Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick CH-Waldstatt

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Kristian Braun
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1 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 1 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick CH-Waldstatt Bad Säntisblick Residential Home timber construction in the highest fire protection class Maison de séniors à Bad Säntisblick quand la construction bois répond aux plus hautes exigences en matière de protection contre l incendie Alex Buob Dipl.Arch HBK/SIA CH-Rorschacherberg

2 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 19. Internationales Holzbau-Forum 2013 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick CH-Waldstatt 1.

2 2 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 19. Internationales Holzbau-Forum 2013 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick CH-Waldstatt 1. Ausgangslage Das Bad Säntisblick liegt an einer bevorzugten Lage in Waldstatt mit einer herrlichen ländlichen Struktur, freier Sicht auf die appenzeller Hügellandschaft und auf das Alpsteinmassiv bis hin zum Säntis. Der Altbau, ein zweigeschossiger Holzbau, auf einem massiven Sockel aus Bruchsteinmauerwerk aufgebaut, wurde 1792 als Kurhotel und Bierbraugebäude erbaut. Das Haus wurde stetig den Bedürfnissen angepasst, erweitert und umstrukturiert. Später erfolgte auch der Zusammenschluss mit Nachbarbauten. Schliesslich wurde ein grosses Sockelgeschoss vorgelagert in dem eine Kegelbahn untergebracht war. Seit 1965 wurde das Bad Säntisblick als Seniorenheim genutzt. Das Zusammenfügen der verschiedenen Altbauten mit ihren unterschiedlichen Höhen führte zu Unzulänglichkeiten und zu Behinderungen für die Bewohner und das Personal. Abbildung 1: Altbau Bad Säntisblick ca Eine neue Betriebsleitung hat 2010 zu einem Wettbewerb für die Erweiterung des Hauses eingeladen. Die Aufgabe bestand darin, zeitgemässe Infrastrukturräume herzurichten und die Zahl der Unterkünfte von 30 auf 60 zu verdoppeln. Dabei war es den beteiligten Architekten freigestellt sämtliche oder nur Teile der Altbauten abzubrechen. 2. Konzept Nachdem wir den baulichen Zustand der Altbauten untersucht hatten, haben wir vorgeschlagen, die verschiedenen Anbauten sowie ein Stallgebäude zurückzubauen, hingegen das Stammhaus zu erhalten und zu sanieren. Im Altbau sollen alle öffentlich zugänglichen Räume sowie die Infrastrukturräume untergebracht werden. Der Neubau, ein dreigeschossiger Holzbau, beherbergt ausschliesslich die Zimmer für Bewohnerinnen und Bewohner mit dazugehörigen Aufenthaltszonen und Nebenräumen. Zwischen Altbau und Neubau entsteht als verbindendes Element eine Eingangshalle. Mit diesem Konzept konnten wir vor allem aufwändigen Schallschutzmassnahmen im Altbau ausweichen.

Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 3 Im Erdgeschoss des alten Bad Säntisblick sind die öffentlich zugänglichen Gastronomieräume sowie die Küche untergebracht.

3 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 3 Im Erdgeschoss des alten Bad Säntisblick sind die öffentlich zugänglichen Gastronomieräume sowie die Küche untergebracht. Im Obergeschoss konnte der grosse Saal erhalten bleiben. Im historischen Dachraum ist ein Ausstellungsraum für altes Holzhandwerk eingerichtet, eine wertvolle Bereicherung für das kulturelle Angebot des Hauses. Das Gebäude wird von Norden her betreten und ermöglicht sogleich den Blick zum südlich gelegenen Naturraum und zum Säntis. Die Halle ist sehr übersichtlich gestaltet. Hier befinden sich der Empfang, die Verwaltung, der Zugang zum öffentlichen Restaurant und eine grosszügige Treppe zum Gartengeschoss. Das Sockelgeschoss verbindet Alt- und Neubau. Hier ist eine weitere Wohneinheit mit 9 Gartenzimmern untergebracht. Abbildung 2: Ansicht von Süden Abbildung 3: Obergeschoss 3. Konstruktive Einfachheit Holzbau hat im Appenzellerland eine lange Tradition. Auf dem Land wohnen die meisten Leute in Holzbauten. Man kennt das Material und man lebt mit ihm. Bereits in der Wettbewerbsphase wurde eine Holzkonstruktion mit hohem Vorfertigungsgrad angedacht. Das umfassende Wissen der Ingenieure und der holzverarbeitenden Betriebe aus dem Appenzellerland kam uns mehrfach zu Gute: Erstens in der konstruktiven Umsetzung des Entwurfs und zweitens im Umgang mit dem Brandschutz. Das Konzept, den Neubau als reinen Bettentrakt auszubilden, führte zu einem einfachen Grundriss. Im Zentrum steht ein massiver Betonkern mit Treppenhaus, Lift und Nebenräumen, der die Erdbebenversteifung wie auch die Entfluchtung des Gebäudes übernimmt. Rund um diesen Kern konnten die Zimmer einfachst organisiert und ganz in Holz konstruiert werden. Die Wände bestehen aus einer Weiterentwicklung von Appenzellerholz. Appenzellerholz ist ein patentiertes leimfreies Kreuzlagen-Vollholzsystem. Die Weiterentwicklung besteht einem Sandwich-Aufbau aus jeweils zwei Schichten verdübelter Brettlagen mit einer Kalksplit-Füllung dazwischen.

ausgeführt. Diese wurden zusammen mit dem Aufrichten des Holzbaus eingebaut. Vor dieser Glasfassade ist eine selbsttragende Aussenraumstruktur gestellt.

