Grundrechte Allgemeiner Teil

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1 Grundrechte Allgemeiner Teil Vorlesungen vom 9. und 12. Oktober 2012 Prof. Christine Kaufmann Herbstsemester 2012 Grundrechte: Einstieg BGE 129 I 217 (Emmen; Dok. 4 im Reader) In Emmen entscheiden die Stimmberechtigten durch Urnenabstimmung, ob Personen eingebürgert werden sollen oder nicht Dadurch wird ein allfälliges Nein weder begründet, noch lassen sich die Gründe für eine Ablehnung schlüssig eruieren Verstösst die Gemeinde Emmen dadurch gegen die Grundrechte der einbürgerungswilligen Personen? BGE 130 I 369, Gsell v. Schweiz (Dok. 6 und 7) Ein Journalist darf nicht nach Davos reisen, um an der WEFkritischen Konferenz «Public Eye on Davos» teilzunehmen Werden dadurch seine Grundrechte verletzt? Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 2 1

2 Terminologie (1/3) Grundrechte Von der Verfassung garantiert Schützen grundlegende Rechte des Einzelnen oder einer Gruppe Rechtsansprüche gegenüber dem Staat Menschenrechte Uneinheitliche Terminologie Als Gegenstück zu den national gewährleisteten Grundrechten: o Grundrechte, die vorstaatlich und universell gelten o Oder: Grundrechte, im Völkerrecht verankert sind Als Gegenstück zu Bürgerrechten: Grundrechte, die für alle Menschen gelten, also auch für Ausländerinnen und Ausländer Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 3 Terminologie (2/3) Verfassungsmässige Rechte Alle Grundrechte und einige weitere Bestimmungen der BV, z.b. den Vorrang des Bundesrechts Art. 49 BV. Primär prozessrechtliche Bedeutung (Voraussetzung für subsidiäre Verfassungsbeschwerde) Bürgerrechte Uneinheitliche Terminologie Kann stehen für Grundrechte, auf die sich nur Schweizer Bürgerinnen und Bürger berufen können (z.b. Niederlassungsfreiheit), oder Rechte von Art. 37 und 38 BV Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 4 2

3 Terminologie (3/3) Grundpflichten Elementare Pflichten des Einzelnen In BV kein Pflichtenkatalog Nur punktuelle Erwähnung Z.B. Militärdienst- und Zivilschutzdienstpflicht (Art. 59 Abs. 1 BV und 61 Abs. 3 BV) Kantone kennen z.t. weitergehende Pflichten: z.b. Stimmpflicht (Schaffhausen), Amtszwang. Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 5 Widerstandsrecht? Grosses Widerstandsrecht Naturrechtlich begründetes Recht, sich gegen ein illegitimes, ungerechtes Verhalten des Staates zu wehren und dabei geltendes (positives) Recht zu verletzen Voraussetzungen Legale Mittel erfolglos ausgeschöpft Wahrung der Verhältnismässigkeit Kleines Widerstandsrecht Wie grosses Widerstandsrecht, aber nur gewaltfreie Handlungen Insbesondere: Ziviler Ungehorsam Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 6 3

4 Pflicht zum Widerstand? Vgl. Mauerschützenfälle Dok. Nr. 1 Art. 20 Abs. 4 deutsches Grundgesetz: Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist. Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 7 Grundlagen der Grundrechte Erster Schritt: Philosophie (Naturrechtslehre) John Locke: The State of Nature has a Law of Nature to govern it, which obliges everyone: And Reason, which is that Law, teaches all Mankind, who will but consult it, that being all equal and independent, no one ought to harm another in his Life, Health, Liberty and Possessions. Zweck des Staates ist Schutz der Menschenrechte Zweiter und dritter Schritt: Umsetzung Politische Umsetzung im Rahmen der Nationalstaaten Universelle politische Umsetzung (Vereinte Nationen) Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 8 4

