Markets Weekly

Transkript

1 Seite 1 von 5 Aktienmärkte Diese Woche lassen sich die Kurse nicht von der Politik stören Unruheherde gibt es genug. Sei es der Wahlausgang in Großbritannien (s. Seite 2), die Anhörung vor dem US-Senat in Bezug auf die Einflussnahme des Präsidenten auf eine Ermittlungsbehörde, oder die diplomatischen Spannungen am Persischen Golf. Die US-Indices Dow Jones und NASDAQ erreichten gestern trotzdem vorübergehend neue Höchststände. Die Euro-Börsen profitierten zusätzlich von den Prognosen für die Parlamentswahl in Frankreich und der Reduzierung der Wahrscheinlichkeit auf Neuwahlen in Italien. Renten & Volkswirtschaft Deutschland mit uneinheitlichem Bild US-Aussichten positiv Die Zahlen zur Entwicklung des deutschen Industriesektors boten diese Woche Licht und Schatten. Die Produktion konnte um 0,8 % gegenüber dem März zulegen und die Markterwartungen damit übertreffen. Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie enttäuschten hingegen mit einem Rückgang um 2,1 % gegenüber dem Vormonat, was vor allem am Auslandsgeschäft lag. Wachstum ist somit zwar vorhanden, aufgrund einer allgemein schwachen Auftragslage wird es sich jedoch nicht weiter beschleunigen. Die harten Wirtschaftsdaten können somit nicht mit den sehr positiven Stimmungsindikatoren mithalten. Wir halten deshalb eine leichte Abkühlung der Stimmung für wahrscheinlich. Im Mai ist die Stimmung der US-Einkaufsmanager im Dienstleistungssektor gesunken. Der ISM-Index gab leicht um 0,6 Punkte auf 56,9 Punkte nach. Die Beschäftigungskomponente verzeichnete aber bemerkenswerterweise einen deutlichen Anstieg. Da auch das verarbeitende Gewerbe eine positive Entwicklung für die Beschäftigungskomponente gemeldet hatte, darf der schwache Arbeitsmarktbericht (s. Seite 2) nicht überbewertet werden. Die Senkung der Inflationsprognosen durch die EZB (s. Seite 2) lässt weiterhin niedrige Zinsen im Euroraum erwarten. Während die Anleihekurse hierauf freundlich reagierten, gab der Euro- Wechselkurs zum US-Dollar leicht nach.

