.
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 11 Drucksache 16/8746 unterwww.bmelv-statistik.de/de/daten-tabellenersichtlich.fürdiekulturart Dinkel liegen keine statistischen Zahlen zum Anbau vor. DesWeiterenistderinTabelledieEntwicklungdernationalzugelassenenSortenfürdiegenanntenPflanzenartenvon1968bis2008 (Stand31.März2008) dargestellt.derdeutschenlandwirtschaftstehendarüberhinauseinevielzahl weiterereu-weitzugelassenersortenzumanbauzurverfügung.imjahr2007 sind beispielsweise 271 Kartoffelsorten in Deutschland vermehrt worden. Tabelle:EntwicklungdernationalzugelassenenSortenlandwirtschaftlicher Kulturarten (1968 bis 2008) Nationale beim Bundessortenamt zugelassene Sorten landwirtschaftlicher Arten Quelle: Bundessortenamt, 2008 in den Jahren 19681978198819982008 Kartoffel105133144166210 Mais3670132203263 Winterweich-/-hartweizen43356063113 Sommerweich-/-hartweizen1914232022 Sommergerste3943523252 Wintergerste2230545956 Winter-/Sommerroggen1515283535 Sommer-/Winterhafer3731252827 Winterspelz (Dinkel) 1 1 2510 17.WieschätztdieBundesregierungdiegenetischeVielfaltdesinDeutschlandangebautenStrauch-undBaumobstesein,undwiehatsichdiesein den letzten einhundert Jahren entwickelt? MitderZunahmederBevölkerungindenStädteninderzweitenHälftedes 19.JahrhundertsalsFolgederIndustrialisierungstiegauchdieNachfragenach Obst.EsentstandeinausgedehnterStreuobstanbau (ObstanlagenmitUnterkulturen).Endedes19.JahrhundertswurdenersteSortenempfehlungendurch Pomologenherausgegeben.Seitden20erJahrendes20.Jahrhundertswurden nurnochwenigestandardsortenfürdenanbauempfohlenundalteobstbäumbeständeverschwandendurchspezielleabholzprämien.diesführtezumstarken Rückgang der Sortenvielfalt der Streuobstbestände. IndenheutigenintensivenObstanlagendominierenwenigeSortendenAnbau. DasSortenspektrumwirddabeinichtunwesentlichdurchdenGroßhandelbestimmt.Seitden30erJahrendes20.JahrhundertswirdinDeutschlandaktiv SortenzüchtungbeiObstbetrieben,umdiesemTrendentgegenzuwirkenund densichänderndenanforderungendesmarktesrechnungzutragen.parallel zudenzüchtungsarbeitenentstandengrößeresammlungenobstgenetischer Ressourcen (SortenundWildarten)andenZuchtstandortenundinobstbaulichenZentren,umdieSortenvielfaltdereinzelnenObstartennutzenzukönnen undfürdiezukunftzuerhalten.mitdemfortschreitenderintensivierungdes ObstbausdurchneueAnbausystemewurdedasSortenspektrumweiterstark reduziert.deshalbistesvongroßerwirtschaftlicherundkulturhistorischer Bedeutung,diegenetischeVielfaltbeiObstfürdiefolgendenGenerationenzu bewahren.
