Zur Verfügung gestellt in Kooperation mit / provided in cooperation with: Rainer Hampp Verlag

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1 Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland : eine empirische Analyse der Auswirkungen von Gewerkschafsmach in Aufsichsräen Werner, Jörg-Richard; Zimmermann, Jochen Veröffenlichungsversion / Published Version Zeischrifenarikel / journal aricle Zur Verfügung gesell in Kooperaion mi / provided in cooperaion wih: Rainer Hampp Verlag Empfohlene Ziierung / Suggesed Ciaion: Werner, Jörg-Richard ; Zimmermann, Jochen: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland : eine empirische Analyse der Auswirkungen von Gewerkschafsmach in Aufsichsräen. In: Indusrielle Beziehungen : Zeischrif für Arbe Organisaion und Managemen 12 (2005), 3, pp URN: hp://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168- ssoar Nuzungsbedingungen: Dieser Tex wird uner einer Deposi-Lizenz (Keine Weierverbreiung - keine Bearbeiung) zur Verfügung gesell. Gewähr wird ein nich exklusives, nich überragbares, persönliches und beschränkes Rech auf Nuzung dieses Dokumens. Dieses Dokumen is ausschließlich für den persönlichen, nich-kommerziellen Gebrauch besimm. Auf sämlichen Kopien dieses Dokumens müssen alle Urheberrechshinweise und sonsigen Hinweise auf gesezlichen Schuz beibehalen werden. Sie dürfen dieses Dokumen nich in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokumen für öffenliche oder kommerzielle Zwecke vervielfäligen, öffenlich aussellen, aufführen, verreiben oder anderweiig nuzen. Mi der Verwendung dieses Dokumens erkennen Sie die Nuzungsbedingungen an. Terms of use: This documen is made available under Deposi Licence (No Redisribuion - no modificaions). We gran a non-exclusive, nonransferable, individual and limied righ o using his documen. This documen is solely inended for your personal, noncommercial use. All of he copies of his documens mus reain all copyrigh informaion and oher informaion regarding legal proecion. You are no allowed o aler his documen in any way, o copy i for public or commercial purposes, o exhibi he documen in public, o perform, disribue or oherwise use he documen in public. By using his paricular documen, you accep he above-saed condiions of use.

2 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann * Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland: Eine empirische Analyse der Auswirkungen von Gewerkschafsmach in Aufsichsräen ** Zusammenfassung Im vorliegenden Beirag werden auf Basis einer Sichprobe börsennoierer, deuscher Indusrieunernehmen empirisch die Auswirkungen unernehmerischer Mibesimmung auf die Beschäfigungsdynamik unersuch. Dabei werden neben der Verreung von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichra verschiedene Governance- und Erfolgsmaße als erklärende Variable spezifizier, deren Einfluss (1) auf die Beschäfigungsänderung zweier aufeinander folgender Jahre sowie (2) auf die Miarbeier-Umsaz-Elasiziä analysier wird. Insgesam zeig sich, dass die Präsenz von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichra einen negaiven Effek auf die Beschäfigungsdynamik zu haben schein. Co-Deerminaion in Germany: An Empirical Analysis of he Influence of Union Represenaion in Supervisory Boards Absrac This paper examines he influence of he presence of rade union officials in supervisory boards along wih several oher governance and performance variables on: (1) he change of he number of a companies employees from one year o anoher and (2) on he employee-sales elasiciy (defined as he relaionship beween he percen change of he number of employees and he percen change of he sales figures from year o year). Our sample consiss of German lised indusrial companies. We find evidence ha he presence of union officials has a negaive impac on dynamics of employmen. Key words: Unions, Germany, Co-Deerminaion, Supervisory Boards, Employmen * Dipl.-Kfm. Jörg-Richard Werner is Wissenschaflicher Miarbeier am Fachbereich 7 (Wirschafswissenschaf), Universiä Bremen, Hochschulring 4, D Bremen. jrwerner@uni-bremen.de. Prof. Dr. Jochen Zimmermann is Inhaber des Lehrsuhls für ABWL, Unernehmensrechnung und Conrolling am Fachbereich 7. ** Wir danken Herrn cand. rer. oec. Sephan Abée für akräfige Unersüzung bei der Daenerhebung. Arikel eingegangen: revidiere Fassung akzepier nach doppel-blindem Beguachungsverfahren:

3 340 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland 1. Einleiung Mibesimmung wird im Schrifum sowohl aus ökonomischer Perspekive kriisch diskuier als auch mi ökonomischen Argumenen vereidig. Empirische Evidenzen für negaive Konsequenzen (unernehmerischer) Mibesimmung sind allerdings rar (vgl. Frege 2002; Goron/Schmid 2004; Rürup/Sesselmeier 1999; Höper 2004). Der vorliegende Beirag unersuch empirisch auf Basis einer Sichprobe börsennoierer, deuscher Indusrieunernehmen (DAX30, MDAX, SDAX und TecDAX) die Auswirkungen unernehmerischer Mibesimmung auf die Beschäfigungsdynamik. Dies geschieh in einem ersen Schri durch ein Regressionsmodell, in dem der Einfluss verschiedener Governance- und Erfolgsmaße auf die Beschäfigungsänderung zweier aufeinander folgender Jahre unersuch wird. In einem weieren Schri wird miels eines Probi-Modells der Einfluss dieser Fakoren auf die Miarbeier-Umsaz- Elasiziä unersuch. Bei den beracheen (unabhängigen) Variablen handel es sich im Einzelnen um die Verreung von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichra, die Wachsumschancen, den Aneil der im Sreubesiz befindlichen Akien, die Konzenraion des Aneilsbesizes, die Profiabiliä, die Unernehmensgröße, die Höhe der Personalkosen (absolu) sowie die Veränderung der Personalkosen je Miarbeier, die Finanzierungssrukur, die Umsazänderung sowie um Dummyvariablen für das berachee Jahr sowie um die Branchenzugehörigkei des Unernehmens. Insgesam zeig sich, dass die Präsenz von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichra einen negaiven Effek auf die Beschäfigungsdynamik ha. 2. Ökonomische Konsequenzen der Mibesimmung: Hypohesen Dass Mibesimmung (und arbeisrechliche Regulierung) ökonomische Konsequenzen, ewa in Form (negaiver) Beschäfigungseffeke haben könne, wird im Schrifum und auch in Poliik und Öffenlichkei brei und zum Teil konrovers diskuier. 1 Eine frühe heoreische Kriik an der Mibesimmung finde sich bei Jensen/Meckling (1979). Die Auoren weisen darauf hin, dass sich Mibesimmung auch als freiwillige Lösung (in Ländern ohne gesezlichen Zwang) durchsezen müsse, wäre sie nur effizien. Aus der Fessellung, dass dies nich beobachbar se ziehen sie den Schluss, dass Mibesimmung ineffizien sein müsse (Jensen/Meckling 1979: 503 ff). Eine gesezliche Verordnung einer ineffizienen Lösung führe dann zu ökonomischen Verwerfungen bzw. Fehlallokaionen. Besehe für den Zwang zur Mibesimmung ewa ein Mindesgrößenkrierium (z.b. die Miarbeierzahl), dessen Überschreiung Mibesimmung für das beroffene Unernehmen zur gesezlichen Obliegenhei mache, würden Unernehmen möglicherweise vom opimalen Wachsumspfad abweichen und z.b. erzielbare economies of scale ungenuz lassen. In der Ta mag die viel beschworene deusche Mielsandskulur zum Teil auf einen solchen Effek zurückzuführen sein. Auch mögen (wenn auch noch vereinzele) Abwanderungen großer Unernehmen (beispielsweise die mi dem Zusammenschluss zwischen Hoechs und Rhône 1 Vgl. Economis (29. Januar 2005: 59, A Model ou of Time ), in dem es heiß: Codeerminaion ( ), a guiding principle of German corporae governance since 1951, is proving a hindrance hese days when speed and flexibiliy are essenial o global compeiion.

