Der demografische Wandel in Deutschland - Auswirkungen und Handlungsalternativen

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Transkript:

Der demografische Wandel in Deutschland - Auswirkungen und Handlungsalternativen Europäische Bausparkassenvereinigung, XV. Europakongress Prag, 26. Oktober 2007 Dr. Bernhard Gräf bernhard.graef@db.com Think Tank der Deutsche Bank Gruppe

Gliederung 1 Der demografische Wandel 2 Status Quo: Was passiert, wenn wir nichts tun? 3 Gesellschaftliche Stellschrauben 4 Fazit Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 2

Gliederung 1 Der demografische Wandel 2 Status Quo: Was passiert, wenn wir nichts tun? 3 Gesellschaftliche Stellschrauben 4 Fazit Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 3

Die demografische Zukunft Deutschlands Quelle: Frankfurter Rundschau Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 4

wird wohl anders aussehen! Quelle: Frankfurter Rundschau, DB Research Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 5

Mögliche Bevölkerungsentwicklungen Bevölkerungsprojektionen Stagnation bis starke Schrumpfung Bevölkerung, Mio. 1) 85 81 Bevölkerungsentwicklung abhängig von Geburtenrate, Lebenserwartung und Nettozuwanderung Je nach Annahmen nahezu Stagnation bis starke Schrumpfung (2005-2050: knapp -20%) möglich 1) Stagnation 2) Mittlere Bevölkerungsvariante (OG) 3) Starke Schrumpfung 3) 1950 1970 1990 2010 2030 2050 Quelle: Statistisches Bundesamt 2) 77 73 69 65 Annahmen bis 2050 Stagnation Mittlere Schrumpfung Geburtenrate Kinder pro Frau 1,6 1,4 1,2 Lebenserwartung Zunahme (Jahre) 9 7 7 Nettozuwanderung 1 000 p.a. 200 200 100 Bevölkerung 2050 Mio. (2005: 82,5) 79,5 73,9 67,0 2005-2050 in % -3,5-10,5-19 Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 6

Alterungsprozess unaufhaltsam Alterung allen Varianten gemeinsam Durchschnittsalter, Jahre 1) Alte Gesellschaft 2) Mittlere Variante (OG) 3) Junge Gesellschaft 2002 2012 2022 2032 2042 Quelle: Statistisches Bundesamt 1) 2) 3) 54 52 50 48 46 44 42 40 Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt in allen Varianten kräftig an In 2050 wird jede zweite in Deutschland lebende Person sehr wahrscheinlich älter als 50 Jahre sein, gegenüber etwas mehr als 42 Jahre heute Annahmen bis 2050 Alte Mittlere Junge Geburtenrate Kinder pro Frau 1,2 1,4 1,6 Lebenserwartung Zunahme (Jahre) 9 7 7 Nettozuwanderung 1 000 p.a. 100 200 200 Durchschnittsalter Jahre (2005: 42,5) 52,3 49,7 48,2 Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 7

Anteil Älterer steigt dramatisch Bevölkerungskohorten Anteile in % der Gesamtbevölkerung Junge (0 bis 14 Jahre) 16 12 Anteil der über 80Jährigen verdreifacht sich bis 2050 auf knapp 14% 2050 wird es mehr über 80Jährige geben als Personen im Alter von bis zu 15 Jahren Alte (über 80 Jahre) 8 4 2005 2015 2025 2035 2045 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mittlere Bevölkerung - Obergrenze 0 Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 8

Altenquotient verdoppelt sich Bevölkerungskohorten Altenquotient dramatische Verschiebungen bei Rentnern steigt in allen Bevölkerungsvarianten und Erwerbsfähigen Anteile in % der Gesamtbevölkerung 33 über 65Jährige (links) 31 29 68 66 64 Anzahl der Personen über 65 Jahre je 100 Personen im Alter von 15 bis 64 Jahren Mittlere Bevölkerung (OG) Alte Gesellschaft 70 65 60 55 27 25 23 21 19 15 bis 64Jährige (rechts) 2005 2015 2025 2035 2045 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mittlere Bevölkerung - Obergrenze 62 60 58 56 54 2005 2015 2025 2035 2045 Quelle: Statistisches Bundesamt Junge Gesellschaft 50 45 40 35 30 25 Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 9

