vom Donnerstag, 14. Mai 2008

Transkript

1 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe UUS Service d enquête sur les accidents des transports publics SEA Servizio d inchiesta sugli infortuni dei trasporti pubblici SII Jean Gross 28. August 2008 Reg. Nr Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe über den Brand eines Postautos vom Donnerstag, 14. Mai 2008 in Oberrohrdorf AG Jean Gross Utikonerstr Schlieren Tel , Mobile Fax jean.gross@uus.admin.ch

2 Dieser Bericht wurde ausschliesslich zum Zweck der Verhütung von Unfällen beim Betrieb von Eisenbahnen, Seilbahnen und Schiffen erstellt. Die rechtliche Würdigung der Umstände und Ursachen von Unfällen ist nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung gemäss Art. 25 der Verordnung über die Meldung und Untersuchung von Unfällen und schweren Vorfällen beim Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel (VUU, SR ). 0. ALLGEMEINES 0.1 Kurzdarstellung Am Donnerstag, 14. Mai 2008 um ca Uhr kam es bei der Abfahrt eines Linienbusses von PostAuto (Postautohalter Steffen Remetschwil) in Oberrohrdorf zu einem Brand im Motorenraum. Verletzt wurde niemand. Am Postauto entstand grösserer Sachschaden. 0.2 Untersuchung Die Unfalluntersuchungsstelle UUS wurde am Folgetag, 15. Mai 2008 um Uhr durch die Meldestelle REGA über das Ereignis informiert. Der Untersuchungsleiter Jean Gross untersuchte das Fahrzeug am 15. Mai in der Werkstatt des Postautohalters Steffen in Remetschwil. Der Untersuchungsbericht der UUS fasst die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen zusammen. 1. FESTGESTELLTE TATSACHEN 1.1 Vorgeschichte Der Mercedes-Gelenkbus des Typs 405 wurde seit seiner Inbetriebsetzung im Jahre 1996 ohne nennenswerte Zwischenfälle im Liniendienst eingesetzt. Die Kursfahrten am Donnerstag, 14. Mai 2008 bis zur Ereignisstelle verliefen problemlos. Haltestelle Staretswil Badenerstrasse Haltestelle Oberrohrdorf Brüggliacher 2/6

3 1.2 Verlauf der Fahrt Der Postautokurs 447 hat die Ausgangsstation Baden Postautostation Richtung Berikon normal verlassen. Gemäss Aussage des Chauffeurs verlief die Fahrt bis zur Haltestelle Staretswil ohne besondere Vorkommnisse. Kurz nach Abfahrt aus der Haltestelle Staretswil bemerkte der Chauffeur im Rückspiegel eine grössere Rauchentwicklung beim Motorenraum. Die Bordinstrumente haben bis zu diesem Zeitpunkt keine Fehlermeldungen angezeigt, der Motor hat bis kurz vor Stillstand die volle Leitung erbracht. Bei der nahen Haltestelle Oberrohrdorf liess er alle Reisenden aussteigen. Erst nach erfolgtem Stillstand leuchtete die rote Stopp-Leuchte auf. Der Chauffeur verständigte die Feuerwehr, die Polizei und die Garage des Postautohalters. Er konnte den Schwelbrand mit dem bordeigenen Feuerlöscher löschen. Die ebenfalls aufgebotene Feuerwehr kühlte das Fahrzeug weiter ab und entfernte die durch den Brand entstandene Oelspur (Wasser-Hydraulikölgemisch) auf der Strasse. Verletzt wurde niemand. Am Postauto entstand grösserer Sachschaden. 1.3 Personenschäden Personen kamen beim Ereignis keine zu Schaden. 1.4 Sachschäden am Postauto Am Postauto entstanden Schäden in der Höhe von ca. Fr. 50' Sachschäden Dritter Dritte kamen beim Ereignis keine zu Schaden. 1.6 Beteiligte Personen Chauffeur des Postautos Reisende Im Postauto befanden sich ca. 60 Reisende. Sie konnten das Postauto bei der Haltestelle Oberrohrdorf unverletzt verlassen. 1.7 Strassenfahrzeug (Postauto) Halter: Steffen Autobetriebe AG Amtliches Kennzeichen: AG Fahrzeugtyp: Gelenkbus Mercedes-Benz O 405 GN2 Jahrgang: 1996 (1. Inbetriebsetzung) Km-Stand: Prüfung Strassenverkehrsamt: (AG) 1.8 Wetter Tag, leicht bewölkt, Temperatur ca. +20º. 1.9 Funk Der Linienbus ist mit Funk ausgerüstet. Die Funkgespräche sind für den Ablauf des Ereignisses nicht relevant Strassenanlage Das Postauto befuhr die Hauptstrasse Baden Remetschwil Berikon. 3/6

