Geld- und Währungspolitik: Euro und EZB
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- Eike Lange
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1 Geld- und Währungspolitik: Euro und EZB Prof. Dr. Paul J.J. Welfens Dr. Martin Keim Lehrstuhl für Makroökonomische Theorie und Politik Bergische Universität Wuppertal Wintersemester 2009 / 2010 Folienset 2
2 Theoretische Grundlagen (1) Quelle: Die Geldpolitik der EZB (2004) 2
3 Theoretische Grundlagen (2) In einer Naturaltauschwirtschaft, in der Güter gegen Güter getauscht werden, gibt es eine sehr große Zahl an relativen Preisen, so dass hohe Informationskosten entstehen. Zudem gibt es bei jeder Transaktion Risiken (z.b. Transport-, Diebstahl- und Lagerrisiko), deren Minderung eines erheblichen Aufwands bedarf. Geldfunktionen: Tauschmittel Recheneinheit Wertaufbewahrungsmittel Inflation : permanente Erhöhung des Preisindex Messung der Inflationsrate: Sie wird erfasst anhand eines geeigneten (repräsentativen) Preisindex P; Wahl eines Basisjahrs (mit P=100) ist sinnvoll. 3
4 Theoretische Grundlagen (3) Wertaufbewahrung heißt Kaufkraftübertragung über die Zeit; Problem Inflation Geld erfüllt diese Funktion bei sehr hoher Inflation (z.b. Hyperinflation in 1923 in Deutschland) nicht. Es kommt zu Währungssubstitution, wobei man statt in- eine ausländische Währung hält, in die die Anleger ein höheres Vertrauen setzen. Flucht in Betongold. Statt Geld werden andere Aktiva bevorzugt, etwa Immobilien (treibt rel. Preis hoch; Ressourcenverschwendung). 4
5 Theoretische Grundlagen (4) Der Geldmarkt im volkswirtschaftlichen Sinn ist die Gegenüberstellung von Geldangebot (durch Notenbank bzw. Geschäftsbankensystem): nominaler Bestand M, real = M/P (P für Preisniveau) Geldnachfrage, was Nachfrage von Haushalten und Unternehmen für Transaktionszwecke und Wertaufbewahrungszwecke angeht: etwa als m d =M d /P= m(y,i) = a 1 Y a 2 i, wobei i Nominalzins 5
6 Theoretische Grundlagen (5) Die reale Geldnachfrage m möge positiv vom Realeinkommen abhängen - denn mit höherem Y wird ein größeres m für Transaktionszwecke benötigt; sowie negativ vom Nominalzins i. Die einfachste Erklärung für einen negativen Einfluss von i auf die Geldnachfrage ist, dass der Nominalzins den Opportunitätskostensatz der Kassenhaltung darstellt. Etwas genauer lässt sich eine negative Abhängigkeit der Spekulationskasse vom Zins wie folgt begründen, d.h. nachfolgend wird die Haltung festverzinslicher staatlicher Wertpapiere als Alternative der individuellen Geldhaltung betrachtet. M/P = m(y,i) =m T (Y) + m S (i) Vorsichtsmotiv: unvorhergesehene Ausgaben sollen durch die Einrichtung der Vorsichtskasse abgedeckt werden. Wenn Y dann Vorsichtskasse ; wenn i wird Vorsichtskasse 6
7 Theoretische Grundlagen (6) i,r A (M/P) 0 (M/P) 1 Geldmarktgleichgewicht: Bestimmt Nominalzins und Realkasse (M/P) i 0 F E 0 i 1 G H E 1 m d (Y 0,i) Z 0 m 0 m 1 M/P=m 7
8 Theoretische Grundlagen (7) In einer Geldwirtschaft ist der Geldmarkt das Spiegelbild der anderen Märkte, denn alle Güterkäufe (bzw. Einkäufe von Produktionsfaktoren) erfolgen durch die Herausgabe von Geld Wenn man nur zwischen dem Geld- und dem Gütermarkt als einzige Makromärkte unterscheidet, dann gilt: Geldangebotsüberschuss (bzw. Nachfrageüberschuss) impliziert Güternachfrageüberschuss (Angebotsüberschuss); Wenn man nur zwischen dem Geld- und dem Bondsmarkt unterscheidet, gilt: Geldangebotsüberschuss impliziert Nachfrageüberschusse auf Bondsmarkt (Festverzinsliche), also steigt dort der Kurs während die Umlaufrendite (=fester Zins dividiert durch Kurs) bzw. der Effektivzins fällt. Ist der Geldmarkt im Gleichgewicht, dann ist auch der Bondsmarkt im Gleichgewicht (allgemein: Gesetz von Walras)! 8