Drucksache 16/8746 12 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode UmdenhohenStellenwertobstgenetischerRessourceninDeutschlandlangfristigundeffizientzusichernundderenVerfügbarkeitfürForschung,ZüchtungsowieobstbaulicheundlandesgestaltendeZweckegewährleistenzukönnen,wirdgegenwärtigimAuftragderBundesregierungdieDeutscheGenbank Obst (DGO)aufgebaut.SiebestehtauseinemnationalenNetzwerkzurErhaltungobstgenetischerRessourcen.DiezentraleKoordinierungsstelleistdasJuliusKühn-Institut BundesforschungsinstitutfürKulturpflanzen, (dortdasinsti- tutfürzüchtungsforschungangartenbaulichenkulturenundobstindresden- Pillnitz),dasselbsteineumfangreicheObstgenbankbesitzt.Diezukünftigen TrägerderDGOsindsowohlBundes-alsauchLandeseinrichtungensowie LandkreiseundStädte.EinsolchesGenbanknetzwerkfürObstartenund-sorten leisteteinenentscheidendenbeitragzurerfüllungdes NationalenFachprogrammsfürGenetischeRessourcenlandwirtschaftlicherundgartenbaulicher Kulturpflanzen. 18.WieunterstütztdieBundesregierungdenSchutzunddenAufbauvon Obstbaumalleen? AlleensindlandschaftsgliederndeElemente;siehabeneinehoheästhetische undkulturhistorischebedeutungunderfüllendarüberhinausvielfältigefunktionenfürmenschenundtiere.dienachhaltigesicherungderalleenunter BerücksichtigungderAnforderungenderVerkehrssicherheitwerdenindeneinzelnen Bundesländern geregelt. 19.WieschätztdieBundesregierungdiegenetischeVielfaltdesinDeutschlandangebautenGemüsesein,undwiehatsichdieseindenletzteneinhundert Jahren entwickelt? Indenletzten100JahrenisteindeutlicherRückgangderArtenvielfaltanGemüsefestzustellen.InDeutschlandtragennachInformationenderZentralen Markt-undPreisberichtsstelle (ZMP)22Gemüseartenzuüber88Prozentder MarktversorgungmitGemüsebei.BeimEinkaufvonFrischgemüseinPrivathaushaltensindnur16ArtenvonBedeutung.ErstdasveränderteVerbraucherverhaltenvordemHintergrundeinergesünderenLebensweisehatdieNachfragenachweiterenGemüseartensteigenlassen.Neuerdingsergebensich verstärktüberschneidungenmitdemzierpflanzenbaudurchdienutzungvon BlütenalsSalate.DieNutzungvon essbarenblüten hatihrenursprungin SüdostasienundisteinBeispielfürdieDiversitätinderZuordnungvonPflanzenzudenverschiedenenSpartendesPflanzenbaus.UnterBerücksichtigung diesersichentwickelndennischenproduktesindzurzeitindeutschlandschätzungsweise100gemüseartenmitetwa800sortenverfügbar.dasisteindeutlichansteigendertrend.darausresultierendsteigtderbedarfanpflanzengenetischen Ressourcen und deren Nutzbarmachung weiter an. 20.WieschätztdieBundesregierungdiegenetischeVielfaltderinDeutschlandangebautenKräuterein,undwiehatsichdieseindenletzteneinhundert Jahren entwickelt? DiegenetischeVielfaltderinDeutschlandangebautenKräutervergrößertesich vorallemimbereichderarznei-undgewürzpflanzeninnerhalbderletzten 100Jahreundnimmtweiterzu.DiesistzumeinenaufeineSteigerungdesim AnbaubefindlichenArtenspektrumszurückzuführen (derzeitsind112artenim AnbauaufeinerGesamtanbauflächevonrund10000ha,wobei22ArtengrößerewirtschaftlicheBedeutunghaben).Unteranderemwerdenneue,nichteinheimischeKulturen,wiez.B.chinesischeHeilpflanzen,fürdiebereitserste
