Deeskalierende. Kommunikation. Verbale und nonverbale Interaktionstechniken bei herausforderndem Verhalten
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- Sarah Fischer
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1 Deeskalierende Kommunikation Verbale und nonverbale Interaktionstechniken bei herausforderndem Verhalten
2 Ablauf Sicheres Arbeiten Deeskalierende Arbeitshaltung Situative Deeskalation 2
3 Teil I Sicheres Arbeiten Gefährdungsanalyse des Arbeitsplatzes Strukturelle / Institutionelle Sicherheitsaspekte Verhalten im Raum Verhalten in der Beziehung und Kommunikationsformen Selbstsicheres Auftreten / Körpersprache Kooperativer Arbeitsstil / Teamarbeit Situationseinschätzung (epidemiologiesche Daten / Frühwarnzeichen) 3
4 Nur eine sichere MitarbeiterIn ist eine deeskalierende MitarbeiterIn Warum??? 4
5 Warum Deeskalation? In unserem Arbeitsumfeld sind wir als MitarbeiterInnen verantwortlich für die Gestaltung der Alltagsbedingungen unserer Klienten, weil wir die Macht dazu haben (Kognitive Voraussetzung, Gelegenheiten u. Möglichkeiten der Definition und Durchsetzung von Situationen und Regeln) Nur eine deeskalierende MitarbeiterIn ist eine sichere MitarbeiterIn, nur eine sichere MitarbeiterIn kann deeskalieren 5
6 Verhalten im Raum Fluchtwege offen halten Kollegen informieren Alarmanlage / Telefon in Reichweite Patienten nicht räumlich bedrängen (evtl. Tür einen Spalt offen lassen) 9
7 Verhalten in der Beziehung / Kommunikationsformen (gilt in als potentiell gefahrenträchtig eingeschätzten Situationen, nicht im normalen Kontakt) Erhöhte Wachsamkeit, aber keine Paranoia Angst ist wichtiges Signal Eine (patienten-) Beinlänge Abstand einhalten Beziehung muss paternalistisch assymetrisch sein ohne überheblich zu wirken Oberste Priorität: Ruhe, Geduld, Sicherheit vermitteln Langsame, kontrollierte Bewegungsabläufe Wir kontrollieren die Situation, nicht unser Gegenüber Krisenkommunikation! 10
8 Selbstsicheres Auftreten Ziel: Angst mindern durch vermittelte Sicherheit ( wir finden hier gemeinsam einen Weg raus ) Ist nicht die Aneinanderreihung verschiedener Körperhaltungen Körperhaltung ist Ausdruck unseres inneren Befindens und kann nur begrenzt manipuliert werden Gesetz der Erwartung Wichtig: immer wieder Reflexion (z.b. Rückmeldung von KollegInnen ernst nehmen) Erwächst aus einer inneren Haltung, die sich nährt aus dem Wissen um vielfältige Handlungsvariationen 11
9 Körpersprache und Kontrolle Wie bewege ich mich, wenn ich entspannt bin (Nähe/Distanz, Geschwindigkeit, Körperhaltung, Mimik, Gestik..) Wie klingt meine Stimme, wenn ich entspannt bin (Lautstärke, Modulation, Sprechgeschwindigkeit ) Wie verändert sich dies unter Anspannung? Kenne ich Methoden zur Selbstkontrolle, nutze ich Sie? 12
10 Kooperativer Arbeitsstil in der Krise Ziel: komplexes Handeln ermöglichen, Sicherheit und Klarheit gewährleisten Kein demokratischer Arbeitsstil in der Krise!!!!!!! ( Rad ) Wille zum gegenseitigen Vertrauen unbedingte Voraussetzung Einer hat das Kommando = Entscheidungs-Verantwortung (nicht alles selber machen, aber alles im Blick behalten, delegieren) Diskutiert wird nach der Krise, währenddessen gilt nahezu bedingungslose Unterordnung unter den Boss (= Verantwortung des einzelnen) (Ausnahme: eine beteiligte Person gerät durch angeordnetes Verhalten in Gefahr) Ausschließlich eine Person (der Boss oder von ihm bestimmt) hält den Kontakt zum Pat. >> gewährleistet Schutz vor zusätzlichem Stress durch Reizüberflutung und widersprüchliche Informationen 13
