Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen und Schiffe

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1 Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation Département fédéral de l Environnement, des Transports, de l Energie et de la Communication Dipartimento federale dell Ambiente, dei Trasporti, dell Energia e delle Comunicazioni Federal Department of the Environment, Transport, Energy and Communications U V E K E T E C A T E C E T E C Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe U U S Reg. Nr Schlussbericht der Unfalluntersuchungsstelle für Bahnen und Schiffe über den Personenunfall mit Regionalzug 511 der BDWM Transport AG in Dietikon Gleis 11 am Donnerstag, 24. Februar 2005 Telephon Telefax Adresse +41 (0) (0) jean.gross@gs-uvek.admin.ch Stützpunkt Ost +41 (0) (0) Uitikonerstr. 9, CH 8952 Schlieren +41 (0)

2 Dieser Bericht wurde ausschliesslich zum Zweck der Verhütung von Unfällen beim Betrieb von Eisenbahnen, Seilbahnen und Schiffen erstellt. Die rechtliche Würdigung der Umstände und Ursachen von Unfällen ist nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung gemäss Art. 25 der Verordnung über die Meldung und Untersuchung von Unfällen und schweren Vorfällen beim Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel (VUU, SR ). 0. ALLGEMEINES 0.1 Kurzdarstellung Am Donnerstag, 24. März 2005 um ca Uhr kollidierte Zug 511 (S-Bahnlinie S17) bei der Einfahrt in den Bahnhof Dietikon Gleis 11 mit einem Passanten. Dieser wurde beim Ereignis schwer verletzt. Bahnhof SBB und BDWM 0.2 Untersuchung Der Pikettdienst der Unfalluntersuchungsstelle UUS Joseph Zeder wurde um Uhr durch die Meldestelle REGA über das Ereignis informiert. Er verständigte sofort den Stützpunkt Ost der UUS. Untersuchungsleiter Jean Gross rückte unverzüglich an den Unfallort aus. 1. FESTGESTELLTE TATSACHEN 1.1 Vorgeschichte Zug 511 hat den Bahnhof Bremgarten pünktlich verlassen. Die Fahrt bis in den Stadtbereich von Dietikon verlief ohne besondere Vorkommnisse. In Bremgarten wurden vor Zugsabfahrt die vorgeschriebenen Bremsproben durchgeführt. 1.2 Verlauf der Fahrt Vor der Rechtskurve im Bereich der Einfahrt in den Bahnhof Dietikon verlangsamte der Lokführer (Lf) die Komposition auf die vorgeschriebenen 20 km/h. Er bemerkte den Fussgänger aus Richtung Perron dem Bahnübergang entgegengehen. 2

3 Als der Lf realisierte, dass der Fussgänger vor dem Karrenübergang nicht stehen blieb, leitete er sofort eine Schnellbremsung ein und gab nach eigenen Angaben ein Achtungssignal ab. Die Spitze von Zug 511 befand sich zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Karrenübergang. Der Lf konnte die Kollision mit dem Fussgänger nicht verhindern. Der Fussgänger erlitt bei der Kollision schwere Kopfverletzungen. Er wurde ins Universitätsspital Zürich eingeliefert, wo er einige Tage später verstarb. Bild 1 Unfallstelle. Halteort von Zug 511 nach dem Ereignis. Die Lage des Verletzten wurde durch die Kantonspolizei markiert. 1.3 Personenschäden Bahnpersonal Reisende Drittpersonen Tödlich verletzt: Sachschäden am Rollmaterial und an der Infrastruktur des Bahnunternehmens Rollmaterial: Am Rollmaterial der BDWM entstanden geringe Sachschäden. Infrastrukturanlagen: An den Infrastrukturanlagen der BDWM entstanden keine Schäden. 1.5 Sachschäden Dritter Dritte kamen beim Ereignis keine zu Schaden. 1.6 Beteiligte Personen Lokpersonal Lokführer BDWM. 3

4 Zugbegleiter S-Bahnzug 511 der BDWM verkehrte ohne Zugpersonal. Reisende In Zug 511 befanden sich ca. 150 Reisende. Dritte Der Fussgänger, der mit dem Zug kollidierte, starb einige Tage später an den schweren Kopfverletzungen. 1.7 Schienenfahrzeuge Eigentümer: BDWM Transport AG, Zürcherstrasse 10, 5620 Bremgarten. Zugskomposition: BDe 8/8 in Doppeltraktion, Spitze Nr. 5, nachlaufend Nr. 2. Bremsverhältnis: Ohne Magnetschienenbremse 94%, mit Magnetschienenbremse 130% (Bremstabelle IIa) Ausgeschaltete Bremsapparate: Keine. 1.8 Strassenfahrzeuge Strassenfahrzeuge waren keine am Ereignis beteiligt. 1.9 Wetter, Schienenzustand Tag, trocken, kalt. Schienen trocken Bahnsicherungssysteme Die Bahnsicherungssysteme haben normal funktioniert. Sie sind für den Verlauf des Ereignisses nicht relevant Zug- und Rangierfunk Das Triebfahrzeug ist mit dem Zugfunk der BDWM ausgerüstet. Die Funkgespräche werden aufgezeichnet. Die Funkgespräche sind für den Unfallablauf nicht relevant Bahnanlagen Beim Bahnhof der BDWM in Dietikon handelt es sich um einen Kopfbahnhof. Er besteht aus einem Mittelperron und ist mit einer Unterführung mit dem Zwischenperrons der SBB verbunden. Seite Aufnahmegebäude Dietikon SBB führt eine Karrenüberfahrt zu den Schalteranlagen und zum Gleis 1 (Anlage 1) Fahrdatenschreiber Der Triebwagen BDe 8/8 Nr. 5. ist mit einem Geschwindigkeitsmesser Hasler Modell RT 12 mit Registrier-Farbscheibe ausgerüstet. Die Auswertung der Fahrdaten ergab, dass der Lf unmittelbar vor dem Ereignis mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h gefahren war und somit die vorgeschriebene max. Geschwindigkeit von 20 km/h für diesen Streckenabschnitt eingehalten hat (Anlage 2). Der Lokführer hat die Schnellbremsung unverzüglich eingeleitet, der Bremsweg betrug ca. 8 m. 4

