Unhörbare Bedeutungen in der Sprache Habilitationsvortrag vom an der Philosophischen Fakultät der Universtität zu Köln Horst Lohnstein
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1 Unhörbare Bedeutungen in der Sprache Habilitationsvortrag vom an der Philosophischen Fakultät der Universtität zu Köln Horst Lohnstein Es gibt eine elaborierte, kohärente und überaus elegante Semantik-Theorie, die die rein formalen Objekte der syntaktischen Strukturbildung intuitiv angemessen interpretiert. Ich nenne sie im Folgenden die Quantifikationstheorie. Das Problem besteht nun darin, dass es einen Datenbereich gibt, den diese Theorie nicht nur nicht erklären kann, sondern der zu Annahmen zwingt, die mit dieser Theorie nicht kompatibel sind. Die Quantifikationstheorie ist nämlich mit den Annahmen über die Phänomene, die bei der Interpretation von Diskurs-Anaphern indefiniter Nominalphrasen auftreten, nicht zu vereinbaren. Diese Quantifikationstheorie wurde von Gottlob Frege begründet und im Laufe dieses Jahrhunderts von Bertrand Russell über Rudolf Carnap, Alfred Tarski, Alonzo Church u.a. bis hin zu Richard Montague weiter entwickelt und mündet in die modelltheoretische Semantik. Diese Semantiktheorie -obwohl sie unabhängig von der generativen Syntaxtheorie entstanden ist- leitet Bedeutungsrepräsentationen ab, die bis ins Feinste -nämlich bis in den Bereich der unhörbaren syntaktischen Operationen- die syntaktischen Strukturen natürlicher Sprachen adäquat interpretiert. Die generative Syntaxtheorie, deren Entwicklung sich entlang der Lebenslinie Noam Chomskys vollzogen hat, hat sich von Anbeginn ihres Bestehens stets als Theorie über ein autonomes - nicht auf semantische Eigenschaften reduzierbares- grammatisches System begriffen. Insofern beschränkte sich die generative Grammatiktheorie unter der Perspektive dieser erkenntnisleitenden Autonomie-Hypothese explizit auf die rein formalen Eigenschaften der syntaktischen Strukturbildung. Erst das Zusammentreffen der generativen Grammatiktheorie Chomskyscher mit der Quantifikationstheorie Montaguescher Prägung hat zu einer interpretativen Semantiktheorie für die syntaktischen Strukturen natürlicher Sprachen geführt. Dieser Vortrag ist in sieben Teile untergliedert. Wie im Inhaltsverzeichnis skizziert, werde ich in Teil I zunächst sowohl die generative Syntaxtheorie als auch die Quantifikationstheorie in ihrer Entstehung und in ihrem Zusammentreffen kurz vorstellen. In Teil II werde ich einige grundlegende Eigenschaften der generativen Syntaxtheorie erörtern. In Teil III werde ich zeigen, dass es unhörbare Elemente gibt, die genauso behandelt werden müssen, wie ihre hörbaren Entsprechungen, und die sich nicht mit den Mitteln der (lexikalischen) Semantik interpretieren lassen. In Teil IV wende ich mich den unhörbaren Operationen zu und werde vorführen, wie Quantorenphrasen in der generativen Syntaxtheorie behandelt werden und speziell, wie die Interaktion zwischen mehreren Quantorenphrasen als Quantoren-Anhebung theoretisch erfasst wird. Dabei zeige ich, wie diese Konstruktionen bis aufs Feinste, d.h. isomorph auf die semantischen Strukturen der Quantifikationstheorie abgebildet werden können, so dass jeder einzelne Knoten und jede einzelne unhörbare Operation semantisch intuitiv angemessen interpretiert werden kann. Im Anschluss daran erörtere ich in Teil V anhand von Diskurs-Anaphern zu indefiniten Nominalphrasen, dass die Quantifikationstheorie nicht geeignet ist, um diesen Datenbereich angemessen zu erfassen, dass sie darüber hinaus sogar zu unerwünschten Resultaten führt. Ich stelle daher in Teil VI eine neue Theorie vor, die Nominalphrasen nicht als Quantorenphrasen auffasst, sondern als Individuen-denotierende Ausdrücke. Diese Theorie kann neben den Quantifikations-Konstruktionen auch die Diskurs-Anaphern indefiniter Nominalphrasen intuitiv angemessen behandeln. Ich nenne diese Theorie im Folgenden die Epsilon-Theorie, da ihr wesentliches Element der Epsilon-Operator ist. Dieser Operator wurde in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts von David Hilbert in die mathematische Beweistheorie eingeführt. Er wird als eine Funktion gedeutet, die aus einer Menge von Individuen das hervorgehobenste (oder salienteste) Element seiner Art auswählt. Nominalphrasen in natürlichen Sprachen werden