Sozialreferat Stiftungsverwaltung S R - 3

Transkript

1 Telefon: Telefax: Sozialreferat Stiftungsverwaltung S R - 3 Gewährung eines Zuschusses an das Kinderzentrum München aus der Buhl-Strohmaier-Stiftung Beschluss des Sozialausschusses vom (SB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag des Referenten 1. Der Antragsteller Das Kinderzentrum München in der Heiglhofstraße 63 verfügt aufgrund von insgesamt 30 Therapeuten sowie mehreren Ärzten und technischen Assistenten mit dem Schwerpunkt der Versorgung im Bereich zerebralparetischer Kinder und Jugendlicher sowie speziellen funktionell-motorischen und neurophysiologischen Labors über eine in München wie auch überregional einmalige Infrastruktur. Diese soll sicherstellen, dass neue Methoden integriert und auch für die Versorgung im gesamten Raum München verfügbar gemacht werden können. Wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Motorik und Neurophysiologie sowie im Bereich der Therapieevaluation, in Verbindung mit der universitären Anbindung an die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München über das Institut für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin, tragen weiter zu der besonderen Stellung des Kinderzentrums bei (z.b. abgeschlossenes Modellprojekt Konduktive Förderung nach Petö bei Kindern mit spastischer Zerebralparese im Jahr 2001). Im Gegensatz zu rein universitären Einrichtungen kann das Kinderzentrum München mit seinem bundesweit mit Abstand größten Sozialpädiatrischen Zentrum Kindern und Jugendlichen mit Zerebralparesen nicht nur im organmedizinischen Bereich, sondern auch im psychischen und sozialen Bereich ein umfassendes mehrdimensionales sowie interdisziplinäres Behandlungsangebot machen. Durch die universitäre Anbindung an den einzigen Lehrstuhl für Sozialpädiatrie (LMU München) fließen wissenschaftliche Ergebnisse in die Versorgungstätigkeit ein. Auf Kooperationen und Vernetzungen mit verschiedenen Langzeiteinrichtungen wird später eingegangen. Qualitätssicherung und verbesserung von therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen nehmen aufgrund zunehmend knapper Ressourcen einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Viele verlaufsdiagnostische Maßnahmen sind entweder nicht objektiv oder zu wenig sensitiv, um Veränderungen unter Therapie festzustellen. So kann Stagnation im Verlaufe des therapeutischen Prozesses kaum sinnvoll den Eltern vermittelt werden. Andererseits sind sensitive diagnostische Mittel technisch aufwen-

2 Seite 2 dig und erfordern einen hohen Material- und Personaleinsatz. Aus diesem Grund liegt es nahe, diagnostische und therapeutische Maßnahmen gebündelt an verschiedenen Zentren verfügbar zu machen, wie dies durch das Gesundheitsmodernisierungsgesetz für so genannte Kompetenzzentren vorgesehen ist. In einer sorgfältigen Analyse der Arbeitsgruppe Bewegungsstörungen am Kinderzentrum München stellte sich heraus, dass insbesondere für ältere Kinder und Jugendliche mit Zerebralparese geeignete bzw. alternative Behandlungsformen am Kinderzentrum wie auch generell in München fehlen. Diese sind aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung dieser Kinder von immer höherer Bedeutung, da es hier um Weichenstellungen bis weit ins Erwachsenenalter geht. Eine objektive Verlaufsdiagnostik wird deshalb immer wichtiger, um unwirksame von wirksamen Methoden zu unterscheiden sowie unwirksam gewordene Methoden frühzeitig zu beenden. Viele Methoden können lebensphasenspezifisch und über begrenzte Zeiträume hilfreich sein, jedoch kann es eines Tages zu einer zunehmenden Austherapiertheit kommen, wenn Kinder und Jugendliche diese Therapie über Jahre ungeprüft weiter erhalten. Andererseits sind immer neue Behandlungsangebote für Kinder und Jugendliche mit Zerebralparese in München anzutreffen, die häufig nur auf subjektiven Erfahrungsberichten beruhen oder die zum Teil mit einem hohen finanziellen Einsatz seitens der Eltern betrieben werden, ohne dass regelmäßige Verlaufsdiagnostik etwaige Fortschritte auch dokumentiert. 2. Beantragtes Projekt Das Kinderzentrum München möchte deshalb mit dem aktuellen Antrag Motorik- Zentrum im Kinderzentrum München - den Schwerpunkt der Behandlung spastisch gelähmter Kinder und Jugendlicher bzw. Zerebralparesen und hier besonders bei älteren Kindern, Jugendlichen und Adoleszenten modernisieren und weiter ausbauen, um somit die vorhandene Kompetenz im Bereich der spastischen Zerebralparesen zu erhalten bzw. auf den neuesten Stand zu bringen. Das Kinderzentrum München hat für die folgenden Bereiche Zuschussmittel beantragt Diagnostik und Verlaufsdiagnostik Quantitative motorische Diagnostik Sonstige Diagnostik Therapie und Rehabilitation Neurophysiologische Therapie Funktionelle motorische Therapie. Im folgenden Teil werden einige Beispiele für die vom Kinderzentrum München beantragten Fördergelder im Einzelnen erläutert. Das Ganglabor Im Bereich der quantitativen motorischen Diagnostik soll das Ganglabor des Kinderzentrums München neu ausgestattet werden. Anhand des neuen Systems, welches mit 8 Kameras arbeitet, soll eine sehr genaue computergestützte Bewegungsanaly-