9 Theoretische Grundlagen (8) Zinsstrukturkurve Bei der Kreditvergabe entscheiden Kreditgeber und -nehmer (u.a.) über die Laufzeit des Kredits. Trägt man den Zins in Abhängigkeit von der Restlaufzeit R' auf, dann ergibt sich die sogenannte Zinsstrukturkurve: mit zunehmender Laufzeit steigt der Zinssatz an. Die Zinsstrukturkurve widerspiegelt die Reife einer Volkswirtschaft bzw. dessen Kreditmarkt. 9
10 Theoretische Grundlagen (9) Ein einfacher Zusammenhang stellt darauf ab, dass sich aus der Zeitpräferenz d.h. der Gegenwartsvorliebe beim Konsum ergibt, dass längeres Warten mit dem Konsumieren, also ein relativ langer Anlagehorizont des Sparers, eine besondere Prämie verlangt. Je länger man den Konsum verschiebt, umso höher ist die Prämie bzw. der Zins, den der Anleger verlangt. Banken verdienen einen erheblichen Teil ihrer Gewinne durch Fristentransformation: Sie nehmen kurzfristige niedrigverzinsliche Einlagen an, während sie im Aktivgeschäft zu relativ hohen Zinssätzen langfristige Kredite vergeben. Dieses einfache Grundprinzip profitabler Bankenaktivität funktioniert offenbar nicht, wenn die Zinsstruktur eine negative Steigung hätte (inverse Zinsstruktur). 10
11 Theoretische Grundlagen (10) i(r) i 0 i 0 i 1 i 1 A A B C D F B C TS 0 TS 1 Die Zinsstrukturkurve: Mit steigender Laufzeit steigt i. Eine Zinserhöhung durch die Notenbank verschiebt die Kurve nach oben. Zunächst hat dies nur einen Einfluss auf den kurzfristigen Zinssatz; jedoch hat diese auf der Kreditnachfrageseite einen Substitutionseffekt: Die Nachfrage nach langfristigen Krediten steigt! (i lang steigt also auch!) R 0 R 1 0 R 2 (short) (long) R 11
12 Theoretische Grundlagen (11) Eine inverse Zinsstruktur liegt vor, wenn der kurzfristige Zinssatz höher als der langfristige Z. ist. Es wird langfristig eine Zinssenkung erwartet. Finanzmittel werden kurzfristig bei den Banken zu hohem Zins angelegt. Eine solche Zinsstruktur ist konjunkturpolitisch problematisch, da Investoren ihre geplanten Finanzinvestitionen zurückstellen. Kurzfristig kann dadurch die Expansion des Bruttoinlandsproduktes vermindert werden. Außerdem sinkt die Profitabilität der Banken. 12
13 Theoretische Grundlagen (12) Nominalzins versus Realzins: Der Nominalzins ist der im Kreditvertrag vereinbarte Zinssatz i. Der Realzinssatz r ergibt sich, indem man vom Zins i die Inflationsrate π abzieht. Bei Preisniveaustabilität stimmen Nominalzins i und Realzins r überein. Herrschen adaptive Inflationsratenerwartungen (π e ) vor, die sich an der vergangenen Inflationsratenentwicklung orientieren, wird bei einer Inflationsbeschleunigung (Inflationsverlangsamung) ex post eine höhere (niedrigere) Inflation, als antizipiert, festzustellen sein: Der Schuldner gewinnt daher in Phasen einer Inflationsbeschleunigung, während die Gläubigerseite bei einer Inflationsverlangsamung gewinnt. Der in der Öffentlichkeit recht populäre Glaube, dass bei Inflation immer eine Umverteilung zwischen Gläubiger und Schuldner zugunsten des Letzteren stattfindet, ist also falsch. In einer Nettoschuldnerposition sind typischerweise die Sektoren Unternehmen und Staat, so dass Letzterer ggf. ein Interesse an einer Inflationsbeschleunigung hat. 13