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 13 Drucksache 16/8746 AnbauerfolgeinDeutschlandzuverzeichnensind,unddieweitereInkulturnahmenbisherwildgesammelterKräuterdasArtenspektrumnochvergrößern.InnerhalbderinDeutschlandangebautenArtenwerdendurchgezielteZüchtung undausleseimmerneuesortengeschaffen,wobeidiesortenzüchtungbeiden meistenartenerstamanfangsteht.desweiterenkanndienachfragenach pflanzlichenarzneimittelnindeutschlandbeidenkonsumentenmiteinerim LaufderZeitzunehmendkritischerenGrundhaltunggegenüberchemischdefiniertenArzneimittelninVerbindunggebrachtwerden,welchesichunteranderemdurchdieindenPackungsbeilagenaufzuführenden,bekanntenunerwünschten Arzneimittelwirkungen begründen lassen kann. 21.WieschätztdieBundesregierungdiegenetischeVielfaltderinDeutschlandgehaltenenBienenein,undwiehatsichdieseindenletzteneinhundert Jahren entwickelt? DieinDeutschlandgehalteneHonigbienegehörtderArt WestlicheHonigbiene (Apismellifera)an.NebenderWestlichenHonigbiene,dieinDeutschlandinnatürlicherWeisevorkam,gibtesetwa550weitereheimischeBienenarteninDeutschland.DieseBienenhabenallerdingseinemeistsolitäre (alleine lebende)lebensweiseundwerdendahervommenschennichtzurhoniggewinnunggehalten.indenletzten20jahrenwurdeneinzelnediesersogenannten WildbienenartenfürdieBestäubungvonSpezialkulturen (z.b.tomatenunterglasanbau)inkünstlichevermehrungszuchtenübernommenundkommerziell vermehrt (z.b. DunkleErdhummel B.terrestris).Vielederobenerwähnten WildbienenartensindheuteinDeutschlandgefährdetundgeltenalsvomAussterben bedroht. DiegenetischeDiversitätderHonigbienehatsichinDeutschlandindenletzten hundertjahrenerweitert.dieursprünglichindeutschlandverbreitetebienenrassedunkleeuropäischebiene (Apismelliferamellifera)wurdedabeiallerdingspraktischvollständigverdrängtundexistiertnurnochinkleinenRestpopulationen.EinhoherProzentsatzderca.550heimischenWildbienenarten,die wichtigebestäuberdarstellenundvondenennurwenige gehalten werden, werden inzwischen als vom Aussterben bedroht eingestuft. 22.WelchealtenHaustierrassenwerdeninwelchemUmfanginDeutschland gezüchtet,undwieunterstütztdiebundesregierungdiewiederbelebung alternutzungsformenvonmindergenutztentiergenetischenressourcen als Rohstofflieferant? KonkreteZahlensindder ListederTiergenetischenRessourcenfürErnährung undlandwirtschaftindeutschland VerzeichniseinheimischerNutztierrassen miteinstufunginkategorienderbestandsgefährdung zuentnehmen.die ListewurdeimJahr2003vomFachbeiratTiergenetischeRessourcenerstmals erstellt und im Februar 2008 aktualisiert.
Drucksache 16/8746 14 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode Bestandszahlen einheimischer Nutztierrassen (ohne Geflügel) Tierart / RassenAnzahl eingetragener Zuchttiere Jahr ml.wbl NeKategorie Pferde Senner07k.B.PERH Leutstettener3139,8 Alt - Württemberger94830,3 Pfalz Ardenner Kaltblut63120,1 Rottaler Pferd72121,0 Dülmener (*)276275,2 Schleswiger Kaltblut2619491,7ERH Schwarzwälder Kaltblut (*)56906211,0 Schweres Warmblut 2006801370302,3 (incl. ostfriesisch altoldenburgisch) (*) Süddeutsches Kaltblut1032187393,5BEO Rheinisch Deutsches Kaltblut1671331593,5 Ostpreußisches Warmblut Trakehner Abstammung1863623707,7 Deutsches Reitpony72164032592,1NG Deutsches Sportpferd (17 Subpopulationen)2285633878822,0 Rinder Ansbach-Triesdorfer2000125k. B.PERH Murnau-Werdenfelser2006612922,9 Deutsches Shorthorn (*)2228488,3 Uckermärker (*)652299252,9 Doppelnutzung Rotbunt (*) 6460k. B.ERH Rotvieh alter Angler Zuchtrichtung (*)815230,4 Limpurger (*)1212943,9 Pinzgauer (incl. Fleischnutzung)1683062,8 Braunvieh alter Zuchtrichtung1828067,7 Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind19195875,3 Gelbvieh (incl. Fleischnutzung)364603142,9 Hinterwälder ((incl. Fleischnutzung)51627188,7 Rotes Höhenvieh (*)54701200,6 Glanrind (*)70600250,7 Vorderwälder (*)2074050787,7
