Europäisches Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ernst nehmen

Ähnliche Dokumente
Schutz bei Erwerbsminderung umfassend verbessern Risiken der Altersarmut verringern

Risiken der Riester-Rente offenlegen Altersvorsorge von Finanzmärkten entkoppeln

Minijobs mit sozialversicherungspflichtiger Arbeit gleichstellen

40-jähriges BAföG-Jubiläum für soziale Weiterentwicklung nutzen

Alleinerziehung von Kindern würdigen Alleinerziehende gebührend unterstützen

Probleme und Risiken einer Versicherungspflicht für Selbständige mit Wahlfreiheit des Vorsorgeprodukts

Zusätzliche private Absicherung des Erwerbsminderungsrisikos

mussindergleichenzeiterledigtwerden.arbeitamabendoderamwochenende,überstundenundständigeerreichbarkeitwerdenzurnormalität.alldas

Zur lückenhaften Datenlage und anhaltenden Kritik nach 10 Jahren Riester-Rente

Wiedereingliederung fördern Gefangene in die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung einbeziehen

Nachhaltige Hilfe für Haiti: Entschuldung jetzt Süd-Süd-Kooperation stärken

Der Conterganskandal 40 Jahre nach Gründung der Conterganstiftung

NachAnsichtbreiterTeilederÖffentlichkeitundderGewerkschaftver.dizahlenmitderSchleckerpleitemehrals25000BeschäftigteundihreFamilien

Flexibilisierung der Arbeitszeit, atypische Arbeitszeiten und Anforderungen an die Politik

aufdemgrundenachderprivatenkrankenversicherungzuzuordnendenichtversicherteausgedehntwerdenkonnte.gesetzlichwurdefestgelegt:derbeitrag

lebendenmenschenalsblutspenderzugelassen.einerisikominderndeauswahlderblutspendergabesinvielenfällennicht.derindeutschlandseit

Umgehung von Tarifverträgen im Einzelhandel durch christliche Gewerkschaften

1.DieEuropäischeWährungsunionistbedroht.DieLänderderEurozonekoordinierenihreWirtschaftspolitikunzureichend.Dieserschwerteineeinheitliche

InvielenGerichtsverfahren,besondersinProzessenbezüglichVerkehrsunfällen,ArzthaftungoderBerufsunfähigkeitsversicherungen,dientdasGutachten

Armutleben (MonitorJugendarmut2010,BundesarbeitsgemeinschaftKatholischeJugendsozialarbeite.V.).AberauchindenStadtstaatenBerlin,Bremen

Personenkraftwagenzügigdeutlichgesenktwerden,damitdermotorisierteIndividualverkehrdenerforderlichenBeitragzumErreichendernationalen,europäischen

Fachkräfteprogramm Bildung und Erziehung unverzüglich auf den Weg bringen

elektronische Vorab-Fassung*

zu der dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung Drucksachen 17/12295, 17/13131

SolcheAblehnungensindfürdieBetroffenenoftmalsnichtnachvollziehbar,

Forschungs- und Innovationsförderung des Bundes nachhaltig gestalten Transparenz und Partizipation der Zivilgesellschaft ausbauen

1.WelcheRechtsfolgenhateineArbeitsunfähigkeitsmeldungjeweilsinder Arbeitslosenversicherung (SGBIII)undinderGrundsicherungfürArbeitsuchende

Mögliche Diskriminierung von Versicherten durch den Krankenkassen- Wettbewerb

DurchseineEntscheidungvom23.Oktober2007hatderEuropäischeGerichtshofdieFeststellunggetroffen,einzelneVorschriftendesVW-Gesetzes,dieder

rechtfertigen.unterdemdeckmanteldesirreparablenvertrauensverlusteswerdenzumschutzdesarbeitgebereigentumsausgeneralpräventivengründen

Existenzsicherungslücke im Übergang von Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II in die Rente

möglich, wenndieszumausgleichaufdemausbildungsmarktundzurförderungderberufsausbildungerforderlichist.dieträgeroderdrittemüssensich

Erste Erfahrungen mit Riester-Renten Gründe für die häufig unter den Erwartungen liegenden Renten

der Abgeordneten Cornelia Hirsch, Dr. Petra Sitte, Volker Schneider (Saarbrücken) und der Fraktion DIE LINKE.

Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung des Erwerbsminderungsschutzes

der Abgeordneten Dr. Barbara Höll, Harald Koch, Richard Pitterle, Dr. Axel Troost und der Fraktion DIE LINKE.

Grundsätzliche Überprüfung der Abschiebungshaft, ihrer rechtlichen Grundlagen und der Inhaftierungspraxis in Deutschland

Unberechtigte Privilegien der energieintensiven Industrie abschaffen Kein Sponsoring der Konzerne durch Stromkunden

Leitlinien für Transparenz und Umweltverträglichkeit bei der Förderung von unkonventionellem Erdgas

DienunaufderInternetplattformWikiLeaksveröffentlichtenmilitärischenGeheimdokumenteüberdenEinsatzinAfghanistanwerfenFragennachdem

Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf die Einlagensicherheit bei den Sozialversicherungsträgern sowie auf die private Altersvorsorge

DieFraktionDIELINKE.erkundigtsichregelmäßignachvorgesehenenWerbemaßnahmenderBundeswehr,insbesonderedenAktivitätendesZentralen

Den Reichtum umverteilen für eine sozial gerechte Reform der Erbschaftsbesteuerung

Neuregelung der elterlichen Sorge bei nicht verheirateten Eltern

Tätigkeit der Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bei Krankenkassen- und (Zahn-)Ärzteorganisationen

radioaktivenrückständeweitgehendunkontrolliertineigenverantwortung durchdieförderfirmen.mitteilungspflichtennach 100StrlSchVgeltenerst

Beschlussempfehlung und Bericht

Unisextarife, kollektive Rechnungszinssenkung und Mindestleistungen in der privaten Krankenversicherung

I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: 1.DieBranchederprivatenWach-undSicherheitsdienstestelltnachdemBundesverbandderSicherheitswirtschaft

Aufwertung der Sozial- und Erziehungsdienste (Nachfrage zur Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage auf Bundestagsdrucksache 18/4411)

Erfahrungen mit der steuerlich geförderten Basis- oder Rürup-Rente

(vgl.mündlichefrage18derabgeordnetendr.martinabunge,plenarprotokoll17/151).dieweigerung,kassenleistungenzuerbringen,findetauch

NutzerinnenundNutzernführen.DieBranchewürdezudemeinenwirksamen Beitrag zum globalen Klimaschutz leisten.

Entwicklung und Bestand von arbeitsmarktbedingten Erwerbsminderungsrenten

der Abgeordneten Andrej Hunko, Herbert Behrens, Christine Buchholz, Annette Groth, Niema Movassat und der Fraktion DIE LINKE.

Gemeinsame Europäische Agrarpolitik ab 2014 sozial und ökologisch ausrichten

Sicherheit bei Transport, Lagerung und Einsatz von MOX-Brennelementen

Beteiligung deutscher Polizeien am EU-Projekt icop zur Entwicklung von Mustererkennung und Filtertechnologie für Tauschbörsen

Sofortmaßnahmen beim BAföG Für mehr Zugangsgerechtigkeit und höhere Bildungsbeteiligung

NachAngabeneinesfrüherenManagerseinesSicherheitsdienstleistungsunternehmensbietetauchdieNPD

Klimaschutz im Verkehr braucht wesentlich mehr als Elektroautos

Transsexuellengesetz aufheben Rechtliche Gestaltungsmöglichkeiten für Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle schaffen

AnpassungandietatsächlichenLebensverhältnissevorgenommen.DasMietrechtwurdedadurcheinfacher,übersichtlicherundgerechter.