damit nicht mehr -wie in der Quantifikationstheorie- als komplexe Objekte wie Funktionen von Mengen von Individuen in Wahrheitswerte gedeutet. Sie werden schlicht als Individuen-denotierende Ausdrücke behandelt. Der abschließende Teil VII fasst in einer theoriebewertenden Betrachtung zusammen, dass die Epsilon-Theorie nicht nur konzeptuell einfacher ist, da sie auf das Konzept der unhörbaren Bewegung verzichten kann, sondern auch adäquater. Sie kann nicht nur alle Quantifikationsphänomene äquivalent zur Quantifikationstheorie erfassen, sondern darüber hinaus auch angemessene Deutungen für die Diskurs-Anaphern indefiniter Nominalphrasen zur Verfügung stellen. Ich beginne nun mit Punkt römisch I. auf dem Ihnen vorliegenden Handout. Die generative Grammatiktheorie und die mathematisch philosophische Logik entwickeln sich zunächst parallel zu aber unabhängig von einander. 1 2
2 Mit der modelltheoretischen Semantik Montagues liegt um 1970 erstmals eine formale und mathematisch exakte Theorie vor, die -wie die linguistische Forschung der 70-er Jahre zeigtsyntaktische Ausdrücke natürlicher Sprachen in eine 1:1-Beziehung zu semantischen Ausdrücken zu setzen vermag. Das grundsätzliche Vorgehen besteht dabei darin, die syntaktischen Ausdrücke der natürlichen Sprache zunächst in syntaktische Ausdrücke der Logiksprache zu übersetzen, um diese sodann relativ zu den Gegebenheiten eines Modells von der Welt -gemäß der sog. Tarski-Semantik- zu interpretieren. Das Ziel einer Semantiktheorie für natürliche Sprachen ist es jedoch, auf eine explizite Übersetzung in eine logische Interlingua zu verzichten, um mit einer geeigneten Semantik die natürlich-sprachlichen Ausdrücke direkt zu interpretieren. Mit der Unterscheidung in D-Struktur und S-Struktur wird die Intuition expliziert, dass Sätze wie in (5) einerseits einen gleichen propositionalen Gehalt aufweisen, andererseits aber derart voneinander abweichen, dass Konstituenten durch sog. move " unter bestimmten Bedingungen umgestellt werden können. move " ist dabei als eine Metapher zu verstehen, die Konstituenten-Positionen auf der D- Struktur mit Konstituenten-Positionen auf der S-Struktur assoziiert. (6)(iii) zeigt die S-Struktur für den Satz (5)(iii), in der zweimal eine hörbare Bewegung stattgefunden hat. Zum einen ist das finite Verb liegt aus der für den deutschen Nebensatz typischen Endposition in die Satzanfangsposition versetzt worden, und in einem zweiten Schritt wurde das Subjekt die Katze vor das finite Verb gestellt. Dazu modifiziert man die Syntax der Logiksprache derart, dass sich die syntaktischen Strukturen der natürlichen Sprache isomorph auf die syntaktischen Strukturen der Logiksprache abbilden lassen, so dass beide Systeme zusammenfallen. Damit erhält man ein Syntax-Semantik-System für die natürliche Sprache, welches die Mittel der Tarski-Semantik zur Interpretation verwendet. Ich werde dies an den zwei unhörbaren Objekten in (1) zeigen. Bevor ich nun anhand unhörbarer Elemente und unhörbarer Operationen die funktionale Organisation eines solchen Grammatiksystems erörtere, möchte ich in römisch II einige grundlegende Annahmen explizieren. (2) Eine Grammatik G regelt die systematische Zuordnung (komplexer) Lautstrukturen zu (komplexen) Bedeutungen. Dies kann -da es unendlich viele verschiedene Sätze gibt- nur auf der Grundlage eines Kompositionalitätsprinzips wie in (3) stattfinden. (3) Kompositionalitätsprinzip Die (wörtliche) Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks lässt sich aus der Bedeutung der beteiligten Teilausdrücke (lexikalische Semantik) und der Art ihrer Zusammensetzung (syntaktische Struktur) berechnen. Eine Grammatik lässt sich damit als ein Interface begreifen, welches sprachliche Lautstrukturen systematisch in Vorstellungen übersetzt, wie dies in (4)(i) und (4)(ii) dargestellt ist. Elaboriert man dieses Konzept etwas weiter, so erhält man das T-Modell einer gewissen Variante der generativen Grammatik, der sog. Prinzipien und Parameter - Theorie. Diese Konzeption unterscheidet verschiedene wohldefinierte Ebenen der syntaktischen Strukturbildung. So gilt etwa für die Sätze in (5), dass sie auf der zugrundeliegenden D-Struktur identisch sind und erst auf der Ebene der S-Struktur ihre oberflächennahen Formen erhalten. 3 Alternativ zu der Katze könnte auch das Adverb gern oder die Lokalitäts-Angabe auf dem Sofa in die präfinite Position versetzt werden. Ich komme nun zu Teil römisch III und den ersten unhörbaren Objekten in der Sprache: den unhörbaren Elementen. Die Daten in (7) sind unter dem Aspekt der referentiellen Bindung von Pronomina interessant. (7) Pronominale Bindung (hörbar und unhörbar) (7)(i) Karl i verspricht [seinem Freund] j, [ dass er i/*j auf ihn wartet ] 4