4 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, Poulenc zu Avenis verbundene Sizverlegung) zumindes eilweise auf die deusche Mibesimmungsgesezgebung zurückzuführen sein. Säcker (2004) verweis auf ein weieres Beispiel die deusche Monan-Indusrie. Hier häen maßgeblich die Arbeinehmerverreer den nowendigen Srukurwandel verhinder und Milliardenausgaben für eine serbende Indusrie zu veranworen, ( ). (Säcker 2004: 1462). Zumindes eilweise mag daher asächlich zureffend sein, was Jensen/Meckling (1979) als negaive ökonomische Konsequenzen der Mibesimmung prognosizieren: eine (signifikane) Redukion des Kapialsocks, seigende Arbeislosigke sinkende Arbeiseinkommen sowie ein allgemeiner Rückgang in Oupu und Wohlsand eines Landes. Andererseis wurde und wird Mibesimmung auch mi ökonomischen Argumenen vereidig. So wird beispielsweise darauf verwiesen, dass nich nur Eigenkapialgeber, sondern auch Miarbeier Invesoren (und dami Miunernehmer) seien, wenn diese auch nich in Kapial, sondern in spezifisches Humankapial invesieren. Fehlen nun Mechanismen, die sichersellen, dass die Arbeinehmer die Rückflüsse ihrer spezifischen Invesiionen in späeren Phasen vereinnahmen können, mag es zu Unerinvesiionen in dieses (Human-) Kapial kommen. 2 Verwiesen wird auch auf die Voreile des mibesimmen Aufsichsras, der eine poliische Arena darselle und die Ansprache von Problemen und lezlich einen Ineressensausgleich ermögliche, der einen ökonomischen Voreil darselle (Sadowski/Junkes/Lindenhal 2001: 157). Wie Freeman/Lazear (1994) nachweisen, besehen solche Effeke (zumindes) für die Mibesimmung in Beriebsräen. Mi Informaionsrechen ausgesaee Beriebsräe leisen demnach gerade in haren Zeien einen Beirag zur Redukion ökonomischer Ineffizienzen. Die Aussaung von Beriebsräen mi Konsulaionsrechen erlaube zudem die Möglichke neue Lösungen zu finden. Mibesimmungsreche, welche die Arbeisplazsicherhei erhöhen, führen nach Freeman/Lazear (1994) außerdem dazu, dass Miarbeier längerfrisige Enscheidungen reffen und särker in den Erwerb firmenspezifischer Fähigkeien invesieren. Demnach komm es auch auf das Ausmaß der Mibesimmung (im Sinne der Aussaung mi Rechen) an. Mögen solche ökonomischen Effeke bei work councils (also Beriebsräen) auch besehen, so heiß das keineswegs, dass Beriebsräe oder die unernehmerische Mibesimmung empirisch kein Hindernis bei Fragen der Ausweiung der Miarbeierzahl darsellen. Insbesondere zwei Bündel von Moiven haben zu einer relaiv umfangreichen unernehmerischen Mibesimmung deuscher Unernehmen geführ: Einerseis waren es allgemein-poliische Ziele, die sich uner das Schlagwor der Demokraisierung der Wirschaf fassen lassen und insbesondere vor dem Hinergrund des Drien Reichs 2 Fraglich is allerdings, inwiewei dieses Argumen dann gerechferig is, wenn Unernehmen selbs diese Invesiionen in ihrer Miarbeier äigen, ewa im Rahmen von Forund Weierbildungsveransalungen. Vgl. hierzu auch Har (1995), bei dem es heiß: [I]n he absence of slavery, he (ulimae) righ o decide how human capial is used always resides wih he possessor of he human capial.