4 1.11 Fahrdatenschreiber Die Fahrgeschwindigkeit des Linienbusses wird auf einer Diagrammscheibe aufgezeichnet. Die Daten sind für den Ereignisablauf nicht relevant Befunde an betroffenen Linienbus Angetroffene Situation Der Linienbus war gleichentags in die Werkstatt der Firma Steffen in Remetschwil überführt worden. Er wurde geschützt abgestellt. Die vom Feuer betroffenen Komponenten waren noch nicht von Verschmutzung, Russ und Löschmittel gereinigt Festgestellte Schäden am 15. Mai 2008 (Untersuch durch UUS im Beisein von 3 Personen der Firma Steffen) Das Fahrzeug war aufgebockt. Der Brandherd konnte im Bereich des +Kabels von der Batterie zum Anlasser geortet werden. Eine Bride war abgebrochen. In der Folge scheuerte das +Kabel durch und es kam zum Lichtbogen zwischen dem blanken +Kabel und der Masse und zum nachfolgenden Brand. Durch den Brand wurden diverse weitere Kabel und Schläuche (Wasser- und Hydraulikölleitungen) beschädigt und die entsprechenden Flüssigkeiten liefen aus. Foto 1 Foto Medizinische Feststellungen In Bezug auf medizinische Beschwerden der am Unfall beteiligten Personen ist nichts bekannt Feuer Der Brand konnte durch den Chauffeur mit dem bordeigenen Feuerlöscher noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr gelöscht werden Informationen über Organisation und Verfahren Beim Postautokurs 447 handelt es sich um einen regelmässig verkehrenden, im offiziellen Kursbuch aufgeführten, Kurs von Baden Postautostation (ab Uhr) via Oberrohrdorf Post (ab Uhr) nach Berikon-Widen Bahnhof (an Uhr) Verschiedenes Bei der Untersuchung des Ereignisses durch die UUS sind bei den Mitarbeitern der Verkehrs- und Infrastrukturunternehmungen keine Verstösse gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen festgestellt worden. 4/6

5 2. BEURTEILUNG 2.1 Technisches - Die visuelle Kontrolle des am Ereignis beteiligten Postautos ergab, dass sich das Fahrzeug mit Ausnahme der brandgeschädigten Teile in einem guten Zustand befand. - Der Fahrzeugunterhalt und die Reparaturen am brandgeschädigten Postauto waren gut dokumentiert. Aus den Aufzeichnungen ergaben sich keine Hinweise auf frühere Unregelmässigkeiten im Bereich des +Kabels / Anlassers. - Durch die gebrochene Bride (Foto 3) kam es zum Durchscheuern des +Kabels Batterie Anlasser. Die blanke Stelle des +Kabels kam mit der Masse des Fahrzeugs in Kontakt. Durch die dadurch entstandenen Lichtbögen entstand ein Brand, welcher weitere Kabel und Schläuche (Wasser- und Hydraulikleitungen) beschädigte. Foto 3 Abgebrochene Bride 2.2 Betriebliches Der Chauffeur hat sich richtig verhalten. Nach Erkennen der starken Rauchentwicklung im Motorenraum hat er auf der nahen Haltestelle die Fahrgäste unverzüglich aussteigen lassen und den Brand mit dem bordeigenen Feuerlöscher erfolgreich bekämpft. 3. SCHLUSSFOLGERUNGEN 3.1 Befunde - Die visuelle Kontrolle des am Ereignis beteiligten Postautos ergab ausser den Brandschäden keine Beanstandungen. - Der Brandherd konnte im Bereich der gebrochenen Bride des +Kabels gefunden werden. Durch das Durchscheuern des +Kabels kam es zum Kontakt mit der Masse und in der Folge zu Lichtbögen. Diese führten zum Entzünden weiterer umliegender brennbarer Materialien. - Der Chauffeur hat sich richtig verhalten. 3.2 Ursache Der Brand im Motorenraum des Postautos ist auf eine gebrochene Bride des +Kabels Batterie Anlasser zurückzuführen. Dadurch entstanden Scheuerstellen an der Isolation des +Kabels, welche in der Folge zu nicht satten Kurzschlüssen und Lichtbögen mit anschliessendem Feuerausbruch führten. 5/6

6 4. SICHERHEITSEMPFEHLUNGEN Bei den nächsten Motorenkontrollen durch die Unterhaltsdienste bei baugleichen Fahrzeugen sind die Briden des +Kabels Batterie Anlasser zu überprüfen. Diese Massnahme wurde vom Sicherheitsmanager von PostAuto Schweiz AG bereits umgesetzt. Die Untersuchung wurde von Jean Gross geführt. Schlieren, 28. August 2008 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe Jean Gross Untersuchungsleiter Fotos: UUS/grj Verteiler: gemäss SR (VUU), Art 25³ 6/6