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 15 Drucksache 16/8746 Rinder Holstein-Rbt.20066921429002754,7NG Braunvieh10691439174244,5 Fleckvieh (incl. Fleischnutzung)340164244813532,4 Holstein-Sbt.7960147562431669,2 Schafe Alpines Steinschaf2006819130,7PERH Krainer Seinschaf (*)2431089,1 Merinolangwollschaf314453123,1ERH Brillenschaf45677168,8 Weiße gehörnte Heidschnucke (*)55796205,8 Weißes Bergschaf (incl. Geschecktes Bergschaf) (*) Leineschaf Leineschaf ursprünglicher Typ 551302211,1 Leineschaf (*)892261342,5 Braunes Bergschaf531355204,0BEO Waldschaf571139217,1 Merinofleischschaf843225327,5 Weiße hornlose Heidschnucke902916349,2 Bentheimer Landschaf962240368,2 Weißköpfiges Fleischschaf1851831672,1 Rhönschaf2105523809,2 Graue Gehörnte Heidschnucke2134625814,5 Coburger Fuchsschaf2243792846,0 Ostfriesisches Milchschaf (weiß) Ostfriesisches Milchschaf (schwarz) Ostfriesisches Milchschaf (gescheckt) Ostfriesisches Milchschaf2552691931,7 Rauhwolliges Pommersches Landschaf (*)28834811064,0 Skudde (*)29133981072,2 Merinolandschaf337156811319,6NG Schwarzköpfiges Fleischschaf393133941527,2 Schweine Rotbuntes Husumer Schwein2006114234,9PERH Bunte Bentheimer62207190,8ERH Angler Sattelschwein2369 Deutsches Sattelschwein1681
Drucksache 16/8746 16 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode Schweine Schwäbisch Hällisches Schwein24170 Sattelschweine (gesamt) (*)200663320210,5 Deutsche Landrasse495241621588,7NG Deutsches Edelschwein (Large White)42170191940,3 Ziegen Braune Harzer Ziege5239268,8ERH Thüringer Wald Ziege 151871514,8BEO 2006 Weiße Deutsche Edelziege2633202972,2 Bunte Deutsche Edelziege31649611188,3NG Bestandszahlen einheimischer Geflügelrassen 20002005 BestandszahlenZuchten m wzuchten m wkategorie Tierart: Huhn Augsburger16281302340146I Bergischer Schlotterkamm17411451932161I Bergischer Kräher28482073573251II Deutsche Langshan28622364679363II Deutscher Sperber42652895391395II Krüper24551984582314II Ramelsloher26401583456270II Sachsenhuhn53964674886450II Sundheimer6513061484159635III Lakenfelder80141656104191829IV Brakel18633517061592581270 V Deutsches Reichshuhn30540718181713151373 V Deutsches Lachshuhn12023510961803161395 V Hamburger24350323632193941976 V Ostfriesische Möwe12221610731562551278 V Rheinländer39077540363656483442 V Thüringer Barthuhn17632717091762811574 V Vorwerkhuhn21637318414707683880 V Westfälischer Totleger14827411472133401480 V Tierart: Gans Lippegans 4 614121214I Deutsche Legegans39701554061164II Diepholzer Gans9716734783153382III Emdener Gans9715534088135255III Pommerngans54089620385368571849 V
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 17 Drucksache 16/8746 Tierart: Ente Deutsche Pekingente60113284104169359IV Pommernente75119292124175403IV Tierart: Pute Bronzepute120168436123176418IV Cröllwitzer Pute162252641160213519 V Gefährdete Rassen in Deutschland (Zusammenfassung) Stand 02/2008 PERHERHBEOnicht gefährdet gesamt gefährdet (NG) Pferde 6 33214 Rinder 411 419 Schafe 2 512221 Schweine 1 2 25 Ziegen 1214 Gesamt1322171163 52 Von63einheimischenRassenwerdeninDeutschland52alsgefährdet (Erhaltungsrasseninkl.phänotypischeErhaltungbzw.Beobachtungsrasse)eingeordnet. DieUmsetzungdesNationalenFachprogrammsinDeutschlandwirdseitdem 1.Januar2008auchfinanzielldurchdenneuenFördergrundsatz ErhaltunggenetischerRessourceninderLandwirtschaft indergemeinschaftsaufgabe VerbesserungderAgrarstrukturunddesKüstenschutzes (GAK)gemeinsam von Bund und Ländern unterstützt. DesWeiterenerstreckensichdieFördermaßnahmenderBundesregierungauf Modell-undDemonstrationsvorhabenimBereichderErhaltungundinnovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt. 