5 Entwicklung der Grundrechte (1/3) Ausgangspunkt: Grundrechte als rechtliche Antwort auf Bedrohungen durch den Staat, aber Nicht jede Bedrohungslage führt zu neuen Grundrechten Nicht jedes Element der menschlichen Entfaltung wird von Grundrechten geschützt 1215: Magna Charta 1628: Petition of Rights (Sicherheit der Person und des Eigentums) 1679: Habeas Corpus Akte (Schutz vor willkürlicher Verhaftung) Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 9 Entwicklung der Grundrechte (2/3) 1776: Virginia Bill of Rights und Amerikanische Unabhängigkeitserklärung Einfluss von John Locke Ergänzung der US-Verfassung durch Amendments: Bill of Rights 1789: Declaration des droits de l homme et du citoyen Grosser Einfluss in Europa Betonung der Rechtsgleichheit 1948: Allgemeine Menschenrechtserklärung 1950: Europäische Menschenrechtskonvention 1966: UNO-Menschenrechtspakte I und II Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 10 5

6 Entwicklung der Grundrechte (3/3) 1969: Amerikanische Menschenrechtskonvention 1975: KSZE-Schlussakte von Helsinki 1981: Banjul Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker (Afrika) 1989: UNO-Konvention über die Rechte des Kindes 1992: Erklärung von Rio zu Umwelt und Entwicklung (Rio-Deklaration) 1993: Vienna Declaration and Programme of Action 2004: Arabische Charta der Menschenrechte 2006: UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 11 Arten von Grundrechten: Menschenrechte/Bürgerrechte Menschenrechte Stehen jeder natürlichen Person zu Teilweise auch juristischen Personen, soweit dafür geeignet Bürgerrechte Stehen nur Schweizerinnen und Schweizern zu Beispiel: Niederlassungsfreiheit Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 12 6

7 alle Menschen Menschenrechte Grundlage: Menschenwürde; jedem Menschen angeboren: Vorstaatlich, unveräusserlich, universell in staatliche Verfassung gegossen z.t. nur Staatsbürger Grundrechte Je nach Verfassung unterschiedliche Ausgestaltung klassische Freiheitsrechte soziale Grundrechte rechtsstaatliche Garantien politische Rechte Rechtsgleichheit Willkürverbot Verfahrensgarantien Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 13 Menschenrechte im internationalen Kontext Konzept der drei Generationen der Menschenrechte Bürgerliche und politische Rechte Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Recht ( Sozialrechte ) Kollektive Rechte: z.b. Recht auf Entwicklung, Frieden, intakte Umwelt Unteilbarkeit der Menschenrechte Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 14 7

8 Unterteilung der Grundrechte nach Georg Jellinek Freiheitsrechte ( status negativus ) Abwehrrechte : Schutz vor Übergriffen des Staates Traditionelles Verständnis: Staat nur zu Dulden oder Unterlassen verpflichtet Soziale Grundrechte ( status positivus ) Verfassungsrechtliche Ansprüche des Einzelnen auf staatliche Leistungen Politische Rechte ( status activus ) Recht des Einzelnen auf aktive Teilnahme an der politischen Willensbildung Staatsbügerliche Pflichten ( status passivus ) Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 15 Übersicht: Grundrechtsarten Freiheitsrechte Soziale Grundrechte rechtsstaatliche Garantien politische Rechte Persönliche Freiheit (BV 10) Glaubens- und Gewissensfreiheit (BV 15) Meinungs- und Informationsfreiheit (BV 16) etc. Recht auf Hilfe in Notlagen (BV 12) Anspruch auf Grundschulunterricht (BV 19) Schutz von Kindern und Jugendlichen (BV 11 I) Rechtsgleichheit (BV 8) Willkürverbot (BV 9) Verfahrensgarantien (BV 29 ff.) andere verfassungsmässige Rechte Vorrang des Bundesrechts (BV 49) BV 127 Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 16 8