5 342 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland bzw. des zweien Welkriegs zu sehen sind. 3 Andererseis war es eben auch das ökonomische Argumen der (Parizipaions-) Effizienz, mi dem eine umfassende Mibesimmung begründe wurde. Nach diesem Argumen is die Einbeziehung von Arbeinehmerrepräsenanen in den Aufsichra mi posiiven Informaions- und Moivaionseffeken verbunden (v. Werder 2004). Als Konsequenz der Geseze zur unernehmerischen Mibesimmung lassen sich drei empirisch beobachbare Fälle unerscheiden: Zunächs gib es Unernehmen, die nich der Pflich zur unernehmerischen Mibesimmung unerliegen. Gemäß BerVG von 1952 gib es dann den Fall der Driel-Beeiligung im Aufsichsra. Schließlich is noch der Fall der pariäischen bzw. quasi-pariäischen (Sadowski/Junkes/Lindenhal 2001) Mibesimmung nach dem Mibesimmungsgesez von 1976 zu nennen, das für alle Unernehmen mi mehr als Miarbeiern greif. 4 Der vorliegende Beirag unersuch in Bezug auf die Personalpoliik von Unernehmen einen Teilaspek der unernehmerischen Mibesimmung namenlich die Präsenz von Gewerkschafsverreern in Aufsichsräen deuscher börsennoierer Unernehmen, die als Teilaspek des deusche[n] Sonderweg[s] der quasipariäischen Mibesimmung anzusehen is (Säcker 2004: 1462). Dies geschieh vor dem Hinergrund, dass unernehmensexerne Gewerkschafsverreer eher versuch sein können, allgemeine poliische Ineressen ihrer Organisaionen zum Maßsab ihres Handels zu erheben, sa primär das Wohl des individuellen Unernehmens. So mag aus Sich der Aneilseigner und Manager die Befürchung besehen, dass sich in Unernehmen mi särkerer Gewerkschafsverreung im Aufsichsra die Belegschaf in wirschaflich schlecheren Phasen schwerer reduzieren läss. Die Hemmschwelle, neues Personal einzusellen, könne dadurch seigen, mihin in solchen Unernehmen größer sein. Dies manifesier sich dann in einem negaiven Einfluss auf die Veränderung der Miarbeierzahl bei einer Zunahme der wirschaflichen Akiviä. Der Zusammenhang kann zunächs anhand eines einfachen Regressionsmodells unersuch werden, in welchem der Einfluss verschiedener Governance- und Erfolgsvariablen auf die Änderung der Miarbeierzahl unersuch wird, u.a. also auch der Sachverhale, die posiive Wirkungen auf die Veränderung der Miarbeierzahl haben sollen. Für die Forschungsfrage is naurgemäß der bereis diskuiere, vermuee (negaive) Einfluss der Gewerkschafsverreung im Aufsichsra von Ineresse. Dass solche Effeke besehen können, wurde (wenn auch für die beriebliche Mibesimmung) bereis modellheoreisch von Lindenhal/Sliwka (2003) gezeig: Demnach beseh eine (aus Sich der Arbeinehmer durchaus erwünsche) Wirkung der berieblichen Mibesimmung darin, Enlassungen zu erschweren. Enlassungen führen deshalb zu zusäzlichen Kosen, da der Beriebsra Enlassungen nur zusimmen wird, wenn sich beide 3 Kriisch dazu: Säcker (2004: 1463), der die Ideologie eines ineressenpluralisischen Großunernehmens, das man nich oder nich allein den Akionären überlassen dürfe als mi einer auf Privaeigenum basierenden markwirschaflichen Webewerbsordnung als unvereinbar befinde. 4 Auch das Monan-Mibesimmungsgesez führ zu pariäischer Mibesimmung, sodass dieser Fall hier nich gesonder aufgeführ wird.

6 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, Pareien auf eine Abfindung bzw. (in größerem Maßsab) auf einen Sozialplan einigen können. Als ökonomische Konsequenz mag sich daraus ergeben, dass der Arbeigeber die höheren Kosen von Enlassungen anizipier und daher ex ane weniger Miarbeier ansell als in einer Siuaion ohne Mibesimmung (Lindenhal/Sliwka 2003: 105). Wenn dies für die beriebliche Mibesimmung gil, dann sicherlich auch für die unernehmerische Mibesimmung, wenn auch die Insrumene bzw. Wirkungszusammenhänge andere sein werden. Beispielhaf sei auf von (gewerkschafsorganisieren) Arbeinehmerverreern unersüze Sreiks verwiesen (Möllers 2003: 421). Seig die Wahrscheinlichkei von Sreiks, mag ein Unernehmen geneig sein, Beschäfigung durch Kapialeinsaz zu subsiuieren es zeig sich dann eine geringere Bereischaf, den Miarbeierbesand auszubauen. Ein weierer plausibler Einflussfakor beriff die Personalkosen. Zunächs mag die absolue Höhe der Personalkosen einen Einfluss auf die Enscheidung haben, zusäzliche Miarbeier einzusellen. Sind die Personalkosen (gemessen am Umsaz) bereis relaiv hoch, mag die Bereischaf zur Seigerung dieser Kosen durch Ausweiung des Personalsands geringer sein. Ebenfalls von Einfluss mag auch die Veränderung der Personalkosen je Miarbeier sein. Sieh sich ein Unernehmen ewa aufgrund höherer Tarifabschlüsse (Jirjahn 2003) seigenden Personalkosen je Miarbeier gegenübergesell, lieg nahe, dass dies eine negaive Wirkung auf die Ausweiung der Beschäfigung ha. Allerdings gib es auch eine Reihe von Variablen, bei denen ein posiiver Einfluss auf die Veränderung der Miarbeierzahl zu erwaren is. Zunächs is hier die Veränderung der Umsäze zu nennen. Die Umsäze sind ein sehr direkes Maß für die operaiven Täigkeien eines Unernehmens. Eine Zunahme der Umsäze (als Maß für die Zunahme der operaiv-wirschaflichen Akiviä) dürfe also mi einem posiiven Beschäfigungseffek verbunden sein. Ha ein Unernehmen gue Wachsumschancen, mögen die genannen beschäfigungsbremsenden Fakoren ebenfalls einen geringeren negaiven Einfluss auf die Personalenscheidungen haben, da sich das Managemen weniger an der derzeiigen als an der künfigen wirschaflichen Enwicklung (die bei höheren Wachsumschancen viel versprechend is) orienieren wird. Arbeie ein Unernehmen mi hoher Profiabiliä, is ebenfalls ein eher posiiver als negaiver Einfluss auf die Ausweiung der Miarbeierzahl zu vermuen. Eigenums- und Finanzierungssrukur können ebenfalls einen posiiven Beirag zur Vermeidung von Agency-Problemen leisen. Solche Probleme resulieren insbesondere aus dem Eigenümer-Manager-Konflik, der sich ewa in einer (aus Sich der Eigenümer) unverhälnismäßigen Ausweiung der Leiungsspanne manifesieren könne. Die Eigenumssrukur gib Auskunf über die Bedeuung der Konrolle durch den Kapialmark (und indirek über die Zusammensezung des Aufsichras), die Finanzierungssrukur über die Konrolle durch so genanne fixed claim holders. Die allgemeinen Markenwicklungen (die sich über das berachee Jahr erfassen lassen), die Unernehmensgröße (gemessen über die Bilanzsumme) sowie die Branchenzugehörigkei eines Unernehmens mögen ebenfalls einen Einfluss auf die Einsellungspoliik haben, die Richung des Zusammenhangs läss sich allerdings nur schwer prognosizieren.