5 1.14 Befunde an den Bahnfahrzeugen Die visuelle Kontrolle der am Ereignis beteiligten Schienenfahrzeuge durch den Untersuchungsleiter ergab keine Beanstandungen Medizinische Feststellungen In Bezug auf medizinische Beschwerden der am Unfall beteiligten Personen ist nichts bekannt Feuer Beim Ereignis trat kein Feuer auf Besondere Untersuchungen Das Ereignis wurde durch den Unfalltechnischen Dienst der Kantonspolizei Zürich aufgenommen Informationen über Organisation und Verfahren Bei Zug 511 (S-Bahnlinie S17) handelt es sich um einen, im offiziellen Kursbuch veröffentlichten Regionalzug von Wohlen (ab Uhr) via Bremgarten (an/ab 06.32/33 Uhr) nach Dietikon (an Uhr). Zug 511 verkehrt von Wohlen bis Bremgarten mit einem Triebwagen, ab Bremgarten mit zwei Triebwagen. 2. BEURTEILUNG 2.1 Technisches - Die visuelle Kontrolle der am Ereignis beteiligten Schienenfahrzeuge durch den Untersuchungsleiter ergab keine Beanstandungen. - Die Karrenüberfahrt dient dem Zugang vom Aufnahmegebäude SBB und dem Busbahnhof zum Perron der BDWM. Die Karrenüberfahrt ist übersichtlich, ein- und ausfahrende Züge sind gut sichtbar. - Die Karrenüberfahrt besteht aus Gummiplatten. Bild 2 Sicht vom Zwischenperron Richtung Karrenüberfahrt und einfahrenden Zug. 5

6 2.2 Betriebliches - Die Karrenüberfahrt war trotz der vorhandenen Schneereste gut begehbar. Gegen die Rutschgefahr war Split und Salz gestreut worden. - Zug 511 der BDWM ist fahrplanmässig verkehrt. - Der Lokführer von Zug 511 hat die vorgeschriebene Einfahrgeschwindigkeit von 20 km/h in Dietikon eingehalten. - Der Lf hat nach eigenen Angaben ein Achtungssignal abgegeben. Bild 3 Sicht des Lokführers bei der Einfahrt in Dietikon Gleis SCHLUSSFOLGERUNGEN 3.1 Befunde - Die visuelle Kontrolle der am Ereignis beteiligten Schienenfahrzeuge ergab keine Beanstandungen. - Die Bahnsicherungsanlagen funktionierten einwandfrei: - Ein- und ausfahrenden Züge ab den Gleisen 11 und 12 der BDWM sind für Fussgänger gut sichtbar. - Die vorgeschriebene Einfahrgeschwindigkeit wurde vom Lokführer des Zuges 511 eingehalten. - Beim Erkennen der Gefahr hat der Lokführer von Zug 511 unverzüglich eine Schnellbremsung eingeleitet und ein Achtungssignal abgegeben. 3.2 Ursache Das Ereignis ist auf das Nichtbeachten des einfahrenden Zuges 511 durch den Fussgänger zurückzuführen. 6

7 4. SICHERHEITSEMPFEHLUNGEN Keine. Die Untersuchung wurde von Jean Gross geführt. Schlieren, 13. Mai 2005 Unfalluntersuchungsstelle Bahnen und Schiffe Jean Gross Untersuchungsleiter Fotos: UUS/grj 7

8 Gleisplan Dietikon BDWM Anlage 1 8

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10 Anlage 3 Auszug aus den Schweizerischen Fahrdienstvorschriften FDV Artikel Achtungssignal (FDV R 300.2, Art ) Achtungssignal Das Achtungssignal weckt Aufmerksamkeit oder warnt Personen. Begriff Achtung Bedeutung Vorsicht, es nähert sich ein Zug oder eine Rangierbewegung 1 Pfiff Der Lokführer gibt das Signal mit der Lokpfeife, das übrige Personal mit der Mundpfeife oder dem Rufhorn. Je nach Entfernung, auf die das Signal gehört werden muss, ist es kürzer, länger, schwächer oder stärker zu geben. Nötigenfalls ist das Achtungssignal mehrmals kurz nacheinander zu wiederholen. 10