9 Verfassungsmässige Rechte (1/2) Definition (gemäss BGE 131 I 366) Justiziable Rechtsansprüche, die nicht ausschliesslich öffentliche Interessen, sondern auch Interessen und Schutzbedürfnisse des Einzelnen betreffen und deren Gewicht so gross ist, dass sie nach dem Willen des Verfassungsgebers verfassungsrechtlichen Schutzes bedürfen Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 17 Verfassungsmässige Rechte (2/2) Einzelne Rechte: Wichtigste Beispiele Grundrechte Vorrang des Bundesrechts Grundsatz der Gewaltenteilung Nulla poena sine lege Besteuerungsgrundsätze von Art. 127 BV Bedeutung Voraussetzung für subsidiäre Verfassungsbeschwerde Siehe dazu Art. 116 BGG Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 18 9

10 Nationale Verankerung der Grundrechte (1/2) Bundesverfassung Grundrechtskatalog Art BV Anlehnung an die EMRK Ungeschriebene Grundrechte Seit 1959 vom Bundesgericht anerkannt o Für Freiheiten, die Voraussetzung für die Ausübung anderer in der Verfassung genannter Freiheitsrechte bilden o Grundrechte, die unentbehrliche Bestandteile der demokratischen und rechtsstaatlichen Ordnung sind BV von 1999 kodifizierte (damalige) Rechtsprechung Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 19 Nationale Verankerung der Grundrechte (2/2) Kantonsverfassungen Nur dann relevant, wenn sie weiter gehen als die BV Neue Grundrechte Weiter gehender Schutzbereich Höhere Anforderungen an Einschränkungen Beispiele Unterrichtsfreiheit (Art. 15 KV-ZH) Sozialrechte (Art. 29 KV-BE) Vor Bundesgericht durchsetzbar Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 20 10

11 Internationale Verankerung (1/3) Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) Abgeschlossen 1950, Ratifikation durch die Schweiz 1974 Unmittelbare Anwendbarkeit Verfahrensrechtliche Behandlung Innerstaatlich: Wie Grundrechte der BV Zusätzlich: Beschwerde an den EGMR EGMR-Urteile führen faktisch nicht aber formell zur Aufhebung der nationalen Urteile Europäischer Minimalstandard Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 21 Internationale Verankerung (2/3) UNO-Pakte I und II Individualbeschwerde nur in Zusatzprotokollen (von CH nicht ratifiziert) Staatenberichte als Kontrollinstrument Problem der Justiziabilität UNO-Pakt I o Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte o Gemäss Bundesgericht mehrheitlich nicht unmittelbar anwendbar und somit nicht justiziabel UNO-Pakt II o Bürgerliche und politische Rechte o Grundsätzlich unmittelbar anwendbar Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 22 11

12 Internationale Verankerung (3/3) Weitere Menschenrechtsinstrumente Zahlreiche UNO-Übereinkommen Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Resolution der UNO-Generalversammlung von 1948 Ursprünglich nicht verbindlich, heute z.t. Völkergewohnheitsrecht Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 23 Dimensionen von Grundrechten: Überblick Art. 35 Abs. 1 BV Regelung des Grundrechtsverständnisses Grundrechte müssen in der ganzen Rechtsordnung zur Geltung kommen Art. 35 Abs. 2 BV Regelung des Adressatenkreises Jede Wahrnehmung staatlicher Aufgaben unterliegt der Grundrechtsbindung Art. 35 Abs. 3 BV Regelung der Drittwirkung Behörden müssen dafür sorgen, dass die Grundrechte, soweit sie sich dazu eignen, auch unter Privaten wirksam werden Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 24 12

13 Dimensionen von Grundrechten: Grundrechte als subjektive Rechte (1/2) Grundrechtsverständnis hat praktische Bedeutung für Auslegung Negatorisches Grundrechtsverständnis Grundrechte als reine Abwehrrechte gegen den Staat Auf Freiheitsrechte ausgerichtet Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 25 Dimensionen von Grundrechten: Grundrechte als subjektive Rechte (2/2) Modernes Grundrechtsverständnis Umfassender Schutz Abwehr staatlicher Eingriffe Anspruch auf staatliche Leistungen, wenn o explizit in der Verfassung erwähnt, oder o zur Verwirklichung der Grundrechte notwendig Schutzpflicht des Staates Wird heute von h.l. auch auf Freiheitsrechte angewendet Beispiel zur staatlichen Schutzpflicht: Dok. Nr. 5 Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 26 13