3 (7)(ii) Karl i verspricht [seinem Freund] j, [ i/*j auf ihn zu warten ] (7)(iii) Karl i überredet [seinen Freund] j, [ dass er *i/j auf ihn wartet ] (7)(iv) Karl i überredet [seinen Freund] j, [ *i/j auf ihn zu warten ] (7)(i) zeigt, dass das Subjekt-Pronomen des Nebensatzes mit dem Subjekt des Hauptsatzes - Karl- koreferent sein kann, nicht jedoch mit dem Objekt des Hauptsatzes -seinem Freund. Realisiert man den Nebensatz infinit, so wird das Subjekt-Pronomen dieses Nebensatzes unhörbar. Dieses unhörbare Element in (7)(ii) erhält jedoch die gleiche Interpretation wie seine hörbare Entsprechung in (7)(i). Die Indizes i und j an den jeweiligen Ausdrücken markieren Koreferenz. Ein Stern vor einem Index markiert, dass Koreferenz grammatisch nicht möglich ist. Dass dieselbe Relation wie in (7)(i) und (7)(ii) auch mit dem Objekt möglich ist, zeigen die Beispiele in (7)(iii) und (7)(iv). Für dieses unhörbare Pronomen -welches PRO genannt wird- gilt nun, dass es im T-Modell der Prinzipien und Parameter-Theorie zwar auf der Ebene LF der logischen Form interpretiert wird, nicht aber auf der Ebene PF der phonologischen Form. Der umgekehrte Fall liegt mit sog. expletiven Subjekten wie in (8) vor. Diese erhalten zwar eine Interpretation auf PF, d.h. sie sind hörbar, sie erhalten aber keine Interpretation auf LF, denn sie werden nicht interpretiert. (8) Es regnet. Es donnert. Es schneit. Nimmt man nun an, dass PRO als unhörbares Element existiert, so lässt sich ohne weitere Zusatzannahmen die Realisierung der Argumentstruktur für hörbare und unhörbare Elemente in einheitlicher Weise theoretisch rekonstruieren. Ich komme nun zu Teil römisch IV und den zweiten unhörbaren Objekten in der Sprache: den unhörbaren Operationen. Wir haben bereits hörbare Operationen kennen gelernt, die zwischen D-Struktur und S-Struktur stattfinden. Unhörbare Operationen finden zwischen S-Struktur und LF statt, so dass die Komponente PF davon unbeeinflusst bleibt. Der Satz (9)(i) Jeder Mann bewundert eine Frau. 5 hat eine phonologische Form, aber zwei logische Formen. Er kann nämlich -wie in LF1- bedeuten, dass es zu jedem Mann (irgend-) eine Frau gibt, so dass gilt, dass jeweils jeder Mann diese Frau bewundert. Er lässt sich aber auch -wie in LF2- in der sog. Marylin Monroe-Lesart verstehen, derzufolge es eine ganz bestimmte Frau gibt, die von allen Männern bewundert wird. (9)(i) PF: Jeder Mann bewundert eine Frau. LF1: Zu jedem Mann x gibt es eine Frau y, so dass gilt: x bewundert y. œx[mann'(x) 6 y[frau'(y) v bewundern'(x,y)]] LF2: Es gibt eine Frau y, so dass für jeden Mann x gilt: x bewundert y. y[frau'(y) v œx[mann'(x) 6 bewundern'(x,y)]] Den Grund für diese Mehrdeutigkeit kann man in der Verwendung von mehreren Quantorenphrasen sehen, die ihren Wirkungsbereich (oder Skopus) unter wechselseitigem Einschließen festlegen können. Dabei wird die Nominalphrase jeder Mann mit dem Allquantor und die Nominalphrase eine Frau mit dem Existenzquantor gedeutet. So hat der Allquantor in LF1 eine Skopusdomäne, die den Existenzquantor enthält, während in LF2 der Existenzquantor eine Skopusdomäne hat, die den Allquantor enthält. Die zugehörigen prädikatenlogischen Übersetzungen machen dies deutlich. Der gleiche Effekt lässt sich übrigens auch bei der Interaktion von Interrogativ- und Quantorenphrasen beobachten und analog behandeln. Vergleichen Sie dazu bitte (9)(ii). (9)(ii) PF: Welche Aufgabe hat jeder Student gelöst? LF1: Für welche Aufgabe gilt, dass jeder Student sie gelöst hat? (nicht-distributiv) Antwort: Die dritte. y[ (8P[P(y)] v Aufgabe'(y)) v œx[student'(x) 6lösen(x,y)]] LF2: Sage mir zu jedem Student, welche Aufgabe er gelöst hat? (distributiv) Antwort: Max, die erste; Clara die zweite;... œx[student'(x) 6 y[ (8P[P(y)] v Aufgabe'(y)) v lösen'(x,y)]] Bei der folgenden Betrachtung beziehe ich mich auf die Beispiele in (9)(i). Die Lesart mit weitem Skopus des Existenzquantors in LF2 wird nun derart abgeleitet, dass die unhörbare Operation Quantoren-Anhebung stattfindet. Dies hat den Effekt, dass die existenzquantifizierte Nominalphrase eine Frau in die strukturell höhere Initialposition des Satzes versetzt wird. Es ist nun äußerst bemerkenswert, dass die von Montague unabhängig von diesen syntaktischen Analysen entwickelte Quantifikationstheorie zu jeder der beiden logischen Formen in (10) eine isomorphe Struktur wie in (11) abzuleiten gestattet. Dies geschieht derart, dass nicht nur jeder einzelne Knoten der syntaktischen Struktur interpretiert wird, sondern auch die unhörbaren Operationen. 6