23.WievieleInitiativenzurErhaltungalterHaustierrassengibtesinDeutschland,wiewerdensieundihreVernetzunggefördert,undistdieseFörderung nach Auffassung der Bundesregierung ausreichend? DieZahlderInitiativenkannnichtexaktbeziffertwerden.FürfastallegefährdetenNutztierrassengibtesZuchtprogramme,dievondenstaatlichanerkanntenZüchtervereinigungengeführtwerden,zudemgibtesspezielleFördervereine, die von den Aktivitäten ihrer Züchter/Mitglieder getragen werden. HinzukommenbundesweitagierendeundfachlichundthematischübergeordneteVerbändewiedieDeutscheGesellschaftfürZüchtungskundee.V. (DGfZ) unddiegesellschaftzurerhaltungalterundgefährdeterhaustierrassene.v. (GEH).DiewichtigstenVerbändesindimFachbeiratTiergenetischeRessourcenvertretenundüberdiesendirektindieUmsetzungdesNationalenFachprogrammseingebunden.EinAuf-bzw.Ausbaueinesbundesweitvernetzten ErhaltungszuchtprogrammsistimTierzuchtgesetzundNationalenFachprogramm vorgesehen.
Drucksache 16/8746 18 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode DanebensetztsichdasBMELVmitUnterstützungdesInformations-undKoordinationszentrumsfürBiologischeVielfalt (IBV)beiderBundesanstaltfür LandwirtschaftundErnährung (BLE)fürInitiativenundErhaltungsnetzwerke ein. Die Förderung ist nach Auffassung der Bundesregierung ausreichend. 24.WelcheAuswirkungenhatdiein2006beschlosseneÄnderungdesTierzuchtgesetzesundderRückzugdesStaatesausdenhoheitlichenAufgaben imbereichdertierzuchtaufdietierzüchterischenaktivitätenundinitiativen zur Erhaltung alter Haustierrassen? MitderNeufassungdesTierzuchtgesetzesEnde2006werdenLeistungsprüfungundZuchtwertschätzungnacheinerÜbergangsperiodebisEnde2013den Zuchtorganisationenübertragen ( privatisiert ).Abweichendhiervoneröffnet dastierzuchtgesetzdenländernallerdingsdiemöglichkeit,leistungsprüfung undzuchtwertschätzungauchweiterhinhoheitlichdurchzuführen.dieseveränderungensindfürdieaktivitätenundinitiativenzurerhaltunggefährdeter einheimischer Nutztierrassen jedoch unerheblich. 25.WiewilldieBundesregierungehrenamtlicheTierzuchtaktivitäteninZukunft unterstützen, um deren weitere Abnahme vorzubeugen? EhrenamtlicheTierzuchtaktivitätenwerdendurchdieBundesregierung,wiein derantwortzufrage22ausgeführt,nichtnurzunehmendfinanziell,sondern auchideellunterstützt.hierzuverleihtdasbundesministeriumfürernährung, LandwirtschaftundVerbraucherschutzaufVeranstaltungenderZuchtorganisationen,aufMessenundAusstellungenEhrenpreisefürhervorragendetierzüchterische Leistungen und Zuchtprodukte. 26.WelchealtenPflanzensortenwerdeninwelchemUmfanginDeutschland angebaut,undwieunterstütztdiebundesregierungdiewiederbelebung alternutzungsformenmindergenutzterpflanzengenetischerressourcen als Rohstofflieferant? DerBundesregierungliegenkeineAngabenüberdenUmfangdesAnbausalter Pflanzensortenvor.EinigeBundesländer,u.a.Nordrhein-WestfalenundBrandenburg,fördernseiteinigenJahrendenAnbaubedrohter,regionalangepasster Kulturpflanzen.ImBundeslandBrandenburgwerdendabeiu.a.Landsortender KulturpflanzenartenGerste,Weizen,Roggen,Hafer,HirseundKartoffelgefördert. Seit2008wirdderAnbaugefährdeterheimischerNutzpflanzensortenauchim RahmenderGemeinschaftsaufgabe VerbesserungderAgrarstrukturunddes Küstenschutzes (GAK)gefördert.FürdieUmsetzungderMaßnahmensind die Länder zuständig. DieFachagenturNachwachsendeRohstoffee.V. (FNR)alsProjektträgerdes BMELVunterstütztForschung,EntwicklungundMarkteinführungimBereich NachwachsendeRohstoffe,wobeiauchProjektemitinDeutschlandbislang weniger genutzten pflanzengenetischen Ressourcen gefördert werden.
