spanien Unbekanntes, begeisterndes Aus Liebe zum Wein. Seit 123 Jahren. HERZENSANGELEGENHEIT Gaby Gianini und ihr Castello di Morcote

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1 Aus Liebe zum Wein. Seit 123 Jahren. Aus g a be 0 4 A pr i l 2016 HERZENSANGELEGENHEIT Gaby Gianini und ihr Castello di Morcote DORIE SEAVEY Reife Spezialitäten aus der Weinbibliothek ZÜRICHSEE-WINZER Alain Schwarzenbach, Rütihof, Erich Meier 01_SWZ_0416_U1_Titel_09sik_RZ.indd 1 Unbekanntes, begeisterndes spanien :48

2 Zürichsee SCHWARZENBACH, MEILEN: EIN GLEICHM SSIGER JAHRGANG ZUM GENERATIONENWECHSEL Ohne Reibungen ging der Generationenwechsel im Weingut Schwarzenbach über die Bühne. Alain Schwarzenbach und Marilen Muff setzen neue Akzente bei Riesling und Marketing. Te x t : Wo l f g a n g F a s s b e n d e r, I v a n B a r b i c u n d A n d r é K u n z Foto: Hans-Peter Siffert Schweizerische Weinzeitung 48

3 Alain Schwarzenbach und Marilen Muff übernahmen ein Gut mit grosser Weinbautradition: Seit 1912 befindet sich die Reblaube im Besitz der Schwarzenbachs. Stikel Schwarzenbach bleibt. Doch für den nunmehr ehemaligen Chef des er Vorzeigebetriebs, den fast niemand unter seinem echten Vornamen kennt, wird sich trotzdem manches verändern. Der 60-Jährige kann sich nun öfter einen freien Tag oder Urlaub gönnen, obwohl er, ebenso wie Gattin Cécile, nach wie vor mitarbeitet im Familienunternehmen. Kein radikaler Schnitt also, eher ein sanfter Übergang. Einer, der den 32-jährigen Alain Schwarzenbach und seine Partnerin, die 30-jährige Marilen Muff, neuerdings im Vordergrund platziert. Beide sind allerdings blendend vorbereitet auf die übertragene Verantwortung. «Alain schafft seit etwa 13 Jahren im Betrieb, ich bin seit 5 Jahren da», sagt Marilen Muff, die aus dem eher weinarmen Luzern stammt und nach einem Praktikum beim Bauern von dessen paar Reben fasziniert war. Es folgte ein erstes Lehrjahr bei Thomas Mattmann in Graubünden, das zweite verbrachte sie am Zürichsee bei Stikel Schwarzenbach und blieb gleich da, machte bald auch die Ausbildung zur eidgenössisch diplomierten Marketingfachfrau. Dageblieben sind auch noch andere. Schon seit geraumer Zeit stellen die Schwarzenbachs Kollegen vom See Raum und Equipment zur Verfügung. Rico Lüthi baut hier schon lange seine finessenreichen Weine aus, Martin Schnorf kam ebenfalls in der Keller-WG unter, als Letzte folgten Diederik und Patricia Michel vom Küsnachter Weingut Diederik. Womit nicht nur vier begabte Winzerfamilien beisammen wären, sondern auch ein neuer Auftritt möglich wird. Am 14. April stellt das 49 Schweizerische Weinzeitung

4 Winzer-Kleeblatt erstmals gemeinsam seine Weine im neuen «Kornsilo» in der Mühle Tiefenbrunnen vor. Doch beim Marketing bleibt es nicht. Alain Schwarzenbach will Riesling künftig aus eigenen, nicht mehr aus zugekauften Trauben von leichten, kiesigen Böden in Uetikon am See gewinnen, peilt einen feinherben Stil an. Gut möglich, dass Vater Schwarzenbach von seiner für dieses Jahr geplanten Moselreise einige Tipps zur Süsse-Säure- Balance mitbringt. Was den Completer angeht, können die deutschen Winzer zwar nicht behilflich sein, doch mit der Kuriosität kennt man sich seit langem aus in. Einst standen sie wild verstreut im Gemischten Satz. «Mein Grossvater hat dann Completerreben rausgesucht und veredelt», erinnert sich Winzer Schwarzenbach senior an jene Sorte, die mal unter dem Begriff Zürirebe bekannt war. Immerhin 17 Aren stehen inzwischen im Weingut, und an denen wird nicht gerüttelt. Wenn man den 2014er Completer als Anhaltspunkt nimmt, sollte man die Fläche eher noch ausweiten: Die lange auf der Hefe ausgebaute Spezialität entwickelt sich erst nach 24 Stunden in der offenen Flasche allmählich zur Bestform. Eine mineralische Ergänzung des Räuschlings, des anderen grossen Klassikers des Hauses. Der 2010er ist jetzt in frappierender Form, voller Kräuterwürze und mit Anklängen an exotische Früchte. Spätestens hier merkt man, dass Räuschling vermutlich Traminer-DNA besitzt. Dass der 2015er ganz anders, aber ähnlich gut wird, darf vermutet werden. Die Natur schenkte dem Weingut zum Generationenwechsel einen Jahrgang, dessen Gleichmässigkeit die Alten und die Jungen zum Schwärmen brachte; Marketing ist in diesem Fall eigentlich kaum nötig. Fotos: Siffert / weinweltfoto.ch Schweizerische Weinzeitung 50