14 Dimensionen von Grundrechten: Modalitäten der Geltung (1/2) Geltung in der gesamten Rechtsordnung: Art. 35 Abs. 1 BV Geltung bei Ausübung staatlicher Aufgaben: Art. 35 Abs. 2 BV Wer staatliche Aufgaben wahrnimmt, d.h. auch Private, ist an Grundrechte gebunden Staatliche Organe sind immer, auch bei privatrechtlichen Tätigkeiten an die Grundrechte gebunden Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 27 Dimensionen von Grundrechten: Modalitäten der Geltung (2/2) Beschränkte Geltung zwischen Privaten: Art. 35 Abs. 3 Wesen der Drittwirkung Direkte Drittwirkung Direkte und umfassende Bindung der Privaten an ein Grundrecht Nach h.l., nur wenn explizit in der BV vorgesehen Beispiel: Art. 8 Abs. 3 Satz 3 BV Indirekte Drittwirkung Beizug der Grundrechte in der Auslegung Indirekte Drittwirkung ist bei allen Grundrechten anerkannt Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 28 14

15 Persönlicher Schutzbereich: Träger der Grundrechte (1/2) Regelt die Frage, wer sich auf ein Grundrecht berufen darf Natürliche Personen Grundsatz: Alle natürlichen Personen Beginn und Ende der Grundrechtsträgerschaft Anfang: Ungeborene Kinder, Embryonen? Ende: Tod Minderjährige Unabhängig von Urteilsfähigkeit Urteilsfähige können Grundrechte selbständig geltend machen: Grundrechtsmündigkeit (Art. 11 Abs. 2 BV) Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 29 Persönlicher Schutzbereich: Träger der Grundrechte (2/2) Juristische Personen des Privatrechts Nur Grundrechte, die sich für juristische Personen eignen Beispiele: Wirtschaftsfreiheit, Eigentumsgarantie, Rechtsgleichheit Juristische Personen des öffentlichen Rechts Grundsätzlich keine Grundrechtsträger Ausnahme nur dann, wenn sie (kumulativ) sich auf dem Boden des Privatrechts bewegen und durch den staatlichen Akt wie eine Privatperson betroffen sind Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 30 15

16 Übersicht: Grundrechte nach Trägern Menschenrechte i.w.s.: unabhängig von der Nationalität Menschenrechte i.e.s. (nur natürliche Personen) Personenrechte (auch jur. Personen) Grundrechte, die an die Nationalität anknüpfen (Bürgerrechte) z.b.: BV 24 BV 25 I BV 34 z.b.: BV 10 I z.b.: BV 10 III BV 8 I Sonderfälle: Beschränkter BV 25 III BV 29 I und II Personenkreis BV 31 Folie teilweise übernommen von Prof. Giovanni Biaggini z.b.: BV 11 I, 25 II, 27, 34 Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 31 Sachlicher Schutzbereich der Grundrechte Regelt, welche Lebensbereiche vor welcher Art von staatlichen Eingriffen geschützt sind Eingriff durch formelle Anordnung oder durch Realakt möglich Auch Unterlassungen können den Schutzbereich eines Grundrechts tangieren Kerngehalt Jener Teil des Schutzbereichs, der absoluten Schutz geniesst Kerngehalt ist nicht einschränkbar Ermittlung des Schutzbereichs durch Auslegung Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 32 16

