ThemenGeschichtsPfad zur Geschichte und Gegenwart homosexuellen Lebens in München

Transkript

1 Telefon: Telefax: Kulturreferat Seite 1 von 5 Abteilung 4 Kulturelle Bildung, Internationales, Urbane Kulturen KULT-ABT4 ThemenGeschichtsPfad zur Geschichte und Gegenwart homosexuellen Lebens in München - ThemenGeschichtsPfad Lesben und Schwule in München Antrag Nr / A der Stadtratsfraktion DIE GRÜNEN/RL vom Anlagen: 1. Antrag Nr /A Stellungnahme der Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen vom Stellungnahme der Stadtkämmerei vom Beschluss des Kulturausschusses vom 11. Dezember 2008 (VB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag des Referenten: 1. Anlass für die Vorlage / Kompetenzen Die Stadtratsfraktion Bündnis'90/Die Grünen/Rosa Liste beantragt einen ThemenGeschichtsPfad Lesben und Schwule in München - auch als Audio- und Internet-Version - zu erstellen und zu veröffentlichen. Außerdem soll in den künftigen KulturGeschichtsPfaden nach Möglichkeit die Verfolgungs-, Diskriminierungs- und Emanzipationsgeschichte der schwul-lesbischen Community in München in den jeweiligen Stadtteilen Berücksichtigung finden. Ein Anhörungsrecht eines Bezirksausschusses besteht nicht. 2. Im Einzelnen Das Konzept des ThemenGeschichtsPfads wurde in enger Anlehnung an das Konzept der KulturGeschichtsPfade entwickelt. Es sollen zentrale Querschnittsthemen der Münchner Zeitgeschichte den Bürgerinnen und Bürgern in einem niederschwelligen Angebot nahe gebracht werden. Vor dem Hintergrund dieses Konzepts hatte die referatsübergreifende Arbeitsgruppe Gedenktafeln in der Sitzung am mit Nachdruck dafür plädiert, keine zielgruppenspezifischen ThemenGeschichtsPfade zu entwickeln. Künftige ThemenGeschichtsPfade sollen nicht allein das Thema Verfolgung verschiedener Opfergruppen im Nationalsozialismus behandeln. Vielmehr bietet dieses Format die Möglichkeit der Behandlung breiter und vielfältiger zeitgeschichtlicher Themenfelder im stadthistorischen Kontext. An diesem Konzept soll bei der Themenwahl und Ausarbeitung künftiger ThemenGeschichtsPfade festgehalten werden.

2 Seite 2 von 5 Das Kulturreferat erachtet es als eine wichtige Aufgabe, Bewusstsein und Information der Stadtgesellschaft im Hinblick auf die Kultur, Lebensweise wie auch für die Verfolgungs- und Emanzipationsgeschichte der Schwulen, Lesben und Transgender in München zu verbessern. Das Kulturreferat unterstützt bereits gezielt dahingehende kulturelle Aktivitäten mit Projektmitteln aus dem Bereich Urbane Kulturen und mit einer institutionellen Zuwendung an den Verein Forum für Homosexualität und Geschichte. Daher ist das Kulturreferat in diesem Fall bereit, einen entsprechenden ThemenGeschichtsPfad auch für eine spezifische Gruppe gesellschaftlicher Ausgrenzung und staatlicher Verfolgung zu ermöglichen. Die Geschichte gleichgeschlechtlicher Lebensformen und Transgender darf dabei nicht auf die Verfolgungsgeschichte im Nationalsozialismus reduziert werden, sondern muss umfassend und in ihrer Gesamtheit erzählt werden. Die Geschichte homosexueller und benachbarter Lebensformen ist bis ins heutige Jahrhundert hinein bestimmt von Ausgrenzung und Diskriminierung verschiedenster Ausprägung, aber auch von Emanzipationsbestrebungen und der Schaffung von Freiräumen, in denen wichtige gesellschaftliche und künstlerische Beiträge entstehen konnten. Phasen der Liberalisierung wechselten sich ab mit Zeiten, in denen Homosexuelle gesellschaftlich ausgeschlossen und kriminalisiert wurden. So fand im 20. Jahrhundert die sexualpolitische Reformbewegung der Weimarer-Zeit mit der Machtergreifung Hitlers ihr Ende. Während der NS-Zeit gehörten Homosexuelle zu den Personengruppen, die diskriminiert und ermordet wurden. Auch die Nachkriegszeit war geprägt von rechtlicher, kultureller und gesellschaftlicher Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Kultur- und Lebenweisen, aber auch von wachsenden und zunehmend erfolgreichen Emanzipations- und Gleichstellungsbestrebungen der homosexuellen Community und ihrer Unterstützer und Unterstützerinnen. Erst in den gerade vergangenen Jahrzehnten wurde die schwul-lesbische Kultur auch von breiteren Bevölkerungskreisen als eine Bereicherung des urbanen Lebens wahrgenommen. Die Aidskrise in den 80er Jahren zeigte jedoch auch, wie schnell eine erreichte Liberalisierung wieder ganz oder teilweise in Frage gestellt werden kann. Ein Themengeschichtspfad zur Geschichte und Gegenwart homosexuellen Lebens in München bietet daher die Möglichkeit, einer breiten Öffentlichkeit den aktuellen Stand der Forschung in Bezug auf die Verfolgungs-, aber auch auf die Emanzipationsgeschichte der Lesben und Schwulen in München zu vermitteln. Anhand eines Rundgangs entlang historisch bedeutsamer Orte sowie einzelner Exkurse kann der Münchner Bevölkerung sowie Besucherinnen und Besuchern der Stadt die wechselvolle Geschichte und Gegenwart der Schwulen und Lesben in München vermittelt werden. Der im Antrag erbetenen Einbindung des Vereins Forum Homosexualität und Geschichte wird vom Kulturreferat gerne nachgekommen. Ebenso wird für diesen ThemenGeschichtsPfad die Erstellung einer Audioversion befürwortet, der u.a. mit Zeitzeugen und -zeuginneninterviews einem breiten Publikum die wechselhafte Geschichte gleichgeschlechtlicher Lebensweisen und Transgender in München erfahrbar macht.

