Praktikerhandbuch Risikoinventur Risikoerfassung Risikoeinstufung Inventurablauf Dokumentation
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- Fanny Frei
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1 Janßen/Riediger (Hrsg.) Praktikerhandbuch Risikoinventur Risikoerfassung Risikoeinstufung Inventurablauf Dokumentation Finanz Colloquium Heidelberg, 2015
2 Zitiervorschlag: Autor in; Janßen/Riediger (Hrsg.), Praktikerhandbuch Risikoinventur, RdNr. XX. ISBN: Finanz Colloquium Heidelberg GmbH Plöck 32a, Heidelberg Titelfoto: depositphotos/nataliiamelnyc Satz: Finanz Colloquium Heidelberg GmbH Druck: Winter Agentur für Druckdienstleistung, Leimen
3 Praktikerhandbuch Risikoinventur Risikoerfassung Risikoeinstufung Inventurablauf Dokumentation Christoph Claßen Revision für Gesamtbanksteuerung Kasseler Sparkasse, Kassel Dr. Mathias Fiebig stv. Leiter Risikotragfähigkeit und Stresstesting Zentrales Risikomanagement & Methoden Volkswagen Financial Services AG, Braunschweig Dr. Karsten Geiersbach Bereichsleiter Interne Revision Kasseler Sparkasse, Kassel Dr. Matthias Haug Mitglied des Vorstandes Volksbank Flein-Talheim eg, Flein Prof. Dr. Dirk Heithecker Professur für Quantitative Methoden und Corporate Finance Hochschule Hannover, Hannover Fachreferent Kredit- und Restwertrisikomanagement Volkswagen Financial Services AG, Braunschweig Professor Dr. Stefan Janßen (Hrsg.) Professur für Corporate Finance & Banking Leiter des dualen Studiengangs Insurance, Banking & Finance Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth vormals Prüfungsleiter, Referat Bankgeschäftliche Prüfungen Deutsche Bundesbank, Hannover Kevin Klausnitzer Abteilungsleiter Gesamtbanksteuerung Salzlandsparkasse, Staßfurt Frank Neumann Abteilungsleiter Gesamtbanksteuerung Sparkasse Bodensee, Konstanz
4 Stefan Prasser Referent Revision für Gesamtbanksteuerung Kasseler Sparkasse, Kassel Henning Riediger (Hrsg.) Prüfungsleiter, Referat Bankgeschäftliche Prüfungen Deutsche Bundesbank, Hannover Dipl. Kfm. Lutz Schöcker Wirtschaftsprüfer/Geschäftsführer ABRT Allgemeine BankRevision und Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt am Main/Reinheim Nick Wermuth Fachprüfer, Referat Bankgeschäftliche Prüfungen Deutsche Bundesbank, Hannover Finanz Colloquium Heidelberg, 2015
5 INHALTSÜBERSICHT Inhaltsübersicht A. Einleitung (Janßen/Riediger) 3 I. Grundüberlegungen 3 II. Aufbau des Praktikerhandbuchs 5 B. Begriffsbestimmung und Rahmen für die Durchführung einer Risikoinventur (Janßen/Riediger) 11 I. Risikoinventur in Kreditinstituten Begriffsbestimmung, Historie und Umfang 11 II. Ansatzpunkte (Auslöser) für eine Überprüfung bzw. Aktualisierung der Risikoinventur 15 III. Ableitung der Risikotoleranz eines Kreditinstituts anhand einer Fallstudie 23 IV. Klassische Risikoarten außerhalb des Fokus 33 C. Einordnung der Risikoinventur in die Gesamtbanksteuerung (Schöker) 51 I. Die Risikoinventur als Ausgangspunkt für die Risikosteuerung 51 II. Einordnung und Stellung der Risikoinventur im Risikomanagementprozess 53 III. Anforderungen an die Risikoinventur aus Sicht der externen Prüfung Problembereiche 57 D. Bankaufsichtliche Vorgaben (Wermuth) 67 I. Historischer Abriss Wandel in der bankaufsichtlichen Beurteilung? 67 II. Allgemeine Anforderungen an die Risikoinventur gemäß MaRisk 68 III. Aufgaben und Funktionen der Risikoinventur nach MaRisk 72 IV. Herausforderungen und Umsetzungsimpulse 76 V. Fazit und Ausblick 97 V