Rehabilitierung und Entschädigung der verfolgten Lesben und Schwulen in beiden deutschen Staaten

Materielle Deprivation Zusammenhang mit Einkommensarmutsrisiko und geringem Einkommen nach dem Sozio-oekonomischen Panel

Beitragserhöhungen, sinkender Zins und andere Herausforderungen der privaten Krankenversicherung

Bekanntmachung von Rechenschaftsberichten politischer Parteien für das Kalenderjahr 2012 (3. Teil Sonstige Parteien)

Wirtschafts- und Außenpolitik für eine sichere Rohstoffversorgung Wachstum und Arbeitsplätze in Deutschland, Europa und den Partnerländern

Sicherheit, Wirksamkeit und gesundheitlichen Nutzen von Medizinprodukten besser gewährleisten

Ende-zu-Ende-Verbindungwiederzusammengefügtwerden.PraktizierteNetzneutralitätistaufdieseArtundWeisezurBedingungfürdenfreienTransport

Genossenschaftsgründungen erleichtern, Wohnungsgenossenschaften stärken, bewährtes Prüfsystem erhalten

Kulturelles Erbe 2.0 Digitalisierung von Kulturgütern beschleunigen

Ausbleibende Unterstützung für den Zug der Erinnerung durch die Bundesregierung und die Deutsche Bahn AG

etwadieimmai2011aktualisiertenleitsätzederorganisationfürwirtschaftlichezusammenarbeitundentwicklungfürmultinationaleunternehmenoder

Probleme und Risiken einer Versicherungspflicht für Selbständige mit Wahlfreiheit des Vorsorgeprodukts

Bildungssparen als ein Baustein zur Förderung lebenslangen Lernens

der Abgeordneten Andrej Hunko, Jan van Aken, Sevim Dag delen, Annette Groth, Ulla Jelpke, Harald Koch, Dr. Petra Sitte und der Fraktion DIE LINKE.

BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN

Ausbildung der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten

zu der dritten Beratung des Gesetzentwurfs der Bundesregierung Drucksachen 17/11470, 17/12534

Neuere Formen der Überwachung der Telekommunikation durch Polizei und Geheimdienste

Kredite aus dem Europäischen Stabilitätsmechanismus für Zypern

der Fraktionen SPD, DIE LINKE. und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Private Sicherheitsfirmen umfassend regulieren und zertifizieren

der Abgeordneten Heidrun Bluhm, Dr. Barbara Höll, Dr. Axel Troost, Ulrich Maurer, Bodo Ramelow und der Fraktion DIE LINKE.

Ausgabenentwicklung und Wettbewerb in der privaten Krankenversicherung

1.WievielelandwirtschaftlicheBetriebeinDeutschlandhabennachEinschätzung der Bundesregierung ein Hofnachfolge-Problem?

Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Vorläufigen Tabakgesetzes

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jan Korte, Ulla Jelpke, Jutta Krellmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.

der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Lutz Heilmann, Hans-Kurt Hill und der Fraktion DIE LINKE.

Vorbemerkung der Fragesteller ImRahmenderQualifizierungsinitiativeAufstiegdurchBildung (Bundestagsdrucksache16/7750)hatdieBundesregierungdasProgramm

lösen,indemdefactoeineversorgungdritterklassestattfindet (vgl.bundestagsdrucksachen17/4782und17/5524),scheintsichdiebundesregierungnun

Entwurf eines Gesetzes über die Aufhebung des Freihafens Bremen

wirddieöffentlichehandangesichtsderhaushaltssituationinbundundländernderzeitnichtalleinaufbringenkönnen.diegezieltefinanzierungsolcher

331ff.desStrafgesetzbuches (StGB)nichtanwendbarsind,wennVertragsärztinnenund-ärztevoneinemPharmaunternehmenVorteilealsGegenleistung

Übernahme von Zusatzbeiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung für. BezieherinnenundBeziehervonGrundsicherungnachdemZweitenBuch

39ProzenteinTrassenzubaubedarfzwischen1700km (beinutzungvon Hochtemperaturseilen,TAL)und3600kmimÜbertragungsnetzbesteht.In

Transkript:

Deutscher Bundestag Drucksache 17/889 17. Wahlperiode 02. 03. 2010 Antrag der Abgeordneten Katja Kipping, Klaus Ernst, Matthias W. Birkwald, Dr. Diether Dehm, Heidrun Dittrich, Diana Golze, Andrej Hunko, Jutta Krellmann, Cornelia Möhring, Thomas Nord, Alexander Ulrich, Jörn Wunderlich, Sabine Zimmermann und der Fraktion DIE LINKE. Europäisches Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ernst nehmen Der Bundestag wolle beschließen: I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: DiegesellschaftlicheSpaltungistdiegrößtepolitischeHerausforderungder Zeit.ArmutundsozialeAusgrenzungnehmenzu.DieBundesregierungallerdingsignoriertdieHerausforderung.SieverschärftstattdessendieWirtschaftsundSozialpolitikderVorgängerregierungen,dieArmutundsozialeAusgrenzunghervorgebrachthat.SieverfolgtkeinpolitischesProgrammzur BekämpfungvonArmutundsozialerAusgrenzung,verweigertdieAnhebung derarmutsregelsätzevonhartzivunddieeinführungvongesetzlichen MindestlöhnenundgrenztdurchrhetorischeAttackenundMissbrauchsdebattendiehilfeberechtigtenMenschenaus.DerVizekanzlerredetvon spätrömischerdekadenz,wennhilfebedürftigemenschenihrerechteinanspruch nehmen.esistzeitfüreinegrundlegendekurskorrektur.das Europäische JahrzurBekämpfungvonArmutundsozialerAusgrenzung istderpassende Zeitpunkt. DasJahr2010istdurcheinengemeinsamenBeschlussvonEuropäischemParlamentundRatzum EuropäischenJahrzurBekämpfungvonArmutundsozialerAusgrenzung ausgerufenworden.derdeutschebundestagunterstütztdie ZieleundLeitprinzipien,diemitderAusrufungdes EuropäischenJahres verfolgtwerden.insbesonderebetontdasparlament,dassdemeuropäischenjahr die AnerkennungdesGrundrechtsdervonArmutundsozialerAusgrenzung BetroffenenaufeinLebeninWürdeundaufumfassendeTeilhabeanderGesellschaft zugrundeliegt.derdeutschebundestagerinnertdiebundesregierungdaran,dasssiemitderunterstützungdes EuropäischenJahres dieverantwortungübernommenhat, einenentscheidendenbeitragzurbeseitigung vonarmutundsozialerausgrenzung ( )aufallenentscheidungsebenenzu leisten (BeschlussdesEuropäischenParlamentsunddesRatesüberdasEuropäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung 2010). DieEntwicklungdersozialenUngleichheit,diewachsendeSpaltungzwischen armundreichineuropaundindeutschlandmachteinaktivespolitisches GegensteuerninallenmaßgeblichenPolitikfeldernnotwendig.DerBundestag befürchtetallerdings,dassdaseuropäischejahrzueinerbloßenpr-aktion verkommtunddieverpflichtungzupolitischemhandelnindemjeweiligenzuständigkeitsbereichignoriertwird.diebundesregierungprovoziertmassive Zweifeldaran,dasssiedieNotwendigkeiteineraktivenPolitikzurVermeidung undbekämpfungvonarmutundsozialerausgrenzungalsihreaufgabean-