3 Seite 3 se der Patienten erfolgen. Pro Patient wird die Analyse in einer Stunde erstellt werden können. Im Ganglabor des Klinikums Rechts der Isar wird mit einem auf Video basierendem System gearbeitet, welches sehr viel Zeit und Personal erfordert; im Vergleich dauert eine Patientenanalyse dort 8 Stunden. Eine Kooperationsanfrage von Seiten des Klinikums Rechts der Isar liegt dem Kinderzentrum bereits vor. Die Krankenkassen verlangen darüber hinaus zunehmend, dass unter Beweis gestellt wird, was die Ärzte tun und welche Verbesserung durch die angewandte Therapie erreicht wird. Das künftige Ganglabor des Kinderzentrums München (auf wissenschaftlich und technisch neuestem Stand ) wird deshalb in München und in der weiteren Umgebung einzigartig sein. Die Kosten für die Neu- bzw. Ersatzbeschaffung des Ganglabors betragen ca ,-- (eingerechnet sind hier bereits 25% Rabatt für die Rücknahme des alten Systems). Erweiterung des Handmotoriklabors Da auch die Handmotorik bei spastisch gelähmten Kindern und Jugendlichen eine immer größere Rolle spielt - wie aus den Studien insbesondere im Rahmen des Petö-Modellprojektes erkannt wurde - werden in diesem Bereich Mittel für eine dynamische Druck- und Kraftmessung (Griffkraftmessung) als Ergänzung zu dem im Kinderzentrum München bereits vorhandenen Handmotorik-Labor sowie zum Gangtrainer und Laufbandtrainer (Fußdruckmessung) beantragt. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang noch, dass der künftige Leiter des Motorik-Zentrums bereits Spezialist auf dem Gebiet der Handanalyse ist und es vergleichbare Labors und Wissenschaftler nur in Schweden und Amerika gibt. Die besondere Stellung des Kinderzentrums München soll auch auf diesem Gebiet in der Zukunft bestehen bleiben. Die Kosten für die medizinischen Geräte belaufen sich auf ca ,--. Der Gangtrainer Im Bereich der Therapie und Rehabilitation decken die beantragten therapeutischen Mittel bzw. Instrumente in Anlehnung zu den Erfahrungen und Studien bei Erwachsenen den defizitären Versorgungsbereich älterer Kinder und Jugendlicher ab (Gangtrainer, Laufband mit Gewichtsentlastung, EMG-Feedback). Der Gangtrainer soll im Motorik-Zentrum zur Therapieerprobung und Parameterfestlegung (wie soll geübt werden) dienen. Ziel ist unter anderem, dass sich andere Einrichtungen in der Zukunft auch dieses Therapiemittel zulegen. Der Vorteil des Gangtrainers gegenüber beispielsweise der Konduktiven Therapie bei spastisch gelähmten Patienten, bei welcher eine volle Gewichtsbelastung stattfindet, ist, dass hier die Kinder und Jugendlichen wie im Wasser bzw. im schwerelosen Zustand gehen können. Insbesondere für Patienten, die noch nie aufgrund ihrer Behinderung gehen bzw. gehen üben konnten, stellt der Gangtrainer die Möglichkeit dar, die erste Erfahrung des aufrechten Stehens und Gehens zu machen. Nach dem Gangtrainer sollen die Kinder mit dem Laufband üben und schließlich zum freien Gehen kommen. Durch die Erfahrungen des aufrechten Gehens und Stehens soll eine bessere Aufrichtung der Patienten erreicht werden.,,