6 INHALTSÜBERSICHT E. Identifizierung und Bewertung wesentlicher und sonstiger Risiken 101 I. Bestimmung und Abgrenzung von Risiken unter Beachtung von Wechselwirkungen (Neumann) 101 II. Wesentlichkeitseinstufung der Risiken in Abhängigkeit von Risikotragfähigkeit und Gesamtbankrisikoprofil (Neumann) 118 III. Identifikation von (bislang kaum beachteten) Risiken (Klausnitzer) 128 IV. Quantifizierung der Schadenshöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit (Klausnitzer) 153 V. Festlegung der Bedeutung derartiger Risikoarten in der Risikostrategie (Neumann) 163 VI. Erfassung und Kategorisierung von (Inter-/Intra-) Risikokonzentrationen (Neumann) 173 VII. Umgang mit schwer messbaren, (ggf. nicht) wesentlichen Risikoarten (Klausnitzer) 181 F. Aufbau und Durchführung einer ganzheitlichen Risikoinventur nach den MaRisk (Fiebig/Heithecker) 189 I. Einordnung in das Risikomanagement 189 II. Zielsetzung und aufsichtsrechtlicher Rahmen 190 III. Vorgehensweise der Wesentlichkeitsbestimmung 193 IV. Werttreibende Faktoren und Messung 199 V. Ergebnisse der Risikoinventur und deren Bewertung 227 VI. Zusätzliche Steuerungsimpulse für die Institutsgruppe durch die Risikoinventur 229 VII. Hinweise zu Prozess und Dokumentation 230 VIII. Ausblick und Fazit 233
7 INHALTSÜBERSICHT G. Integration der Inventur-Ergebnisse ins Risikotragfähigkeits- Konzept zur Ableitung des Gesamtbankrisikoprofils (Haug) 237 I. Verknüpfung der Inventur-Ergebnisse mit aktuellen risikorelevanten Informationen 237 II. Einbindung der (aktualisierten) Risikoinventur in den Strategie- und Planungsprozess 243 III. Einfluss veränderter Rahmenbedingungen auf Produkte, Risikoprofil und Profitabilität 250 IV. Konsequenzen neuer, veränderter und geplanter Produkte für die Risikoinventur 257 V. Dokumentation des Inventurprozesses und der erfassten Risiken im Risikohandbuch 261 H. Prüfung und Beurteilung der internen Risikoinventur(-Prozesse) 271 I. Prozessprüfung aus Sicht der Internen Revision (Geiersbach/Prasseer/Claßen) 271 II. Bedeutung der Risikoinventur für die Beaufsichtigung der Institute (Janßen) 295 I. Anhang 309 I. Anhang II. Anhang J. Literaturverzeichnis 389 K. Abkürzungsverzeichnis 397 L. Stichwortverzeichnis (Janßen/Riediger) 403 VII
8
9 INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis A. Einleitung 3 I. Grundüberlegungen 3 II. Aufbau des Praktikerhandbuchs 5 B. Begriffsbestimmung und Rahmen für die Durchführung einer Risikoinventur 11 I. Risikoinventur in Kreditinstituten Begriffsbestimmung, Historie und Umfang 11 II. 1. Begriffsbestimmung Historie Umfang 15 Ansatzpunkte (Auslöser) für eine Überprüfung bzw. Aktualisierung der Risikoinventur Turnusmäßige Risikoinventur Anlassbezogene Risikoinventur Rahmen für die Durchführung 18 III. Ableitung der Risikotoleranz eines Kreditinstituts anhand einer Fallstudie Grundlagen Risikotoleranz eine institutsindividuelle Komponente Risikotoleranz anhand einer Fallstudie 25 IV. Klassische Risikoarten außerhalb des Fokus IT-Risiken Risiken aus Auslagerungen Projektrisiken Beteiligungsrisiken Behandlung von Risiken aus dem Warengeschäft in der Risikoinventur 44 IX
