Dynamisch versus statisch

Transkript

1 Dynamisch versus statisch Hamburger Sportkongress 2016 Sigrun Bräuninger Gesundheitsorientierte Fitnessangebote

2 Agenda Begriffsdefinition: asana Die Ausführung (Krishnamacharya-Tradition) Die Beschreibung / Forderung Patanjali s Die Wirkung der asanas Die Aufgabe des Atems Atem und Bewegung Dynamische Praxis Statische Praxis

3 Ursprüngliche Bedeutung von asana as = sitzen asana = eine bestimmte Haltung eingenommen haben Das Sitzen geschieht vollkommen mühelos, ohne jedes Machen Der Geist soll auf das Unendliche ausgerichtet sein Von dort aus empfängt er eine innere Stabilität und Festigkeit Aus der Kraft der Unendlichkeit werden alle Gegensatzpaare des Endlichen geeint Diese Stabilität und Festigkeit entsteht gerade in der Entspannung des Ruhens in der inneren Mitte

4 Die Ausführung Ein asana besteht aus vier Schritten: 1. die Ausgangsposition 2. die Bewegung in das asana hinein 3. das Verharren im asana (?) 4. die Bewegung aus dem asana Ein asana unterscheidet sich von einer Gymnastik-Übung vor allem darin, dass zu der kontrollierten Bewegung des Körpers oder dessen Verharren in der Haltung auch eine damit verbundene, gelenkte, kontrollierte Atmung gehört

5 Yogasutra 2.46: sthira sukham āsanam shtira stabil / fest sukha angenehm / leicht / das Wohlgefühl fördernd asana Haltung SRIRAM: Die ideale Haltung ist stabil und leicht zugleich (Das Wohlbefinden ist bei kraftvoller, jedoch entspannter Körperhaltung am größten) T.K.V.DESIKACHAR Asana soll gleichermaßen die Qualitäten Stabilität und Leichtigkeit haben (Wenn wir asana richtig üben, darf Wachheit nicht zu Verspannung führen und Entspannung nicht zu Trägheit oder Schwere)

6 2.47 prayatna śaithilyānanta samāpattibhyam prayatna intensive Mühe ṡaithilya locker / entspannt / gelöst ananta endlos / grenzenlos samāpatti tiefes Zusammenkommen / intensive Begegnung ābhyām aus den beiden SRIRAM: Eine immer leichter werdende + intensive Bemühung sowie die tiefgründige Sammlung auf das Grenzenlose helfen uns, diese Haltung zu erreichen T.K.V.DESIKACHAR Kraftaufwand + Anstrengung, die für die Ausführung von asanas eingesetzt werden, müssen so gering wie möglich sein

7 2.48 tato dvandvānabhighātaḥ tataḥ danach / daraus dvandva zwei zusammengehörende, aber gegensätzliche Prinzipien (wie z.b. Schmerz und Glück) an nicht abhigathāta völlig geschlagen sein SRIRAM: Gute Körperhaltung schenkt Widerstandsfähigkeit gegenüber der Wirkung von extremen Einflüssen T.K.V.DESIKACHAR: Wenn ein Mensch asana auf die richtige Art und Weise übt, so hat das zur Folge, dass er auch durch extreme Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht wird

8 Wirkung von asana: Ist ein Werkzeug, das den Körper reinigt, neu strukturiert, ihm Festigkeit Kraft Beweglichkeit Ruhe Gefühl von Klarheit Wohlbefinden vermittelt unterstützt strukturelle Stabilität physiologische Immunkraft emotionale Gesundheit

9 Wirkung von asana: Aktivitäten von Nerven + Hormonen kräftigt Funktion des Herz-Kreislauf-Systems + der Atmung verbessert Aufnahme von Nährstoffen verbessert Ausscheidung von Abfallstoffen stärkt Fähigkeit des Körpers, gegen chronische Krankheiten zu kämpfen/überwinden Selbstvertrauen Toleranz gegenüber Menschen, die anders sind Mitgefühl für eigenes Leid und das anderer Fähigkeit, Veränderungen standzuhalten Achtung vor dem Geschenk des Lebens

10 Die Aufgabe des Atems Die Einatmung = aktiv - die Zwischenrippenmuskeln und das Zwerchfell kontrahieren, die Bauchdecke und der Brustkorb heben sich, die Brusthöhle dehnt sich aus, die BWS-Krümmung wird abgeflacht zugunsten einer Streckung der (B)WS Die Ausatmung = passiv - Das Zwerchfell entspannt sich, und dehnt sich gleichzeitig im Brustraum aus; die Bauchdecke und der Brustkorb senken sich - Allerdings wird in Verbindung mit den unteren bandhas auch der Ausatem aktiv Die Atembewegung leitet immer die Bewegung ein Bewegung folgt dem Atem!