3 Seite 3 von 5 3. Finanzierung Für die federführende Umsetzung von neuen Themengeschichtspfaden, die nicht im Projektzusammenhang mit dem geplanten NS-Dokumentationszentrum stehen, sind im Kulturreferat keine finanziellen Ressourcen verfügbar. Die Mittel im Bereich Urbane Kulturen, aus dem schwul-lesbische kulturelle Projekte gefördert werden, sind für ein Projekt dieser Größenordnung nicht ausreichend. Aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen belaufen sich die Projektkosten geschätzt wie folgt: Autor/in, Hilfdienste, Recherche, Beratung, Lektorat, Bildrechte, sonst.kosten: ca Grafische Gestaltung, Druck: ca Audioversion: ca ca Die Umsetzung des Pfades als Internetversion wird im Kulturreferat selbst realisiert werden. Dabei ist zu beachten, dass dies indirekt in die Kosten mit einfließt, genauso wie auch die zeitlich aufwändige inhaltliche und organisatorische Betreuung des ThemenGeschichtPfads insgesamt. Die Finanzierung erfolgt aus zentralen Mitteln der Stadtkämmerei. Der einmalige Mehrbedarf wird in 2009 auf dem Büroweg zur Verfügung gestellt. 4. Produktbezug Das Kostenbudget des Produkts Förderung von Kunst und Kultur, Produktziffer , erhöht sich in 2009 um die unter Ziffer 3 dargestellten Projektkosten in Höhe von ca Die Budgeterhöhung ist einmalig und zahlungswirksam. 5. Abstimmungen Die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen hat die Vorlage mitgezeichnet. Die Stadtkämmerei hat der Vorlage nicht zugestimmt. Auf die als Anlage 3 beigefügte Stellungnahme wird verwiesen. Die Korreferentin des Kulturreferats, Frau Stadträtin Sabathil, und der Verwaltungsbeirat für Kunst und Kultur Gesellschaftlicher Bewegungen, Interkulturelle Kunst, Immigrantenkultur, Volkskultur, Herr Stadtrat Schmid J. haben Kenntnis von der Vorlage.

4 Seite 4 von 5 II. Antrag des Referenten: 1. Das Kulturreferat erarbeitet und veröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Verein Forum Homosexualität und Geschichte einen Themengeschichtspfad zur Geschichte und Gegenwart homosexuellen Lebens in München inklusive einer Audio- und Internet- Version. 2. Bei der Erarbeitung künftiger Kulturgeschichtspfade werden stadtteilbezogene Aspekte der schwul-lesbischen Geschichte nach Möglichkeit berücksichtigt und in die Veröffentlichungen aufgenommen. 3. Mit der einmaligen Erhöhung von für das Haushaltsjahr 2009 und der Finanzierung aus zentralen Mitteln der Stadtkämmerei besteht Einverständnis. Der Mehrbedarf für das Produkt Nr Förderung von Kunst und Kultur wird in 2009 auf dem Büroweg zur Verfügung gestellt. 4. Dem Antrag Nr / A00175 der Stadtratsfraktion DIE GRÜNEN/RL vom wird entsprochen. Er ist damit geschäftsordnungsgemäß erledigt. 5. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle. III. Beschluss: nach Antrag. Über den Beratungsgegenstand entscheidet endgültig die Vollversammlung des Stadtrates. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Der Vorsitzende: Der Referent: Ude Oberbürgermeister IV. über den Stenografischen Sitzungsdienst an die Stadtkämmerei an das Direktorium Dokumentationsstelle an das Revisionsamt mit der Bitte um Kenntnisnahme. Dr. Küppers Berufsm. Stadtrat Abdruck von I., II. und III.

5 Seite 5 von 5 V. Wv. Kulturreferat (Vollzug) Zu V. (Vollzug nach Beschlussfassung): 1. Übereinstimmung vorstehender Ausfertigung mit dem Originalbeschluss wird bestätigt. 2. Abdruck von I. mit V. an StD an GL-2 an GL-4 an Abt. 1 (2 x) an Abt. 2 an Abt. 4 an die Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen an den Verein Forum Homosexualität und Geschichte, Bayerstr. 77a, München an das Direktorium HA II/V (Az.: D HA II/V /H-08/8) mit der Bitte um Kenntnisnahme bzw. weitere Veranlassung. 3. Zum Akt München, den... Kulturreferat I. A.