4 Seite 2 Die Kosten für die aufgeführten Geräte belaufen sich auf ca ,--. Die Kosten für die Geräte des neuen Motorik-Zentrums des Kinderzentrums München belaufen sich auf insgesamt ca , Bewertung des Projekts Das Kinderzentrum München hat für den Aufbau des Motorik-Zentrums auch Eigenmittel zum Einsatz gebracht. Ein dringend benötigtes Biofeedback-Gerät sowie eine mehrtägige Schulung der Mitarbeiter durch einen amerikanischen Spezialisten wurde bereits von Seiten des Kinderzentrums finanziert - eine weitere 14-tägige Fortbildung wird noch finanziert werden, ebenso eine Kongressfortbildung in Edinburgh zum Aufbau des Motorik-Zentrums. Anzurechnen ist hier auch die bereits vorhandene Infrastruktur (Handmotorik-Labor) inklusive spezieller Software. Hervorzuheben ist an dieser Stelle nochmals die Tatsache, dass das Kinderzentrum München auch von Seiten der Kostenträger neue Methoden erproben und so für eine Weiterentwicklung in diesem Bereich sorgen kann. Alle diagnostische und therapeutische Arbeit wird über Minutenpauschalen (nach Zeitaufwand) mit den Krankenkassen abgerechnet; dies bedeutet, dass alle von Ärzten an das Kinderzentrum überwiesene Kinder und Jugendliche von diesen neuen Möglichkeiten Gebrauch machen können. Hierin liegt der Unterschied zum Beispiel zu anderen Kliniken oder privaten Einrichtungen, bei welchen die Eltern erhebliche Eigenbeteiligungen leisten müssen. Das Kinderzentrum München strebt des weiteren neben den bereits bestehenden Kooperationen neue Kooperationen mit verschiedenen Langzeitinstitutionen, wie zum Beispiel mit dem Münchner Spastikerzentrum, orthopädischen und anderen Kliniken und Abteilungen an. Seit ca. 7 Jahren besteht bereits eine Kooperation mit der Stiftung Pfennigparade (Phönix GmbH) seit diesem Zeitpunkt wird die Stiftung Pfennigparade jede Woche von 2 Oberärzten des Kinderzentrums besucht und alle Patienten werden komplett neurologisch, sozialpädiatrisch und psychosozial sowie allgemein funktionell-orthopädisch untersucht. Die Untersuchungen findet in Anwesenheit sowie in enger Absprache mit den Therapeuten vor Ort statt. Auf dieser Basis wird mit dem gesamten therapeutischen Team ein umfassender Heil- und Hilfsmittelplan sowie eine Rehabilitationsplanung erstellt. Die Ärzte des Kinderzentrums besuchen auch regelmäßig die Therapien vor Ort, das heißt nehmen an konduktiven Sitzungen teil. Weiter findet eine Vernetzung mit dem orthopädischen Konsiliarius des Harlachinger Orthozentrums statt. Einmal im Jahr kommen alle Kinder zum Handmotorik-Labor ins Kinderzentrum; bei diesem Termin werden verlaufsdiagnostische Untersuchungen mit Hilfe des Instrumentariums durchgeführt und die Therapieeffizienz überprüft wird. Im Anschluss werden weitere spezifische Behandlungen festgelegt. 4. Finanzierung aus der Stiftung Die rechtlich selbständige Buhl-Strohmaier-Stiftung unterstützt u. a. steuerbegünstigte Einrichtungen mit finanziellen oder sachlichen Mitteln für spastisch ge-

5 Seite 5 lähmte und blinde Kinder in München oder in der Region. Für die Definition des Begriffes Kind ist der Kindergeldbezug maßgebend. Im vorliegenden Fall sind nach Rechts- und Sachlage die Voraussetzungen für die Gewährung eines Zuschusses aus Mitteln der Buhl-Strohmaier-Stiftung in Höhe von ,- gegeben; der Stiftungszweck ist erfüllt. Das Sozialreferat begrüßt dieses Projekt ganz besonders, da es das Wirken dieser Stiftung entsprechend dem Willen der Stifterin neben der Förderung von Spielplätzen, Freizeitmaßnahmen oder spezieller Computerausstattung auch auf den Bereich der innovativen medizinischen Förderung von spastisch gelähmten Kindern und Jugendlichen erweitert. Beim Unterabschnitt 9440, Kostenstelle 4953 Buhl-Strohmaier-Stiftung sind für das Haushaltsjahr 2004 Geldmittel in Höhe von ,-- veranschlagt (inklusive Rücklage zum ). Bisher erfolgten Ausgaben in Höhe von ,--. Die erforderlichen Ausgabemittel in Höhe von ,-- können aus der Kostenstelle 4953 planmäßig entnommen werden. Anhörung des Bezirksausschusses In dieser Beratungsangelegenheit ist die Anhörung des Bezirksausschusses nicht vorgesehen (vgl. Anlage 1 der BA-Satzung) Dem Korreferenten, Herrn Stadtrat Benker, der Stadtkämmerei und dem Städtischen Behindertenbeirat ist ein Abdruck der Sitzungsvorlage zugeleitet worden. II. Antrag des Referenten Dem Kinderzentrum München wird für den Aufbau und die Erneuerung des Motorik-Zentrums ein Zuschuss in Höhe von ,-- aus Mitteln der Buhl-Strohmaier-Stiftung gewährt. III. Beschluss nach Antrag. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Die Vorsitzende Der Referent Dr. Gertraud Burkert Bürgermeisterin Friedrich Graffe Berufsm. Stadtrat IV. Abdruck von I. mit III.,,

6 Seite 2 über den Stenografischen Sitzungsdienst an das Direktorium - Dokumentationsstelle an die Stadtkämmerei an das Revisionsamt an den Städtischen Behindertenbeirat z. K. V. Wv. Sozialreferat