11 Atem und Bewegung: VORBEUGEN mit der Ausatmung RÜCKBEUGEN mit der Einatmung DREHBEWEGUNGEN und SEITBEUGEN schränken die Ausdehnung des Brustkorbs ein und sollten deshalb auch mit der Ausatmung erfolgen Während der Atemfülle (nach der Einatmung) findet keine Bewegung statt Während der Atemleere (nach der Ausatmung) darf Bewegung stattfinden

12 Dynamisches Üben = wiederholtes Bewegen, wie z.b. bei flows oder karanas erzeugt: abwechselnde Extension und Kontraktion der Muskeln und Faszien erhöhte Blutzirkulation in den Skelettmuskeln kräftigende Wirkung in Bezug auf die Muskulatur mobilisierende Wirkung in Bezug auf die Gelenke Erkennen unbewusster Bewegungsmuster, um dadurch neue zu entwickeln Anpassung an strukturelle + funktionelle Bedürfnisse unseres Körpers Eine Veränderung der Art und Weise wie wir unseren Körper im Alltag benutzen eine Reduktion der muskulären Gegenspannung bei statischem Halten

13 Statisches Üben = längeres Verharren in der Haltung aktiviert die prana-pumpe, d.h. die Anwendung bestimmter Atemtechniken in den Haltungen lässt feine aber kraftvolle innere Bewegungen entstehen, die bewirken, dass die tiefsten Schichten unserer Rückenmuskulatur (Stabilisatoren!) aktiviert werden positive Wirkungen auf Wirbelsäule, Drüsen und Organe

14 Die Wirkung Dynamisch = wiederholtes Bewegen erzeugt: Abwechselnde Extension und Kontraktion der Muskulatur + Faszien Erhöhte Blutzirkulation in den Skelettmuskeln Kräftigende und mobilisierende Wirkung Statisch = längeres Verharren in der Haltung: prana-pumpe, d.h.: Die Anwendung bestimmter Atem-Techniken lässt feine aber kraftvolle innere Bewegungen entstehen Positive Wirkung auf Organe und Drüsen, sowie die Stabilisatoren

15 Das Drüsensystem Die Chakras, Energiezentren entstehen durch die Kreuzungspunkte der nadis und sind den Drüsen zugeordnet: 7. Zirbeldrüse 6. Hirnanhangsdrüse 5. Schilddrüse 4. Thymusdrüse 3. Bauchspeicheldrüse 2. Keimdrüsen 1. Nebennierenrinde Quelle:

16 Yoga, aber richtig!? 1. Schmerzfreie, sanfte und achtsame Bewegungen harmonisieren die Aktivitätsmuster und Koordination der Muskeln 2. Leichte Dehnungen lösen übermäßige Spannungen 3. Leichte Kontraktionen verbessern die Durchblutung und damit die Ernährung des Muskels 4. Ein ruhiger, feiner und langsamer Atem senkt die Aktivität des Sympathikus und reduziert die Spannung in der Muskulatur 5. Achtsamkeit + Aufmerksamkeit bewirken eine vegetative Regulation (Ausrichtung des Geistes)

17 Literatur 1. T.K.V. DESIKACHAR Über Freiheit und Meditation Das Yoga Sutra des Patanjali (Vianova 2003) 2. R. SRIRAM Patanjali, das Yogasutra (Theseus 2006) 3. A.G.MOHAN Yoga-Therapie (Vianova 2004) 4. GARY KRAFTSOW Kraftquelle Yoga (Vianova 2006) 5. CHRISTINE RANZNGER Yin Yoga (Irisiana 2014) 6. STAFANIE AREND Yin Yoga (Schirner 2011)