10 INHALTSVERZEICHNIS C. Einordnung der Risikoinventur in die Gesamtbanksteuerung 51 I. Die Risikoinventur als Ausgangspunkt für die Risikosteuerung 51 II. Einordnung und Stellung der Risikoinventur im Risikomanagementprozess Ermittlungs-/Analysefunktion Vollständigkeitsfunktion Nachweisfunktion Überprüfungs-/Dokumentationsfunktion Qualitätssicherungsfunktion für den Risikomanagementprozess Zusammenfassung 56 III. Anforderungen an die Risikoinventur aus Sicht der externen Prüfung Problembereiche Dokumentation Ermittlung der Grundgesamtheit der Risiken Häufigkeit der Durchführung Vollständigkeit der Risikoinventur Ausgestaltung der Risikoinventur Zusammenfassung 64 D. Bankaufsichtliche Vorgaben 67 I. Historischer Abriss Wandel in der bankaufsichtlichen Beurteilung? 67 II. Allgemeine Anforderungen an die Risikoinventur gemäß MaRisk 68 III. Aufgaben und Funktionen der Risikoinventur nach MaRisk 72 IV. Herausforderungen und Umsetzungsimpulse 76 V. Fazit und Ausblick 97 X
11 INHALTSVERZEICHNIS E. Identifizierung und Bewertung wesentlicher und sonstiger Risiken 101 I. Bestimmung und Abgrenzung von Risiken unter Beachtung von Wechselwirkungen 101 II. 1. Berücksichtigung von Wechselwirkungen Vorgehen zur Risikoidentifikation 114 Wesentlichkeitseinstufung der Risiken in Abhängigkeit von Risikotragfähigkeit und Gesamtbankrisikoprofil 118 III. Identifikation von (bislang kaum beachteten) Risiken Projektrisiken IT-Risiken Modellrisiken 138 Zusammenfassung der Modellrisiken: 151 IV. Quantifizierung der Schadenshöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit Gängige Risikomessverfahren und deren Vor- und Nachteile Stochastische Verfahren 158 V. Festlegung der Bedeutung derartiger Risikoarten in der Risikostrategie 163 VI. Erfassung und Kategorisierung von (Inter-/Intra-) Risikokonzentrationen 173 VII. Umgang mit schwer messbaren, (ggf. nicht) wesentlichen Risikoarten 181 F. Aufbau und Durchführung einer ganzheitlichen Risikoinventur nach den MaRisk 189 I. Einordnung in das Risikomanagement 189 II. Zielsetzung und aufsichtsrechtlicher Rahmen 190 III. Vorgehensweise der Wesentlichkeitsbestimmung 193 XI
12 INHALTSVERZEICHNIS 1. Anwendungsbereich und Identifikation der Risikoarten Die quantitative Wesentlichkeitsbestimmung Weitere Kriterien der Wesentlichkeitsbestimmung 198 IV. Werttreibende Faktoren und Messung Risikoarten, Risikoereignisse und Steuerbarkeit von Risiken Voraussetzungen einer quantitativen Wesentlichkeitsbestimmung Abgrenzung von bewertbaren Risikoarten Risikoarten mit nur mittelbarer Auswirkung Messung bewertbarer Risiken 210 a) Messung des Gesamtexposures 211 b) Ermittlung eines risikobasierten Wertes 213 c) Einfluss von Risikoarten mit nur mittelbarer Auswirkung 219 d) Umgang mit Konzentrationsrisiken und Modellrisiken Überprüfung und Plausibilisierung der Inventurgrößen 226 V. Ergebnisse der Risikoinventur und deren Bewertung 227 VI. Zusätzliche Steuerungsimpulse für die Institutsgruppe durch die Risikoinventur 229 VII. Hinweise zu Prozess und Dokumentation 230 VIII. Ausblick und Fazit 233 G. Integration der Inventur-Ergebnisse ins Risikotragfähigkeits- Konzept zur Ableitung des Gesamtbankrisikoprofils 237 I. Verknüpfung der Inventur-Ergebnisse mit aktuellen risikorelevanten Informationen 237 II. Einbindung der (aktualisierten) Risikoinventur in den Strategie- und Planungsprozess 243 III. Einfluss veränderter Rahmenbedingungen auf Produkte, Risikoprofil und Profitabilität 250 XII
13 INHALTSVERZEICHNIS IV. Konsequenzen neuer, veränderter und geplanter Produkte für die Risikoinventur 257 V. Dokumentation des Inventurprozesses und der erfassten Risiken im Risikohandbuch Schritt: Identifikation, Quantifizierung, Einschätzung und Dokumentation der Risikosituation Schritt: Diskussion der Ergebnisse der Risikoinventur Kommunikation der Risikoinventur an den Aufsichtsoder Verwaltungsrat 266 H. Prüfung und Beurteilung der internen Risikoinventur(-Prozesse) 271 I. Prozessprüfung aus Sicht der Internen Revision 271 II. 1. Einleitung Prozess der Risikoinventur aus Praxissicht 274 a) Risikomanagementprozesse 274 b) Risikoinventur: Risikoerkennung 275 c) Risikoinventur: Risikobewertung Koordination der Risikoinventur Kommunikation der Risikoinventur Risikoinventur und Prüfungsplanung 288 a) Risikoinventur in der Prüfungsplanung der Internen Revision 289 b) Risikoinventur im Prüfungsplan der Internen Revision Fazit 294 Bedeutung der Risikoinventur für die Beaufsichtigung der Institute Proportionalität Bankaufsichtliches Risikoprofil 296 a) Aufbau 296 b) Klassifizierung 298 c) Bedeutung 300 d) Erstellung 302 XIII
14 INHALTSVERZEICHNIS e) Ausblick Zusammenfassung 306 I. Anhang 309 I. Anhang II. Anhang J. Literaturverzeichnis 389 K. Abkürzungsverzeichnis 397 L. Stichwortverzeichnis 403 XIV
15 A. Einleitung
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17 JANßEN/RIEDIGER A. Einleitung I. Grundüberlegungen Peter F. Drucker 1, dem bekannten US-amerikanischen Ökonom österreichischer Herkunft und Pionier der modernen Managementlehre wird das Zitat»If you can t measure it, you can t manage it.«zugeschrieben. Ausgesagt wird damit, dass wichtige Größen der Unternehmensführung messbar gemacht werden müssen, um auch steuerbar zu sein. Bei seiner Arbeit hat sich Drucker insbesondere mit den Erfolgsfaktoren von Unternehmen beschäftigt. Sein Fokus lag dabei vorwiegend auf Produktionsund Handelsunternehmen, weniger auf Kreditinstituten mit ihren Besonderheiten. Zu diesen Besonderheiten zählt es, dass der Umgang mit Risiken für Kreditinstitute einen Kernbestandteil ihres Geschäftsmodells darstellt und praktisch jeden Bereich eines Kreditinstituts maßgeblich berührt. Entsprechend gilt auch hier die Aussage von Drucker, d. h. auch die verschiedenen Risiken eines Kreditinstituts müssen messbar gemacht werden, um sie geeignet begrenzen und steuern zu können. Die Erfolgsfaktoren von Produktions- und Handelsunternehmen sind bei Analyse des Marktumfelds, der Geschäftsprozesse und der Ertragsquellen vergleichsweise leicht ermittelbar. Eine ganze Reihe der Risiken in Kreditinstituten werden jedoch erst dann deutlich erkennbar, wenn sie schlagend werden. Für eine Messung und Begrenzung und damit Verhinderung der Materialisierung der Risiken ist dies natürlich zu spät. In Bezug auf Kreditinstitute setzt Drucker somit eigentlich erst beim dritten Schritt an, blendet jedoch den ersten