CCI. Cross-Cultural Individuals. Dr. Imme Gerke und Dr. Jacques Drolet
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- Erwin Heidrich
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1 CCI Crss-Cultural Individuals Dr. Imme Gerke und Dr. Jacques Drlet Weltweit gibt es über 2,000 verschiedene Kulturen, und kein Mensch wird lange genug leben, um all diese Kulturen kennenzulernen und verstehen zu können. Das Gefühl des Kulturschcks wird als ein Teil unseres Lebens bleiben. Daher ist es wichtig, dass wir die Fähigkeit des Umgangs mit diesem Gefühl in unsere szialen Kmpetenzen mit aufnehmen. FAZIT Kein Mensch ist mit der Gesellschaft, in die er hineingebren wurde 100%ig zufrieden. Wir alle sehen Verbesserungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft der in der Familie. Diese Verbesserungen umzusetzen und gleichzeitig den Erhalt kultureller Werte zu bewahren, ist nur möglich, wenn Menschen die Gelegenheit haben, sich selbst auszuprbieren und eine selbstverantwrtliche Auswahl an kulturellen Werten zu treffen, in dem sie sich zum CCI ausbilden lassen. DEFINITION Der Begriff CCI (crss-cultural individual) ist eine Herleitung vn dem Begriff TCK (third culture kid), der in den frühen 60er Jahren vn Szilgen, Psychlgen, Anthrplgen, Ethnlgen und Ethlgen geschaffen wurde. KONZEPT Als TCK wurden zunächst die Menschen bezeichnet, die mit zwei Kulturen grßwurden, und denen es anschließend gelang aus diesen beiden Kulturen ein persönliches Msaik (third culture) zu gestalten. Im Gegensatz zu den Menschen, die auch mit mehr als einer Kultur grßwurden aber zwischen den Kulturen hängenblieben, weil es ihnen nicht gelang ein persönliches Msaik zu gestalten, finden sich TCK in beiden Ursprungskulturen, denen sie die Bestandteile für ihr Msaik entnahmen, wunderbar zurecht und waren szialpsychlgisch in beide Kulturen integriert. Für die Zusammensetzung der Gesellschaft bedeutete dies, dass sie sich aus drei Gruppierungen zusammensetzte: (i) mnkulturell, (ii) TCK und (iii) heimatls. Die jeweiligen Anteile dieser drei Gruppierungen sind vn Land zu Land verschieden. Anfang der 70er Jahre stellte man durch weiterführende Frschungen fest, dass nicht nur Kinder in der Lage sind ein 1/6
2 kulturelles Msaik zu entwickeln, sndern dass auch Erwachsene dies schaffen können, vrausgesetzt sie bekmmen die entsprechende Anleitung. In diesen Fällen findet flgende Entwicklung statt: i. Realisierung, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen in verschiedenen Kulturen unterschiedlich aufgestellt sind. ii. iii. iv. Realisierung, dass die Beziehungen, die anders sind als die, auf die wir in der Kindheit vrbereitet wurden, uns häufig unverständlich sind (=Kulturschck). Realisierung, dass wir das fehlende Verständnis als ptentielle Gefahr registrieren. Realisierung, dass wir im Bemühen, eine slche Situatin zu verstehen, zu persönlichen Interpretatinen kmmen, die sich vn denen unserer Mitmenschen aus unserer Herkunftskultur, unterscheiden. v. Realisierung, dass wir uns auf eine gemeinsame Interpretatin einigen müssen, wenn wir ein Prblem gemeinsam lösen müssen. vi. vii. viii. ix. Realisierung, dass wir in der Lage sind gemeinsame Interpretatinen zu entwickeln, die sich vn den Interpretatinen der Einzelpersnen unterscheiden. Realisierung, dass die Erarbeitung einer gemeinsamen Interpretatin gleichzeitig Gefühle vn Freiheit und Zusammengehörigkeit auslöst. Realisierung, dass