7 344 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland In einem weieren Schri (Abschni 4.2) wird die Frage gesell, inwiewei Gewerkschafsfunkionäre im Aufsichra (sowie weiere Governance- bzw. Erfolgsvariablen) einen Einfluss auf die (marginale) Änderung der Miarbeierzahl bei einer (marginalen) Änderung der wirschaflichen Akiviä eines Unernehmens (gemessen an den Umsäzen) haben. Ausgangspunk der Unersuchung is dann die Annahme, dass eine Änderung der wirschaflichen Akiviä (gemessen über die Änderung der Umsäze) ses auch mi einer besimmen Änderung der Beschäfigenzahl einhergehen wird, das Ausmaß dieser Änderung aber von besimmen (unernehmensypischen) Governance-Variablen abhängig is. Auf Basis der angeführen Argumene is auch bei diesem Unersuchungsdesign von einem negaiven Einfluss der Gewerkschafsfunkionäre auszugehen, der sich in einer geringeren Zunahme der Miarbeierzahl bei Zunahme der wirschaflichen Akiviä manifesieren müsse. 3. Sichprobe und Daenquellen Die zur Prüfung der Hypohesen verwendee Sichprobe sez sich zusammen aus Unernehmen, die gemäß OSIRIS-Daenbank Ende des Jahres 2004 dem DAX30, dem MDAX, dem SDAX oder dem TecDAX angehören. Daensäze liegen für die Jahre 2001 bis 2003 vor, allerdings lediglich (mi Ausnahmen 5 ) vollsändig für die Jahre 2002 und Für das Jahr 2001 wurden Daen lediglich erfass, um die Variablen zu berechnen, die Änderungen der Jahre 2001 auf 2002 bemessen. Die Firmenjahre 2001 werden daher für die Tess nich verwende und müssen daher vom Sichprobenumfang abgezogen werden. Aus der Sichprobe werden zudem Unernehmen des Finanzsekors (Banken, Versicherungen ec.) enfern, da diese Unernehmen eine abweichende Bilanzsrukur aufweisen. Außerdem werden (aufgrund ihrer unerschiedlichen Governance-Srukur) Unernehmen der Rechsform Kommandigesellschaf auf Akien sowie nich in Deuschland ansässige Unernehmen ausgeschlossen (die einer anderen gesezlichen Regulierung unerliegen). Der Sichprobenumfang beräg demnach, wie Tabelle 1 zu ennehmen, 348 Firmenjahre (für die Jahre 2001 bis 2003) bzw. 232 Firmenjahre (für die Jahre 2002 und 2003). Bilanzdaen wurden der Hoppensed Bilanzdaenbank sowie OSIRIS ennommen. Daen zur Eigenumssrukur der Unernehmen wurden auf Basis der Hoppensed Akienführer der Jahre 2002 bis 2004 ermiel. Angaben zur Srukur der Organe Aufsichsra und Vorsand wurden durch Auswerung der Geschäfsberiche ermiel. Markdaen wurden der Daasream-Daenbank ennommen. 5 Die Ausnahmen resulieren daraus, dass einige wenige Unernehmen ihre Peronalkosen nich offen legen. 6 In der vorliegenden Unersuchung wird die Grundgesamhei aller DAX30-, MDAX-, SDAX- und TecDAX- Unernehmen (ohne Finanzsekor) berache. Da allerdings nur die Jahre 2001 bis 2003 (bzw und 2003) berache werden, handel es sich aber um eine Sichprobe, auf Basis derer generalisierende Aussagen über alle Firmenjahre geroffen werden. Einschränkend is allerdings feszuhalen, dass sich Schlüsse von der Sichprobe (wenige Firmenjahre) nur auf die Grundgesamhei (alle Firmenjahre) der Unernehmen der beracheen Indizes ziehen lassen, nich ewa auf die Gesamhei aller Unernehmen in Deuschland.

8 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, Tab. 1: Sichprobenumfang Unernehmen Firmenjahre Firmenjahre 2002 und 2003 der DAX30, MDAX, SDAX und TecDAX Unernehmen (gemäß OSIRIS-Daenbank 456 mi Sand vom 22. Dez. 2004) - Unernehmen in der Rechsform KGaA 6 - Unernehmen, die im Ausland inkorporier sind 36 - Unernehmen aus dem Finanzsekor (SIC=6) 66 Sichprobenumfang ( ) Firmenjahre Sichprobenumfang (2002 und 2003) Modelle und Ergebnisse 4.1 Auswirkungen auf die allgemeine Änderung der Miarbeierzahl Variablenspezifikaion und deskripive Saisiken Abhängige Variable im Regressions-Modell is die Veränderung der Miarbeierzahl von -1 auf (Verhälnis). Im Regressionsmodell werden (inklusive der Konrollvariablen) 17 unabhängige Variablen berücksichig. Die hier vornehmlich ineressierende (Dummy-) Variable MITBEST nimm einen Wer von 1 ( 0 ) an, wenn (keine) Gewerkschafsfunkionäre im Aufsichra verreen sind. Die Variable SCPK miss die gesamen (durch Umsäze skalieren) Personalkosen des Unernehmens i in Jahr. Nimm die Dummy-Variable DUMPKJEMA einen Wer von 1 ( 0 ) an, sind die Personalkosen je Miarbeier im Vergleich zum Vorjahr gesiegen (gesunken). Die Größe eines Unernehmens wird über die (logarihmiere) Bilanzsumme (LNTA ) gemessen. Tab. 2: Deskripive Saisik (ausgelassen sind Jahres- und Branchendummies) Variable Mielwer Sd.-Abw. 1. Quaril Median 3. Quaril DMA MTB MITBEST FF BLOCKHOLDINGS ROE LNTA LEVERAGE SCPK DUMPKJEMA DELTUMS Die Wachsumschancen werden über das Verhälnis von Buch- zu Markwer (MTB ) gemessen: Je särker der Markwer den Buchwer überseig, deso größer schäzen die Invesoren den Zukunfserfolgswer des Unernehmens ein. Die Profiabiliä eines Unernehmens (ROE ) wird durch das Verhälnis aus Gewinnen und Eigenkapial des Unernehmens i in Jahr gemessen. Die Variablen FF und BLOCKHOL- DINGS sind Proxies für die Eigenumssrukur eines Unernehmens. Die Variable