Drucksache 17/889 2 Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode genommenhat.das EuropäischeJahr wirdinderkoalitionsvereinbarung zwischencdu,csuundfdpmitkeinemworterwähnt.folgerichtiglässt auchdasskizziertepolitischeprogrammfürdielegislaturperiodenichterkennen,dassdiebekämpfungvonarmutundausgrenzungeinanliegender Bundesregierungwäre.ArmutkenntdieBundesregierunginihrerKoalitionsvereinbarungnuralsProblemandererLänderundalszukünftigeAltersarmut, Ausgrenzungüberhauptnicht.InzentralenPolitikfeldern u.a.gesundheit, Bildung,Familie setztdiekoalitiondurchprivatisierungundvermarktlichungöffentlicherdienstleistungaufeinepolitikderausgrenzung.aufdas vombundesverfassungsgerichtinseinemurteilvom9.februar2010statuierte GrundrechtaufGewährleistungeinesmenschenwürdigenExistenzminimums habendiversekoalitionspolitikerstattmitvorschlägenzurverbesserungder LagevonGrundsicherungsbeziehendenmitRufennachKürzungenderRegelsätzereagiert.AndereplädierenfürSachleistungenundwollensodieStigmatisierungundAusgrenzungvonMenschenimstaatlichenHilfebezugnochverschärfen.DenzurBekämpfungvonArmuttrotzArbeitdringenderforderlichen gesetzlichenmindestlohnlehntdiebundesregierungweiterhinstriktab.siehat zureffektivenbekämpfungvonarmutundsozialerausgrenzungkeinkonzept undverschärftdieproblemedurchihrforciertesprogrammzurumverteilung von unten nach oben. II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, im Laufe des Jahres 2010 1.aufnationalerEbeneeinProgrammgegenArmutundsozialeAusgrenzung vorzulegen, das zumindest folgende Kriterien erfüllt: a)derkampfgegenarmutundsozialeausgrenzungwirdalspolitische Priorität ausgewiesen, b)eswerdenverbindlichezielezurreduktionvonarmutundsozialerausgrenzung mit einem konkreten Zeithorizont festgelegt, c)dieerreichungderjeweiligenzielewirdmiteinemkonkreten,mitausreichendenfinanziellenmittelnausgestattetenhandlungsprogramm unterfüttert, d)dieausarbeitungdesprogrammsbeziehtrelevanteakteure insbesondereauchgewerkschaften,sozialverbändesowievereinigungenvon Betroffenen ein; 2.aufEU-EbenedasThemaVermeidungundBekämpfungvonArmutundsozialer Ausgrenzung zu einer zentralen Priorität zu machen. Dies beinhaltet: a)daseinsetzenfüreinesozialefortschrittsklauselindaseu-vertragswerk, b)diedefinitionvonverbindlichenzielenimkampfgegenarmutund sozialeausgrenzungmiteinemkonkretenzeithorizontaufeuropäischer Ebene, c)dieunterfütterungderjeweiligenzielemiteinemkonkretenhandlungsprogramm, d)beiderausarbeitungdesprogrammswerdenrelevanteakteure insbesondereauchgewerkschaften,sozialverbändesowievereinigungen von Betroffenen einbezogen werden. Berlin, den 2. März 2010 Dr. Gregor Gysi und Fraktion

Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode 3 Drucksache 17/889 Begründung 1.ArmutundsozialeAusgrenzungsindgesellschaftlicheRealitätundResultateeinerPolitikinDeutschlandundderEU,diesozialeSicherungssysteme zugunstenvonstandort-undunternehmensinteressenausgehöhlthat. Agenda2010undLissabon-StrategiesindAusdruckdieserPolitik.Diesgilt gleichermaßenfürdieeuwiefürdiebundesrepublikdeutschland.die ArmutsgefährdungsquoteliegtinderEuropäischenUnionbei17Prozent.In denländernderalteneu (EU-15)undderEurozoneliegtsiemit16Prozent nurgeringfügigniedriger.deutschlandweisteinearmutsgefährdungsquote von15prozentaufundliegtdamitdeutlichüberdenwertenstrukturellvergleichbarerländerwieschweden,dänemark,derniederlande,frankreich oderösterreich (alledaten:eurostatmitstandvom29.januar2010).auch warhierderanstiegbesondersstark.dieungleichheitdereinkommensverteilunghatindereuropäischenunionebenfallseinenkritischenwerterreicht.deutschlandliegthiernahameu-durchschnittundwiederumweit überdenungleichheitsmaßenderskandinavischenländeroderösterreichs. FürDeutschlandhabendieArmuts-undReichtumsberichtederBundesregierungdenHandlungsbedarfinSachenArmutundsozialeAusgrenzung deutlichvoraugengeführt.diejüngstendatendesdeutscheninstitutsfür Wirtschaftsforschung DIW (Grabka,MarkusM./Frick,R.Joachim2010: WeiterhinhohesArmutsrisikoinDeutschland:KinderundjungeErwachsenesindbesondersbetroffen,in:DIW-Wochenbericht7/2010)unterstreichendieseneindrücklich.Demnachsind14ProzentderBevölkerungoder 11,5MillionenMenschenvonArmutbedroht.DieArmutsrisikoquoteistin denvergangenenjahrenumrundeindrittelgestiegen (ebd.,s.5).auch wenndieveröffentlichungdesdiwkeinegeschlechtsspezifischedifferenzierungenthält,istbekannt,dassdierisikoquotevonfrauenüberdervon Männernliegt (Bundesregierung:LebenslageninDeutschland DritterArmuts-undReichtumsbericht,Bundestagsdrucksache16/9915,S.184).Dies nichtzuletztdeshalb,weilbesondershaushaltemitkindernundhier wiederumbesondersvonalleinerziehendenbetroffensind.80prozentvon ihnensindfrauen.aucherwerbslose,menschenmitbehinderungenund MigrantinnenundMigrantenweiseneinerhöhtesArmutsrisikoauf.Die besondersbetroffenengruppensindindieentwicklungeinesprogramms gegenarmutundsozialeausgrenzungeinzubeziehen.inostdeutschland lagdasarmutsrisikoindenvergangenenzehnjahrendurchgängigdeutlich überdemwestdeutschenniveau.aufgrundeiner aktivierenden Arbeitsmarktpolitik,dieaufdenAufbaueinesNiedriglohnsektorssetztunddieZunahmevonLeiharbeitbefördert,schütztauchArbeitinvielenFällennicht mehrvorarmut.rund1,37millionenerwerbstätigesindaufzusätzliche LeistungennachdemZweitenBuchSozialgesetzbuch SGBII (HartzIV) angewiesen. 2.DieVerantwortungderdeutschenBundesregierungliegtinersterLinieauf nationalerebene.hierverweigerteaberbereitsdievorgängerregierungdie BestimmungvonverbindlichenZielenbeiderBekämpfungvonArmutund sozialerausgrenzung (BundesministeriumfürArbeitundSoziales:NationalerStrategiebericht.SozialschutzundsozialeEingliederung2008bis2010). DieKoalitionsvereinbarungderaktuellenRegierungausCDU,CSUund FDPignoriertdasEuropäischeJahralsHerausforderungkomplett.EinHandlungsprogrammgegenArmutundsozialeAusgrenzungistnichterkennbar. AuchdieDebatteimAnschlussandasBundesverfassungsgerichtsurteilvom 9.Februar2010zurVerfassungswidrigkeitderHartz-IV-Regelleistungen lässtaneinemangemessenenproblembewusstseinderbundesregierung zweifeln.vertreterderbundesregierungbeförderneinemissbrauchsdebatte undversuchensozialleistungsberechtigtegegenniedriglohnbeziehendeauszuspielen.