Demografische Entwicklung regional heterogen Bevölkerung, 2002-2020 in % < -10% -10%/-3% -3%/+3% +3%/+10% > +10% Teilweise kräftiger Bevölkerungsanstieg in Ballungsgebieten (Berlin, München, Rhein-Main, Hamburg), wobei selbst dort der natürliche Bevölkerungssaldo (Geburten minus Sterbefälle) häufig negativ ist Wachstum nahezu nur durch Wanderung Dagegen wird es in großen Teilen Deutschlands, insbesondere in Ostdeutschland, leer In manchen Regionen wird die Bevölkerung sogar schon bis 2020 um mehr als 10% sinken Alterung in Ostdeutschland aufgrund Abwanderung junger Menschen stärker Quelle: BBR Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 10

Gliederung 1 Der demografische Wandel 2 Status Quo: Was passiert, wenn wir nichts tun? 3 Gesellschaftliche Stellschrauben 4 Fazit Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 11

Status Quo: Arbeitskräfte werden knapp (I) Erwerbspersonenpotenzial sinkt bis 2050 mit 20% doppelt so stark wie Gesamtbevölkerung 1960 = 100 Gesamtbevölkerung 120 115 % gg.vj. (gl. 5J Durchschnitt) Gesamtbevölkerung 0.0-0.2 110 105 100-0.4-0.6 Erwerbspersonenpotenzial = Arbeitsangebot 95 90 Erwerbspersonenpotenzial -0.8-1.0 85-1.2 1960 1975 1990 2005 2020 2035 2050 80 2005 2015 2025 2035 2045-1.4 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mittlere Bevölkerung - Obergrenze Quelle: Statistisches Bundesamt, Mittlere Bevölkerung - Obergrenze Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 12

Status Quo: Arbeitskräfte werden knapp (II) vor allem in den neuen Bundesländern Erwerbspersonenpotenzial nahezu Halbierung in den neuen Bundesländern bis 2050 2005 = 100 Westdeutschland 110 100 % gg.vj. (gl. 5J Durchschnitt) Westdeutschland 0.5 0.0 90 80-0.5 70-1.0 Ostdeutschland 60 50 Ostdeutschland -1.5 2005 2015 2025 2035 2045 40 2005 2015 2025 2035 2045-2.0 Quelle: Statistisches Bundesamt, Mittlere Variante Quelle: Statistisches Bundesamt, Mittlere Variante Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 13

Status Quo: Wachstumsdynamik merklich schwächer Y = technischer Fortschritt * ƒ (Arbeit, Kapital) Wachstumspotenzial Ostdeutschland halbiert sich im Status Quo Angleichung an Westniveau unrealistisch Demografischer Effekt auf das potenzielle BIP %-Punkte (gl. 5J Durchschnitt) 0.0 Demografischer Effekt auf das potenzielle BIP %-Punkte (gl. 5J Durchschnitt) 0.0-0.2-0.2-0.4-0.4-0.6-0.8-0.6-1.0 Gesamtdeutschland 2005 2015 2025 2035 2045-0.8-1.0 Alte Bundesländer Neue Bundesländer 2000 2010 2020 2030 2040 2050-1.2-1.4-1.6 Quelle: DB Research, Basis: Mittlere Bevölkerung - Obergrenze Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 14