2 Seite 2 von 5 US-Arbeitsmarktbericht sorgt für eine Enttäuschung Anzahl der neu geschaffenen Stellen liegt trotz guter Stimmung unter den Erwartungen Die Arbeitslosenquote in den USA ist um weitere 0,1 Prozentpunkte auf 4,3 % gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit 16 Jahren. Dennoch war der Markt von den Arbeitsmarktdaten insgesamt enttäuscht. So wurden im Mai entgegen den Erwartungen nur neue Stellen geschaffen. Zudem wurden die April-Daten um Stellen und die März-Daten um Stellen nach unten revidiert. Zwar steht die US-Wirtschaft noch nicht unter Volldampf und könnte weiterhin neue Jobs schaffen. Aufgrund der schon seit dem 3. Quartal 2009 anhaltendem Phase des Aufschwungs (lediglich zwei negative Quartale) ist aber per se nicht von Werten um neue Stellen pro Monat auszugehen. In den Daten spiegelt sich nicht die positive Stimmung der Unternehmen aus den Einkaufsmanagerindices wider. Auffällig ist der erneute Rückgang der Zahl der arbeitsfähigen Menschen, welche sich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen. Nach der Wahl Donald Trumps hatte der Wert zunächst zugelegt, liegt aber inzwischen beinahe wieder auf dem gleichen Niveau wie zuvor. Somit ist auch hier die Enttäuschung über Trump s fehlende Erfolge erkennbar. Wir gehen trotzdem davon aus, dass die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche den Leitzins erneut erhöhen wird. EZB hält Zinsen niedrig, aber es gibt keine Leitzinssenkung mehr Das Wachstum ist stabiler geworden, aber das Inflationsziel ist weiterhin nur schwer zu erreichen Angesichts der guten Konjunkturentwicklung im Euroraum hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Wachstumsprognose für 2017 auf 1,8 % und für 2018 auf 1,9 % angehoben. In Folge des gesunkenen Ölpreises und den damit gesunkenen Energiekosten haben die Euro-Währungshüter gleichzeitig die Inflationsprognosen gesenkt. Aus dieser Gemengelage resultiert die leicht geänderte Einschätzung der EZB über die mögliche Entwicklung der Leitzinsen. Statt der bisherigen Aussage auf dem aktuellen oder niedrigeren Niveau wird nun eine erneute Leitzinssenkung ausgeschlossen. Somit werden die Zinsen noch für lange Zeit auf diesem niedrigem Niveau bleiben. Die Notenbanker warten auf eine nachhaltig höhere Inflation. Die Briten haben erneut gewählt, aber nichts ist entschieden Die Partei von Theresa May ist zwar stärkste Kraft im Unterhaus, verliert aber die absolute Mehrheit Großbritannien ist weiterhin ein gespaltenes Land. Die Entscheidung für den Brexit fand fast so viele Gegner wie Befürworter. Diese Zerrissenheit setzt sich weiter fort. Ursprünglich wollte die amtierende Ministerpräsidentin Theresa May mit den vorgezogenen Neuwahlen eine Stärkung ihrer Position erwirken, welche sie auch für die Brexit-Verhandlungen mit der EU nutzen wollte. Nun steht übernächste Woche das erste offizielle Brexit-Sondierungsgespräch der beiden Verhandlungsparteien an und die Europäer wissen im Grunde nicht, mit wem sie verhandeln sollen und wieviel Gewicht man den Aussagen der Anwesenden geben darf. Die Regierungsbildung wird schwierig. Wahrscheinlich ist die Bildung einer Minderheitsregierung mit all ihren Schwierigkeiten und Risiken während der Legislaturperiode. Die Ungewissheiten rund um den erstmaligen Austritt eines EU-Landes erhalten nun noch weitere Unberechenbarkeiten. Politisch bleibt es spannend. Sollte Theresa May zurücktreten? Wer wird ihr Nachfolger? Etwa ein Populist wie der bisherige Außenminister Boris Johnson?

3 Seite 3 von 5 Zentrale Marktdaten Aktienindex Indexwert 52-W-Hoch 52-W-Tief Prozentuale Veränderung 1 Woche 1 Monat 3 Monate 12 Monate DAX ,4 % + 0,2 % + 6,2 % + 24,4 % EuroStoxx ,1 % - 2,2 % + 5,1 % + 18,0 % Dow Jones ,2 % + 0,8 % + 1,6 % + 17,7 % S&P ,2 % + 1,4 % + 2,8 % + 14,9 % Kernbrennstoffsteuer verstößt gegen das Grundgesetz Deutsche Versorger können Steuererstattungen in Milliardenhöhe einplanen Die Steuer auf Brennelemente für Kernkraftwerke wurde im Jahr 2010 beschlossen. In den Jahren 2011 bis 2016 wurden auf dieser Grundlage Steuerzahlungen in Höhe von 6,25 Mrd. Euro von den deutschen Energieversorgern erhoben. Am Mittwoch urteilte das Bundesverfassungsgericht, dass der Bund dieses Gesetz gar nicht hätte erlassen dürfen und erklärte es für verfassungswidrig. Die erhobenen Steuerbeträge müssen nun zuzüglich Zinsen an die betroffenen Kraftwerksbetreiber (z.b. E.ON, RWE, EnBW) erstattet werden. Die Aktienkurse der Versorger reagierten auf diese Nachricht am Mittwoch mit kräftigen Kursgewinnen (E.ON + 5,2 %, RWE + 5,5 %). Bankenrettung auf Spanisch Santander übernimmt Banco Popular für einen Euro Banco Popular, die sechsgrößte Bank Spaniens, kämpft seit Jahren mit den Folgen des Preisverfalls am heimischen Immobilienmarkt und den daraus resultierenden notleidenden Krediten. Die EZB als zuständige Aufsichtsbehörde hat sich dies lange Zeit angeschaut, aber nun die Reißleine gezogen. Banco Popular wurde zum Abwicklungsfall erklärt und Teile des Eigenkapitals wertlos gestrichen. Das verbliebene Geschäft wird von Santander, Spaniens größter Bank, für einen Kaufpreis von einem Euro übernommen. Santander kündigte daraufhin eine milliardenschwere Kapitalerhöhung an, um diese Übernahme stemmen zu können. Wieviel Druck im Hintergrund von Seiten der EZB oder der spanischen Regierung ausgeübt wurde, um negative Schlagzeilen über eine Bankenpleite zu verhindern, werden wir wohl nie erfahren. Ausgewählte wichtige Termine : ZEW Konjunkturerwartungen (Deutschland) : Industrieproduktion (Euroraum) : Inflationsdaten und Notenbanksitzung mit Zinsentscheidung (USA) : Notenbanksitzung mit Zinsentscheidung (Großbritannien)