Drucksache 17/889 4 Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode KonkreteMaßnahmenundUnterlassungenkonterkarierendie Nationale StrategiefürDeutschlandzurUmsetzungdesEuropäischenJahres2010 gegenarmutundsozialeausgrenzung (BundesministeriumfürArbeitund Soziales:MitneuemMut.NationaleStrategiefürDeutschlandzurUmsetzungdesEuropäischenJahres2010gegenArmutundsozialeAusgrenzung).HierhattedieBundesregierungdreiinhaltlicheSchwerpunkte präsentiert (a.a.o., S.7 bis 11): 1. Jedes Kind ist wichtig Entwicklungschancen verbessern. 2. Wo ist der Einstieg? Mit Arbeit Hilfebedüftigkeit überwinden! 3. IntegrationstattAusgrenzung SelbstbestimmteTeilhabefüralle Menschen! InderRegierungspraxisspielendieseZieleaberkeinespürbareRolle, sondernwerdenkonterkariert.soistdaskindergeldum20europromonat undkindangehobenworden.diebundesregierunglässtaberzu,dassdie ärmstenkinder KindervonElternimHartz-IV-Leistungsbezug von dieserleistungserhöhungausgeschlossenwerden.sievernachlässigtdarüberhinausdenausbauvonnotwendigersozialerinfrastrukturinsbesondereindenbereichenkinderbetreuungundbildung.gleichzeitighatdie schwarz-gelberegierungdeutlichgemacht,dasssiekeinengesetzlichen Mindestlohneinführenwill.DamitverhindertdieRegierungbewusst,dass mitarbeithilfebedürftigkeitüberwundenwerdenkann.insgesamtfehltes derbundesregierungoffensichtlichanderbereitschaft,einedringendnotwendigeumverteilungdesgesellschaftlichenreichtumsvonobennach unten durchzusetzen. 3.VerantwortungträgtdieBundesregierungaberauchaufeuropäischerEbene. DieBundesregierungmussdaraufhinwirken,dassdiesozialeDimensionder europäischenintegrationgestärktwird.dazubedarfeseinesumfassenden wirtschafts-undsozialpolitischenkurswechselsindereuropäischenunion. DieneoliberaleLissabon-StrategieführtzueinemeuropaweitenWettlaufum dieniedrigstensteuern,löhneundsozialleistungen.dieabhängigbeschäftigtenwerdengegeneinanderausgespielt.einesozialefortschrittsklausel musszurvermeidungvonsozialdumpingindaseu-vertragswerkaufgenommenwerden.indersozialpolitikmüssenverbindlichezielezur BekämpfungvonArmutundsozialerAusgrenzungdefiniertwerden.Die Bundesregierungkanndabeiaufdemsog.Zimmer-BerichtdesEuropäischenParlamentsaufbauen (EuropäischesParlamentA6-0364/2008).Das EuropäischeParlamenthatdenBerichtmiteinerüberwältigendenMehrheit beschlossen:von629abgegebenenstimmenstimmten540abgeordnete dafür.indem BerichtüberdieFörderungdersozialenIntegrationunddie BekämpfungderArmut,einschließlichderKinderarmut,inderEU werden umfassendhandlungsfelderundzielefüreinepolitikgegenarmutund sozialeausgrenzungaufgeführt.sechshandlungsfelderwerdenindem Bericht identifiziert: ein ganzheitlicher Ansatz zur aktiven sozialen Einbeziehung, diegewährleistungausreichenderzuwendungen,umalleneinmenschenwürdiges Leben ermöglichen zu können, diebeseitigungderkinderarmutdurcheinenübergangvonderanalyse zur zielgerichteten Politik und Umsetzung, Beschäftigungspolitik für soziale integrative Arbeitsmärkte, BereitstellungvonDienstleistungenhoherQualitätundGewährleistung des Zugangs für schutzbedürftige und benachteiligte Gruppen, VerbesserungderpolitischenKoordinierungundEinbeziehungaller maßgeblichen Akteure.

Deutscher Bundestag 17. Wahlperiode 5 Drucksache 17/889 UnterdenzahlreicheneinzelnenMaßnahmenundZielensinddieForderungennachEU-VorgabenfürarmutsfesteMindestsicherungssystemeund MindestlöhneebensozubetonenwiedasZiel,bis2015Obdachlosigkeitzu beseitigen,imrahmenderbarcelona-zielebis2015indergesamtenunion Betreuungseinrichtungenfür90ProzentallerKindervomSäuglingsalterbis zumschulpflichtigenalterbereitzuhaltenundkinderarmutbis2010um 50Prozent zu verringern. DieBundesregierungistaufgefordert,sichfürdieAnerkennungundUmsetzungderZieleundHandlungsvorschlägedesZimmer-Berichtsaufder europäischen Ebene einzusetzen.

Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83 91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbh, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333