Arbeitslosigkeit: Höchststand erreicht % nach Eurostat 5 = 1 Einzelhandel noch nicht erholt Polen Tschechien Eurozone 1 95
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1 Helaba Volkswirtschaft/Research Länderfokus 1. Juni 1 Autor: Marion Dezenter Telefon: 69/ research@helaba.de Tschechien: 1 von Sparkurs geprägt In Tschechien stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Jedoch wird das Land bedingt durch die schwache Konjunktur bei den Handelspartnern und den Sparzwang in den öffentlichen Haushalten vorerst nicht an die alte Wachstumsstärke anknüpfen können. Für 1 ist daher nur ein leichtes Wirtschaftswachstum von real 1,5 % zu erwarten. Redaktion: Dr. Stefan Mitropoulos Herausgeber: Dr. Gertrud R. Traud Chefvolkswirt/Leitung Research Landesbank Hessen-Thüringen MAIN TOWER Neue Mainzer Str Frankfurt am Main Telefon: 69/91 3- Telefax: 69/ schrumpfte das tschechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um gut %, nachdem die Wirtschaft zwischen 5 und 8 jährlich im Durchschnitt um real 5, % gewachsen war. Die Eurozone ist der wichtigste Handelspartner Tschechiens. Allein Deutschland hat bei den Ex- und Importen einen Anteil von je rund einem Drittel. Besonders die starke Ausrichtung auf die Automobilindustrie machte Tschechiens Exporteuren in der zurückliegenden Rezession zu schaffen. Schon im zweiten Halbjahr 9 jedoch drehte das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal ins Plus, und im ersten Quartal 1 war die Rate sowohl im Vergleich zum Vorquartal als auch zum Vorjahr positiv (+, bzw. +1, %). Damit scheint die konjunkturelle Trendwende vollzogen. Für 1 deutet der Anstieg der Auftragseingänge seit Jahresbeginn auf eine höhere Wachstumsdynamik hin. Bei weiterhin schwachem Konsum ist insgesamt ein Wachstum von 1,5 % zu erwarten weniger als in Polen und der Slowakei, aber mehr als in Ungarn, wo die Rezession voraussichtlich erst 11 beendet sein wird. BIP wieder im Plus Real, in % gegenüber Vorjahr 11* 1* Polen Tschechien Ungarn Slowakei -8 Quellen: EIU, Helaba Volkswirtschaft/Research; *Prognose Die Publikation ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Sie enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden. Die Arbeitslosenquote in Tschechien hat sich in der Rezession beinahe verdoppelt und lag zuletzt bei fast 8 % (Eurostat-Abgrenzung). Verglichen mit den anderen mittelosteuropäischen Ländern ist dies der niedrigste Wert vor Polen (9 %). Dies spiegelt sich im Konsumentenvertrauen wider: Insgesamt sind die tschechischen Konsumenten zuversichtlicher als in den Nachbarländern Polen, Ungarn und Slowakei, wenngleich das Konsumentenvertrauen in den letzten Monaten stark schwankte. Den Einzelhandelsumsätzen in Tschechien hat die Rezession weniger geschadet als in Ungarn und in der Eurozone. Die Umsatzeinbußen beliefen sich 9 dennoch auf insgesamt,3 %. Für 1 zeichnet sich eine Stabilisierung ab, jedoch kein starker Impuls.