4 4 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 19. Internationales Holzbau-Forum 2013 Abbildung 4: Eigenständiger Lärchenholzvorbau vor der durchlaufenden Glasfassade Die Fassaden sind als durchlaufende, geschosshohe Glaselemente ebenfalls in Holz ausgeführt. Diese wurden zusammen mit dem Aufrichten des Holzbaus eingebaut. Vor dieser Glasfassade ist eine selbsttragende Aussenraumstruktur gestellt. Dieser Filter zwischen Innen- und Aussenraum ist ein wichtiges architektonisches Element und thematisiert das Ausbilden von Balkonen im ländlichen Raum auf eigenständige Art. Die freie Anordnung von grossen und kleinen Öffnungen ist eine Referenz an die rhythmisierten Fassaden von alten Appenzellerhäusern. Ebenso die Verwendung von Naturholz als Vertäferung an der Hauptfassade und von Lärchenschindeln an den Seitenwänden. Abbildung 5: Fassadenöffnungen Süd

Holzbaustatik folgt einem strengen durch die Raumstruktur definierten Raster und spannt sich über

Die Decken bestehen aus Lignatur-Silent-Elementen, die den Bedürfnissen und den Vorschriften

Sowohl die Lignatur-elemente wie auch die Massivholzwände wurden in Sichtqualität vorgefertigt und

5 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 5 Abbildung 6: Detail Grundriss Zimmertrennwand Abbildung 7: Detail Schnitt Zimmertrennwand Die Holzbaustatik folgt einem strengen durch die Raumstruktur definierten Raster und spannt sich über ein Zimmer. Die Decken bestehen aus Lignatur-Silent-Elementen, die den Bedürfnissen und den Vorschriften entsprechend die Statik und Schalldämmung gewährleisten. Sowohl die Lignatur-elemente wie auch die Massivholzwände wurden in Sichtqualität vorgefertigt und mit fertiger Wandoberfläche eingebaut. Somit sind sie die raumbestimmenden Materialien in allen Pensionärszimmern. Die Materialkontinuität wurde mit den Einbaumöbeln aus Fichten-Mehrschichtholz weitergeführt. Abbildung 8: Lignatur-Deckenelement Abbildung 9: Zusammenschluss Holz-/ Massivdecke

Bereits in der Entwurfsphase muss die vorgesehene Materialisierung bekannt sein, damit die Behörde ihre Auflagen gemäss den gesetzlichen Grundlagen und Normen erarbeiten und formulieren kann.

6 6 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 19. Internationales Holzbau-Forum 2013 Abbildung 10: Ansicht von Süden 4. Brandschutzkonzept Wer mit Holz baut, wird im Bereich Brandschutz besonders herausgefordert. Wesentlich ist die frühe Kontaktaufnahme mit der zuständigen Brandschutzbehörde. Bereits in der Entwurfsphase muss die vorgesehene Materialisierung bekannt sein, damit die Behörde ihre Auflagen gemäss den gesetzlichen Grundlagen und Normen erarbeiten und formulieren kann. In diesen Vorschriften wird festgelegt für welche Nutzung welche baulichen Erfordernisse zu erfüllen sind. Ein Seniorenheim ist als Beherbergungsbetrieb für wenig mobile Menschen eingestuft. Im Rahmen eines Standard-Brandschutzkonzepts kann ein Alterszentrum laut Schweizer Vorschrift nicht in Holz ausgeführt werden. Jedoch ist es möglich, diesen Gebäudetyp mit einem objektbezogenen Brandschutzkonzept auszuführen. Abbildung 11: Querschnitt mit Brandschutzkonzept Um dieses Bauvorhaben als dreigeschossigen Holzbau ausführen zu können, war eine enge Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft, Planer und Brandschutzbehörde erforderlich. Das Schutzziel muss gemeinsam erarbeitet werden. Unter Beizug eines Brandschutzspezialisten wurde ein Qualitätssicherungskonzept für den Brandschutz erstellt. Werden Materialien verwendet, die nicht in den Richtlinien enthalten sind, muss das Schutzziel mit entsprechenden kompensatorischen Massnahmen erreicht werden. Dies führte in unserem Fall zur Auflage, dass zusätzlich zur Brandmeldeanlage zwingend eine Sprinkleranlage einzubauen war und zwar in die in Holz konstruierten Räume wie auch zur Fassadenbesprühung. Eine einfache und sichere Entfluchtung des Gebäudes war eine weitere Vorgabe, die es zu erfüllen galt.

7 Neubau Seniorenheim Bad Säntisblick, CH-Waldstatt A. Buob 7 Abbildung 12: Ansicht von Westen Abbildung 13: Aussicht auf den Säntis

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