17 Einschränkung von Grundrechten: Einschränkbarkeit nach Art der Grundrechte Anwendungsbereich von Art. 36 BV Freiheitsrechte Differenzierend auch für andere Grundrechte Soziale Grundrechte BGer Sinngemässe Anwendung von Art. 36 BV Lehre: Keine Einschränkbarkeit von Art. 12, streitig bei Art. 19 BV Grundrechtliche Verfahrensgarantien Bundesgericht: Anwendung von Art. 36 Lehre: Minimalstandards nicht einschränkbar Gleichstellungsmassnahmen Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 33 Einschränkung von Freiheitsrechten (1/4) Welche Freiheitsrechte sind berührt? Sachlicher Schutzbereich der Freiheitsrechte Persönlicher Schutzbereich der Freiheitsrechte (Trägerschaft) Sofern ein Sachverhalt in den persönlichen und den sachlichen Schutzbereich fällt, ist das Freiheitsrecht berührt (= tangiert) Wird das berührte Grundrecht verletzt? Prüfen der Voraussetzungen gemäss Art. 36 BV Wird (mindestens) eine Voraussetzung von Art. 36 BV nicht erfüllt, ist das Freiheitsrecht verletzt Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 34 17

18 Einschränkung von Freiheitsrechten (2/4) Gesetzliche Grundlage (Art. 36 Abs. 1 BV) Erfordernis des Rechtssatzes Generell-abstrakte Norm Genügende Bestimmtheit Zuständigkeit des erlassenden Organs sowie des Gemeinwesens Erfordernis der Gesetzesform Bei schweren Eingriffen: Formelles Gesetz Bei leichteren Eingriffen: Auch Verordnung, sofern vom zuständigen Organ erlassen Ausnahme: Polizeiliche Generalklausel Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 35 Einschränkung von Freiheitsrechten (3/4) Öffentliches Interesse (Art. 36 Abs. 2 BV) Grundsätzlich alle öffentlichen Interessen Beispiele: Polizeiliche Interessen, Umweltschutz, Sozialpolitik Ableitung insbesondere auch aus Staatszielbestimmungen Ausnahmen? Schutz von Grundrechten Dritter Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 36 18

19 Einschränkung von Freiheitsrechten (4/4) Verhältnismässigkeit (Art. 36 Abs. 3 BV) Eignung: Kann die Massnahme zum Ziel führen? Erforderlichkeit: Gäbe es eine gleich wirksame, aber für den Betroffenen mildere Massnahme? Verhältnismässigkeit i.e.s.: Verhältnismässigkeit von Eingriffszweck und Eingriffswirkung, Zumutbarkeit Wahrung des Kerngehalts (Art. 36 Abs. 4 BV) Das Freiheitsrecht darf nicht seines Wesensgehalts entleert werden Auslegung Hinweise gibt die Notstandsfestigkeit i.s.v. Art. 15 Ziff. 2 EMRK Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 37 Grundrechtskonkurrenz und -kollisionen Grundrechtskonkurrenz Staatliche Handlung kann mehrere Grundrechte berühren Zulässigkeit des Eingriffs ist eigentlich für jedes Grundrecht separat zu prüfen Wenn ein Grundrecht zu anderen lex specialis ist, muss bei den anderen jedoch nur geprüft werden, ob sie in einer bestimmten Hinsicht einen weiter gehenden Schutz bieten Grundrechtskollisionen Begriff: Verschiedene Grundrechte stehen in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen Ausdrückliche Erwähnung dieser Situation in Art. 36 Abs. 2 BV Interessenabwägung erforderlich Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 38 19

20 Rechtsfolgen von Grundrechtsverletzungen Restitution Wiederherstellung des grundrechtskonformen Zustandes Beispiel: Erteilung einer Baubewilligung für ein Minarett Kompensation Bei irreversiblen Folgen durch staatliche Handlung Beispiele: Entschädigung, Nichtberücksichtigung von rechtswidrig erlangten Beweisen im Strafprozess Prävention Präjudizwirkung einer festgestellten Grundrechtsverletzung Massnahmen des Staates zur Verhinderung weiterer Grundrechtsverletzungen Staatsrecht I Grundrechte Allgemeiner Teil Prof. Christine Kaufmann, Herbstsemester 2012 Seite 39 20

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