2 Arbeitslosigkeit: Höchststand erreicht % nach Eurostat 5 = 1 Einzelhandel noch nicht erholt Polen Tschechien Eurozone 1 95 Ungarn Quellen: Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research Der vergleichsweise geringe Anteil der Fremdwährungskredite, die sich bei Währungsschwankungen stark verteuern können, dürfte stabilisierend auf die Konsumentenstimmung wirken: Vom gesamten Kreditbestand der Banken lauten unter 15 % auf fremde Währungen. Zwar nehmen auch in Tschechien die Problemkredite zu, jedoch blieb der Bankensektor, der zu rund 96 % in ausländischer Hand ist, bislang stabil. Neue Regierung setzt auf Konsolidierung Konsolidierung soll fortgesetzt werden Nach der Parlamentswahl Ende Mai wird die neue Regierung entgegen den Umfragen im Vorfeld von einer Mitte-Rechts-Koalition gebildet. Die konservative ODS wurde nach den Sozialisten zwar nur zweitstärkste Kraft, erreicht aber mit zwei kleineren Parteien eine stabile Mehrheit. Für die erforderliche Haushaltskonsolidierung sind die Aussichten damit besser, als sie bei einem Wahlsieg der Sozialisten gewesen wären. Denn diese hatten im Wahlkampf versprochen, einige unliebsame Ausgabenkürzungen der Vorgängerregierung zurückzunehmen. Demgegenüber kündigte der von Präsident Klaus mit der Regierungsbildung beauftragte Vorsitzende der ODS Petr Nečas bereits an haushaltspolitische Verantwortung übernehmen zu wollen. Haushalt im Minus Haushaltsdefizit und öffentliche Verschuldung in % des BIP Schuldenstand (rechte Skala) Defizit (linke Skala) * 11* Quellen: EU-Kommission, Helaba Volkswirtschaft/Research; *Prognose Konsolidierungsschritte sind dringend geboten: 9 verzeichnete der Staatshaushalt ein Defizit von fast 6 % des BIP mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor (-,7 %). Und auch die Staatsverschuldung ist merklich angestiegen, selbst wenn sie 9 mit rund 35 % des BIP innerhalb des Maastricht-Rahmens von 6 % blieb. Seit Dezember 9 läuft zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre ein Verfahren wegen eines übermäßigen Haushaltsdefizits, das die EU- Helaba Volkswirtschaft/Research 1. Juni 1 Helaba
3 Kommission anstößt, wenn ein Mitgliedstaat die Defizit-Grenze von 3 % des BIP überschreitet. Der Rat der EU-Wirtschafts- und Finanzminister (Ecofin) entschied, dass das übermäßige Haushaltsdefizit bis 13 zu beseitigen sei. Mit dem Budget 1 wurden einige Maßnahmen beschlossen, die die Haushaltseinnahmen stärken sollen, wie die Erhöhung der Mehrwertsteuer sowie höhere Verbrauch- und Immobiliensteuern. Auf der Ausgabenseite wurden zeitlich begrenzte Kürzungen im sozialen Bereich vorgenommen und die Löhne im öffentlichen Sektor eingefroren. Nach Regierungsangaben beläuft sich das Konsolidierungspaket auf rund 1,5 % des BIP, das sind etwa Mrd. Euro. Für eine nachhaltige Konsolidierung sind weitergehende Schritte nötig. Zu diesen zählen Reformen des Renten- und Gesundheitssystems, auch um künftigen Anforderungen z.b. aus der demographischen Entwicklung gerecht zu werden. In seiner Zwischenbeurteilung im April 1 zeigte sich der Ecofin zufrieden mit den Maßnahmen für dieses Jahr, kritisierte jedoch den mangelnden Ehrgeiz bei der weiteren Konsolidierung und eine fehlende Konkretisierung der zusätzlichen Einsparmaßnahmen. Zinsausgaben niedrig halten Eine solide Haushaltspolitik spielt im Urteil der Kapitalmärkte eine wichtige Rolle und hat im Zusammenhang mit Meldungen aus Griechenland und Ungarn noch an Bedeutung gewonnen. Auf schlechte Nachrichten zur Lage der öffentlichen Haushalte reagieren die Märkte derzeit äußerst nervös. Die konsequente Konsolidierung der Haushalte und eine nachhaltige Budgetpolitik sind daher notwendig, um die Zinsausgaben niedrig zu halten. Dies gilt auch für Tschechien, obwohl das Land im regionalen Vergleich relativ niedrige Spreads aufweist. Risikoaufschläge zuletzt wieder gestiegen Spreads zu 1-jährigen deutschen Staatsanleihen in Basispunkten Krone in der Krise stabil Krone hat am wenigsten abgewertet Die tschechische Krone nimmt bislang nicht am Europäischen Wechselkursmechanismus teil. Seit