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 19 Drucksache 16/8746 27.WievieleInitiativenzurErhaltungalterPflanzensortengibtesin Deutschland,wiewerdensieundihreVernetzunggefördert,undistdiese Förderung nach Auffassung der Bundesregierung ausreichend? DiewichtigsteninderErhaltungalterPflanzensortentätigenInitiativenwie z.b.derpomologen-vereine.v.,dervereinzurerhaltungdernutzpflanzenvielfalte.v. (VEN)oderderVereinzurErhaltungundRekultivierungvon NutzpflanzeninBrandenburge.V. (VERN)sindimsogenanntenKERN-Verbundorganisiert.DerKERN-VerbundistimBeratungs-undKoordinierungsausschussfürgenetischeRessourcenlandwirtschaftlicherundgartenbaulicher Kulturpflanzen (BEKO)vertretenundüberdiesendirektindieUmsetzungdes NationalenFachprogrammseingebunden.EineStärkungderVernetzungsstruktur ist im Nationalen Fachprogramm vorgesehen. DanebensetztsichdasBMELVmitUnterstützungdesInformations-undKoordinationszentrumsfürBiologischeVielfalt (IBV)beiderBundesanstaltfür LandwirtschaftundErnährung (BLE)fürInitiativenundErhaltungsnetzwerke ein. 28.WelcheRollekannderTourismusimländlichenRaumbeiderWiederbelebungalterNutzungsformenspielen,undwiefördertdieBundesregierung dies? DerTourismusbietetfürvieleländlicheRegioneneingroßesPotenzialzur SchaffungvonEinkommenundArbeitsplätzen.AlteNutzungsformenwie Streuobstwiesen,HutewälderoderHeidenstellendabeialsbesondersattraktive LandschaftsformeneinwichtigesKapitalfürdietouristischeEntwicklungdar. InsofernkannderTourismusdurchauseinebedeutendeRollezurWiederbelebungdieserNutzungsformenspielen,indemersiefürdieinderländlichen RegionlebendenMenscheninWertsetzt.DasBMELVfördertdiesz.B.im RahmendesgemeinsammitdemBundesministeriumfürUmwelt,Naturschutz undreaktorsicherheit (BMU)gestartetenBundeswettbewerbs IdeeNatur NaturschutzgroßprojekteundländlicheEntwicklung.AuchbeiderArbeitder am12.märz2008vombundeskabinetteingesetzteninterministeriellen Arbeitsgruppe LändlicheRäume wirddieverbindungvonnaturschutzund Tourismus voraussichtlich behandelt werden. 29.TeiltdieBundesregierungdieAuffassung,dassderökologischeLandbau anseinebewirtschaftungsweiseangepasstesortenundrassenbenötigt unddeswegeneineeigenezuchtmitaufdenökolandbauabgestimmten Zuchtzielen braucht, und wenn nicht, warum nicht? DieseFragekannnichtgenerellbeantwortetwerden.ZumBeispielwirdderzeit fürgetreideinmehrerenprojektendesbundesprogrammsökologischerlandbau (BÖL)dieEignungverschiedenerSortenfürdenökologischenLandbau geprüft.endgültigeaussagensindnochnichtmöglich.dagegenkommen UntersuchungenzurPrüfungunterschiedlichergenetischerHerkünfteaufderen züchterischeeignungfürdieökologischeschweinefleischerzeugungzudem Schluss,dassbeivergleichbarenVermarktungszielenfürdieökologische Schweinefleischerzeugung keine speziellen Zuchtprogramme erforderlich sind.