swhl die Einzelinterpretatinen als auch die gemeinsame Interpretatin vn der Realität abweicht. Realisierung, dass diese Abweichung auch wieder als ptentielle Gefahr wahrgenmmen wird, wenn auch weniger stark als beim ersten Kulturschck. x. Realisierung, dass das Gefühl vn Gefahr eine instinktive Reaktin ist, die meistens nicht mit einer tatsächlichen Gefahr verbunden ist. xi. xii. xiii. Realisierung, dass wir durch Entschleunigung Situatinen auf uns zukmmen lassen können, wenn wir uns das Fehlen einer realen Gefahr bewusst machen. Realisierung, dass wir in der Lage sind im Umgang mit uns unverständlichen Situatinen kreativ und spielerisch umzugehen. Realisierung, dass dieser spielerische Umgang ein Gefühl vn Freiheit und Freude in uns auslöst. Menschen, die diesen Vrgang mehrmals und mit schrittweise steigendem Schwierigkeitsgrad durchlaufen hatten, wurden als TCA (third culture adults) bezeichnet. Beide zusammen, TCK und TCA, werden auch heute häufig nch als TCI (third culture individuals) bezeichnet. Zeitgleich mit der Entdeckung, dass nicht nur Kinder, sndern auch Erwachsene ein persönliches Msaik aus verschiedenen Kulturen entwickeln können, stellte man ebenfalls fest, dass der Mensch in der Lage ist die Bestandteile für sein Msaik aus mehr als zwei Kulturen auszuwählen. Der Begriff TC (third culture) war dadurch nicht mehr angebracht und wurde durch CC (crss-cultural) ersetzt. ZEITGEIST Die Weltgemeinschaft setzt sich heute demnach aus vier verschiedenen Szialisierungsfrmen zusammen: Als mn-cultural bezeichnet man Menschen, die mit den Werten aus hauptsächlich einer Kultur grßgezgen wurden, und die auch als Erwachsene an diesen Werten festhalten. 2/6
3 Als crss-cultural-kids (CCK) bezeichnet man die Menschen, die als Kinder aus den Bestandteilen mehrerer Kulturen ein persönliches Msaik gestaltet haben. Diese Menschen können mnkulturelles Denken und Fühlen nur schwer nachvllziehen. Sie haben die Fähigkeit, sich in fast allen Kulturen zurechtzufinden und einzuleben. Als crss-cultural-adults (CCA) bezeichnet man Menschen, die als Kinder mnkulturell erzgen wurden und erst durch gezielte Ausbildung im Erwachsenenalter mit der Entwicklung eines persönlichen Msaiks begnnen haben. Wenn auch mit mehr Anstrengung, sind auch sie in der Lage sich in fast allen Kulturen zurechtzufinden und einzuleben. Der Überbegriff für CCK und CCA ist crss-cultural individual (CCI). Als entwurzelt der heimatls bezeichnen sich die Menschen, denen es nicht gelungen ist aus den vielen Bestandteilen, die ihnen angebten wurden, ein persönliches Msaik zu entwickeln, und die sich dadurch keiner Kultur wirklich zugehörig fühlen. Welchen Weg wir jeweils einschlagen, b wir nun zum mnder crss-cultural Erwachsenen erzgen werden hängt größtenteils vm Zufall ab. Wie hch die verschiedenen Wahrscheinlichkeiten sind, hängt ab vn dem Land, in dem wir mit unseren Eltern und Lehrern leben. Besnders die ehemaligen Klnialstaaten, deren natinale Grenzen nicht zwischen den verschiedenen Kulturen verlaufen, sndern bei denen verschiedene Kulturen einerseits zusammengezwungen und andererseits aufgespalten wurden, haben schn vr ihrer wiedergewnnen Unabhängigkeit entdeckt, dass sie in der Lage waren mehr als eine Kultur in sich zu vereinen. Besnders deutlich wird dies in der Mehrsprachigkeit der Menschen in afrikanischen, asiatischen und nrdamerikanischen Staaten. Die meisten Menschen