UNIVERSITÄT ULM FAKULTÄT FÜR INGENIEURWISSENSCHAFTEN UND INFORMATIK INSTITUT FÜR PSYCHOLOGIE UND PÄDAGOGIK Praktikumsbericht HELIOS Klinik Bad Grönenbach Verfasser: Ramona Mildner Matrikelnummer: 854690 ramona.mildner@uni-ulm.de Anzahl der Wörter im Text: 1216 Prüfung: Prüfungsausschuss Psychologie Universität Ulm
Inhalt 1 Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung... 3 1.1 Beschreibung der Institution... 3 1.2 Art und Zahl der Mitarbeiter... 3 1.3 Aufgabe der Institution, Klientel und Zielsetzung... 3 1.4 Arbeitsweise der Institution... 4 1.5 Arbeitskonzeption und Arbeitsschwerpunkte... 4 2 Darstellung des Tätigkeits-/ Aufgabenfeldes... 4 2.1 Konkrete Schilderung von spezifischen Tätigkeiten... 4 2.2 Darstellung der eigenen Tätigkeit... 5 2.3 Positive Aspekte, Konflikte und Probleme bei der Durchführung des Praktikums... 5 3 Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung... 6 4 Quellen... 8 2
1 Einführung und Kurzdarstellung der Einrichtung 1.1 Beschreibung der Institution Die HELIOS Klinik Bad Grönenbach ist eine Fachklinik für psychosomatische Rehabilitation sowie für Akutbehandlungen. Schwerpunktmäßig werden dort Menschen mit chronifizierten Störungen und entsprechenden Krankheitsfolgen wie beruflichen, sozialen und alltagsbezogenen Beeinträchtigungen behandelt. Ein zentraler Aspekt der Therapie ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Psychische und psychosomatisch erkrankte Menschen sollen befähigt werden, so mit sich umzugehen, dass eine Heilung oder Besserung der Krankheit erfolgen kann. Ressourcenaktivierung und -nutzung werden somit unterstützt und dadurch soll eine Neugestaltung des eigenen Lebens unter Einbezug unabwendbarer Krankheitsfolgen ermöglicht werden (Klinikum Heidelberg, 2015). 1.2 Art und Zahl der Mitarbeiter Die HELIOS Klinik Bad Grönenbach befindet sich in der Sebastian-Kneipp-Allee 3a/5 in 87730 Bad Grönenbach. Meine Praktikumstätigkeit im Speziellen absolvierte ich in der dortigen Abteilung II für strukturbezogene Rehabilitation. Dies ist das Tätigkeitsfeld von Diplompsychologen, Sozialpädagogen und Ärzten, welche vorwiegend Patienten mit Borderlineund anderen strukturellen Störungen psychotherapeutisch behandeln. Das Team besteht aus 7 Psychotherapeuten, welche im Rahmen des Therapieprogramms durch Körper-/Kunst- und Ergotherapeuten, Sozialarbeiter, Ärzte und Ernährungsberater ergänzt werden. Gearbeitet wir auf Gruppenebene, wobei innerhalb einer Gruppe zwei Therapeuten vertreten sind. 1.3 Aufgabe der Institution, Klientel und Zielsetzung Das Rehabilitationsangebot besteht für Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder anderen strukturellen Störungen (OPD-2 Niveau). Angestrebt wird im Verlaufe der Rehabilitation, die erforderlichen psychischen Funktionen und Aktivitäten, die eine Teilhabe am alltäglichen Leben ermöglichen, wiederherzustellen. Negative Auswirkungen im zwischenmenschlichen Bereich und soziale und berufliche Beeinträchtigungen sollen gleichzeitig minimiert werden. Im Hinblick auf die psychische Funktionsfähigkeit sollen die strukturellen Fähigkeiten auf kognitiver, regulativer, emotionaler Ebene sowie der Bindungsebene verbessert werden. Weiterhin sollen der Umgang mit Stress, die Problemlösestrategien, die Beziehungsgestaltung und der Umgang mit eigenen Defiziten verbessert und gestärkt werden. Im Kontext des Sozi- 3
al- und Berufslebens werden die psychische Unabhängigkeit, die soziale Integration und die wirtschaftliche Eigenständigkeit gefördert. Letztlich erfolgen noch erste Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben, Veränderungen der häuslichen und sozialen Umgebung, ein Aufbau von sinnvollen Freizeitaktivitäten sowie die Beseitigung negativ wirkender Kontextfaktoren. 1.4 Arbeitsweise der Institution Die psychotherapeutischen Interventionen im Rahmen des Rehabilitationskonzeptes beruhen auf dem Grönenbacher Modell (Von Wahlert & Votsmeier-Röhr, 2009). Verfolgt wird ein integratives Behandlungskonzept auf psychodynamischer Grundlage. Es wird eine fokusbezogene, psychodynamische Therapie nach der Strukturbezogenen Psychotherapie (Rudolf, 2006) mit der Schematherapie (Young, Klosko & Weishaar, 2005) verbunden und durch Elemente der Vertragstherapie (Kouwenhoven, Kiltz & Elbing, 2002), des Fertigkeitentrainings (Linehan, 1996) sowie stabilisierenden Imaginationen (Reddemann, 2003) ergänzt. Speziell an die Bedürfnisse dieser Patientengruppe angepasst, nehmen die Therapeuten eine dialogische Haltung ein (Von Wahlert & Votsmeier-Röhr, 2009). 