S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G:

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1 Diese Kopie wird nur zur rein persönlichen Information überlassen. Jede Form der Vervielfältigung oder Verwertung bedarf der ausdrücklichen vorherigen Genehmigung des Urhebers by the author S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G: Lukrative Tierquälerei Warum in vielen Daunendecken Federn lebend gerupfter Gänse sind Autor: Oliver Heinsch Edgar Verheyen Kamera: Andreas Kerle Robert Rosenzweig Schnitt: Niko Zakarias Moderation Fritz Frey: Es wird kälter in Deutschland und das ist ganz wörtlich gemeint. Die Temperaturen sinken, Ende der Woche vereinzelt bis an den Gefrierpunkt. Hat man eine kuschelige Daunenendecke, ist es wenigstens nachts schön warm. Aber haben Sie sich schon mal gefragt, wo die wärmenden Federn, wie diese hier, wo die eigentlich herkommen. Oliver Heinsch und Edgar Verheyen haben den Weg der Daunen zurückverfolgt und sind dabei auf Erschreckendes gestoßen.

2 2 Bericht: Wir sind in einem großen Bettengeschäft in München. Warme Winterdecken sind jetzt gefragt, und die Empfehlung heißt hier ganz klar: Daunen. O-Ton:»Also die Daune ist halt am leichtesten von allen Füllqualitäten, am strapazierfähigsten und ist vor allen Dingen gut waschbar.«der Verkäufer präsentiert unterschiedliche Qualitäten und verspricht auch, dass in diesen Decken keine Daunen verarbeitet werden, die lebenden Tieren ausgerissen wurden. O-Ton, Georg Genthe, Betten Rid:»Wir verkaufen keine Daunen von lebend gerupften Gänsen und wir lassen uns das, wir haben da feste Abkommen mit unseren Herstellern.«Selbst könne man nicht alle Daunen kontrollieren, sei auf die Garantien der Hersteller angewiesen. Doch was sind solche Garantien wirklich wert? Ungarn: Bilder aus einer der größten Gänsefarmen des Landes. Aktivisten der Tierschutzorganisation Vier Pfoten spielen REPORT MAINZ exklusiv diese Bilder zu. Sie zeigen Tiere, die bei lebendigem Leib gerupft werden. Im Akkord. Ganze Brigaden rücken hier den Gänsen zu Leibe. Verletzte Tiere werden nach dem Rupfen ohne Betäubung genäht. Gebrochen Flügel notdürftig geflickt. Blutverschmierte Arbeiter nach der Schicht. Wir zeigen die Bilder dem Präsidenten der Bundestierärztekammer. Er ist entsetzt. O-Ton, Prof. Theo Mantel, Präsident Bundestierärztekammer:»Da sind ja ganze Hautlappen aufgerissen worden, allein die Tatsache, dass hier genäht wird, wie bei einem Kleidungsstück, das ist also absolut unmöglich sowas. Das ist ja hier kein Kleidungsstück, sondern das ist ein lebendes Tier. Also das ist absolut abzulehnen, das ist übelste Tierquälerei.«

3 3 Deshalb ist es in der EU verboten, Gänsen bei lebendigem Leibe Federn rauszureißen. Trotzdem ist die Ware offenbar begehrt. Die Qualität ist hoch, und man kann mehrfach vom gleichen Tier Federn gewinnen, was den Gewinn steigert. Doch wohin geht die Ware aus Ungarn? Ein Transporter aus der ungarischen Firma mit lebend gerupften Daunen auf dem Weg nach Deutschland. Die Fahrt geht nach Bayern. Zur Firma Böhmerwald. Böhmerwald ist einer der großen der Branche. Beliefert Bettengeschäfte und Versandhäuser mit Daunen und Daunen-Decken. Verkauft seine Produkte als Wunder der Natur. Und darauf verlässt sich der Handel, wie etwa Amazon, Baur oder der Otto-Versand. Bei dem heißt es ausdrücklich: Lebendrupf - nicht mit uns! Wir fragen bei Böhmerwald in Cham bei Regensburg nach und treffen den Geschäftsführer. Er streitet die Vorwürfe ab. Frage: Da sind Sie sich ganz sicher?»ich sage mal so, uns garantieren die Lieferanten, dass es sich hier nicht um Lebendrupf handelt. Zweitens überprüfen wir jedes Jahr, sag ich mal, unangemeldet, bei den Lieferanten, ob es sich um Lebend- oder Schlachtrupf handelt. Und ich kann bestätigen, dass es sich hier ausschließlich um Schlachtrupf handelt.da bin ich mir ganz sicher!«doch diese verdeckt gedrehten Bilder belegen etwas anderes: Sie zeigen Geschäftsführer Hubert Fuchs vor einigen Wochen, wie er Proben der ungarischen Firma vor der Lieferung prüft. Daunen von lebend gerupften Tieren. Im Verkaufsgespräch spricht der Vertreter der ungarischen Firma darüber, dass er Lebendrupf liefern kann. Die Reaktion des Geschäftsführers: Gedächtnisprotokoll - nachgesprochen:»ich kaufe von ihnen offiziell immer nur Schlachtrupf. Lebendrupf niemals offiziell. Das ist Quatsch, wir wissen, dass die gerupft