5 Zürichsee Cécile und Hermann «Stikel» Schwarzenbach führten das Weingut über 30 Jahre. In dieser Zeit verdoppelten sie die Rebfläche auf heute rund acht Hektaren. Die Lagen heissen Aebleten, Appenhalde, Ormis, Allmendrain, Seehalden und Mariafeld. Sowie Chorherren (links, mit Blick auf die Fähre Horgen) MEILENER RÄUSCHLING Fr Ausnahmsweise kein BSA Attraktive Frucht, Apfel, ein Hauch Quitte, Aprikose. Hatte fast keine Äpfelsäure, sehr saftig, süffig, schon zugänglich, besitzt aber auch Extrakt und Würze. 16 / 20 trinken MEILENER RÄUSCHLING Zunächst eher verhalten, deutlich Kräuter, ansatzweise gereifte Frucht, etwas Apfel, mineralisch, später offensiv mit Noten von Stachelbeeren, Kräutern und Maracuja. Straff, voller Würze mit fester, aber reifer Säure, lang und finessenreich, Poten zial für Jahrzehnte. 17 / 20 trinken RHEINRIESLING Gerade gefüllt Noch unzugänglich, Schwefel-Anklänge, Noten von gelben Früchten, Apfel. Saftig, würzig, die etwa 18 Gramm Zucker verleihen dem Wein Schmelz, frisch, sehr klar, noch etwas SO 2, elegant, viel Würze, abwarten. 16 / MEILENER COMPLETER Deutliche, dem Ausbau auf der Hefe geschuldete Aromatik, etwas kandierte Quitte, cremige Würze. Elegant am Gaumen, viel Würze, sich noch nicht wirklich zeigend, fest, deutliche Säure, cremigwürziger, mineralischer Nachhall, nach einiger Zeit spannender, vielschichtiger, mit langem Nachhall endend, Potenzial. 17 / MEILENER BLAUBURGUNDER Säuerliche Kirschen, später immer mehr Cassis, etwas Rauch und Tabak, Gewürze, kraftvoll, würzig. Saftig, zugänglich, schöne Säure. 16 / 20 trinken MEILENER PINOT NOIR Fr. 28. Zugänglich, frisch, offene Frucht, Sauerkirsche und Cassis, klar, ganz leicht rauchig. Mundfüllend, saftig, kraftvoll. Gewürze im Nachhall, schön integriertes Holz, saftig, mit viel Zukunft. 18 / Bei einer früheren Degustation verkostete Jahrgänge Pinot noir Sélection und Räuschling Seehalden: 2011 MEILENER PINOT NOIR Intensive, komplexe Nase, reife Beeren, edle Röstaromen. Sehr füllig im Antrunk, weiche Textur, fast opulent, sehr gut eingebundene Säure, reife, weiche Tannine, sehr intensive und komplexe Frucht, beerigwürzig, ausgewogen, recht dicht und mit langem 17 / 20 trinken MEILENER PINOT NOIR Sehr intensive, komplexe Nase, beerig und würzig. Füllig im Antrunk, weiche eingebundene Säure, reife Tannine, sehr intensive und komplexe Frucht, beerig-würzig, mineralisch, elegant und ausgewogen, dicht und mit sehr langem Abgang, sehr nobel, sehr burgundisch. 17 / 20 trinken MEILENER PINOT NOIR Intensive, frischfruchtige Nase, beerig-würzig. Füllig, weiche Textur, reife Tannine, präsente, gut eingebundene Säure, beerig, Zigarrennoten, ausgewogen und elegant, mittlere Dichte und mit recht langem 16 / 20 trinken MEILENER PINOT NOIR Sehr intensive, komplexe Nase, Pflaumenkompott, Zigarre und edle Holznoten. Am Gaumen wunderbar füllig, fast opulent, reife, weiche Tannine, sehr gut eingebundene Säure, intensive, komplexe Frucht, reife Pflaumen, Brombeeren, dazu edle Holznoten, sehr harmonisch und ausgewogen, mit langem 17 / 20 trinken MEILENER RÄUSCHLING Recht intensive Nase, Zitrusfrüchte, Lindenblüten. Füllig, cremige eingebun dene Säure, sehr intensive und komplexe Aromatik im Gaumen, mineralisch, Zitrusfrucht, sehr ausgewogen, gefällig, recht langer 17 / 20 trinken MEILENER RÄUSCHLING Mittelintensive Nase, floral, Blütenhonig, Zitrusnoten. Mittlere Fülle, weiche, fast zerfliessende Textur, gut eingebundene Säure, mineralische Frucht, Grapefruit, daneben auch Honignoten, ausgewogen, mittlere Dichte und mit mittellangem 16 / 20 trinken MEILENER RÄUSCHLING Eher verhaltene Nase, floral, dezente Zitrusnoten. Mittlere Fülle, präsente Säure, intensive, mineralische Frucht, hefig und floral, sehr ausgewogen, elegant, mittlere Dichte, recht langer Ein klassischer, geradliniger Räuschling. 17 / 20 trinken MEILENER RÄUSCHLING Floral, dezente Zitrusnoten. Füllig, cremige eingebun dene Säure, intensive, mineralische Frucht, Grapefruit, daneben auch süssliche Aprikosennoten, ausgewogen, harmonisch, elegant, dicht, langer Ein grosser Räuschling. 17 / 20 trinken 2027 Erhältlich bei: Schwarzenbach Weinbau Seestrasse Fon Schweizerische Weinzeitung