4 Seite 4 von 5 Wir sind für Sie da Die Spielregeln der Finanzwelt haben sich fundamental verändert. Erfolgreiche Vermögensanlage ist heute eine komplexe Herausforderung. Gefragt sind maßgeschneiderte Lösungen für Sie und Ihr Vermögen transparent, flexibel, individuell und komfortabel. Hierfür stehen wir als Sparkasse Bremen mit unserem Finanzkonzept. Zusätzlich bieten wir einen umfassenden Service und aktuelle Informationen. Aktienmärkte & Rohstoffe Dr. Sascha Otto Leiter Wertpapier- & Portfoliomanagement Telefon: sascha.otto@sparkasse-bremen.de Volkswirtschaftliche Analysen, Notenbanken & Rentenmärkte Björn Mahler Telefon: bjoern.mahler@sparkasse-bremen.de Volkswirtschaftliche Analysen Lars Schmidt Telefon: lars.schmidt@sparkasse-bremen.de

5 Seite 5 von 5 Rechtliche Hinweise Diese Veröffentlichung dient ausschließlich zu Informationszwecken. Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen stammen aus Quellen, die von der Die Sparkasse Bremen AG als zuverlässig erachtet werden, ohne allerdings zwingend von unabhängigen Dritten verifiziert worden zu sein. Es besteht keine Garantie oder Gewährleistung im Hinblick auf Genauigkeit, Vollständigkeit oder Eignung für einen bestimmten Zweck. Alle Meinungsäußerungen, Schätzungen oder Prognosen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers bzw. der Verfasser zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Frühere Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Finanzinstruments. Es besteht keinerlei Zusage, dass ein in dieser Veröffentlichung genanntes Portfolio oder eine Anlage eine günstige Anlagerendite erzielt. Die Inhalte dieser Veröffentlichung sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder irgendeiner anderen Handlung beabsichtigt und dienen nicht als Grundlage oder Teil eines Vertrages. Weder diese Veröffentlichung noch eine Kopie dieser Veröffentlichung, auch nicht auszugsweise, darf ohne die vorherige schriftliche Erlaubnis der Die Sparkasse Bremen AG an unberechtigte Personen oder Unternehmen verteilt oder übermittelt werden, es sei denn, die Weitergabe ist vertraglich gestattet. Die Art und Weise wie dieses Produkt vertrieben wird, kann in bestimmten Ländern, einschließlich der USA, weiteren gesetzlichen Beschränkungen unterliegen. Personen, in deren Besitz dieses Dokument gelangt, sind verpflichtet, sich diesbezüglich zu informieren und solche Einschränkungen zu beachten. Quellenangaben: Charts & Marktdaten: Die Sparkasse Bremen AG/S-Investor/Thomson Reuters/vwd/Bloomberg Die Sparkasse Bremen AG Private Banking Dr. Sascha Otto Am Brill Bremen Telefon: sascha.otto@sparkasse-bremen.de