11 Frühes Erkennen drohender Eskalation Einschätzungsskalen (z.b. Brøset) Potentielle Gefahrensituationen kennen Aufnahme Verlegung Zwischen Aufstehen und Arbeitstherapie Medikamentenausgaben patientennahe Tätigkeiten Gibt es gefährliche BewohnerInnen? Nicht bestimmte Diagnosen sind verlässlicher Indikator für Gewaltbereitschaft Wichtigster Indikator >> gewaltsames Handeln in der Vorgeschichte Situative Hinweise Plötzliche Veränderung des gewohnten Aktivitätspegels un des Nähe/Distanzverhaltens Erhöhte Spannung in der Muskulatur (Körperhaltung, Mimik) Veränderung in der Sprachmodulation 14
12 Teil II Deeskalierende Arbeitshaltung Aggression Gewalt Ursachen gewaltsamen Handelns Therapeutisches Milieu 15
13 Die deeskalierende Arbeitshaltung beinhaltet deeskalierende Grundhaltung sowie situative Deeskalation = Arbeitshaltung (v.a.: Gestaltung eines therapeutischen Milieus und empathischer, offener Interaktionsstil) = Krisenkommunikation : (Sicherheit, Klarheit, Struktur, Reduktion der Komplextät und Situativer, gerichteter Interaktionsstil ) Ziel: Eskalationen verhindern, Sicherheit / Gehaltensein ( Containing, Caring ) vermitteln Ziel: weitere Eskalation verhindern, Richtungsänderung in der Gewaltspirale 16
14 Definition Aggression Aggression findet nicht zwangsläufig Ausdruck in gewalttätigem Handeln. Sie ist als grundsätzliche menschliche Lebensäußerung (als Motor und Antrieb von Handeln) daher weder gut noch schlecht. Wir versuchen nicht, sie zu verhindern, wir versuchen, ihre Ausdrucksformen sozial verträglich und nützlich zu lenken. 17
15 Definition Gewalt Gewalt ist immer auch ein missglückender, Daher ist sie unter professionellen Gesichtspunkten als Beziehungsversuch zu verstehen und in der Entwicklungsplanung zu berücksichtigen sozial nicht erwünschter Versuch der Kommunikation 18
16 Ursachen gewaltsamen Handelns Angst Frustration elementarer menschlicher Bedürfnisse Beispiele: Frustrationen durch Grenzüberschreitungen, bei Verboten, durch Reglementierung. Folgen: Demütigung, Hilflosigkeit, Kontrollverlust, Bedrohung Zusätzlich möglich: Schmerzen Hirnorganische Veränderungen Intoxikationen Psychotisches Denken und Erleben 19
17 Therapeutisches Milieu zum Milieu gehören räumliche, sächliche, zeitliche und interaktive Bedingungen ein Milieu ist nicht von selbst therapeutisch erst die zielgerichtete und geplante Gestaltung lässt ein Milieu therapeutisch wirken 20
18 Wodurch wird ein Milieu zum deeskalierenden Milieu? 21
19 Milieutherapeutische Wirkprinzipien (Heim) 1. Partizipation (Mitentscheid; Mitveranwortung; Autonomie) 2. Offene Kommunikation 3. Soziales Lernen (Reflexion, Lernen am Modell, Aktivieren) 4. Leben in der Gemeinschaft 22
20 Teil III Situative Deeskalation Grade der Gefährlichkeit Stress Spannung / Spannungsabbau Selbstkontrolle Techniken der Krisenkommunikation 23
21 Professionelles Handeln in der Krise soll : weitere Eskalationen verhindern Angst mindern, Sicherheit vermitteln Beziehung halten (eine gelungene Krisenbewältigung stabilisiert eine Beziehung) Beinhaltet Krisenbewältigung, nicht Problemlösung Entschlossenes und dennoch empathisches Handeln 24
22 Einschätzen der Gefährlichkeit 3 Grade der Gefährlichkeit, 3 unterschiedliche angemessene Reaktionen: Geringe Gefahr >> vermutlich keine Verletzungen >> Ausweichen, Krisenkommunikation Mittlere Gefahr >> leichtere Verletzungen möglich >> Ausweichen, Krisenkommunikation, Rückzug Hohe Gefahr >> vermutlich schwere Verletzungen >> Ausweichen, Krisenkommunikation, Zwang bzw. Flucht 25
23 Es gibt einen Zusammenhang zwischen Stress und Eskalation