1.5 Arbeitskonzeption und Arbeitsschwerpunkte Unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Patienten werden psychotherapeutische Interventionen mit psychopharmakologischen sowie ergo-, physio-, körper- und sozialtherapeutische Maßnahmen kombiniert. Einen hohen Stellenwert in der Therapie allgemein nehmen die Erfahrungsmöglichkeiten in der therapeutischen Gemeinschaft ein. Schwerpunkte sind einerseits in der Auseinandersetzung mit destruktiven Mustern zu sehen. Diese erfolgt mit Hilfe spiegelnder und konfrontativer Methoden (Vertragsarbeit). Andererseits werden strukturelle Fähigkeiten entwickelt bzw. ausgebaut sowie über Schema-verändernde Strategien korrektive emotionale Neuerfahrungen ermöglicht. Zentrales Element einer Therapie sind somit Non- Verträge und positive Sanktionen. 2 Darstellung des Tätigkeits-/ Aufgabenfeldes 2.1 Konkrete Schilderung von spezifischen Tätigkeiten In meiner Zeit als Praktikantin in der Abteilung II der HELIOS Klinik Bad Grönenbach konnte ich an allen stattfindenden psychotherapeutischen Veranstaltungen teilnehmen. Ich begleitete dabei kontinuierlich mehrfach wöchentlich stattfindende Therapiegruppen (sozialkommunikative Gruppen, psychodynamisch-orientierte Gruppen, Vertragsgruppen) im Rah- 4
men einer therapeutischen Kleingruppe von 11-12 Patientinnen und Patienten. Ich hatte dabei die Möglichkeit, die psychotherapeutischen Prozesse mitzuverfolgen und konnte in den anschließenden Nachbesprechungen ein tieferes Verständnis darüber erlangen. Weiterhin nahm ich an indikationsspezifischen Zusatzgruppen wie Körpertherapie, Kunsttherapie, Ergotherapie, Esssuchtgruppen und Suchtgruppen, Konzentrationsgruppen, Fertigkeitentrainings und Stabilisierungsübungen teil. Ebenso nahm ich an den Veranstaltungen der therapeutischen Gemeinschaft (Komitees, Vollversammlungen) teil. Ich konnte mich darüber hinaus an mehrmals wöchentlich stattfindenden Fallbesprechungen und Teamsitzungen beteiligen. Zudem wurde ich mit der Aktenführung und Gesprächs-/Therapiedokumentation der Therapiegruppe beauftragt. Schließlich bestand die Möglichkeit, innerhalb einer Praktikantenrunde, die von einem im Haus arbeitenden Psychologen einmal wöchentlich angeleitet wurde, praktikumsbezogene Fragen zu klären und die Arbeit eines therapeutischen Teams zu reflektieren. 2.2 Darstellung der eigenen Tätigkeit Während meines gesamten Praktikumsaufenthaltes übernahm ich die Dokumentation der Patientengespräche der therapeutischen Kleingruppe. Ich notierte dabei die zentralen Gesprächselemente, welche anschließend mit einem Bezugstherapeuten besprochen bzw. überarbeitet wurden. Ebenso übernahm ich die Niederschrift der wesentlichen Elemente von Gruppentherapien. Dies diente vor allem der kooperativen Zusammenarbeit der beiden Bezugstherapeuten einer Kleingruppe (triadische Beziehung) und der abschließenden Erstellung von Therapieberichten der Patienten. Hierzu war es mir möglich, an nahezu allen therapeutischen Maßnahmen teilzunehmen und selbst zu interagieren. Insgesamt waren für mich die aktiven therapeutischen Unterstützungsmöglichkeiten in den Kleingruppen und Einzelgesprächen sehr lehrreich. Hierbei wurden mit mir einzelne therapeutische Gespräche Schritte im Vorfeld detailliert besprochen und ich durfte sie, mit Unterstützung, im therapeutischen Setting selbst übernehmen. 2.3 Positive Aspekte, Konflikte und Probleme bei der Durchführung des Praktikums Im Rahmen meiner achtwöchigen Praktikantentätigkeit wurde deutlich, dass ich zum Ende des Bachelorstudiums Psychologie bereits zahlreiche Kenntnisse über Therapieverfahren, Erklärungs- und Schemaansätze verfüge. Ich würde meine theoretisch vorhandenes Wissen vor allem im Bereich der Klinischen Psychologie bereits als fortgeschritten beurteilen. Be- 5