dem EU-Beitritt hat sie bis zum Ausbruch der weltweiten Finanzkrise 8 beständig an Wert gewonnen. Von den drei großen mittelosteuropäischen Währungen hat die Krone im Zuge der Krise am wenigsten abgewertet. Auch die Abwertungsbewegung der letzten Wochen, die alle Währungen der Region im Zusammenhang mit der europäischen Verschuldungskrise mitmachten, fiel in Tschechien am schwächsten aus. Allerdings ist die Währung derzeit gegenüber dem Euro noch weit entfernt von ihrem Höchststand im Juli 8. Für den Aufschwung des exportorientierten Landes ist dies von Vorteil, wenngleich es andererseits eine Verteuerung der Importe bedeutet. Insgesamt wird die Währung von stabilen Rahmenbedingungen gestützt. Wenn die neue Regierung ihre Konsolidierungsfähigkeit unter Beweis stellt, dürfte die Krone auf mittlere Sicht gegenüber dem Euro noch etwas zulegen, sofern die Märkte nicht durch erneute schlechte Nachrichten aus der Region verunsichert werden. Helaba Volkswirtschaft/Research 1. Juni 1 Helaba 3
4 Tschechische Krone in der Krise stabil Wechselkurse zum Euro, = 1 Inflationsziel wird erreicht Den Leitzins dürfte die Notenbank wegen der weiterhin verhaltenen Konjunkturdynamik vorerst nicht anheben, so dass für die Krone von dieser Seite kaum Impulse zu erwarten sind. Derzeit liegt der Leitzins um 5 Basispunkte niedriger als der EZB-Zins. Von der Inflationsseite besteht für die tschechische Zinspolitik noch keine Notwendigkeit zu einer restriktiveren Haltung: Der Verbraucherpreisindex war im April und im Mai durch höhere Rohstoffpreise und Anhebungen bei der Mehrwertsteuer sowie bei einigen Verbrauchsteuern weiter angestiegen. Jedoch liegt die Teuerung noch immer bei nur rund 1 % gegenüber dem Vorjahr. Mit Beginn des Jahres 1 hat die Zentralbank auf das anhaltend niedrige Preisniveau reagiert und das Inflationsziel um einen Prozentpunkt auf % +/- einen Prozentpunkt gesenkt. Im Vergleich der gemäß Eurostat harmonisierten Preisindizes liegt Tschechiens Teuerung europaweit am unteren Rand. Leitzinsen unterhalb Euroland-Niveau Inflation: Innerhalb des Zielkorridors % HVPI in % gegenüber Vorjahr Euro-Einführung erst in einigen Jahren Bevor Tschechien den Euro einführen kann, müssen noch einige Hürden bewältigt werden: Größtes Problem ist die Begrenzung des öffentlichen Defizits. Aber auch die Entschlossenheit zur Euroeinführung war bei den politisch maßgeblichen Stellen bislang wenig ausgeprägt. Dies erklärt auch, warum zum einen kein explizites Zieldatum mehr genannt wird und warum die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte nicht sehr ehrgeizig ist. Auch dem Europäischen Wechselkursmechanismus muss Tschechien noch rechtzeitig d.h. mindestens zwei Jahre vor der Euro-Einführung beitreten. Außerdem fordert die EU-Kommission einige institutionelle Änderungen in der Gesetzgebung zur Tschechischen Nationalbank, die vor einer Aufnahme ins System der Europäischen Zentralbanken umzusetzen sind. Dies betrifft etwa die vollständige Unabhängigkeit von parlamentarischer Einflussnahme. Vor einiger Zeit noch war 1 als Zieldatum anvisiert. Nun erscheint der Beitritt zur Eurozone erst ab etwa 15 realistisch. Helaba Volkswirtschaft/Research 1. Juni 1 Helaba
5 Wirtschaftsdaten Tschechien 8 9 1p 11p Nominales BIP Mrd. $ 16,1 19,3 193, 198, Reales BIP-Wachstum % gg Vj,5 -, 1,5,3 BIP pro Kopf $ Bevölkerung Mio. 1, 1, 1, 1, Investitionen % des BIP Arbeitslosenrate national % 5, 8,1 9, 8,7 Budgetsaldo (ESA 95) % des BIP -,7-5,9-5,7-5,5 Staatsverschuldung (ESA 95) % des BIP 3, 35,, 3, Inflationsrate (HVPI) % 6,3,6 1, 1,5 Leistungsbilanzsaldo % des BIP -,7-1,1 -,3 -,6 Auslandsschulden (brutto) Mrd. $ 83,1 86,5 89, 9, " % des BIP Kurzfristige Auslandsschulden Mrd. $,,5,1 3, Liquiditätsposition Q 9 Q3 9 Q 9 Q1 1 Währungsreserven Mrd. $ 38,5,7 1, 39, " % der Importe Schulden bei BIZ-Banken Mrd. $ 8,9 7, 5,8 Guthaben bei BIZ-Banken Mrd. $ 1,,1 19,8 Quellen: EIU, Eurostat, BIZ, IWF, Helaba Volkswirtschaft/Research % Helaba Volkswirtschaft/Research 1. Juni 1 Helaba 5
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