4 4 werden müssen. Aber ich darf das offiziell nicht kaufen. Bitte, wenn sie was erzählen, sagen sie immer nur Schlachtrupf. Wer kann das schon nachprüfen.«wir konfrontieren den Geschäftsführer mit seinen Aussagen.»Vielleicht ist irgendetwas in der Richtung erwähnt worden, aber es ist im Prinzip nur darauf hingewiesen, dass es sich, auch von dem Lieferanten her, um Schlachtrupf handelt.«frage: Na ja, es heißt im Gespräch, ich weiß, das es Lebendrupf ist, aber schreiben sie Schlachtrupf drauf, damit es keinen Ärger gibt!»das ist mit Sicherheit nicht richtig, dem kann ich mit Sicherheit widersprechen.«doch REPORT MAINZ liegen auch eindeutige Unterlagen vor, die die Vorwürfe gegen Böhmerwald erhärten. Demzufolge bot die ungarische Firma sowohl Daunen von lebend gerupften Tieren - hier als Mutter- und Zweiter Rupf bezeichnet als auch von Schlachtrupf an. Böhmerwald interessierte sich dann aber nur für die lebend gerupften Daunen. Und vermerkt schließlich: Bin mit der Lieferung einverstanden. Die Garantie von Böhmerwald, keine lebend gerupften Daunen zu liefern nach diesen Recherchen offenbar ein leeres Versprechen. Der Otto-Versand hat darauf reagiert alle Angebote von Böhmerwald vorerst aus Programm genommen. Und auch in dem Münchener Bettwarengeschäft will man den Lieferanten Böhmerwald überprüfen. O-Ton, Georg Genthe, Betten Rid:»Wir müssen natürlich auch dem Hersteller die Gelegenheit geben, dazu Stellung zu nehmen. Aber wenn das so wäre, dann würden wir uns von dem trennen.«doch offenbar geht es nicht nur um Böhmerwald. Wir treffen Marcus Müller von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Er hat die Bilder

5 5 in Ungarn gedreht und hat sich in die Firma eingeschlichen, kennt die geschäftlichen Abläufe. O-Ton, Marcus Müller, Tierschutzvereinigung, Vier Pfoten :»Die Angebote gingen ja an viele Firmen in Deutschland und in Österreich. An das Who is Who der Daunenindustrie, der Bettenfabriken. Und fast jede Firma hat gesagt, sie haben Interesse, sie wollen Muster. Schlachtrupf, war nicht von Diskussion, war für die Firmen uninteressant und die Firma hätte das Vielfache an Daunen verkaufen können aus Ungarn an Kunden in Deutschland, die Nachfrage war sehr hoch.«selbst wenn im Fall Böhmerwald Konsequenzen gezogen werden, Tricksen und Täuschen zu Lasten der Tiere ist in Europa einfach. Es gibt zwar ein Verbot, doch keine wirksamen Kontrollen und keine ernsthaften Sanktionen. So wird der Fall Böhmerwald nicht der letzte sein trotz aller Bekenntnisse zum Tierschutz. Abmoderation Fritz Frey: Zu diesem Beitrag unter ein Gespräch mit den Autoren, unter anderem zur Frage, ob es einen sicheren Weg gibt, um an Daunendecken zu kommen, deren Füllung eben nicht so entstanden ist, wie gerade gesehen.