9 346 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland FF miss den Aneil der Akien des Unernehmens i in Jahr, die sich in Sreubesiz befinden, die Variable BLOCKHOLDINGS die Summe der von den drei größen Eigenümern gehalenen Akienaneile. Tab.3: Korrelaionskoeffizienen (mi Angabe des Signifikanzniveaus) DMA MTB MIT- BEST FF BL. HOLD. ROE LNTA LEVE- RAGE SCPK DUMP- KJEMA DELT- UMS DMA 1.00 (Sign.) MTB 0.28 *** 1.00 (Sign.) 0.00 MITBEST *** *** 1.00 (Sign.) FF (Sign.) BLOCKHOLD * *** 1.00 (Sign.) ROE ** (Sign.) LNTA *** *** 0.70 *** (Sign.) LEVERAGE *** *** 0.41 *** 1.00 (Sign.) SCPK *** (Sign.) DUMPKJEMA *** (Sign.) DELTUMS ** * (Sign.) ***, ** und * kennzeichnen die Signifikanzniveaus von 1%, 5% und 10%. Die Variable LEVERAGE seh für die Finanzsrukur des Unernehmens i in Jahr und wird als Verhälnis von Fremd- zu Eigenkapial bemessen. Tabelle 2 gib deskripive Saisiken zur Vereilung der im Modell berücksichigen Variablen wider. Die Pearson-Korrelaionskoeffizienen (und Angaben zur Signifikanz der Korrelaionen zwischen den Variablen) können Tabelle 3 ennommen werden. Offenbar sind einige der im Modell berücksichigen unabhängigen Variablen signifikan mieinander korrelier. Für einige der Variablen mag dies nich überraschen. So beseh ewa gerade in exremen Fällen eine (inverse) Beziehung zwischen den Blockholdings einerseis und dem Sreubesiz andererseis. Für das Forschungsdesign am problemaischsen is die Korrelaion zwischen der Unernehmensgröße und der vornehmlich ineressierenden Variable MITBEST. Eine Beschreibung des Problems finde sich bereis bei Goron/Schmid (2000: 25), wo es heiß: When analyzing he influence of codeerminaion, we face he problem of seperaing he influence of codeerminaion from he influence of firm size. ( ). The

10 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, problem of separaing hese wo influences, size and codeerminaion, is aggravaed by a lack of knowledge abou wheher firm size has an influence on he firm characerisics of ineres ( ). Auch wenn nun einige der unabhängigen Variablen signifikan korrelier sind, so gib es doch keine Paare von Variablen, die inhallich exak Gleiches messen. Das Ineresse, welchen inkremenellen Einfluss die einzelnen unabhängigen Variablen auf die Ausprägung der abhängigen Variablen, namenlich auf die Veränderung der Miarbeierzahl DMA haben, bleib somi grundsäzlich berechig. Zu beachen is allerdings, dass Mulikollineariäsprobleme für verzerre Schäzer, mangelhafe Inerpreierbarkei der inkremenellen Effeke und für eine insgesam weniger robuse Schäzung veranworlich sein können. Die Robushei des Modells und insbesondere die Verbindung zwischen Unernehmensgröße und Ausprägung der Mibesimmungsvariablen sind also nach Präsenaion des Ausgangsmodells und Diskussion der Ergebnisse (im folgenden Abschni) weier zu prüfen. Modellspezifikaion Die Spezifikaion des Ausgangsmodells kann Gleichung 1 ennommen werden. (1) DMA MTB MITBEST FF BLOCKHOLDINGS o ROE 6 LNTA 7 LEVERAGE 8SCPK 9 DUMPKJEMAi b 10 DELTUMS 11D2002 bi, wobei DMA Veränderung der Miarbeierzahl des Unernehmens i von Jahr -1 auf Jahr ; MTB Verhälnis aus Mark- und Buchwer eines Unernehmens ( marke-obook-raio ) (nimm einen Wer größer als 1 an, wenn der Markwer des Unernehmens i in Jahr höher is als sein Buchwer); MITBEST Dummy-Variable, die den Wer 1 (0) annimm, wenn im Aufsichsra des Unernehmens i in Jahr (keine) Gewerkschafsfunkionäre verreen sind; FF Free Floa, Maßgröße für den Sreubesiz des Unernehmens i in Jahr ; BLOCKHOLD. Akienaneil am Unernehmen der in Jahr von den drei größen Eignern gehalen wird; ROE Reurn on Equiy, bemessen als Aneil des Gewinns am Eigenkapial des Unernehmens i in Jahr ; LNTA Logarihmus der Bilanzsumme des Unernehmens i in Jahr ; LEVERAGE Aneil des Fremdkapials am Eigenkapial von Unernehmen i in Jahr ; SCPK Durch Umsaz skaliere Personalkosen des Unernehmens i in Jahr ; DUMPKJEMA Dummy-Variable, die den Wer 1 (0) annimm, wenn die Personalkosen des Unernehmens i je Miarbeier im Jahr i (nich) höher sind als im Jahr i-1 ; DELTUMS Änderung des Umsazes des Unernehmens i von Jahr -1 auf Jahr ; D2002 Dummy-Variable, die für Unernehmen i den Wer 1 (0) im Jahr 2002 (2003) annimm; da nur (vollsändige) Daen für die Jahre 2002 und 2003 vorliegen, is eine Dummy-Variable für den Jahreseffek ausreichend. b i Dummy-Variable, die gemäß der SIC-Kodierung (erse Ziffer) Unernehmen i in Jahr der Branche b zuordne. Insgesam gib es ach Branchen (b=1, 8), allerdings wurden Unernehmen mi SIC=6 (Finanzsekor, also,