sonders die Beurteilung und Einordnung von Patienten in die unterschiedlichen Störungsbilder mit Hilfe der spezifischen, diagnostischen Kriterien des Klassifikationssystems ICD-10 fiel mir zunehmend leichter. Auch die strategische Vorgehensweise im Rahmen von Therapieeinheiten, im Besonderen Einzelgespräche, erkannte ich leicht und konnte sie in einigen Übungsversuchen gut umsetzten. Bei Aufnahmegesprächen bekam ich schnell ein Gespür für die Art, wie Fragen zu formulieren sind und welche Hintergrundkenntnisse nötig sind, um alle relevanten Informationen in Erfahrung zu bringen. Besonders deutlich wurde mir hierbei die Notwendigkeit der eigenen Strukturiertheit und Klarheit während eines solchen Gespräches, was nicht zuletzt an der spezifischen Patientengruppe mit ich-strukturellen Störungen liegen dürfte. Ebenso wurde mir immer wieder die Notwendigkeit der eigenen (emotionalen) Stabilität bewusst. Sehr unterstützend und reflektierend waren für mich dabei die unmittelbaren Nachbesprechungen mit meinen Bezugstherapeuten und die Möglichkeit, verschiedene therapeutische Stile kennenzulernen. Weiterhin möchte ich noch anmerken, dass mir während einer Praktikumszeit ebenso noch fehlende Kompetenzen deutlich wurden. Besonders im Bereich der Gesprächsführung stellte ich noch deutliche Unsicherheiten fest. Dies dürfte vor allem an den fehlenden Übungsmöglichkeiten im Studium diesbezüglich liegen. Auch die praxisbezogene Beurteilung von Patienten nach diagnostischen Kriterien möchte ich im Rahmen weiterer Praktika noch intensivieren. Insgesamt sehr unterstützend waren für mich die Gespräche mit dem gesamten Therapeutenteam der Abteilung und die kontinuierliche Beobachtungsmöglichkeiten ihrer Vorgehensweisen im Klinikalltag. Abschließend kann man noch festhalten, dass auch für die therapeutische Kleingruppe der Bezug zu mir als Praktikantin als unterstützend und vertrauensfördernd wahrgenommen wurde. 3 Zusammenfassende Einschätzung des Praktikums und der Praxiseinrichtung Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Praktikum in der HELIOS Klinik Bad Grönenbach sehr empfehlenswert ist. Der Praktikant sollte sich besonders in der Abteilung II bereits im fortgeschrittenen Bachelorstudiengang Psychologie befinden, um die nötigen theoretischen Vorkenntnisse bereits zu besitzen und auch ein Alter erreicht haben, indem er sich persönlich stabil und reif wahrnimmt. Meiner Erfahrung nach ist dies nötig, um den strukturell schwa- 6
chen und meist emotional instabilen Patienten genügend Stabilität und Halt entgegenzubringen. Durch die methodische Vielfalt der angebotenen, indikativen Behandlungsgruppen der Klinik und die Intensität der stationären Gruppentherapie gibt es für Praktikanten in der Klinik ein großes Maß an Lernmöglichkeiten. Sowohl organisatorisch-planerische Fähigkeiten, als auch therapeutische Interventionen, Methoden und Erfahrungen können vielfältig gemacht/angewandt werden. Eine große Unterstützung ist dabei die hervorragende Praktikantenbetreuung, welche durch feste Bezugstherapeuten, einen Psychologen als Praktikantenbetreuer und eine regelmäßige Praktikantenrunde erreicht wird. Der gegenseitige Austausch und die Unterstützung fördern die Integration und Lernmöglichkeiten ungemein. Neu-Ulm, 14.06.2015 Ramona Mildner 7
4 Quellen Klinikum Heidelberg, 2015. Essstörungskliniken in Deutschland. Verfügbar unter http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/bad-groenenbach.111413.0.html [13.06.15]. Kouwenhoven, M., Kiltz, R. R., & Elbing, U. (2002). Schwere Persönlichkeitsstörungen: transaktionsanalytische Behandlung nach dem Cathexis-Ansatz. Wien: Springer. Linehan, M. (1996). Trainingsmanual zur dialektisch-behavioralen Therapie der Borderline- Persönlichkeitsstörung. CIP-Medien. Reddemann, L. (2003). Imagination als heilsame Kraft: Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren (8. Aufl.). Stuttgart: Pfeiffer. Rudolf, G. (2006). Strukturbezogene Psychotherapie: Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Störungen. Stuttgart: Schattauer. Von Wahlert, J. & Votsmeier-Röhr, A., 2009. Grönenbacher Modell: Rehabilitationskonzept für die Behandlung von Menschen mit Borderline- und anderen strukturellen Störungen. In E. Fabian, B. Dulz, & P. Martius, Stationäre Psychotherapie der Borderline- Störungen. Therapiespektrum und klinikspezifische Behandlungskonzepte. Stuttgart: Schattauer. Young, J. E., Klosko, J. S., & Weishaar, M. E. (2005). Ein praxisorientiertes Handbuch. Paderborn: Junfermann. 8