4 Es ist an dieser Stelle nicht wichtig, jeden einzelnen Schritt der semantischen Komposition zu verstehen, sondern zu sehen, dass sich die beiden prädikatenlogischen Formen in (9)(i) kompositionell aus den Bedeutungen der beteiligten Teilausdrücke und der syntaktischen Struktur berechnen lassen. Wenn man nun unhörbare Operationen annimmt, trägt man also dem eingangs erwähnten Kompositionalitätsprinzip Rechnung. Die obersten Ausdrücke von SF1 und SF2 in (11) sind jeweils mit den prädikatenlogischen Ausdrücken in (9)(i) identisch. (10) LF1: LF2: Diese Deutung entspricht jedoch nicht der intuitiven Bedeutung, die die Satzsequenz in (13)(i) hat. Sie muss vielmehr durch die Form in (13)(iii) wiedergegeben werden, in der der Existenzquantor angehoben ist und Skopus über mehrere Sätze erhält, so dass sich die folgende Interpretation in (13)(iii) ergibt: (13)(iii) Es gibt ein x: x ist ein Kind und x spielt und x lacht. Eine solche Repräsentation kann jedoch mit den Mitteln der klassischen Quantifikationstheorie nicht isomorph zur syntaktischen Struktur abgeleitet werden, da mehrere Sätze beteiligt sind. Die Lage wird noch prekärer, wenn man sog. Eselssätze wie in (14)(i) betrachtet: (14)(i) Wenn ein Bauer einen Esel hat, schlägt er ihn. Bringt man den Satz (14)(i) nun in eine quantifikations-theoretische Form wie in (14)(ii) so ergibt sich analog zu der Satzsequenz in (13)(i) eine Lesart, die der Satz intuitiv nicht hat. (11) SF1: SF2: (14)(ii) direkte Übersetzung, aber unmögliche Lesart: Wenn es einen Bauern und einenesel gibt, und der Bauer den Esel hat, dann schlägt jemand jemanden. x y[ (Bauer'(x) v Esel'(y) v haben'(x,y) ) ] 6 schlagen'(x,y) In der Forschung werden etwa von Pelletier und Schubert (1989) für den Satz (14)(i) mehrere Lesarten unterschieden. Unter der Voraussetzung, dass jeder Bauer genau einen Esel hat, sind die Lesarten logisch äquivalent. In einer Situation aber, in der jeder Bauer mehrere Esel besitzt, stellen sich unterschiedliche Lesarten ein. Die prominente Lesart ist sicherlich diejenige in (14)(iii), bei der die beiden indefiniten Nominalphrasen als Allquantoren gedeutet werden und die als starke (universelle) Lesart bezeichnet wird. Wir sehen nun, dass die Quantifikationstheorie TATSÄCHLICH eine sehr schöne Theorie ist, die GENAU die eingangs gewünschten Eigenschaften aufweist, nämlich strikt kompositionell zu sein, und sowohl element- wie operations-isomorph. Ich komme nun zu Teil römisch V und damit zu DEM Datenbereich, der ein schwerwiegendes Problem für die Quantifikations-Theorie darstellt. Das läßt sich bereits an den einfachen Beipsielsätzen in (13)(i) erläutern: (13)(i) Ein Kind spielt. Es lacht. Die Quantifikationstheorie kann nur die semantische Repräsentation in (13)(ii) darstellen. (14)(iii) starke (universelle) Lesart: Wenn ein Bauer Esel hat, schlägt er alle Esel, die er hat. œxœy[ (Bauer'(x) v Esel'(y) v haben'(x,y) ) 6 schlagen'(x,y) ] Es existieren daneben zwei weitere Lesarten. So die schwache (existentielle) Lesart in (14)(iv) (14)(iv) schwache (existentielle) Lesart: Wenn ein Bauer einen Esel hat, schlägt er (irgend-) einen Esel, den er hat. œx[(bauer'(x) v y[esel'(y) v haben'(x,y)])6 z[esel'(z) v haben'(x,z) v schlagen'(x,z)] und die definite Lesart in (14)(v). (13)(ii) Es gibt ein x, für das gilt: x ist ein Kind und x spielt und jemand lacht. (14)(v) definite Lesart: 7 8
5 Wenn ein Bauer einen Esel hat, schlägt er den Esel, den er hat. œx[ (Bauer'(x) v y[ Esel'(y) v haben'(x,y) ]) 6 schlagen'(x,4z[esel'(z) v haben'(x,z)])] (Für alle x: Wenn x ein Bauer ist, und es ein y gibt, für das gilt, y ist ein Esel, und x hat y, dann schlägt x das einzige y, das er hat.) Bemerkenswert ist nun einerseits, dass die erste indefinite Nominalphrase die ja in der Quantifikations-Theorie durch einen Existenzquantor repräsentiert werden müßte stets allquantifiziert zu deuten ist, während die zweite einmal allquantifizierend, einmal existentiell und einmal definit gedeutet werden kann. Die Quantifikations-Theorie kann die Diversifikation dieser Lesarten nicht erfassen. Sie fordert darüber hinaus bei der definiten Lesart eine Einzigkeitsbedingung, die per Voraussetzung nicht erfüllt ist, da jeder Bauer mehrere Esel haben soll. Das Fazit, welches aus diesem Sachverhalt zu ziehen ist, besteht darin, dass die Quantifikations- Theorie nicht zu einer einheitlichen und kohärenten Behandlung von Quantoren-Phrasen und den Diskurs-Anaphern indefiniter Nominalphrasen geeignet ist. Ich möchte daher im nun folgenden Teil römisch VI eine andere Theorie vorstellen, die nicht nur Quantoren-Ausdrücke, sondern auch Diskurs-Anaphern von indefiniten Nominal-Phrasen angemessen behandeln kann, und die das Problem mit der Einzigkeitsbedingung für definite Lesarten nicht entstehen lässt. Diese Theorie verwendet den Epsilon-Operator, dessen Deutung in der Mathematik als Auswahl-Axiom bekannt geworden ist und von David Hilbert eingeführt wurde. Dieser Theorie entsprechend werden Nominalphrasen nicht mehr als Quantoren-Phrasen, sondern als Epsilon-Terme analysiert. Epsilon-Terme werden ihrerseits derart als Auswahlfunktionen gedeutet, dass ein Epsilon-Ausdruck aus einer Menge gleichartiger Individuen ein Individuum auswählt. Urs Egli und Klaus von Heusinger haben den Epsilon-Operator für die linguistische Theoriebildung herangezogen und hinsichtlich einer kontextuell induzierten Salienzhierarchie relativiert. In einem Kontext sind gleichartige Individuen i.d.r. in unterschiedlichem Maße hervorgehoben oder salient und bilden damit eine Hierarchie. Dementsprechend wird durch eine indefinite Nominalphrase wie ein F das durch die Nominalphrase bezeichnete Objekt neu in den Diskurs eingeführt und zum salientesten Objekt seiner Art gemacht. Mit definiten Nominalphrasen wie das F lässt sich das salienteste Objekt auswählen. Betrachten wir etwa die Menge der Bundestrainer in (16)(ii) so kann mit der indefiniten Nominalphrase ein Bundestrainer ein beliebiger Bundestrainer in den Diskurs eingeführt werden, etwa Beckenbauer. Mit einer definiten Nominalphrase wie der Bundestrainer wird hingegen der salienteste Bundestrainer ausgewählt, und das war -zumindest bis zu Fertigstellung dieses Vortrags- Erich 9 Ribbeck. Zur Illustration dieser Eigenschaften von indefiniten und definiten Nominalphrasen möchte ich einen Auszug aus der Chronik des Klosters Blaubeuren vorlesen, der auf eine freie Übersetzung von Klaus von Heusinger zurückgeht erhob sich ein Mönch des Klosters Blaubeuren gegen den Abt und schlug ihn heftig. Nachdem der Mönch unterworfen war, tat er Buße, und ihm wurde vom Abt die Absolution erteilt. 20 Jahre später wurde der Mönch selbst Abt von Blaubeuren tötete ein Mönch den Prior, und 1407 griff ein Mönch den Abt auf dem Krankenlager an und verletzte ihn so sehr, dass der Abt 12 Tage später starb. Der Mönch wurde aus dem Kloster vertrieben. Wieviel Mal wurde nun ein Mönch genannt, und wie viele Mönche wurden tatsächlich neu in den Diskurs eingeführt? Die Anzahl DER und die Indizes AN den jeweiligen Auswahlfunktionen geben die Antwort., 1 x(mönch (x))!, 1 x(mönch (x))!, 1 x(mönch (x))!, 2 x(mönch (x))! ein Mönch der Mönch der Mönch ein Mönch!, 3 x(mönch (x))!, 3 x(mönch (x)) ein Mönch der Mönch Es zeigt sich daran, dass mit dem indefiniten Artikel jeweils ein neuer Mönch eingeführt wird und zum salientesten Mönch (in der Menge aller Mönche) gemacht wird. Mit dem definiten Artikel wird sodann dieser jeweils salienteste Mönch ausgewählt. Man beachte ebenfalls, dass die verschiedenen Äbte nicht mit dem indefiniten Artikel eingeführt werden können. Da die Äbte zu den verschiedenen Zeitpunkten stets eindeutig bestimmt sind, sind sie die jeweils einzigen Individuen ihrer Art und daher per se die salientesten. Es zeigt sich an diesen Beispielen, dass die von Russell vorgeschlagene Einzigkeitsbedingung für definite Kennzeichnungen als Spezialfall der Epsilon-Theorie mit erfasst wird. In der Epsilon-Theorie werden Diskurs-Anaphern nun wie definite Nominalphrasen behandelt, indem sie das salienteste Objekt einer Art auswählen. Die beiden Sätze in (17)(i)a und (17)(i)b erhalten die gleichen Bedeutungsrepräsentationen, was dem intuitiven Verstehen genau entspricht. (17)(i)a (17)(i)b Ein Kind spielt. Es lacht. spielen (, i x(kind (x) ) v lachen (, i x(kind (x) ) Ein Kind spielt. Das Kind lacht. spielen (, i x(kind (x) ) v lachen (, i x(kind (x) ) Da sich die Quantoren der klassischen Quantifikations-Theorie logisch äquivalent in Epsilon- Terme übersetzen lassen, können mit der Epsilon-Theorie auch Quantifikationsstrukturen 10
6 gedeutet werden. Die beim Auftreten mehrerer Quantoren-Ausdrücke entstehenden Skopus-Ambiguitäten lassen sich nun aus den Abhängigkeiten der Auswahlfunktionen voneinander herleiten. Somit zeigen auch und gerade die unhörbaren Bedeutungen in der Sprache, wie eine adäquate und kohärente Theorie über die formale und funktionale Organisation des Sprachsystems zu konstruieren ist. So werden in der LF1 in (17)(ii) die Frauen in Abhängigkeit von den gewählten Männern ausgewählt, während in LF2 die Männer in Abhängigkeit von der gewählten Frau ausgewählt werden. Es zeigt sich nun, dass auch die Epsilon-Theorie semantische Repräsentationen zur Verfügung stellt, die zu den syntaktischen Strukturen isomorph sind, wie dies in (18) dargestellt ist. (18) LF1: LF2: SF1: SF2: Dabei gilt es besonders zu bemerken, dass das Konzept der Quantoren-Bewegung -also die unhörbaren Operationen- nicht benötigt werden. Ich komme nun zum letzten Punkt römisch VII und möchte die Quantifikations-Theorie mit der Epsilon-Theorie hinsichtlich ihrer wissenschaftstheoretischen Qualifikation bewerten. Die Epsilon-Theorie hat sich als die erklärungsstärkere Theorie gegenüber der Quantifikations- Theorie erwiesen. Sie ist damit adäquater als diese. Da sie aufgrund des Verzichts auf unhörbare Bewegungs-Operationen darüber hinaus auch einfacher ist, ist sie der Quantifikationstheorie vorzuziehen. Ich resümiere: Eine adäquate Sprachtheorie kann auf unhörbare Elemente - wie die unhörbaren Pronomina - nicht verzichten. Sie kann aber auf unhörbare Operationen verzichten
7 Unhörbare Bedeutungen in der Sprache Habilitationskolloquium, Horst Lohnstein Philosophische Fakultät Universität zu Köln Zum Inhalt: I. Der Weg zur interpretativen Semantik II. Grundlegende Annahmen III. Hörbare und unhörbare Elemente und ihre Interpretation: PRO IV. Hörbare und unhörbare Operationen und ihre Interpretation: Quantoren-Anhebung V. Probleme mit Diskurs-Anaphern indefiniter Nominalphrasen VI. Der Verzicht auf unhörbare Operationen: Der Epsilon-Operator VII. Schlussbetrachtung II. Grundlegende Annahmen (2) Eine Grammatik G regelt die systematische Zuordnung (komplexer) Lautstrukturen zu (komplexen) Bedeutungen. (3) Kompositionalitätsprinzip Die (wörtliche) Bedeutung eines komplexen sprachlichen Ausdrucks lässt sich aus der Bedeutung der beteiligten Teilausdrücke (lexikalische Semantik) und der Art ihrer Zusammensetzung (syntaktische Struktur) berechnen. (4) (i) I. Der Weg zur interpretativen Semantik (ii) Grammatik als Interface zwischen phonetischer und semantischer Form (iii) T-Modell der Prinzipien und Parametertheorie (Chomsky 1981, Chomsky/Lasnik 1995) Motivation für D-Struktur, S-Struktur und die Bewegungsoperation move " (1) Zwei unhörbare Objekte sollen dazu dienen, die theoretische Entwicklung zu erörtern: (i) unhörbare Elemente (ii) unhörbare Operationen (5) Die folgenden Sätze sind hinsichtlich ihres propositionalen Gehalts gleich. (i) dass die Katze gern auf dem Sofa liegt. (ii) Liegt die Katze gern auf dem Sofa? (iii) Die Katze liegt gern auf dem Sofa. (iv) Auf dem Sofa liegt die Katze gern. (v) Gern liegt auf dem Sofa die Katze
8 (6) (i) (5)(i) bis (5)(v) sind auf der Ebene der D-Struktur identisch, auf der S-Struktur unterscheiden sie sich. (ii) Der einzige Unterschied zwischen D-Struktur und S-Struktur besteht in der Umstellungsoperation move ". (iii) Konstituentenstruktur zu (5)(iii) mit hörbarer Bewegung IV. Hörbare und unhörbare Operationen und ihre Interpretation: Quantoren-Anhebung (May 1977, Chomsky 1981) (9) (i) PF: Jeder Mann bewundert eine Frau. LF1: Zu jedem Mann x gibt es eine Frau y, so dass gilt: x bewundert y. œx[mann'(x) 6 y[frau'(y) v bewundern'(x,y)]] LF2: Es gibt eine Frau y, so dass für jeden Mann x gilt: x bewundert y. y[frau'(y) v œx[mann'(x) 6 bewundern'(x,y)]] (ii) PF: Welche Aufgabe hat jeder Student gelöst? LF1: Für welche Aufgabe gilt, dass jeder Student sie gelöst hat? (nicht-distributiv) Antwort: Die dritte. y[ (8P[P(y)] v Aufgabe'(y)) v œx[student'(x) 6lösen(x,y)]] LF2: Sage mir zu jedem Student, welche Aufgabe er gelöst hat? (distributiv) Antwort: Max, die erste; Clara die zweite;... œx[student'(x) 6 y[ (8P[P(y)] v Aufgabe'(y)) v lösen'(x,y)]] (10) Syntaktische Repräsentationen (May 1977, Chomsky 1981): LF1: LF2: III. Hörbare und unhörbare Elemente und ihre Interpretation: PRO (11) Unabhängig entwickelte semantische Formen (Montague 1974): (7) Pronominale Bindung (i) Karl i verspricht [seinem Freund] j, [ dass er i/*j auf ihn wartet ] (ii) Karl i verspricht [seinem Freund] j, [ i/*j auf ihn zu warten ] (iii) Karl i überredet [seinen Freund] j, [ dass er *i/j auf ihn wartet ] (iv) Karl i überredet [seinen Freund] j, [ *i/j auf ihn zu warten ] Das unhörbare Element in (7)(ii) und (7)(iv) heißt PRO(nomen). Es wird analog zu hörbaren Pronomina interpretiert. SF1: SF2: (8) Es regnet. Es donnert. Es schneit. Fazit: Unter der Annahme der Existenz unhörbarer Elemente lässt sich die Realisierung der Argumentstruktur systematisch und analog zu hörbaren Elementen rekonstruieren. 15 (12) SF1 und SF2 in (11) liefern jeweils Interpretationen für LF1 und LF2 in (10), bei denen nicht nur alle syntaktischen Knoten, sondern auch die Bewegungs-Operationen interpretiert werden. Fazit: Unter der Annahme, dass NPn als Quantoren analysiert werden, lassen sich unhörbare syntaktische Operationen wie ihre hörbaren Entsprechungen behandeln. 16
9 V. Probleme mit Diskurs-Anaphern indefiniter Nominalphrasen (13) (i) Ein Kind spielt. Es lacht. (ii) x[ Kind'(x) v spielen'(x) ] v lachen'(x) Es gibt ein x: x ist ein Kind und x spielt und jemand lacht. (iii) x[ Kind'(x) v spielen'(x) v lachen'(x) ] Es gibt ein x: x ist ein Kind und x spielt und x lacht. (14) Der Satz (14)(i) hat u.a. die Lesarten (14)(iii) bis (14)(v). (Pelletier/Schubert 1989) Fazit: (i) Wenn ein Bauer einen Esel hat, schlägt er ihn. (ii) direkte Übersetzung, aber unmögliche Lesart: Wenn es einen Bauern und einen Esel gibt, und der Bauer den Esel hat, dann schlägt jemand jemanden. x y[ (Bauer'(x) v Esel'(y) v haben'(x,y) ) ] 6 schlagen'(x,y) (Wenn es ein x und ein y gibt, so dass x ein Bauer und y ein Esel ist, und x y hat, dann schlägt jemand jemanden.) (iii) starke (universelle) Lesart: Wenn ein Bauer (einen) Esel hat, schlägt er alle Esel, die er hat. œxœy[ (Bauer'(x) v Esel'(y) v haben'(x,y) ) 6 schlagen'(x,y) ] (Für alle x, y: Wenn x ein Bauer und y ein Esel ist, und x y hat, dann schlägt x y.) (iv) schwache (existentielle) Lesart: Wenn ein Bauer einen Esel hat, schlägt er (irgend-) einen Esel, den er hat. œx[(bauer'(x) v y[esel'(y) v haben'(x,y)])6 z[esel'(z) v haben'(x,z) v schlagen'(x,z)] (Für alle x: Wenn x ein Bauer ist, und es ein y gibt, für das gilt, y ist ein Esel, und x hat y, dann gibt es ein z, für das gilt, z ist ein Esel, und x hat z, und x schlägt z.) (v) definite Lesart: Wenn ein Bauer einen Esel hat, schlägt er den Esel, den er hat. œx[ (Bauer'(x) v y[ Esel'(y) v haben'(x,y) ]) 6 schlagen'(x,4z[esel'(z) v haben'(x,z)])] (Für alle x: Wenn x ein Bauer ist, und es ein y gibt, für das gilt, y ist ein Esel, und x hat y, dann schlägt x das einzige y, das er hat.) Die Analyse von NPn als Quantoren führt nicht zu einer adäquaten und einheitlichen theoretischen Behandlung von Quantoren-Phrasen und Diskurs-Anaphern. VI. Der Verzicht auf unhörbare Bewegungsoperationen: Der Epsilon-Operator (Hilbert/Bernays 1937) (15) (i) Nominalphrasen werden nicht als Quantoren-Phrasen, sondern als (Epsilon-) Terme analysiert. (ii) Epsilon-Ausdrücke werden als Auswahlfunktionen gedeutet, die jeweils zu einer in einem Kontext bestehenden Salienzhierarchie (Heraushebungs-Hierarchie) relativiert sind. (Egli 1991, von Heusinger 1996) (16) Indefinite und definite Nominalphrasen (i) Durch eine indefinite NP wie ein F wird das durch die NP bezeichnete Objekt das salienteste (herausgehobenste) seiner Art. Definite Nominalphrasen wie das F wählen dieses Objekt aus. (ii) ÚBundestrainer á = { Schön, Derwall, Beckenbauer, Vogts, Ribbeck } ein Bundestrainer:, i x( Bundestrainer (x) ) = Beckenbauer (i ist beliebig) der Bundestrainer:, i x( Bundestrainer (x) ) = Ribbeck (i ist bekannt) (iii) Aus der Chronik des Klosters Blaubeuren: erhob sich ein Mönch des Klosters Blaubeuren gegen den Abt und schlug ihn heftig. Nachdem der Mönch unterworfen war, tat er Buße, und ihm wurde vom Abt die Absolution erteilt. 