und zweiten Schritt aus. Der erste Schritt besteht darin, dass die Risiken zunächst einmal identifiziert werden müssen. Dies ist keine triviale Aufgabe, sind doch Risiken und ihre Konzentrationen längst nicht immer deutlich erkennbar. Im zweiten Schritt ist dann die Wesentlichkeit der Risiken zu bestimmen und damit die Frage zu beantworten, ob ein geeignetes Mess- und Steuerungsinstrumentarium überhaupt erforderlich ist und eine entsprechende Begrenzung der Risiken sinnvoll und möglich ist. Erst dann, wenn diese Fragen positiv beantwortet worden sind, ist tatsächlich das benötigte Instrumentarium zu entwickeln Wien 1909 Claremont (USA)
18 EINLEITUNG Darüber hinaus sind natürlich die Überlegungen zur Steuerung und Begrenzung von der Gesamtstrategie und Risikotragfähigkeit des jeweiligen Hauses abzuleiten und ist das erforderliche Instrumentarium sinnvoll in die bestehenden Steuerungsmechanismen einzupassen. Vor dem Hintergrund der hohen Bedeutung von Risiken in Kreditinstituten und den Schwierigkeiten bei Identifizierung und Bewertung ist dafür eine Vorgehensweise erforderlich, die in besonderem Maße sowohl umfassend als auch strukturiert ist und die auf geeignete Techniken für die Durchführung zurückgreifen kann. Dabei handelt es sich um die so genannte Risikoinventur, die mit dem Rundschreiben 11/2010 (BA) vom in AT 2.2 der MaRisk explizit verbindlich von den Kreditinstituten gefordert wird (siehe Anhang). Wie die obigen Überlegungen zeigen ist diese Anforderung alles andere als unerwartet, sondern vielmehr absolut sinnvoll und logisch. Tatsächlich haben sich Kreditinstitute schon seit Langem im besten eigenen Interesse intensiv mit ihren Risiken und ihrer Steuerung auseinandergesetzt. Entsprechend war eine solche Auseinandersetzung auch schon vor 2010 eine implizite Anforderung der Bankenaufsicht an die Kreditinstitute. Die Aufnahme einer expliziten Anforderung in die MaRisk stellte daher aus Sicht der Bankenaufsicht keine materielle Neuerung dar. 2 Die explizite Anforderung einer Risikoinventur rückt dieses Thema jedoch prominent in das Bewusstsein der Kreditinstitute. Außerdem schafft sich die Bankenaufsicht damit eine verbesserte Rechtsgrundlage für bankgeschäftliche Prüfungen gemäß 44 Absatz 1 KWG in diesem Bereich und natürlich auch für die Begründung und Gewichtung von zu dieser Thematik eventuell zu treffenden Prüfungsfeststellungen. Vor dem Hintergrund der geschilderten hohen Bedeutung der Risikoidentifizierung und Risikobewertung sowie der Einbindung in das Risikomanagement eines Kreditinstituts kann eine solche vertiefte bankaufsichtliche Auseinandersetzung mit der Risikoinventur nicht verwundern. Sie kommt letztlich den Interessen der Kreditinstitute entgegen, kann doch eine nicht sachgerecht durchgeführte Risikoinventur nicht nur zu bankaufsichtlichen Prüfungsfeststellungen, sondern insbesondere auch zum überraschenden Schlagendwerden materieller und ggf. existenzbedrohender Risiken führen. 2 Vgl. BaFin, Anschreiben zu den Mindestanforderungen an das Risikomanagement MaRisk, Rundschreiben 11/2010 (BA),