14 Theoretische Grundlagen (13) Drei Determinanten des langfristigen Zinssatzes Wertpapiermarkt ist entscheidend Loanable-Funds-Theorem: steigende Kurse (Preise) bedeuten sinkende Zinsen; also: Steigende Inflationsentwicklung erwartet: Nachfrage nach Wertpapiere, da i r, dadurch Wertpapierangebot, Wertpapierkurse somit und Zinsen steigen wieder an Geldpolitik (über Arbitrageeffekt; geldpolitische Reaktionen kurzfristige Zins) Konjunkturelle Situation hier ist die Rolle von i nicht eindeutig, da z.b. in einer rezessiven Phase: Rentabilität von Investitionen niedrig; Angebot von langfristigen Finanzierungsmitteln/Wertpapieren niedrig, aber auch Nachfrage niedrig (verschlechterte Einkommenssituation), in Deutschland: i.d.r. wird ein sinkender Kapitalmarktzins in Rezessionen beobachtet. 14
15 Theoretische Grundlagen (14) Wechselkurs: Bei internationalem Gütertausch werden die Güterpreise durch Wechselkurse umgerechnet. Ändern sich die Wechselkurse, so ändert sich auch (c.p.) der in Auslandswährung ausgedrückte Preis der Güter. Zwischen Wechselkurs und Außenhandel bestehen also diese wechselseitigen Beziehungen: Die Wechselkurse beeinflussen Exporte und Importe. Das Verhältnis von Exporten und Importen beeinflusst wiederum die Wechselkurse. 15
16 Theoretische Grundlagen (15) Fallbeispiel: Ein deutscher Computergroßhändler kauft zu unterschiedlichen Zeitpunkten Computer aus den USA. Er muss pro Computer USD bezahlen. Zeitpunkt Eurokurs (1 EUR = x USD) Dollarkurs (1 USD = x EUR) t 1 1,05 0, t 2 1,15 0, t 3 0,95 1, Kaufpreis in EUR 16
17 Theoretische Grundlagen (16) Außenhandelsungleichgewichte bestehen, wenn der Wert der exportierten Güter ungleich dem Wert der importierten Güter ist. Werden z.b. mehr Güter in Dollar exportiert als importiert, ist das Angebot an Dollar größer als die Nachfrage nach Dollar und der Dollarkurs wird sinken. 17
18 Theoretische Grundlagen (17) Wechselkursbarometer Wechselkurse, Kaufkraftparitäten und der Big Mac-Index (The Economist) The table below shows by how much, in Big Mac PPP terms, selected currencies were over- or undervalued at the end of January. The most overvalued currency is the Icelandic krona: the exchange rate that would equalise the price of an Icelandic Big Mac with an American one is 158 kronur to the dollar; the actual rate is 68.4, making the krona 131% too dear. The most undervalued currency is the Chinese yuan, at 56% below its PPP rate; several other Asian currencies also appear to be 40-50% undervalued. The Japanese yen is 28% undervalued against the dollar, and the euro is 19% overvalued. Hence European finance ministers beef with the low level of the yen. Gekürzter Text von 18
19 Theoretische Grundlagen (18) Stand: Ende Januar
20 Theoretische Grundlagen (19) Land Australien -4 China -16 Euro-Zone +33 Großbritannien +17 Hong Kong +15 Kanada -16 Unter-(-)/(+)Überbewertung der lokalen Währung gegenüber dem Dollar in % Japan +13 Malaysia -25 Mexiko -15 Neuseeland -12 Schweiz +62 Singapur +2 Südkorea +6 Taiwan -5 Thailand -31 Türkei +6 Quelle: The Economist Starbucks Tall-Latte-Index Quelle: 20
LM-Kurve klassische Bereich Liquiditätsfalle
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