vom Mittwoch, 09. Januar 2008

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1 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe UUS Service d enquête sur les accidents des transports publics SEA Servizio d inchiesta sugli infortuni dei trasporti pubblici SII Jean Gross 25. September 2008 Reg. Nr Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über Brand eines Postautos vom Mittwoch, 09. Januar 2008 in Riggisberg (BE) Jean Gross Utikonerstr Schlieren Tel , Mobile Fax jean.gross@uus.admin.ch

2 Dieser Bericht wurde ausschliesslich zum Zweck der Verhütung von Unfällen beim Betrieb von Eisenbahnen, Seilbahnen und Schiffen erstellt. Die rechtliche Würdigung der Umstände und Ursachen von Unfällen ist nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung gemäss Art. 25 der Verordnung über die Meldung und Untersuchung von Unfällen und schweren Vorfällen beim Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel (VUU, SR ). 0. ALLGEMEINES 0.1 Kurzdarstellung Am Mittwoch, 09. Januar 2008 um ca Uhr kam es zwischen Burgistein und Riggisberg zu einem Brand im Motorenraum eines Postautos. Verletzt wurde niemand. Am Postauto entstand erheblicher Sachschaden. Riggisberg Burgistein 0.2 Untersuchung Die Unfalluntersuchungsstelle UUS wurde am 10. Januar 2008 um Uhr durch PostAuto Schweiz über das Ereignis informiert. Ein erster Augenschein des zufällig in der Nähe weilenden Untersuchungsleiters ergab die Notwendigkeit einer Untersuchung. Die genaue Ursache des Brandes wurde am 17. Januar 2008 durch Mitarbeiter des Wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich (WD) in der Werkstätte des Postautohalters Engeloch in Riggisberg ermittelt. Der Untersuchungsbericht der UUS fasst die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen zusammen. 1. FESTGESTELLTE TATSACHEN 1.1 Vorgeschichte Das Fahrzeug wurde anlässlich der Motorfahrzeugkontrolle vom 4. Januar 2008 von der Firma Engeloch Peter AG, Carreisen, Riggisberg übernommen. Vorbesitzerin war die Firma Gurtner Automobile AG Worb. Die bisherigen Einsätze bei der Firma Engeloch (rund 600 km) verliefen ohne besondere Vorkommnisse. 1.2 Verlauf der Fahrt Am Mittwoch, 09. Januar 2008 um ca Uhr stellte der Chauffeur auf der Fahrt zwischen Burgistein und Riggisberg (Kurs 5613) unterhalb des Fahrzeuges Rauch fest. Er konnte noch bis zur nahen Garage der Firma Engeloch fahren und das Fahrzeug abstellen. Der Glimmbrand konnte durch den Chauffeur gelöscht werden. Die Feuerwehr wurde nicht aufgeboten. 2/6

3 Foto 1 Lage Kompressor in der Nähe des Auspufftopfs Foto 2 Foto 3 Hitzespuren an der Druckluftleitung Details Hitzespuren 1.3 Personenschäden Personen kamen beim Ereignis keine zu Schaden. 1.4 Sachschäden am Postauto Am Postauto entstand ein Schaden von ca. Fr. 30' Sachschäden Dritter Dritte kamen beim Ereignis keine zu Schaden. 1.6 Beteiligte Personen Chauffeur Chauffeur Kat. D. Reisende Im Postauto befanden sich keine Reisenden. 1.7 Strassenfahrzeug Folgendes Postauto war am Ereignis beteiligt: Amtliches Kennzeichen: BE /6

4 Fahrzeugtyp: MAN A 66 (Postauto, gelb) 1. Inverkehrssetzung: Kilometerstand: Letzte Motorfahrzeug- Kontrolle: Fahrzeughalter: Firma Engeloch, Postautohalter und Carreisen, Zelgweg 4, 3132 Riggisberg (ab 04. Januar 2008). Letzter Fahrzeughalter: Bis 04. Januar 2008: Firma Gurtner, Worb (BE) 1.8 Wetter Bewölkt, regnerisch. 1.9 Funk Das Postauto ist mit einer Funkanlage ausgerüstet. Die Funkgespräche sind für den Ereignisablauf nicht relevant Strassenanlage Bei der Strasse Burgistein Riggisberg handelt es sich um eine nicht richtungsgetrennte Hauptstrasse Fahrdatenschreiber Die Fahrgeschwindigkeit des Postautos wird auf einer Diagrammscheibe aufgezeichnet. Die Daten sind für den Ereignisablauf nicht relevant Befunde an den Bahnfahrzeugen Angetroffene Situation Das Postauto konnte noch mit eigener Kraft bis auf den Garagenvorplatz der Firma Engeloch verkehren. Bis zum Untersuch durch die Mitarbeiter des Wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich (WD) wurde das Fahrzeug im Freien abgestellt. Für den Untersuch war das Postauto in die Werkstatt der Firma Engeloch überführt worden. Aeusserlich präsentierte sich das Postauto ohne grössere sichtbare Schäden. Die vom Feuer betroffenen Komponenten waren in unverändertem Zustand (keine vorgängige Reinigung von Verschmutzung, Russablagerung und Löschmittel) Festgestellte Schäden am 17. Januar 2008 (Untersuch durch WD) Im näheren Bereich der Druckluftleitung des Kompressors waren Isolationen der elektrischen Kabel geschmolzen (Sekundärschäden). Die umhüllenden Schaumstoffisolationen und die aufgetragene Schutzfarbe gegen Steinschlag an den Druckluftleitungen waren teilweise weggebrannt oder weggeschmolzen Feuer Das entstandene Feuer konnte durch den Chauffeur auf dem Garagengelände der Firma Engeloch gelöscht werden Medizinische Feststellungen In Bezug auf medizinische Beschwerden der am Unfall beteiligten Personen ist nichts bekannt. 4/6