19 JANßEN/RIEDIGER Das Interesse der Kreditinstitute an einer sachgerechten Durchführung der Risikoinventur ist daher sehr gut nachvollziehbar und begründet. Dabei führen die nicht immer einfache Greifbarkeit von Risiken und ihren Interdependenzen sowie die Schwierigkeiten bei der Risikobewertung und der Integration in das Risikomanagement in den Kreditinstituten vielfach zu Wünschen nach Hilfestellung, Leitlinien und Erfahrungsberichten bei der praktischen Durchführung der Risikoinventur. Ebenso kommen auch immer wieder Fragen zu Möglichkeiten der verbesserten betriebswirtschaftlichen Nutzbarmachung der Risikoinventur auf. Das vorliegende Praktikerhandbuch widmet sich daher den verschiedenen Aspekten der praktischen Durchführung und Handhabung der Risikoinventur. Es bringt Erfahrungen und Einschätzungen von Praktikern zusammen aus Genossenschaftsbanken, privaten Instituten, Sparkassen, Wirtschaftsprüfung, Bankenaufsicht und Wissenschaft. Diese beschäftigen sich intensiv in unterschiedlichen Funktionen mit der Risikoinventur und bringen wertvolle Sichtweisen auf das Thema ein. Entsprechend beantworten sie eine Vielzahl von Fragen zum praktischen Umgang mit der Risikoinventur, um eine sichere und vor dem Hintergrund von Gegebenheiten im Institut, Proportionalität und Methodenfreiheit hausindividuelle Handhabung zu ermöglichen II. Aufbau des Praktikerhandbuchs In Kapitel B wird zunächst ein Überblick über Begriff und Rahmen für die Durchführung einer Risikoinventur gegeben. Dazu wird auf den Begriff der Risikoinventur eingegangen und es werden betriebswirtschaftliche und regulatorische Vorgaben vorgestellt. Auch wird auf die Verbindung zwischen Risikoinventur und Risikoprofil der Gesamtbank eingegangen. Schließlich werden Überlegungen zu Ansatzpunkten für die Überprüfung bzw. Aktualisierung der Risikoinventur angestellt. Eine Einordnung der Risikoinventur in die Gesamtbanksteuerung erfolgt in Kapitel C. Dazu wird die Rolle der Risikoinventur als Ausgangspunkt für die Risikosteuerung beleuchtet. Im Anschluss daran erfolgen Überlegungen zur Einordnung bzw. Stellung der Risikoinventur im Risikomanagementprozess. Das Kapitel schließt mit einer Auseinandersetzung mit den Anforderungen an eine Risikoinventur aus der Sicht der externen Prüfung und den sich ergebenden Problembereichen
20 EINLEITUNG Kapitel D. widmet sich den bankaufsichtlichen Vorgaben für die ganzheitliche Risikoinventur. Zunächst werden die Entwicklung der Thematik im Zeitablauf und der Wandel in der bankaufsichtlichen Beurteilung diskutiert. Danach werden die aktuellen allgemeinen Anforderungen an die Risikoinventur gemäß MaRisk besprochen. Darauf aufbauend folgen Überlegungen zu den Aufgaben und Funktionen der Risikoinventur nach MaRisk. Besonders beleuchtet werden vor dem Hintergrund des breiten bankaufsichtlichen Überblicks über die Handhabung in verschiedensten Kreditinstituten die mit der Risikoinventur verbundenen Herausforderungen, auch werden den Lesern für die Praxis wertvolle Umsetzungsimpulse gegeben. Kapitel E setzt sich mit der Identifizierung und Bewertung wesentlicher und sonstiger Risiken auseinander. Dabei wird zu Beginn eine Bestimmung und Abgrenzung von Risiken unter Beachtung von Wechselwirkungen vorgenommen. Es folgen Überlegungen zur Wesentlichkeitseinstufung der Risiken in Abhängigkeit von Risikotragfähigkeit und Gesamtbankrisikoprofil. Im nächsten Schritt werden dann Fragen zur Identifikation von bislang kaum beachteten Risiken besprochen, gefolgt von Erläuterungen zur Quantifizierung der Schadenshöhe und der Eintrittswahrscheinlichkeit. Danach wird die Festlegung der Bedeutung verschiedener Risikoarten in der Risikostrategie thematisiert. Zum Abschluss des Kapitels folgen Überlegungen zur Erfassung und Kategorisierung von (Inter-/Intra-)Risikokonzentrationen sowie zum Umgang mit schwer messbaren, ggf. nicht wesentlichen Risikoarten. In Kapitel D wird ausführlich auf Aufbau und Durchführung einer ganzheitlichen Risikoinventur eingegangen. Dazu werden Zielsetzung und Rahmen abgegrenzt und Hilfestellungen bei der Vorgehensweise für die Risikobewertung gegeben. Besonders diskutiert werden auch werttreibende Faktoren und die Risikomessung, bevor die Ergebnisse der Risikoinventur und deren Bewertung thematisiert werden. Erläutert werden zudem zusätzliche Steuerungsimpulse für eine Institutsgruppe durch die Risikoinventur. Schließlich werden Hinweise zu Prozess und Dokumentation gegeben. Mit der Integration der Inventur-Ergebnisse ins Risikotragfähigkeit- Konzept zur Ableitung des Gesamtbankrisikoprofils befasst sich Kapitel E. Zunächst wird die Verknüpfung der Inventur-Ergebnisse mit aktuellen risikorelevanten Informationen aufgezeigt. Daraufhin folgen Überlegungen zur Einbindung der (aktualisierten) Risikoinventur in den Strategie- und Planungsprozess, bevor der Einfluss veränderter Rahmenbedingungen auf Produkte, Risikoprofil und Profitabilität diskutiert wird. Ebenso erläutert werden die 6
21 JANßEN/RIEDIGER Konsequenzen neuer, veränderter und geplanter Produkte für die Risikoinventur. Das Kapitel schließt mit Hinweisen zur Dokumentation des Inventurprozesses und der erfassten Risiken im Risikohandbuch. Das abschließende Kapitel H setzt sich mit der Prüfung und Beurteilung der internen Risikoinventur(-Prozesse) auseinander. Dazu wird die Prozessprüfung aus Sicht der Internen Revision besprochen, mit besonderer Betonung von möglichen Vorgehensweisen und Prüfungsansätzen. Es folgen Überlegungen zur Bedeutung der Risikoinventur für die Beaufsichtigung der Institute. Dabei werden Verbindungslinien zwischen dem institutsinternen Risikoprofil als Ergebnis der Risikoinventur und dem bankaufsichtlichen Risikoprofil als wesentlichem Baustein der doppelten Proportionalität aufgezeigt. Es folgen ein umfassendes Stichwortverzeichnis, ein Anhang und ein Literaturverzeichnis, um den Lesern zusätzliche Informationsquellen zu erschließen. Die Herausgeber bedanken sich an dieser Stelle ausdrücklich bei allen beteiligten Autoren. Mit ihrer umfassenden theoretischen und praktischen Erfahrung haben sie durch ihre hochwertigen Beiträge die Entstehung dieses Praktikerhandbuchs ermöglicht, das sich mit der Thematik Risikoinventur tiefgehend und aus unterschiedlichen, interessanten Blickwinkeln befasst. Den Lesern des Praktikerhandbuchs wünschen wir, dass sie vielfältige und relevante Anregungen und Hilfestellungen für ihre Praxis erhalten und auf dieser Basis in ihren Häusern die Risikoinventur kompetent und sicher durchführen können Wilhelmshaven/Hannover, im Juli 2015 Prof. Dr. Stefan Janßen Henning Riediger 7
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