24 Physiologie des Stress Körper Ausschüttung von Hormonen, die Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen steigern und auf das vegetative Nervensystem wirken >> Pulsschlag steigt, Atmung beschleunigt, Frieren, Schwitzen.. Wahrnehmung / Kognition Emotion Wahrnehmung und Denken fokussieren die aktuelle Problemlösung >> Tunnelblick Extrem unangenehmer Spannungszustand, der schnellstens beendet sein soll Verhalten Selbstkontrolle erschwert Rückgriff auf Bewährtes; kreative / neue Lösungsansätze fast unmöglich Schwer beeinflussbar; Eigendynamik (Angelehnt an PART) 27
25 II Eskalation III Krise IV Spannungsabfall I Auslöser Körperreaktion Emotion V Nachkrisendepression? Normalzustand Kognition / Wahrnehmung Verhalten (Kurve nach Breakwell und PART) 28
26 Spannung / Gespanntheit / Spannungsabbau Der psychiatrische Begriff Gespanntheit bezeichnet nicht allein einen psychischen Spannungszustand, sondern zugleich immer auch eine körperliche Anspannung mit entsprechenden körperlichen Korrelaten (vegetativ, muskuläre Anspannung ) Daher ist für eine gelungene Deeskalation die Möglichkeit zum körperlichen Spannungsabbau unerlässlich! Welche Formen nutzen Sie persönlich? Welche Möglichkeiten gibt es in Ihrer Arbeitseinheit? 29
27 Selbstkontrolle in der Krise In der Krise besteht die größte Gefahr für unser professionelles Handeln im Verlust der Selbstkontrolle. ( >> Reaktionen aus dem Bauch ) Selbstkontrolle wird reguliert über Kognitive Einstellungen Vegetative Regulation Beides kann geübt werden Welche Formen der Selbstkontrolle nutzen Sie? 30
28 Die Bedeutung der Sicherheit Krisen erzeugen Unsicherheit, Unsicherheit erzeugt Angst Angst erzeugt mehr Unsicherheit erzeugt mehr Angst erzeugt mehr Unsicherheit. Sicherheit reduziert Angst Sicherheit durch Krisenkommunikation 31
29 Krisen- kommunikation ø Kommunikation im Beziehungsnormalfall Ziel: Angstreduktion Eher geschlossene Kommunikationsform Ziel: Ermutigung zu komplexen Betrachtungen, Klärungen werden gesucht Sätze mit wenigen Worten, Worte mit wenigen Buchstaben Nicht Klärung, sondern Klarheit/Orientierung stehen im Vordergrund Eindeutigkeit, Sicherheit vermitteln Offene Fragen Symmetrisch Der Verlauf wird durch beide Partner gleichwertig bestimmt.. 32
30 Krisenkommunikation - oder: Es geht nicht um Gewinnen oder Verlieren Ziele: Angstreduktion weitere Eskalation verhindern Richtungsänderung in der Gewaltspirale Nicht Klärung, sondern Klarheit/Orientierung stehen im Vordergrund Krisenkommunikation ist eine eher geschlossene Kommunikationsform = situativer, gerichteter Interaktionsstil Sätze mit wenigen Worten, Worte mit wenigen Buchstaben Eher geschlossene Fragen Maximal zwei Wahlalternativen Vermitteln: Sicherheit Klarheit Struktur Orientierung Reduktion der Komplexität einer Situation Ruhe!! (Körpersprache, Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke, Modulation ) 33
31 Kontakt herstellen und halten Möglichst mit Namen anrufen Evtl. ins Blickfeld des Gegenübers stellen Vorsicht mit Körperkontakt!! (auf keinen Fall ungesehen berühren) Einen Tick über dem Erregungsniveau des Gegenübers einsteigen Kontakt unbedingt halten bzw. wiederherstellen (!!!) ohne Kontakt ist keine Intervention möglich 34
32 Mitschwingen Vorstellung: eine unsichtbare Verbindungsleine besteht zwischen mir und meinem gegenüber. Jede Bewegung überträgt sich über die Schwingungen dieser Verbindung zwischen uns: ich spüre den Energie- und Erregungspegel meines Gegenübers, er seinerseits meinen. Durch langsam ruhiger werdende körperliche Kommunikation senke ich unser Erregungslevel: ich schwinge zunächst mit ihm, später er mit mir mit. 35
33 Vielen Dank für die anregende Zusammenarbeit 36
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