sprechen drt bereits 3-4 lkale Sprachen bevr sie Englisch, Französisch der Spanisch als erste Fremdsprache lernen. Ganz anders ist es in den meisten eurpäischen Staaten. Natinale Grenzen, selbst wenn sie im Laufe der Jahrhunderte vn Zeit zu Zeit ein wenig verschben wurden liefen entlang der Grenzen verschiedener Kulturen. Eine Vermischung wurde nicht gesucht, nicht erwünscht und nicht erzwungen. Im Gegenteil die vielen feindlichen Auseinandersetzungen haben zu einem sehr starken Bewusstsein der Andersartigkeit und empfundenen Einzigartigkeit geführt. Was auf anderen Kntinenten nicht nur selbstverständlich ist, ist in Eurpa ft unvrstellbar. Diese Unterschiede, zwischen Eurpa einerseits und vielen der Staaten auf anderen Kntinenten andererseits, haben dazu geführt, dass Eurpa bwhl es einer der Hauptmtren der Glbalisierung ist, auf diese am wenigsten vrbereitet zu sein scheint. Eurpäer sind zwar vielgereist aber erfahren auf ihren Reisen wenig über die Menschen in den Ländern, die sie besuchen. Im Gegenteil, jedes Land, das Turisten anziehen will, bemüht sich Enklaven zu schaffen, in denen alles auf eurpäische Ansprüche vrbereitet wird. 3/6
4 GLOBALISIERUNG Die Glbalisierung schreitet immer schneller vran. Wirtschaft, Finanzen, Transprt, Ernährung, Turismus, Presse, Technlgie, Kmmunikatin, Unterhaltung und Kunst sind längst glbalisiert wrden. Überall in der Welt wllen die Menschen bessere Lebensbedingungen und zwar die, die sie durch die Medien vermittelt, in Eurpa und Nrdamerika sehen. Sie wllen nicht die eurpäische Kultur als Ganzes übernehmen aber wllen die gleiche Sicherheit in der Ernährung, der Gesundheit, der Ausbildung und im Schutz gegen Kriminalität. Sie wllen in der Lage sein das Leben ihrer Kinder auf 50 Jahre im Vraus zu planen und wllen mit der Erwartung leben, dass ihre Kinder sie überleben werden. Das ist abslut machbar, denn auch in Eurpa und Nrdamerika ist Platz für Verbesserungen. Die Entwicklungs- und Schwellenländer stehen der westlichen Kultur dabei abslut kritisch gegenüber. Sie sehen nicht nur ihre Stärken, sndern auch die Schwächen, und lernen aus diesen Bebachtungen. Während die Menschen in den Industriestaaten Angst haben das Maß an Sicherheit zu verlieren, das sie heute als selbstverständlich erachten, streben die Menschen in den Entwicklungs- und in den Schwellenländern diese Sicherheit an und sind bereit alles dafür einzusetzen. Ihre Angst ist nicht das zu verlieren, das sie erreicht haben, sndern die erstrebte Sicherheit gar nicht erst zu erreichen. Das ist ihre Stärke. Die Angst eines Babys ist für andere Menschen keine Bedrhung. Die Angst eines Erwachsenen vielleicht dch. Was machen wir nun mit Gd Old Eurpe und seinen Bewhnern? Vn den ca. 80 Millinen Einwhnern Deutschlands haben 70 Millinen keinen Migratinshintergrund. Wie können wir diese Menschen mitnehmen in die Glbalisierung? Wie können wir sie mtivieren sich knstruktiv an der Glbalisierung zu beteiligen? Wie können sie die Angst vr dem Verlust ihrer Sicherheit überwinden und stattdessen die realen glbalen Gefahren als eine gemeinsame Aufgabe der Weltgemeinschaft erkennen? Kurz gesagt: Wie können wir die Eurpäer dazu ermutigen sich für etwas Gemeinsames einzusetzen, statt zu meinen, sich gegen etwas Fremdes wehren zu müssen? AUSBILDUNG Seit ca. 25 Jahren können sich Diplmaten, Entwicklungshelfer und Blauhelme zum CCI ausbilden lassen. In manchen Ländern ist dies Pflicht, in anderen ist es ein freiwilliges Angebt. Die Ausbildung dauert je nach Schwierigkeitsgrad 2-3 Wchen und findet in einem durchgängigen Ausbildungszentrum statt. Die Auszubildenden werden in Situatinen versetzt, die ihnen fremd sind und in denen es gilt Aufgaben unterschiedlicher Intensität zu lösen. Vielfach werden die darstellenden Rllenspiele gefilmt und die Teilnehmer verarbeiten in anschließenden Gruppen- der 4/6