5 1.15 Besondere Untersuchungen Nach der Interpretation der Brandspurenbilder kamen die Mitarbeiter des WD zum Schluss, dass die Ursache des Glimmbrandes durch eine Ueberhitzung des Kompressors verursacht worden war. Wegen der Wärmeleitung vom Kompressor über die Druckluftleitung und einem Temperaturanstieg der Druckluft selber werden durch die stetige Wärmeeinwirkung über einen längeren Zeitraum die Kunststoffisolation und die Schutzfarbe gegen Steinschlag chemisch verändert und der Zündpunkt wird reduziert. Dies führt irgendwann zu einem wie im vorliegenden Fall Glimmbrand bzw. zum Wegbrennen der Schutzfarbe. Die nahe an der Druckluftleitung vorbeiführenden E- lektrokabel werden dadurch ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen (sekundäre Hitzeschädigung) Informationen über Organisation und Verfahren Das Postauto wurde am 4. Januar 2008 durch die Firma Engeloch übernommen. Bis zum Zeitpunkt des Ereignisses am 09. Januar 2008 hat das Fahrzeug ca. 600 km zurückgelegt Verschiedenes - Beim Fahrzeug kam es bereits im Dezember 2004 zu einem ähnlich gelagerten Brandereignis (UUS-Untersuchungsbericht Reg. Nr ). - Bei der Untersuchung des Ereignisses durch die UUS sind bei den Mitarbeitern der Verkehrsunternehmungen keine Verstösse gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen festgestellt worden. 2. BEURTEILUNG 2.1 Technisches Zusammenfassung der Erkenntnisse der UUS und aus dem Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes der Stadtpolizei Zürich (WD): Die visuelle Kontrolle des am Ereignis beteiligten Postautos ergab, dass sich das Fahrzeug mit Ausnahme der brandgeschädigten Teile in einem guten Zustand befand. Anhand der gewonnen Erkenntnisse, der Interpretation der Brandschadenbilder und der ermittelten technischen Gegebenheiten dürfte die Brandursache in der Verknüpfung von folgenden Bedingungen zu finden sein: - Starke Erwärmung des Kompressors bei Bergfahrten durch starke Erwärmung der im nahen Bereich liegenden Auspuffanlage und des Kühlwassers; - starke Erwärmung durch Talfahrten, da der Kompressor häufig im Dauerbetrieb steht, um Druckluft für das Bremssystem zu produzieren; - allgemein starke Erwärmung durch die Einbauörtlichkeit hinten links, im nahen Bereich der Auspuffanlage, des Turboladers usw. Zudem verhindert diese Einbauweise (rundum abgeschlossen und nach unten durch ein Bodenblech eingeengt) die Kühlung durch eine zusätzliche Anströmung durch den Fahrtwind. 2.2 Betriebliches Der Chauffeur hat sich richtig verhalten. 5/6

6 3. SCHLUSSFOLGERUNGEN 3.1 Befunde - Die visuelle Kontrolle des am Ereignis beteiligten Postautos ergab, dass sich das Fahrzeug mit Ausnahme der brandgeschädigten Teile in einem guten Zustand befand. Nicht optimal ist der Einbauort des Kompressors unmittelbar neben dem Auspufftopf. - Die Brandursache konnte im Bereich des Kompressors / Druckluftleitung gefunden werden. Durch die starke Erwärmung kam es mit der Zeit zu einer chemischen Veränderung der Kunststoffisolation und der Schutzfarbe. Dadurch wurde der Zündpunkt reduziert. Dies führte schlussendlich zu einem Glimmbrand bzw. zum Wegbrennen der Schutzfarbe. - Der Chauffeur hat sich richtig verhalten. 3.2 Ursache Der Brand im Motorenraum des Postautos ist auf die zu starke Erwärmung des Kompressors und der Druckluftleitung zurückzuführen. Dadurch kam es zu chemischen Veränderungen der Kunststoffisolation und der Schutzfarbe was zu einer Reduktion des Zündpunktes und letztlich zum Brand führte. 4. SICHERHEITSEMPFEHLUNGEN Bei Postautos gleicher Bauart, welche auf voralpinen und alpinen Strecken eingesetzt werden, sollte die Einbauörtlichkeit des Kompressors überdacht und für eine bessere Kühlung gesorgt werden. Die Untersuchung wurde von Jean Gross geführt. Schlieren, 25. September 2008 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe Jean Gross Untersuchungsleiter Fotos: Wissenschaftlicher Dienst der Stadtpolizei Zürich Verteiler: gemäss SR (VUU), Art 25³ 6/6