11 348 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland Banken und Versicherungen) aus der Sichprobe ausgeschlossen, sodass nur sieben Kaegorien (sechs Dummies) berache werden. Um möglicherweise aufreende Probleme von Heeroskedasiziä zu umgehen, wird bei der Schäzung auf Whie-adjusiere Sandardfehler zurückgegriffen (Whie 1980). Die Ergebnisse des Regressionsmodells können Tabelle 4 ennommen werden. Das Modell insgesam is mi einem F-Wer von (hoch) signifikan auf einem Niveau von mindesens 1%. Das R-Quadra lieg bei 62.95%. Fünf der Variablen haben einen signifikanen Einfluss auf die Veränderung der Miarbeierzahl. Wie vermue is die Präsenz von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichsra mi einem negaiven Beschäfigungseffek verbunden. Der Koeffizien der Variablen MITBEST is mi einem Wer von negaiv und signifikan unerschiedlich von Null. Tab. 4: Einfluss von Variablen auf die Veränderung der Miarbeierzahl (gesame Sichprobe) Variable Koeffizien Sd.-Abw. P> MTB MITBEST *** FF BLOCKHOLDINGS ROE ** LNTA LEVERAGE SCPK DUMPKJEMA *** DELTUMS *** D I I I I I I7 ** Konsane *** ***, ** und * kennzeichnen die Signifikanzniveaus von 1%, 5% und 10%. n 226 F-Wer Prob>F R-Sqr Erwarungsgemäß haben auch die Personalkosen einen negaiven Einfluss auf die Veränderung der Miarbeierzahl. Zwar haben die (skalieren) absoluen Personalkosen keinen signifikanen Einfluss auf die abhängige Variable (wenn der Koeffizien auch ein negaives Vorzeichen ha) 7, wohl aber is dies für die Veränderung der Personalkosen je Miarbeier (DUMPKJEMA ) der Fall. Der negaive Koeffizien besag, 7 Werden im Modell die skalieren absoluen Personalkosen durch die Personalkosen je Miarbeier ersez, ändern sich die hier vorgesellen Ergebnisse qualiaiv nich.

12 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, dass ein Anseigen der Personalkosen je Miarbeier zu einem Sinken der Bereischaf führ, zusäzliches Personal einzusellen. Tab. 5: Einfluss von Variablen auf die Veränderung der Miarbeierzahl (reduziere Sichprobe) Variable Koeffizien Sd.-Abw. P> MTB MITBEST *** FF BLOCKHOLDINGS ROE LNTA LEVERAGE SCPK DUMPKJEMA * DELTUMS *** D I I I I I I Konsane *** ***, ** und * kennzeichnen die Signifikanzniveaus von 1%, 5% und 10%. n 148 F-Wer *** Prob>F R-Sqr Wie vermue ha eine posiive Änderung der Umsäze (gemessen durch die Variable DELTUMS auch einen posiiven Beschäfigungseffek (und vice versa). Auch beseh ein signifikan posiiver Zusammenhang zwischen der Profiabiliä eines Unernehmens und der Bereischaf, den Personalsand auszuweien (und umgekehr). Werden nun alle Unernehmen aus der Sichprobe ausgeschlossen, die einen Personalabbau zu verzeichnen haen, zeig sich, dass die von Gewerkschafsfunkionären unernehmerisch mibesimmen Unernehmen ihren Personalbesand konservaiver ausgebau haben. Im Allgemeinen sind die Ergebnisse, die Tabelle 5 ennommen werden können, konform zu denen auf Basis der gesamen Sichprobe. Prüfung der Robushei der Ergebnisse Gegen die im vorhergehenden Abschni präsenieren Ergebnisse ließe sich einwenden, dass die Schäzung durch Mulikollineariäsprobleme verzerr, mihin die Robushei des Modells fragwürdig is. Eine mögliche Schlussfolgerung aus dem Vorliegen signifikan korrelierer unabhängiger Variablen wäre das Eliminieren einzelner dieser Variablen. Allerdings erschein es problemaisch, Variablen, denen auf heoreischer Basis Erklärungskraf für die beobacheen Ausprägungen der abhängigen Variablen beigemessen werden kann, einfach aus der Analyse auszuschließen. Es komm daher nich

13 350 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland in Berach, ein reduzieres Ausgangsmodell zu wählen. Allerdings kann durch schriweises Ausschließen signifikan korrelierer Variablen gezeig werden, dass sich die Ergebnisse (insbesondere Vorzeichen und Signifikanz der Variablen) qualiaiv nich ändern. Tabelle 6 zeig für die vollsändige Sichprobe die Ergebnisse für reduziere Modelle (im ersen Schri ohne die Variable MTB, im zweien Schri zusäzlich ohne Variable FF, im drien Schri zusäzlich ohne Variable LEVERAGE ). Auch eine Eliminierung der Unernehmensgröße (LNTA ) änder die Ergebnisse qualiaiv nich, was insgesam nahe leg, dass das Modell robus is und Mulikollineariäsprobleme nich zum Tragen kommen. Tab. 6: Schriweise Eliminierung signifikan korrelierer unabhängiger Variablen Ausgangsmodell (1) ohne MTB (2) ohne MTB & FF (3) ohne MTB, FF & LEVERAGE Variablen Koeff. Sign. Koeff. Sign. Koeff. Sign. Koeff. Sign. MTB MITBEST FF BLOCKH ROE LNTA LEVERAGE SCPK DUMPKJEMA DELTUMS D I I I I I I Konsane N F-Wer Prob>F R-Sqr Um möglicherweise weierhin besehende Zweifel an den Ergebnissen im Hinblick auf die Verbundenhei zwischen Unernehmensgröße und Mibesimmung auszuräumen, lassen sich weiere Tess durchführen. In Anlehnung an Goron/Schmid (2000: 21 ff.) kann ein semi-paramerisches Modell formulier werden, in dem die Unernehmensgröße in den nich-paramerischen Teil einbezogen wird, während alle anderen erklärenden Variablen in den paramerischen Teil einfließen. Durch diese Mehode können die Daen vom Einfluss der Unernehmensgröße gesäuber werden, bevor der Einfluss der Mibesimmung geschäz wird. Technisch wird dazu eine LOWESS-Regression ( locally weighed regression ) durchgeführ (Cleveland/Devlin 1988; Cleveland/Devlin/Grosse 1988).