5 Einzelgesprächen swhl das Erlebte als auch die Eigenbebachtung durch das Filmmaterial. IDRG WORKSHOPS Das Frmat Ausbildungslager ist abslut sinnvll, um Menschen auf einen festgesetzten Zeitpunkt einer Ausreise vrzubereiten. Für Menschen, die nicht wissen b der wann sie ausreisen werden, und für Menschen, die vermutlich nur als Turisten ins Ausland wllen aber sich auf die gesellschaftlichen Veränderungen in der Heimat vrbereiten wllen, ist die Intensivausbildung nicht ntwendig. Im Gegenteil, vermutlich ist es s, das eine schrittweise Entwicklung, die vm Einzelnen selbst gesteuert wird, schnender und tiefgehender. Aus diesem Grund haben die Gründer vn IDRG, selbst 1989 in einem Ausbildungszentrum der Schweizer Regierung ausgebildet, ein Frmat der CCI Ausbildung entwickelt, das aus einzelnen, in sich abgeschlssenen Wrkshps besteht. Das IDRG Prgramm bietet fünf verschiedene Schwierigkeitsgrade an, die der Reihe nach belegt werden können. Seit 1996 haben die Gründer vn IDRG zahlreiche Eltern, Lehrer, Studenten, Schüler, Plizisten, Beamte, Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu CCI ausgebildet. Die einen, weil sie einen beruflichen Vrteil für sich sahen, die anderen, weil sie eine Brücke schlagen wllten zwischen ihrer eigenen mnkulturellen Erziehung und der multikulturellen Erziehung ihrer Kinder. Das Werkzeug der IDRG Wrkshps ist das Gefühl des Kulturschcks. 5/6
6 ABLAUF Der Ablauf der IDRG Wrkshps ist flgender: i. Einführung in die Phänmene CCI und Kulturschck. ii. Bearbeitung vn Erlebnisberichten aus fremden Kulturen: iii. gemeinsames Lesen eines ausgewählten Berichts vn bis zu fünf Arbeitsgruppen bestehend aus jeweils vier Teilnehmern (jede Gruppe bearbeitet einen anderen Bericht) erarbeiten einer gemeinsamen Interpretatin der Prblematik in den jeweiligen Berichten erarbeiten einer gemeinsamen Lösung der gefundenen Prblematik schauspielerische Darstellung der Prblematik und ihrer Lösung gruppenübergreifendes Gespräch zur Verarbeitung des Erlebten und des Bebachteten Entspannungspausen, in denen verschiedene Handlungen aus dem täglichen Leben in anderen Kulturen ausprbiert werden. Im Anschluss an den Wrkshp haben Teilnehmer (i) die Gelegenheit das Gespräch mit den Ausbildern sfrt weiterzuführen aber auch (ii) die Gelegenheit an einem der wöchentlich stattfindenden Beratungstermine erneut das Gespräch zu suchen. Dieses Angebt steht zur Verfügung, s dass Teilnehmer auch für verspätet eintretendes Verständnis eine Anlaufstelle haben. WERTE IDRG vermittelt keine Werte. Die Wrkshps geben Gelegenheit sich selbst und die eigene Umgebung mit anderen Augen zu erleben. Da dies in der Sicherheit eines geleiteten Wrkshps geschieht, ist dieses Erleben nicht mit den Unsicherheiten eines Auslandsaufenthalts verbunden und das Wissen, am Ende des Tages wieder nach Hause gehen zu können, erlaubt es den einzelnen Teilnehmern sich spielerisch auf etwas Neues einzulassen. Dezember /6
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