Status Quo: umlagefinanzierte Sozialsysteme in der Klemme GRV Rente wird zur Grundsicherung GRV Rente sinkt nahezu auf Grundsicherungsniveau Nettorentenniveau in % 75 70 demografische 65 Rentenlücke 60 55 50 Grundsicherung 45 1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050 Aus Budgetrestriktion der GRV folgt: Rentenniveau = Anzahl der Beitragszahler Anzahl der Rentner Rentnerquotient * Beitragssatz Private kapitalgedeckte Altersvorsorge gewinnt zunehmend an Bedeutung Quelle: DB Research, Mittlere Bevölkerung Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 15

Status Quo: gesamtwirtschaftliche Rendite sinkt Rendite demografisch bedingter Rückgang Gesamtwirtschaftliche Rendite, % 7.6 7.4 7.2 7.0 "Status Quo" 6.8 6.6 6.4 6.2 "Mehr Eigenvorsorge" 6.0 5.8 2000 2020 2040 2060 2080 Quelle: DB Research Simulationen mit einem OLG Modell (Overlapping Generations Model) lassen auf einen demografisch bedingten Renditerückgang um rund 1%-Punkt schließen Internationalisierung kann Renditerückgang dämpfen, aber nicht vermeiden Problem auch für private kapitalgedeckte Altersvorsorge was prinzipiell auch für das Bausparen gilt! Dies bedeutet frühzeitigerer Beginn oder höhere jährliche Sparleistung oder länger arbeiten! Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 16

Status Quo: Wohnungsnachfrage - auf den ersten Blick scheint alles ganz klar Wohnfläche eines Haushaltes sinkt im Alter m 2 je Haushalt Westdeutschland 2003 Ostdeutschland 1998 <25 25-35 35-45 45-55 55-65 65-70 70 + Alter (Jahre) Quelle: Statistisches Bundesamt (EVS 1998, 2003) 110 100 90 80 70 60 50 40 Alte Menschen verfügen über weniger Wohnraum als Menschen in der Blüte ihres Lebens Milchmädchen-Schlussfolgerung: Die demografischen Trends führen zu dramatischen Nachfragerückgängen, denn es gibt weniger Menschen und einen größeren Anteil Älterer Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 17

Nachfrage am Wohnungsmarkt Demografische Entwicklung Natürliche Entwicklung/Migration Bevölkerungszahl Altersstruktur + + + _ Zahl der Haushalte Eigenheimquote + + Staatliche Förderung Remanenz + + + Nachfrage nach Wohnraum (in m²) _ Zinsen _ Einkommen pro Kopf + Baukosten + Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 18

Status Quo: Wohnungsnachfrage - Drei Effekte sind auseinander zu halten Kohorteneffekt Jede Alterskohorte hat ihre eigene Geschichte (Sozialisierung) und hat folglich andere Ausgangsbedingungen, Erfahrungen etc. Die heutige Gruppe der 80-jährigen ist durch die Kriegs- und Nachkriegszeit geprägt. Das könnte Konsum- und Wohnverhalten beeinflussen. Das könnte für die Woodstock-Generation ganz anders aussehen (die sind dann 2030 ca. 80 Jahre alt) Lebenszykluseffekt Der Mensch passt im Laufe seines Lebenszyklus sein Nachfrageverhalten an Einkommens- und Familiensituation an. 20-jährige Studenten verfügen über relativ wenig Einkommen und haben selten Kinder. Der 30-jährige Assistent lebt vielleicht mit seiner Freundin und etwas höherem Einkommen in einer Altbauwohnung. Nach Promotion und Habilitation zieht der 40-jährige Professor mit Gattin und zwei Kindern dann ins Eigenheim Remanenzeffekt Im Alter gibt es starke Beharrungstendenzen. Ziehen die Kinder aus dem Professoren- Haushalt aus, ziehen die Eltern nicht gleich in eine kleinere Wohnung. Das hat mit Gewohnheit zu tun (aber nicht nur, denn oftmals lohnt der Umzug bei langjährigen Mietverhältnissen nicht, Transaktionskosten des Umzugs steigen mit Alter) Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 19

Status Quo: Wohnungsnachfrage - Alters, Kohorten- und Remanenzeffekt Wohnfläche eines Haushaltes sinkt im Alter EVS 83 EVS 93 EVS 03 <25 25-35 35-45 45-55 55-65 >65 Alter (Jahre) Quelle: Statistisches Bundesamt Jahrgang 1933 Jahrgang 1963 Remanenzeffekt Alterseffekt Kohorteneffekt 110 100 90 80 70 60 50 40 Die Menschen des Jahrgangs 1963 haben in den 20 Jahren zwischen EVS 83 und EVS 03 erheblich ihre Wohnfläche erhöht (Alters- bzw. Lebenszykluseffekt) In derselben Zeit hat der Jahrgang 1933 jedoch nur mäßig Fläche je Haushalt eingebüßt (Remanenzeffekt) Die Senioren verfügen bei der EVS 03 über deutlich mehr Fläche als die Senioren der EVS 83 (Kohorteneffekt) EVS = Einkommens- und Verbrauchsstichprobe Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 20

Status Quo: Wohnungsnachfrage in Ost und West unterschiedlich Wohnfläche 2005=100 Ost West 05 10 15 20 25 30 35 30 45 50 Quelle: DB Research 112 109 106 103 100 97 Bis etwa 2020 steigt die Wohnflächennachfrage in Westdeutschland noch deutlich an Erst nach 2030 setzt hier der Rückgang ein Starke regionale Unterschiede in Fortzugsgebieten besteht nur noch geringes Wachstumspotenzial In Ostdeutschland sinkt dagegen die Wohnungsnachfrage schon etwa ab 2015 Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 21

Status Quo: Wohnungsnachfrage in einzelnen Bundesländern Wohnfläche 2005=100 Baden-Württemberg Bayern Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Saarland Sachsen-Anhalt 2005 2015 2025 2035 2045 120 115 110 105 100 95 90 85 Brandenburg profitiert von der Hauptstadtnähe aber große Unterschiede innerhalb des Landes Mecklenburg-Vorpommern bietet durch Küste und Seen reizvolle Alterswohnsitze und schneidet trotz schwacher Industriebasis gut ab Bayern und Baden Württemberg bei Wohnungsnachfrage weiter am attraktivsten, aber auch unter westdeutschen Bundesländern erhebliche Rückgänge, z.b. im Saarland Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 22

Gliederung 1 Der demografische Wandel 2 Status Quo: Was passiert, wenn wir nichts tun? 3 Gesellschaftliche Stellschrauben 4 Fazit Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 23

Der demografische Wandel zwingt zum Handeln - gesellschaftliche Stellschrauben Mehr Kinder Mehr Menschen in Arbeit Länger arbeiten Mehr Globalisierung Mehr Zuwanderung Mehr Bildung Aber: Nur Kombination dieser Möglichkeiten führt zum Erfolg Und: Alle (Staat, Individuen und Unternehmen) müssen aktiv mitwirken damit Status Quo nicht eintritt Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 24

Gliederung 1 Der demografische Wandel 2 Status Quo: Was passiert, wenn wir nichts tun? 3 Gesellschaftliche Stellschrauben 4 Fazit Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 25

Fazit Demografische Herausforderung ist Fakt Wie stark sie uns trifft hängt von unseren Entscheidungen ab Wir sind zwar auf dem richtigen Weg (beispielsweise bei der Beschäftigung von Älteren, beim Renteneintrittsalter, der Verkürzung der Schul- und Ausbildungszeit, dem Ausbau der Kinderbetreuung und der arbeitsmarktgesteuerten Zuwanderungspolitik, ebenso im Unternehmensbereich) Es bleibt allerdings noch viel zu tun und wir müssen an vielen Stellschrauben drehen Deshalb muss die Devise lauten Packen wir es an! Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 26

www.dbresearch.de oder www.dbresearch.de/demografie Dr. Bernhard Gräf 26. Oktober 2007 Seite 27

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