14 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, Als Smoohing-Parameer wird, wie von Goron/Schmid (2000: 22) vorgeschlagen, ein Wer von 0.7 gewähl. Die gegläeen Were können nun in das Regressionsmodell einbezogen werden. Auch dieses Verfahren führ bezüglich des Einflusses der Mibesimmungsvariablen zum (qualiaiv) gleichen Ergebnis: Mibesimmung ha einen signifikan negaiven Effek auf die anhängige Variable. Dieser Effek is, das legen die hier präsenieren zusäzlichen Tess nahe, gegenüber alernaiven Modellspezifikaionen äußers robus. 4.2 Auswirkungen auf die Miarbeier-Umsaz-Elasiziä In einem weieren Schri kann nun gefrag werden, ob die Präsenz von Gewerkschafsverreern in Aufsichsräen deuscher börsennoierer Unernehmen Auswirkungen auf die (marginale) Änderung der Miarbeierzahl bei einer (marginalen) Änderung der Umsäze ha. Die Umsäze sind ein Maß, das direk an der wirschaflichoperaiven Täigkei eines Unernehmens anknüpf. Ausgangspunk der Unersuchung is nun die Annahme, dass eine Änderung des Umsazes ses mi einer besimmen Änderung der Beschäfigenzahl einhergeh, das Ausmaß dieser Änderung aber von besimmen (unernehmensypischen) Governance-Variablen abhängig is. Zu unersuchen is also, welche Fakoren einen Einfluss darauf haben, wie sark eine marginale Änderung des Umsazes zu einer (marginalen) Änderung des Personalbesands führ. Berache wird also eine Miarbeier-Umsaz- Elasiziä, die gemäß Gleichung 2 spezifizier werden kann: (2) MUE MAi, Umsaz MA Umsaz MA 1 Umsaz 1, mi MUE Marginale Änderung des Personalbesands bei marginaler Umsazvariaion; MA Miarbeierzahl des Unernehmens i in Jahr ; MA -1 Miarbeierzahl des Unernehmens i in Jahr -1. Die gesame Sichprobe wird nun in zwei Gruppen eingeeil. Für die Zuordnung der Firmenjahre zu den beiden Gruppen wird der Sichprobenmielwer der Elasiziä (MUE * ) als Trennkrierium herangezogen: Die erse (zweie) Gruppe beseh demnach aus solchen Unernehmen, bei denen eine marginale Änderung des Umsazes eine särkere (geringere) Änderung der Beschäfigenzahl nach sich zieh als im Sichprobenmiel. Für die Variable DMUE ergib sich also * (3) 1, wenn MUE MUE DMUE * 0, wenn MUE MUE Die Idee hiner diesem Trennkrierium is, dass a priori keine Aussage darüber geroffen werden kann, in welcher Weise sich die Miarbeieranzahl bei Seigerung der Umsäze um eine Geldeinhei verändern wird und insofern auf den Durchschni zurückgegriffen wird. Es lieg nun nahe, dass es von besimmen (unernehmensypischen) Gegebenheien, d.h. der Ausprägung relevaner Governance-Variablen, abhängig sein wird, welcher Gruppe von Unernehmen ein individuelles Unernehmen angehör. Dabei wird auf die unabhängigen Variablen aus dem Regressionsmodell aus Abschni

15 352 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland 4.1 zurückgegriffen, allerdings wird die Variable DELTUMS als unabhängige Variable enfern. Die Modellspezifikaion laue also: (4) DMUE MTB MITBEST FF BLOCKHOLDINGS o LNTAi, 7LEVERAGE 8SCPK 9 ROE DUMPKJEMA, Tab. 7: b 10D 2002 bi Einfluss von Variablen auf die Elasiziä (Firmenjahre mi posiiver Umsazänderung) Variable Koeffizien Sandardabw. z-wer P> z MTB ** MITBEST ** FF BLCOKHOLDINGS * ROE *** LNTA *** LEVERAGE ** SCPK DUMPKJEMA *** D I I I I I I Konsane ***, ** und * kennzeichnen die Signifikanzniveaus von 1%, 5% und 10%. n 128 Wald-Chi2 *** Prob>chi Pseudo-R Um die Wirkungsweisen der unabhängigen Variablen besser nachvollziehen zu können, wird das Regressionsmodell (Probi) zunächs auf Basis einer Sichprobe aller Firmenjahre mi einer posiiven Veränderung der Umsäze, dann auf Basis einer Sichprobe aller Firmenjahre mi negaiver Veränderung der Umsäze geschäz. Die Ergebnisse der Maximum-Likelihood-Schäzung (mi Whie-adjusieren Sandardfehlern) können den Tabellen 7 (für die Firmenjahre mi posiiver Umsazänderung) und 8 (für die Firmenjahre mi negaiver Umsazänderung) ennommen werden. Beide Modelle sind mi Wald-Chi-Quadra-Weren bzw signifikan. Als wichigses Ergebnis läss sich feshalen, dass egal in welcher Richung die Umsazänderung erfolg das Vorhandensein von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichra die Wahrscheinlichkei erhöh, dass sich ein Unernehmen durch eine geringere als die durchschniliche Miarbeier-Umsaz-Elasiziä auszeichne. i