Drucksache 16/8746 20 Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 30.WieunterstütztdieBundesregierungdenökologischenLandbaubeim AufbaueinereigenenPflanzen-undTierzucht,undhältsiedieseUnterstützung für ausreichend? DieBundesregierungunterstütztimRahmendesBÖLverschiedeneForschungsprojekteimBereichPflanzen-undTierzucht.EntgegendenPlänender altenbundesregierungwerdendiemittelfürdasbölnichtreduziertunddas ProgrammwirdmitdemSchwerpunktpraxisorientierteForschungs-undEntwicklungsvorhaben weitergeführt. 31.WelcheGefahrenfürdieAgrobiodiversitätgehennachAuffassungder BundesregierungvonPatentenaufTiereundPflanzenaus,undwelchen Handlungsbedarf sieht die Bundesregierung hier? SoweitPatenteerteiltwerdenkönnen,derenGegenstandPflanzenundTiere sind,zeichnensichnegativeauswirkungenbeiineuropaerteiltenpatenten derzeitnichtab.diebundesregierungbeobachtetdieentwicklungaufmerksam undwirdimfalleeinerausihrersichtbedenklichenerteilungspraxisdiebestehendenhandlungsmöglichkeitenprüfenundbeisichevtl.abzeichnendenunerwünschten Entwicklungen entsprechend gegensteuern. 32.WelchenEinflusshabennachAnsichtderBundesregierungdieVermarktungsmöglichkeitenvonProduktenausaltenNutztierrassenoderNutzpflanzensortenaufderenErhalt,undwieschätztdieBundesregierungdas Potenzial einer solchen Vermarktung ein? DieVermarktungvonProduktenausaltenNutzpflanzensortenoderNutztierrassenisteinSchlüsselelementfürderenErhaltung.ErfolgreicheBeispiele (Rhönschaf,BunteBentheimer,BoefdeHohenlohefürdieRasseLimpurger) belegendies.dererfolgsolchervermarktungenhängtoftentscheidendvom UnternehmergeistundprivatemEngagementab.DasPotenzialdieserVermarktungsstrategienzieltvorrangigaufdieErschließungregionalerMärkteund kann nicht pauschal beantwortet werden. FürpflanzengenetischeRessourcenveranstaltetedasBMELVimRahmendes NationalenFachprogrammszurErhaltungundNutzungpflanzengenetischer RessourcenlandwirtschaftlicherundgartenbaulicherKulturpflanzen2004ein erstesfachgesprächzu VermarktungsstrategienfürinnovativeProdukteund VerfahrenaufderBasisgenetischerRessourcenfürErnährungundLandwirtschaft ;dieergebnissesindinband25derschriftenzugenetischenressourcen (http://www.genres.de/infos/rei-bd25.htm) publiziert. 33.WiebewertetdieBundesregierungdieVerarbeitungs-undVermarktungsstrukturenfürProdukteausaltenNutztierrassenoderNutzpflanzensorten, und welchen Handlungsbedarf sieht sie in diesem Bereich? SpezifischeVerarbeitungs-undVermarktungsstrukturenexistierenfürProdukte ausaltennutztierrassenundnutzpflanzensortennicht.eineüberprüfungeines möglichenhandlungsbedarfswurdemitdemunterderantwortzufrage32genanntenfachgesprächbegonnen.nebendererschließungneuermärktedurch innovativeproduktebestehthäufigdasproblem,dassnichtausreichendemengensolcherproduktefüreinenachhaltigemarktbeschickunggeliefertwerden können.
Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode 21 Drucksache 16/8746 34.WelcheAuswirkungenhatdieEinführungderEU-Hygieneverordnung aufdiezurverarbeitungundvermarktungvonproduktenausaltennutztierrassenundnutzpflanzensortenbesondersgeeignetenkleinerenund handwerklichenbetriebe,undwiewilldiebundesregierungdafürsorge tragen,dassdiezuständigenbehördenvorortdievondereueingeräumten Spielräume zur Umsetzung der Richtlinien besser nutzen? DasneueEG-Lebensmittelhygienerechtistseitdem1.Januar2006EU-weit unmittelbaranzuwenden.fürkleinehandwerklichebetriebe,dielebensmittel pflanzlichenursprungserzeugenundindenverkehrbringen,ergibtsichdurch dasneueeg-lebensmittelhygienerechtinsoweiteineneuerung,alsnunmehr auchbetriebederprimärproduktion,z.b.erzeugervonobstundgemüse, generelldenvorschriftendesgemeinschaftlichenlebensmittelhygienerechts unterliegen.eineausnahmebestehtnurfürdieabgabekleinermengenvon ErzeugnissenunmittelbaranEndverbraucheroderörtlicheBetriebedesEinzelhandels,diedieErzeugnisseunmittelbaranEndverbraucherabgeben.FürdiesenFallsehendieRegelungendernationalenLebensmittelhygiene-Verordnung ähnlichehygieneregelungenwieimgemeinschaftsrechtvor.grundsätzlich sinddiefürprimärerzeugergeltendengemeinschaftlichenundnationalen HygieneregelungenorientiertanelementarenAnforderungenderbetrieblichen Basishygiene;esistdavonauszugehen,dasssiebeiEinhaltungdergutenlandwirtschaftlichen Praxis von Erzeugern ohne Schwierigkeiten erfüllbar sind. FüreinenTeilderkleinenhandwerklichenBetriebe,diemitLebensmittelntie- rischenursprungsumgehen,gibteswichtigeauswirkungendesneueneg- LebensmittelhygienerechtsimHinblickaufdieAusweitungderZulassungspflicht.GrundsätzlichwirdimgemeinschaftlichenLebensmittelhygienerecht nunmehrfürallebetriebe (ausgenommeneinzelhandelsbetriebe),dielebensmitteltierischenursprungs,fürdiespezifischehygieneanforderungengeregelt sind,herstellen,behandelnundindenverkehrbringen,einezulassungspflicht geregelt.dieerteilungderzulassungistdamitnichtmehrlediglichdievoraussetzungfürdieteilnahmeamhandelmitanderenmitgliedstaaten,sondern vielmehrdievoraussetzungdafür,dasslebensmitteltierischenursprungsvon dembetreffendenbetriebüberhauptindenverkehrgebrachtwerdendürfen. DieseAusweitungderZulassungspflichtbetrifftinsbesonderekleinehandwerklicheBetriebe,dieTierezurGewinnungvonFleischfürdenmenschlichen Verzehrschlachten.DerartigeBetriebeunterliegennunmehrderPflichtzurZulassungdurchdiezuständigeBehördevorderAufnahmederGeschäftstätigkeit.VondieserAnforderungdesunmittelbaranzuwendendenEG-LebensmittelhygienerechtsbestehtnureineAusnahme:EinerZulassungbedarfesnicht, wennkleinemengenfleischvongeflügelundhasentieren,dieimerzeugerbetriebgeschlachtetwordensind,direktdurchdenerzeugerandenendverbraucher oder an örtliche Betriebe des Einzelhandels abgegeben werden. DerGemeinschaftsgesetzgeberwarsichdarüberimKlaren,dassaufGrunddieserAusweitungderZulassungspflichtzahlreicheneueZulassungenerforderlichwerdendürften.DaherbestehtfürsolcheBetriebe,dievorBeginnderAnwendungdesneuenEG-Lebensmittelhygienerechtsnichtzulassungspflichtig waren,eineübergangsfristfürdiezulassungbiszum31.dezember2009.für dieschaffungdieserübergangsfristhattesichauchdiebundesregierunginden entsprechenden Beratungen nachdrücklich eingesetzt. FüranderealsdieobengenanntenBetriebe,diedemgemeinschaftlichenLebensmittelhygienerechtunterliegen,stelltsichdieRechtslageimHinblickauf diezulassungspflichtwiefolgtdar:betriebedeseinzelhandels,dasheißt Betriebe,diedefinitionsgemäßLebensmittel (tierischenursprungs)amort (im Betrieb)derHerstellungoderBehandlungandenEndverbraucherabgeben, sindnachdemunmittelbargeltendengemeinschaftsrechtgenerellausderzulassungspflichtausgenommen.ausgenommensindfernersolchebetriebedes