20 Jahre später wurde der Mönch selbst Abt von Blaubeuren tötete ein Mönch den Prior, und 1407 griff ein Mönch den Abt auf dem Krankenlager an und verletzte ihn so sehr, dass der Abt 12 Tage später starb. Der Mönch wurde aus dem Kloster vertrieben., 1 x(mönch (x))!, 1 x(mönch (x))!, 1 x(mönch (x))!, 2 x(mönch (x))! ein Mönch der Mönch der Mönch ein Mönch!, 3 x(mönch (x))!, 3 x(mönch (x)) ein Mönch der Mönch (17) Ableitungen mit der Epsilon-Theorie: (i) Diskursanaphern werden wie definite NPn gedeutet. a. Ein Kind spielt. Es lacht. spielen (, i x(kind (x) ) v lachen (, i x(kind (x) ) b. Ein Kind spielt. Das Kind lacht. spielen (, i x(kind (x) ) v lachen (, i x(kind (x) ) 1 Freie Übersetzung von Heusinger, K. von (1996:192) nach dem lateinischen Original von Brusch, K.,
10 (ii) Quantoren-Interaktion wird mittels der Abhängigkeit der salienzbestimmenden NPn voneinander rekonstruiert. Jeder Mann bewundert eine Frau. LF1: bewundern(, i x [ Mann (x)],, f(i) x [ Frau (y)] ) Die Frauen werden in Abhängigkeit von den Männern gewählt. (Zu jedem Mann gibt es eine Frau, so dass dieser Mann diese Frau bewundert.) LF2: bewundern(, f(i) x [ Mann (x)],, i x [ Frau (y)] ) Die Männer werden in Abhängigkeit von einer Frau gewählt. (Es gibt eine Frau, die jeder Mann bewundert.) (18) Mit Hilfe des termbildenden Epsilon-Operators lässt sich nun ein Isomorphismus zwischen syntaktischer und semantischer Struktur rekonstruieren, der ohne das Konzept der unhörbaren Bewegung auskommt. LF1: LF2: VII. Schlussbetrachtung (19) Auf die Analyse von NPn als Quantoren-Phrasen und die damit verbundene unhörbare Bewegungs-Operation kann verzichtet werden. (i) Die Epsilon-Theorie ist der Quantifikations-Theorie bei der Behandlung von Diskurs- Anaphern überlegen und besitzt damit eine größere Adäquatheit. (ii) Die Epsilon-Theorie benötigt nicht das Konzept der unhörbaren Bewegung und ist insofern einfacher als die Quantifikations-Theorie. Damit ist die Epsilon-Theorie der Quantifikations-Theorie vorzuziehen. (20) Diese Betrachtung hat gezeigt, dass eine adäquate Sprachtheorie nicht auf unhörbare Elemente verzichten kann, dass unhörbare Operationen (zumindest für den hier besprochenen Datenbereich) nicht notwendigerweise angenommen werden müssen. Somit zeigen auch und gerade die unhörbaren Bedeutungen in der Sprache, wie eine adäquate und kohärente Theorie über die formale und funktionale Organisation des Sprachsystems zu konstruieren ist. Literatur SF1: SF2: Brusch, K., Chronologiae monasteriorum Germaniae praecipuorum ac maxime illustrium. In qua origines, annales ac celebriora cujusque Monumenta bona fide recensentur. Sulzbach, 71ff. (Chroniken der wichtigsten und bedeutendsten Klöster Deutschlands. Worin die Ursprünge, Annalen und die wichtigsten Akten eines jeden mit gutem Glauben verzeichnet sind.) Chomsky, N., Lectures on Government and Binding. Dordrecht: Foris. Chomsky, N./Lasnik, H., The Theory of Principles and Parameters. in: Chomsky, N., 1995, Egli, U., (In-)definite Nominalphrasen und Typentheorie. Arbeitspapier 27. Fachgruppe Sprachwissenschaft, Universität Konstanz. Heusinger, K. von, Eselssätze und ihre Pferdefüße. Zeitschrift für Sprachwissenschaft 15.1, Salienz und Referenz. Der Epsilonoperator in der Semantik der Nominalphrase und anaphorischer Pronomen. studia grammatica 43. Berlin: Akademie Verlag. Hilbert, D./Bernays, P., [1937] 1970, Grundlagen der Mathematik. Vol. II, 2. Berlin, Heidelberg, New York: Springer. May, R., The Grammar of Quantification. PhD Dissertation, Cambridge, Mass.: MIT. Montague, R., Formal Philosophy. Selected Papers of Richard Montague. Thomason, R. H. (Hrsg.), New Haven, London: Yale University Press. Newmeyer, F. J., Linguistic Theory in America. Orlando et.al.: Academic Press. Pelletier, F./Schubert, L., Generically Speaking, or, Using Discourse Representation Theory to Interpret Generics. In: Chierchia, G./Partee, B./Turner, R. (Hrsg.), Properties, Types and Meaning. Vol II: Semantic Issues. Dordrecht: Kluwer,
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