16 Indusrielle Beziehungen, 12. Jg., Hef 3, Tab. 8: Einfluss von Variablen auf die Elasiziä (Firmenjahre mi negaiver Umsazänderung) Variable Koeffizien Sandardabw. z-wer Sign. MTB MITBEST *** FF BLOCKHOLDINGS ROE LNTA LEVERAGE SCPK ** DUMPKJEMA *** D I I I I I7 *** Konsane ***, ** und * kennzeichnen die Signifikanzniveaus von 1%, 5% und 10%. n 99 Wald-Chi Prob>chi Pseudo-R Die beiden präsenieren Probi-Spezifikaionen basieren auf einer Dichoomisierung der abhängigen Variablen. Diese wird vor dem Hinergrund vorgenommen, dass der Werebereich der Variablen MUE was heoreisch auch nahe lieg eingeschränk is: Die Were können nich kleiner als 0 sein und das Vorliegen exrem großer (posiiver) Were is heoreisch unwahrscheinlich. Tasächlich lieg in der vorliegenden Sichprobe das Minimum bei , das Maximum bei Angesichs dieser Problemaik wird von der Anwendung eines Regressionsmodells abgesehen. Die Ergebnisse der präsenieren Modelle müssen dami allerdings vorsichig inerpreier werden, da durch die Dichoomisierung möglicherweise eine Zuspizung des Mibesimmungseffekes erfolg. Durch die Dichoomisierung mi dem Mielwer als Trennkrierium werden zwei Unergruppen von Unernehmen generier (hohe versus geringe Elasiziä), die unabhängigen Variablen leisen einen Beirag zur Erklärung, welcher Gruppe ein Unernehmen (eher) zugeordne is. Es wurde gezeig, dass das Vorliegen von Mibesimmung eher zu einer Zuordnung zur Gruppe der Unernehmen mi unerdurchschnilicher Miarbeier-Umsaz-Elasiziä führ. 5. Diskussion der Ergebnisse Im vorliegenden Beirag wurde der Einfluss der Präsenz von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichra (und weierer Governance- und Erfolgsmaße) auf die Beschäfigungsdynamik unersuch. Dabei wurde zunächs der Einfluss dieser Variablen auf die Veränderung der Miarbeierzahl (Regressionsmodell) und im Weieren deren Einfluss auf die Miarbeier-Umsaz-Elasiziä (Probi-Modell) berache. Die Analysen legen

17 354 Jörg-Richard Werner, Jochen Zimmermann: Unernehmerische Mibesimmung in Deuschland insgesam den Schluss nahe, dass Gewerkschafsmach im Aufsichra (negaive) Auswirkungen auf die Beschäfigungsdynamik ha. Dies ensprich der eingangs formulieren Hypohese. Insgesam schein also die Präsenz von Gewerkschafsfunkionären im Aufsichra einen nacheiligen Effek auf die Zunahme der Miarbeierzahl (allgemein) bzw. auf die Veränderung der Miarbeierzahl bei einer marginalen Erhöhung der Akiviä (gemessen über die Umsäze) zu haben. Dies mag als Besäigung der Hypohese aufgefass werden, dass Gewerkschafen zwar die Ineressen der derzei Beschäfigen, nich aber der derzei Nichbeschäfigen verreen und insofern eine Beschäfigungsbremse darsellen, die einer poliischen Lösung bedarf. Andererseis mag es durchaus auch ökonomische Voreile der Mibesimmung geben, insbesondere dann, wenn, wie von Freeman/Lazear (1994) dargeleg, das richige Ausmaß gewähl wurde. Sowei diese Voreile besehen, werden sie allerdings offenbar zu Lasen der Beschäfigungsdynamik erkauf. Lieraur Cleveland, W. S./Devlin, S. J. (1988): Locally Weighed Regression: An Approach o Regression Analysis by Local Fiing. In: Journal of he American Saisical Associsaion, 83: Cleveland, W. S./Devlin, S. J./Grosse, E. (1988): Regression by Local Fiing: Mehods, Properies and Compuaional Algorihms. In: Journal of Economerics, 37: Freeman, R. B./Lazear, E. P. (1994): An Economic Analysis of Work Councils, NBER Working Paper Series, No. 4918, Cambridge. Frege, C. M. (2002): A Criical Assessmen of he Theoreical and Empirical Research on German Works Councils. In: Briish Journal of Indusrial Relaions, 40: Goron, G./Schmid, F. A. (2000): Class Sruggle Inside he Firm A Sudy of German Codeerminaion. NBER Working Paper Series, No. 7945, Cambridge. Goron, G./Schmid, F. A. (2004): Capial, Labor and he Firm A Sudy of German Codeerminaion. In: Journal of he European Economic Associaion, 2: Har, O. (1995): Corporae Governance Some Theory and Implicaions. In: Economic Journal, 105: Höpner, M. (2004): Unernehmensmibesimmung uner Beschuss. Die Mibesimmungsdebae im Liche der sozialwissenschaflichen Forschung. In: Indusrielle Beziehungen, 11: Jensen, M./Meckling, W.H. (1979): Righs and Producion Funcions: An Applicaion o Labor-managed firms and Codeerminaion. In: Journal of Business, 52: Jirjahn, U. (2003): Beriebsräe, Tarifverräge und beriebliches Lohnniveau. In: Mieilungen aus der Arbeismark- und Berufsforschung (MiAB), 4: Lindenhal, Sabine; Sliwka, Dirk (2003): Mibesimmung, Verfügungsreche und Invesiionsanreize. In: Zeischrif für Beriebswirschaf, Ergänzungshef 4/2003 (Personalmanagemen): Möllers, T. M. J. (2003): Treuepflichen und Ineressenkonfliken bei Vorsands- und Aufsichsrasmigliedern. In: Hommelhoff, P./Hop, K. J./Werder, A. v. (eds.): Corporae Governance-Handbuch Leiung und Überwachung börsennoierer Unernehmen in der Rechs- und Wirschafspraxis. Sugar: Rürup, B./Sesselmeier, W. (1999): Beschäfigungspoliische Implikaionen der Mibesimmung. In: Frick, B./Kluge, N./Sreeck, W. (eds.): Die wirschaflichen Folgen der Mibesimmung Experenberich für die Kommission Mibesimmung, Berelsmann Sifung, Frankfur/New York: Säcker, F. J. (2004); BB-Forum: Corporae Governance und Europäisches Gesellschafsrech: Neue Wege in der Mibesimmung. In: Beriebs-Beraer, 59: Sadowsk D./Junkes, J./Lindenhal, S. (2001): Labour Co-Deerminaion and Corporae Governance in Germany The Economic Impac of Marginal and Symbolic Righs. In: Schwalbach, J. (ed.): Corporae Governance Essays in Honor of Hors Albach, Berlin, Heidelberg, New York: Werder, Axel von (2004): Modernisierung der Mibesimmung. In: Die Beriebswirschaf, 64: Whie, H. (1980): A Heeroskedasiciy-Consisen Covariance Marix Esimaor and a Direc Tes for Heeroskedasiciy. In: Economerica, 48: